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1958 Nr. 12

Kategorie:

Religionswissenschaft

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 12

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auf an, hinter und in allem den Einen Gott zu zeigen. Hier wie
auch bei manchem Einzelnen kann man anderer Meinung sein als
der Autor. Aber jeder wird willkommen heißen, was er aus eigener
Erfahrung vorträgt (z.B. S. 119, 140, 142)1 Für spätere Publikationen
sei die dringliche Bitte angemeldet: für Hindu-Begriffe
möchten doch keine christlichen Wörter genommen werden.
So ist es gut, daß für Mukti „Befreiung" gesagt wird (S. 104,
208) oder einmal statt Schöpfung „Entstehung" der Welt (S. 32).
Dann aber wieder erscheinen zu Unrecht die im Deutschen christlich
geprägten Wörter Erlösung (65, 267) — Offenbarung (239) —
Reich Gottes (62, 76) — Schöpfer (33) — Schöpfung (26, 33, 40,
49, 205). Der aufmerksame Leser bemerkt, wie dieser ganzen
Welt, die Eidlitz uns vorstellt, die Erkenntnis der Sünde fehlt.
Wenn er auch aus den Veden her den vedischen Hinduismus entwickelt
, so dürfte er etwa beim Kapitel über das Kastenwesen
unmöglich verschweigen, was im Lauf der Jahrhunderte daraus
geworden ist, wie in unserem Jahrhundert die Kaste jeden Fortechritt
verhindert hat und sie deshalb amtlich abgeschafft worden
ist.

Ein Anhang von mehr als 30 Seiten bietet die nötigen historischen
und literarischen Mitteilungen für den deutschen Leser,
erklärt eine Anzahl von Grundbegriffen und bietet ein ausführliches
Register. Als Irrtum muß aber bezeichnet werden, was
S. 290 über „Nächstenliebe" geschrieben steht. „Tat tvam asi"
deutet durch den wirklichen Menschen hindurch auf das hinter
ihm wesende Göttliche. Nächstenliebe jedoch heißt nicht, den
Menschen um solch eines göttlichen Urgrunds willen lieben, denn
dann liebt man den Urgrund, nicht den Menschen; Nächstenliebe
heißt vielmehr, den Menschen selber lieben. Doch die moderne
Hindu-Propaganda bedient sich gern dieser Verwechslung.

Was immer auch im einzelnen auszusetzen bleibt, zustimmen
muß der Rezensent dem letzten Satz des Buches, auch wenn er
unter den gleichen Worten etwas anderes versteht: „Niemand
vermag menschliche Dinge zu begreifen, der nicht die göttlichen
Dinge versteht" (S. 274).

Künzelsau FrisoMclzer

B a u e r, Johannes: Drei Tage.

Biblica 39, 1958 S. 354—358.
B a u s a n i, Alessandro: Note 6ul „pazzo sacro" neH'Islam.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXIX, 1958 S. 93-107.
Brei ich, Angelo: Un mito „prometeico"'.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXIX, 1958 S. 23-40.
Cavalletti, Sofia: Di alcuni mezzi divinatori nel giudaismo.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXIX, 1958 S. 77-91.
E i s e n b e r g, W.: Heilsfasten und Askese.

Wege zum Mensdien 10, 1958 S. 145—155.
E s s e r s. B.: Een onderzoek naar de godsdienstigheid van de Shvetasva-

tara Upanishad en in verband hiermee een poging om deze Upanishad

globaal te dateren.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 13, 1958 S. 1—9.
Götz, Joseph: Zum Lebenswerk von Wilhelm Schmidt S. V. D., 1886
bis 1954 I. Der Ursprung der Gottesidee und sein Verfasser. II. Ergebnis
und Wertung der Arbeit P. Wilhelm Schmidts. III. Zur Theorie
der Uroffenbarung P. W. Schmidts.

Orientierung (Züridi) 19 57 S. 203—206, 220—222, 227—229.
Hild, Sigurd: Über den ..Aberglauben".

Wege zum Menschen 10, 1958 S. 200—208.
Palm er, L. R.: Mr. Ventris and his Critics.

Orientalistische Litcraturzeitung LIII, 1958 Sp. 101—117.
Sabbatucci, Dario: II mito di Acca Larentia.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXIX, 1958 S. 41—76.

ALTER ORIENT

Albright, William Foxwell, Prof. Dr.: Von der Steinzeit zum
Christentum. Monotheismus und geschichtliches Werden. München:
Leo Lehnen Verlag 1949. (Lizenzaufl. d. Verl. A. Francke, Bern). 495 S.
kl. 8° = Sammlung Dalp Bd. 55. Lw. DM 14.80.

— From the Stone Age to Christianity. Monotheism and the Historicjl
Process. 2"d ed. with a new introduetion. New York: Doubleday
Anchor Books 1957. VIII, 432 S. kl. 8°. $ 1.65.

