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1958 Nr. 12

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 12

884

G o u i 11 a r d, Jean: Kleine Philokalic zum Gebet des Herzens, hrsg.
Übersetzung aus dem Französischen durch James Schwarzenbach, Einführung
(S. 5—37) durch Gebhard Frei. Zürich: Thomas-Verlag 1957.
242 S. 8°. Lw. DM 12.50.

Das „Gebet des Herzens", jene Anrufung Christi durch orthodoxe
Christen „Herr Jesus Christus, erbarme Dich meiner"
oder ähnlich kurz, ist in den letzten Jahren durch das Buch „Erzählungen
eines russischen Pilgers" (ohne Verfasser, Deutsch bei
Herder, Freiburg i. Br.) weiteren Kreisen bekannt geworden.
Walter Nigg hat in seinem Werk „Des Pilgers Wiederkehr" das
letzte Drittel seiner Darstellungen dieser russischen Gestalt gewidmet
, und zwar in einer so meisterhaften Weise, daß auch hier
auf dieses Kapitel hingewiesen werden muß. Prof. Gebhard Frei
hat, um dem deutschen Leser diese ihm zunächst fremde Welt des
Herzensgebetes nahezubringen, in der Buchreihe de6 Otto Wilhelm
Barth-Verlages (München-Planegg), die unter dem Titel „Dokumente
religiöser Erfahrung" steht, einen Band dem Herzensgebet
gewidmet: „Das Herzensgebet / Mystik und Yoga der Ostkirche /
Die Centurie der Mönche Kallistus und Ignatius" (1955). Besonders
beachtlich ist hier 6ein Nachwort, in dem er die Bedeutung des
Namens sowie des Atmens darlegt (S. 13 5—157).

Diese längere Einleitung scheint mir nötig zu sein, damit der
Leser des neuen, aus dem Französischen übertragenen Buches den
Zusammenhang sieht. Das französische Werk seinerseits ist angeregt
worden durch die englische Ausgabe von E. Kadloubovsky
und G. E. H. Palmer, Writings from the Philokalia
on the Prayer of the H e a r t (London 1951). Der französische
Verfasser (Herausgeber) geht aber — im Unterschied zur
englischen Ausgabe, die dem Russischen folgt — auf die griechischen
Originale zurück, die er in Übersetzung, aber stets mit genauer
Angabe des Fundortes, abdruckt. Er bezeichnet jeweils Kapitel und
Abschnitt aus der Reihe der griechischen Kirchenväter (P. G.). In
mehr als 20 Kapiteln führt er Zeugnisse von den Wüstenvätern,
von Evagrius Pontikus (gest. 399) und Makario6 dem Großen (gest.
um 390) bis hinzu Gregor Palamas (ca. 1296—1359) und den beiden
Mönchen Kallistos und Ignatios Xanthopulos (Ende des 14.
Jahrhunderts) an und gibt zu jedem eine hilfreiche historische
Einleitung. Er wirft auch einen Seitenblick auf eine ähnliche Übung
im Islam (Anhang, S. 237—241).

Das vorliegende Buch sei hier nicht für die Kirchengeschichte
angezeigt, obwohl es auch dort seinen Ort haben mag. Es fordert
vielmehr die Aufmerksamkeit des praktischen Theologen,
weil es eine Möglichkeit des Betens zeigt, die manchem Menschen
unserer Zeit geholfen hat: eine nicht-rationalistische Art, die
aber uns ev. Theologen zunächst fremd erscheint. Nicht nur, daß
Atem und Gebet verbunden werden (obwohl das Herzensgebet
auch ohne bestimmte Atempraxis geübt werden kann), sondern,
was uns zu schaffen macht, ist vielmehr die Wiederholung. Gewiß,
es kann geplappert werden. Wer es so mißversteht, unterläßt es
bald. Wer es sachgemäß beurteilen will, muß es selber üben. Die
eigene Übung allein befähigt zu sachgemäßem Urteil. Das Herzensgebet
gehört in den Bereich des verweilenden Gebetes, einer
Übung, die schon den Bereich des Mystischen berührt (mystisdi
hier aber durchaus personhaft verstanden), den Bereich, da der
Betende der Gegenwart Christi und Gottes gewiß werden, da
er sie spüren möchte.

Künzelsau Friso Melzer

D i e m, Hermann: Der Sinn des Dialogs.

Kirche in der Zeit XIII, 1958 S. 361—364.
— Der Theologe zwischen Text und Predigt.

Evangelische Theologie 18, 1958 S. 289—302.
Frick, Hans-Siegfried: Seelsorge am Kranken.

Wege zum Menschen 10, 1958 S. 209—212.
F u e h r e r, Ruth: Was ist Seelsorge?

Wege zum Menschen 10, 1958 S. 177—186.
Gründler, Georg: Wege und Möglichkeiten zur Neuordnung der

Konfirmation.

Monatsschrift für Pastoraltheologie 47, 19 58 S. 421—43 8.
Hildebrandt, Helmut: Thesen zur Konfirmationspraxis.

