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Ausgabe:

1958 Nr. 2

Spalte:

105-107

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Interpretationes ad Vetus Testamentum pertinentes 1958

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 2

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Jahrbuches) und schließlich die interessanten „Statistischen Angaben
" mit ihrer Aufgliederung nach Vorbildung, Heimatzugehörigkeit
und Alter der Studenten sowie nach dem Beruf der
Väter. Im SS 195 5 studierten in Bethel 173 Studenten (darunter
19 Studentinnen). Die Gesamtzahl aller Studierenden Bethels in
den letzten 50 Jahren beträgt über 10 000.

Im „Vorwort" sagt der derzeitige Leiter der Betheler Anstalten
Pastor F. v. Bodelschwingh: „So will dieses im 50. Jahr
der Arbeit unserer Theologischen Schule hinausgehende Jahrbuch
weniger zur feiernden Rückschau einladen als die Energie aufrufen
, die Einheit von Wort und Dienst in unserer Kirche zu erneuern
, so, wie sie uns als Erbe und Auftrag in der Theologischen
Schule zugewachsen ist."

Ich kann die Besprechung des Jubiläumsbandes nicht schließen
, ohne auch hier einen Segenswunsch auszusprechen zu dem
weiteren „Wort und Dienst" der Theologischen Schule Bethel.

Berlin Harald K m s k a

ALTES TESTAMENT

[M o w i n c k c I, Sigmund:] Interpretationes ad vetus Testamentum
pertinentes Sigmundo Mowinckel septuagenario missae. Oslo: For-
laget Land og Kirke [1955]. X, 183 S., 1 Abb. gr. 8°.

Die von Arvid S. Kapelrud und Nils Alstrup Dahl besorgte
Festschrift läßt auf das Grußwort an den Jubilar die Liste der
Gratulanten mit ca. 245 Namen von Einzelpersönlichkeiten, Fakultäten
, Bibliotheken und Instituten folgen. Ein gutes Bild des
Jubilars ist dem Band vorn eingeheftet. Die Manuskripte der
fünfzehn Arbeiten lagen bereits im Januar 1954 druckfertig vor.
Neben den exegetischen und biblisch - theologischen Beiträgen
stehen Aufsätze über Probleme der Qumräntexte und des Spätjudentums
.

