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1958 Nr. 12

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 12

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wie „Kosmos und Jenseits, die Erschaffung der Welt, die Entstehung
des Lebens, die Evolution der Lebewesen, die Entstehung
des Menschen" erst im zweiten und nicht wie z. B. „der Wandel
in der Naturphilosophie" im ersten Teil behandelt werden, wird
nicht ganz deutlich.

Zwar setzt sich der Verf. als neues Ziel „eine Apologie . ..
nicht im sonst gebräuchlichen Sinn der Verteidigung von übernatürlichen
Einzelwahrheiten", aber grundsätzlich hält er, wie
nicht anders zu erwarten, an der Beweismethode seiner Kirche
fest. So wird die natürliche Theologie von der übernatürlichen
Offenbarung unterschieden; es wird von „der göttlichen Erstursache
" (S. 21) gesprochen, und es werden die alten Gottesbeweise
gegenüber ihrer evangelischen Infragestellung benutzt. Auch
wird die Auseinandersetzung zwischen Determinismus und Indeterminismus
in üblicher Weise geführt.

Modern und zum Teil auch für den Nichtkatholiken brauchbar
ist die Behandlung heute besonders aktueller Einzelprobleme
wie das Eingehen auf Fragen des dialektischen Materialismus und
eine Polemik gegen Rudolf Bultmann und Karl Jaspers. Dabei
wird in erstaunlicher Liberalität. von einem Buchstabenglauben
an die Hl. Schrift abgerückt und „den Berührungspunkten zwischen
katholischer Bibeldeutung und dem gegenwärtigen Weltbild
. . . besondere Aufmerksamkeit geschenkt" (S. 87 f.).

Für die Kontrovers-Theologie scheint uns folgendes
bedeutsam: Evangelische Theologen werden höchstens am
Rande genannt, auch dort, wo eine gemeinsame Front wie z. B.
in der Abwehr Bultmannscher Gedanken vorhanden wäre. (Im
Personenverzeichnis kommt Karl Barth überhaupt nicht vor, und
E. Brunner wird versehentlich mit A. Brunner, S. ]., verwechselt!)
Gelegentlich wird auf den Konvertiten H. Schlier und auf O. Cull-
mann Bezug genommen. Bultmann gilt als „typisch protestantisch
" (S. 97).

Erfreulich nahe kommt der evangelischen Auffassung eine
ausführliche Interpretation des Glaubens: „das Wesentliche im
Glauben sind nicht einzelne Glaubenswahrheiten, sondern die
Person Christi und Gottes, auf die man durch diese Wahrheiten
hinstrebt, die Person, der man sich im Vertrauen hingibt"
(S. 172). Es wird ausdrücklich verneint, daß Glauben im katholischen
Sinne in erster Linie ein „Für-wahr-halten" sei.

Im letzten Teil wird ausführlich Recht und Unrecht der Formel
„extra ecclesiam nulla 6alus" behandelt und damit die Frage,
ob und wie weit auch nicht-katholische Christen zur Kirche gehören
. Hier wird bewußt „eine Akzentverschiebung vollzogen ...
heute bemüht sich die katholische Theologie, noch die letzten
Heilsmöglichkeiten für die verschiedensten Menschengruppen
außerhalb der Kirche zu erschließen" (S. 203). Ja, wir lesen —
offenbar für katholische Leser paränetisch gemeinte — Sätze wie:
„Aber davon sind wir ebenso überzeugt, daß viele unserer evangelischen
Brüder und Schwestern von einer tief erbaulichen Frömmigkeit
durchdrungen sind, sich einer vorbildlichen Lebensführung
befleißigen und — obwohl sie nach unserer konsequent durchgeführten
Auffassung nicht Glieder der Kirche sind — doch inniger
in der Gnadengemeinschaft mit Christus, dem Heiligen Geiste
und der Trinität stehen als viele Katholiken, welche die unschätzbare
Gnade, der wahren Kirche anzugehören, nicht würdigen
und mittelmäßig, gleichgültig oder habituell sündhaft dahinleben
. . ." (S. 198).

In Einzelfragen kann die evangelische Apologetik, die ja
selbst in einem Neuanfang steht, mancherlei aus dem Buch des
österreichischen Theologen lernen.

Bonn Carl G. Sch w e i tze r

Auer, Johann: Friedrich Gogarten, Was ist Christentum?
Catholica 12, 1958 S. 67—75.

B e g e m a n n, Helmut: Die Kirche „zwischen" Bekenntnis und Bekennen
.

Evangelische Theologie, 18, 1958 S. 193—209.
Benkert, Heinrich: „Ohne Christus wäre ich Atheist" — Zur Frage

der natürlichen Gotteserkenntnis.

Evangelische Theologie 18, 19 58 S. 445—460.
B o e c k h, Jürgen: Katholizismus oder Katholizität.

Quatember 22, 1957/58 S. 206—212.