Albrights Werk From the Stone Age to Christianity ist
1940 in erster Auflage erschienen, die nachgedruckt wurde, und

erlebte 1946 eine zweite, verbesserte Auflage. Sie liegt sowohl
der deutschen Übersetzung wie dem Doubleday Anchor Book zugrunde
, die beide hier anzuzeigen sind. Zwischen hinein ist eine
französische (1951) und eine hebräische Übersetzung (1953) erschienen
. Während die Anchor-Ausgabe den Wortlaut der 2. Auflage
einschließlich der Anmerkungen wiederholt und diesem Text
eine 23 Seiten umfassende, im Dezember 1956 datierte Introduetion
, die Retractiones des Buches bringt, vorsetzt, bietet die
deutsche Übersetzung zwar denselben Text, aber eine wesentlich
vermehrte Zahl (489 gegen 403) von Anmerkungen, die vor
allem Literaturergänzungen bringen. So wird man beides, die
deutsche Übersetzung und die Anchor-Ausgabe, mit Gewinn neben
der Urausgabe von 1946 benutzen.

Das Werk ist in so vielen Händen, daß es fast müßig erscheint
, auf den Inhalt einzugehen. Er soll wenigstens mit einigen
Sätzen angedeutet werden, um dann vor allem auf die wichtige
Introduetion der Anchor-Ausgabe hinzuweisen. In einem „Neue
Horizonte der Geschichte" überschriebenen ersten Kapitel wird
der grundlegenden Bedeutung der Archäologie, der schriftlichen
und neben ihr der mündlichen Überlieferung gebührend Raum
gegeben und die Methode, die bei der Auswertung jeder dieser
Quellen, vor allem der archäologischen, zu beachten ist, dargestellt
. Eine knappe Geschichte der Ausgrabungen, die den
Finger darauf legt, welche Bedeutung die einzelne Grabung jeweils
für unsere Geschichtserkenntnis hatte, und eine Einführung
in das Werden der literarkritischen und traditionsgeschichtlichen
Methode dienen dem Erweis, daß beides, Archäologie und
Textkunde, Hand in Hand arbeiten müssen, um sich gegenseitig
zu stützen und zu korrigieren. Das 2. Kapitel „Auf dem Wege zu
einer organismischen Geschichtsphilosophie" führt von Hegel
bis zu Levi-Brühl und Sorokin, wendet 6ich gegen atomistische
und nomistische Spekulationen und tritt dafür ein, daß die Geschichte
und die Natur eines seien und damit die Untersuchungsmethoden
der Geschichte in einer jedem Gegenstand angemessenen
Weise denen der Naturwissenschaften ähnlich sein müßten.
Das 3. Kapitel „Praeparatio" gibt, nachdem die methodischen
Grundlagen erörtert und festgelegt sind, einen großartigen Überblick
über die kulturelle und religiöse Entwicklung des Alten
Orients von der frühesten Zeit bis ca. 1600 v. Chr. Mit einer
erstaunlichen Beherrschung des Materials, vor allem der Ausgrabungsergebnisse
, wird hier die Welt des Alten Orients verlebendigt
. „Als Israel ein Kind war", das 4. Kapitel, redet vom
altorientalischen Hintergrund der israelitischen Ursprünge und
läßt die Kulturen und Religionen Ägyptens, Mesopotamiens,
Kanaans und Syriens lebendig werden, wobei vor allem heno-
theistische Züge in den Religionen des Vorderen Orients beachtet
werden. Das 5. Kapitel, „Charisma und Katharsis" überschrieben
, behandelt Israel und das nachexilische Judentum mit
ziemlichem Vertrauen zu den Angaben der biblischen Quellen und
dem ernsthaften Bemühen, auch in jüngeren Quellen überarbeitetes
älteres Material zu finden. Das letzte Kapitel „Als die
Zeit erfüllet war", dem nur noch ein kurzer Epilog folgt, geht
dem Spätjudentum unter dem Hellenismus und seiner inneren
Entwicklung bis zum Auftreten Jesu nach.

Die Introduetion der Anchor-Ausgabe weist zuerst kurz
auf die neuen Ausgrabungen und Funde hin, besteht mit Nachdruck
auf dem hohen Altertum der Kultur und unterscheidet die
protologische Stufe des Denkens von der empirisch-logischen und
der formal-logischen, verteidigt die substantiale Geschichtlichkeit
der Patriarchenüberlieferung und vor allem den Primat der mündlichen
Tradition vor der schriftlichen. Albright ist geneigt, der
Überlieferung von der gesetzgeberischen und religionsstiftenden
Tätigkeit des Mose noch größeres Zutrauen entgegenzubringen
und betont vor allem die Bedeutung des Bundes als eine das ganze
religiöse und politische Leben Israels formende Idee. Dazu unterstreicht
er die Wichtigkeit der prophetischen Bewegung und ist
der Meinung, daß eben die teilweise Erfüllung ihrer Weissagungen
ihren Einfluß auf die Geschehnisse bestärkt hätten. Nur in Einzelheiten
hätten die Qumränfunde, die er mit dem Essenertum in
Verbindung bringt, seine Auffassung von der Entwicklung des in
verschiedenem Grade auch im Sadduzäertum und Pharisäertum
hellenisierten Judentums berührt, besonders in der Richtung, daß