Monatsschrift für Pastoraltheologie 47, 1958 S. 439—445.
Kunkel, Kurt: Zur Neuordnung der Konfirmation.

Die Zeichen der Zeit, 1958 S. 407—412.

Loew, Wilhelm: Die anthropologische Frage für Arzt und Seelsorger.
Wege zum Menschen 10, 1958 S. 156—159.

Müller, Gerhard: Heilung und Heiligung in der Seelsorge am süchtigen
Menschen.

Wege zum Menschen 10, 1958 S. 257—265.
N e i d h a r t, Walter: Nichttheologische Faktoren in Geschichte und
Praxis der Konfirmation.

Theologische Zeitschrift 14, 1958 S. 282—293.

Ramseyer, Jean-Philippe: Fidelite et liberte de la predication.
Verbum Caro XII, Nr. 48, S. 361—376.

R e n s c h, Adelheid: Das Schicksal der Einsamkeit in seiner Bedeutung
für die Persönlichkeitsentwicklung.
Wege zum Menschen 10, 1958 S. 307—318.

R o r a r i u s, Winfried: Sinn der Krankheit.
Wege zum Menschen 10, 1958 S. 289—299.

Schönherr, Albrecht: Bemerkungen zur Geschichte der Konfirmation
.

Die Zeichen der Zeit, 1958 S. 169—171.
von Sicard, Theodor: Krankenseelsorge — eine Frage an Kirche und
Gemeinde.

Wege zum Menschen 10, 1958 S. 337—347.
V i c e n t i n i, lose Ig.: Para una predicacion viviente.

Ciencia y Fe, 14, 1957 S. 83—90.
Vogel, Heinridi: Rundfunk und Fernsehen als Kommunikationsmittel

der christlichen Wahrheit.

Evangelische Theologie, 18, 1958 S. 158—171.
W o s s i d 1 o, Hans Leopold: Zur Erneuerung der Taufpraxis.
Die Zeichen der Zeit, 1958 S. 412—414.

MISSIONSWISSENSCHAFT

Kowalsky, Nikolaus, O. M. I.: Stand der katholischen Missionen
um das Jahr 1765 an Hand der Übersicht des Propagandasekretärs
Stefano Borgia aus dem Jahre 1773. Schöneck/Beckenried/Schweiz:
Administration der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft 1957.
87 S. gr. 8° = Schriftenreihe der Neuen Zeitschrift für Missionswissenschaft
XVI. Kart. sfr. 5.40.

Als im Zusammenhang mit und im Gefolge von der Vertreibung
der Jesuiten aus den Missionen und der Aufhebung ihres
Ordens (21. 7. 1773) und anderen Umständen das katholische
Missionswesen Ende des 18. Jhdt.s einen Niedergang oder sogar
einen Zusammenbruch erlebte, forderte Klemens XIV. (1769—74)
einen Lagebericht, um die Mission neu ordnen zu können. Ein
solcher Bericht wurde dann auch von Beamten der Propaganda
erstattet und nach Verbesserungen von Seiten Stefano Borgias
dem Papste vorgelegt (3. 9. 1773): die „Notizie e Luoghi di Mis-
sioni" (Miscellanea Missioni Tom. XIII) (295 S.). Borgia haben
bei dem Bericht in Briefen und Originalberichten aus den Missionsländern
und von Missionaren hervorragende Quellen vorgelegen.
Vollständig freilich waren die Berichte nicht. Es fehlten Berichte
über das Reich des Monomotapa, Goa und Äthiopien.

An Hand der Notizie gibt nun Kowalsky, Professor für
Missionswissenschaft an der Propaganda, einen Überblick über
den Stand der katholischen Missionen um das Jahr 1765. Aber in
einzelnen Fällen sind auch andere Quellen herangezogen worden.
Außerdem wird der Borgia-Bericht mit Hilfe der ihm zugrunde
liegenden Quellen erklärt und ergänzt.

Alles in allem bekommt man so ein ausgezeichnetes Bild
über den damaligen Stand der katholischen Mission. Allerdings
bezieht sich das Bild nur auf Gebiete der Propaganda, auf China,
Hinterindien, Indien, Tibet, Afrika und Amerika, nicht auf Gebiete
anderer Kongregationen. Man beachte auch, daß der Teil
des Borgia-Berichtes, der sich mit der Heidenmission befaßt, nur
einen Umfang von 95 S. hat und sich der weitaus größte Teil der
Notizie mit der nordischen Diaspora und dem Wirken der Propaganda
-Missionare im nahen Osten befaßt. Auch das ein Zeichen
der Zeit!

Die Arbeit selbst ist ein Muster nüchterner, gründlicher Arbeit
und entspricht in dieser Hinsicht dem ebenfalls sehr nüchternen
Bericht des Beamten Borgia. Die Untersuchung Kowalskys
ist vollgepfropft mit persönlichen und sachlichen Mitteilungen.
So hilft er wesentlich, ein Gebiet aufzuhellen, von dem wir bisher
zu wenig wußten. Daß der Inhalt immer sehr erfreulich ist,
kann niemand behaupten. Er versetzt in eine Zeit äußeren und