Die Reihe der exegetischen Beiträge eröffnet W. F.
Albright, „Notes on Psalms 68 and 134" (S. 1—12). Nach
kurzer Einleitung, in der auf GunkeLs und Mowinckels Werk wie
auch auf die Arbeiten von H. L. Ginsberg und C. H. Gordon
hingewiesen wird, bringt der Autor Verbesserungen der an anderer
Stelle (HUCA XXIII, 1, 1950/51, 1—39) vorgelegten Interpretationen
zu Ps. 68 ohne Veränderung der seinerzeit vertretenen
Grundposition, die ähnlich schon 1892 John Punnett
Peters (JBL XI, 51 f.) vertreten hatte. Die Verbesserungen betreffen
Ps. 68, 7, wofür Ps. 113, 9 herangezogen wird, Ps. 68, 11,
dessen beide Hälften umgestellt werden, und Ps. 68, 18, in welcher
Stelle sin'än unter Hinweis auf die Alalach-Tafeln als
i"ananu-Bogenschütze interpretiert wird. In Ps. 68, 32 wird das
Hapaxlegomenon hasmannim unter Anlehnung an eine ugari-
tische Wurzel hu-us-ma-nu als red cloth, rotes Kleid gedeutet.
Ps. 134, 3 wird in beiden Vershälften durch Parallelen aus „pa-
gan Canaanite literature" belegt unter Hinweis auf Ps. 128, 5 und
118, 15b. 16.26. Der Verfasser behauptet zum Schluß, daß wir
jetzt „a basis for a literary chronology of the psalms" hätten. —
Der zweite Beitrag von A. A 11 (f) über „Micha 2, 1—5 FH2
ANAAAIMOI in Juda" (S. 13-23) erklärt den Abschnitt im
Sinn einer von Micha erwarteten Beseitigung der Latifundien und
einer Neuverteilung des Landes durch die „Versammlung Jahwes
". Im Gegensatz zu den radikalen Sozialreformen Griechenlands
erwartet Micha diesen Vorgang des FHH ANAAA2M02
von dem personalen Eingriff Jahwes. — Paul H u m b e r t, „Trois
notes sur Genese 1" (S. 8 5—96) untersucht in gründlicher und
behutsamer Weise den Gebrauch von resit im AT und stellt fest,
daß das Wort, temporal gebraucht, stets einen relativen Anfang
— abgesehen von Ez. 46, 10 — bedeute. Daher ist die Konstruktion
von Gen. 1, 1—3 nach Raschi und Aben Esra bestätigt. Die
creatio ex nihilo ist dem Verfasser von Gen. 1, 1 ff. ein fremder
Gedanke. Ähnlich wird Gen. 1,26.27 der seJem-Begriff
untersucht mit dem Ergebnis, daß der Mensch nach der physischen
Ähnlichkeit mit der Gottheit geschaffen ist. Im Bild (vgl. Münzbild
) prägt 6ich der Eigentumsanspruch Gottes an den Menschen
aus. Die Ausführungen werden abgeschlossen durch eine, sehr
interessante Herausarbeitung der theologischen Beziehungen zwischen
dem priesterlichen und dem jahwistischen Schöpfungsbericht
. Der Priester korrigiert den Jahwisten in theologischer
Hinsicht. Die Korrekturzüge machen sich vor allem in der antimythologischen
und monotheistischen Linie bemerkbar. Im ganzen
bildet nach Ansicht des Verfassers Gen. 1, 1—2, 4a einen
liturgischen Text für die Sabbatfeier der Neujahrsfeste. — Der
Beitrag von F. Hvidberg „The masseba and the holy seed"
(S. 97—99) beschäftigt sich mit der Exegese der vielumstrittenen
Stelle Jes. 6, 13b. Seine Erklärung ist originell. Er gestaltet den
Text so: k'lh wk'lwn 'sr mslkt msbt bmh zi hqwds msbth-
Seine Übersetzung lautet: Like the terebinth and the oak, that
lie flung down (muslaekaet 1. Kg. 13,24.25.28) upon the
masseba in the bama. The holy seed is its (the bama's) masseba.
Der heilige Sr.me wird auf den toten Gott gedeutet, der bestattet
wurde. Masseba und Same sind ein Ausdruck für einen fremden
Gott: Baal. — Aubrey R. Johnson beschäftigt sich mit dem
Thema „Hesed and Häsid" (S. 100—112). Er sieht das Problem
der Bedeutungen im engen Zusammenhang mit dem Bundesgedanken
. Für hesed wird die Bedeutung „loyalty" gewonnen
und im Hinblick auf einen geleisteten Eid auch mit „devotion"
wiedergegeben. Dementsprechend hat häsid vor allem die Bedeutung
„devotee", der Jahwe Ergebene. Jahwes hesed übersteigt
die seines Volkes bei weitem. Die Abhandlung schließt mit
dem zusammenfassenden Satz: „hesed is the virtue that knits
together society" (Zitat aus Robertson Smith, The prophets of
Israel 1895, 408).— Der Beitrag von A. S. Kapelrud ist der
Untersuchung von 2. Sam. 21, 1—14 unter dem Thema „King and
fertility. A discussion of II. Sam. 21, 1—14" gewidmet (S. 113
—122). Nach Mowinckels Anregungen wird der Abschnitt an
2. Sam. 8, 18 angeschlossen. Die Hinrichtung der Sauliden stellt
auf Grund eines Orakels der jahwisierten Gibeonpriesterschaft
ein Opfer zur Wiedererlangung der Fruchtbarkeit des Landes
dar. Zur Verbindung von König und Fruchtbarkeit im AT weist
der Verf. auf Pss. 45 und 72 hin. Ein weiteres Opfer dieser Art
berichtet Jdc. 12, 30—40. Opfer von Mitgliedern königlicher Familien
erzählen 2. Kg. 3, 26; 16, 3. Zugleich hat David die günstige
Gelegenheit benutzt, die letzten Reste der Königsfamilie
seines Vorgängers auszurotten. Die Frage bleibt, ob wirklich Land
und König so wenig vom Jahweglauben durchdrungen waren, wie
Verf. es annimmt. — Der Aufsatz von J. L i n d b 1 o m, „Der
Eckstein in Jes. 28, 16" (S. 123—132) deutet die bekannte Stelle
auf den „Kreis der Jünger des Propheten, die seine Verkündigung
von der alles überragenden Macht und Treue Jahwes zu Herzen
genommen haben und das Ideal des echten Glaubens und des
stillen Vertrauens (30, 15) verwirklichen". In diesen Jüngern ist
der „Rest" vorbereitet und vorgebildet. — M. N o t h untersucht
den Terminus „Die Heiligen des Höchsten" (S. 146—161). Der
Beitrag ist durch Anmerkungen erweitert auch in M. Noth, Gesammelte
Studien zum AT (Theol. Bücherei 6) 1957, 274—290
vorgelegt worden. Das Ergebnis ist, daß nur in Dan. 7, 2lb unter
dieser Bezeichnung an menschliche Wesen gedacht ist, einer im
Kapitelzusammenhang sekundären Stelle. Im AT sonst nur noch
Ps. 34, 10. — Neben diesen exegetischen Beiträgen stehen solche,
die biblisch-theologische Fragen oder größere Fragenkomplexe
zum Gegenstand der Untersuchung machen. J. Pedersen,
.»The fall of man" (S. 162—172) gibt eine theologische Analyse
von Gen. 2, 4b—3. Die Absicht Gottes geht auf die Vorenthaltung
der Weisheit gegenüber dem Menschen aus. Der Verrat der
Schlange durchkreuzt diese Absicht, sie wird dafür verflucht, dem
Menschen aber die Möglichkeit, das „Leben" zu erlangen, genommen
. Die isolierte Stellung dieser Geschichte im AT ist bekannt
, lediglich die Apokryphen, das NT und die islamische
Theologie verwenden sie. — Besonders bedeutsam ist der Beitrag
von Gyllenberg über „Kultus und Offenbarung" (S. 72—84).
Er bespricht den Wandel in der Kultauffassung innerhalb der
Gesamttheologie und speziell der alttestamentlichen Wissenschaft.
Auf Mowinckels und Pedersens Verdienste wird eindrücklich
hingewiesen. Kult als Ritus und Mythus ist in Israel eng mit
Offenbarung verknüpft. Auch bei Arnos, Protojesaja, Deutero-
jesaja und anderen! Trotz kritischer Haltung gegenüber dem Kult
verteidigen die Propheten „gerade das, was dem alten Kultus
wesentlich war, den lebendigen Gegenwartscharakter der Offenbarung
". Wichtig ist der Hinweis des Verf.s auf die nordischen
Erweckungsbewegungen, die gerade zu einer neuen Kultfreudig-