C u s h m a n, Robert E.: Is the Incarnation a Symbol?

Theology Today XV, 1958 S. 167—182.
Düsen, Henry P. van: The Trinity in Experience and Theology.

Theology Today XV, 1958 S. 377—386.
Fritzsche, Hans-Georg: Dogmatik und Praxis. Weldie Anregungen

gibt Karl Barth der Verkündigung?

Die Zeichen der Zeit, 1958 S. 253—261.
Gill, Theodore A.: Priesthood of Believers.

Theology Today XV, 1958 S. 302—303.
H o f m a n n, Hans: Immortality of Man.

Theology Today XV, 1958 S. 230—245.
Kempf, Friedrich: Die katholische Lehre von der Gewalt der Kirche

über das Zeitliche in ihrer geschichtlichen Entwicklung seit dem Investiturstreit
.

Catholica 12, 1958 S. 50—66.
M a c k a y, John A.: The Form of a Servant.

Theology Today XV, 1958 S. 304—314.
Marie, R.: Bultmann predicateur et philosophe d'apres ses derniers

ecrits.

Recherches de science religieuse 46, 1958 S. 421—430.
Lehmann, Paul L.: The Servant Image in Reformed Theology.

Theology Today XV, 1958 S. 333—3 51.
M u ß n e r, F.: Gesetz und Evangelium (Zu G. Söhngens gleichnamigem

Buch).

Trierer Theologische Zeitschrift 67, 1958 S. 181—182.
Pannenberg, Wolfhart: Christlicher Glaube und menschliche Freiheit
.

Kerygma und Dogma 4, 1958 S. 251—280.
R a h n e r, Karl: Zur Theologie der Menschwerdung.

Catholica 12, 1958 S. 1—16.
Rosenthal, Klaus: Wandlungen in der Theologie Karl Barths?

Evangelische Theologie 18, 1958 S. 376—384.
Schönherr, Albrecht: Beichte.

Die Zeichen der Zeit, 1958 S. 361—366.
S 0 e, Niels H.: The Theological Basis of Religious Liberty.

The Ecumenical Review XI, 1958 S. 36—42.
S t ä h 1 i n, Wilhelm: Glaube und Werke IV.

Quatember 22, 1957/58 S. 217—223.
Torrance, Thoma6 F.: What is the Church?

The Ecumenical Review XI, 1958 S. 6—21.
Vogel, Heinrich: Wann ist ein theologischer Satz wahr?

Kerygma und Dogma 4, 1958 S. 176—190.
Werner, Martin: „Religion Christi" und „christliche Religion".

Freies Christentum 10, 1958 S. 122—127.
W i d m e r, Gabriel: Dogme et valeur.

Verbum Caro XII, Nr. 48, S. 344—360.
Willems, B. A.: Christus und die Kirche. Zum ekklesiologischen

Gespräch mit Karl Barth.

Trierer Theologische Zeitschrift 1958 S. 257—273.
Wingren, Gustaf: Das dreigliedrige Glaubensbekenntnis.
Kerygma und Dogma 4, 1958 S. 61—72.

ETHIK

A 11 h a u s, Paul, Prof.: Grundriß der Ethik. 2., neu bearb. Aufl. Gütersloh
: Bertelsmann [1953]. 175 S. gr. 8° = Grundrisse zur evang.
Theologie. Lw. DM 11.60.

Es hat sich so gefügt, daß dieser Grundriß, der in 1. Auflage
1931 und 1936 und in der vorliegenden 2. neu bearbeiteten Auflage
1953 herausgekommen ist, in diesen Spalten noch nicht gewürdigt
wurde. Nur der Vorläufer des Grundrisses, die „Leitsätze
" von 1928, sind in ThLZ 1929, 5 von f Schian kurz besprochen
worden, wobei dieser vor allem „die glatte und klare
Ausdrucksweise" hervorhob.

Inzwischen ist der bekannte Erlanger Paul Althaus d. J. nicht
nur in die Reihe der Senioren der deutschen lutherischen Theologie
eingerückt, sondern 6eine Ethik gilt mit Recht als Standardwerk
, welches für viele seither erschienenen ethischen Abhandlungen
und Bücher auch dann Pate gestanden hat, wenn deren
Verfasser sich von Althaus distanzieren zu müssen glaubten. Der
Verfasser gibt im Vorwort zu: „Wir mußten unter dem Eindrucke
der deutschen Katastrophe die früher vertretenen Gedanken über
Staat und Politik von Grund auf überprüfen und uns im Widerstreite
der ethisch-politischen Folgerungen aus dem Zusammenbruche
den eigenen Weg erst wieder suchen." Trotzdem fährt er
— und das mag den einen oder anderen befremden — fort: „Aber
in seiner Grundhaltung ist das Buch das alte geblieben . .. viele
Abschnitte kehren allerdings nicht wieder oder sind völlig neu