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Ausgabe:

1958 Nr. 11

Spalte:

774-775

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Fabian, Ekkehart

Titel/Untertitel:

Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und seiner Verfassung 1529 - 1531/33 1958

Rezensent:

Lau, Franz

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 11

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klosters, dessen Abt damals aber bereits lutherisch war.) — Neben solchen
Nachrichten finden sich auch viele Zeugnisse für ein Festhalten
mancher Klöster am Alten. Wenn in der oben erwähnten Taxa von
1605 auch das Benediktinerinnenklo6ter Herzebrock aufgeführt ist, so
deshalb, weil die Nonnen den Reformationsversuchen des Grafen Konrad
von Tecklenburg ebenso Widerstand leisteten wie den erst 1543
einsetzenden Maßnahmen zur Einführung der lutherischen Lehre, die
der Bischof von Osnabrück, Franz von Waldeck, ergriff. Auch das Osn i-
brücker Benediktinerinnenkloster St. Gertrudis, das an der katholischen
Lehre festhielt, während die Klöster der Augustiner und der Franziskaner
in Osnabrück zugrundegingen, und während die Stadt 1543 die
Reformation einführte, wird in der Taxa u. a. genannt.

Der Tagungsort der Versammlung ist für den Zeitraum von
1531 bis 1653 nur noch einmal Bursfelde, nämlich 1538; im übrigen
6tehen St. Pantaleon in Köln und St. Jakob in Mainz, nicht
mehr St. Peter in Erfurt, an der Spitze. 1582 heißt es in der Li6te
der Verstorbenen „In Bursfeldia rev. dns. Joannes Frencken
Monasteriensis abbas et praesidens principalis anno 1578 in die
Galli confessoris". In der Folgezeit nehmen Äbte anderer Klöster
auf den Generalkapiteln die Stelle des ersten Präsidenten ein.
(Die Einführung der Reformation erfolgte in Bursfelde endgültig
1588.) Die Zusammenkünfte fanden jetzt nicht mehr regelmäßig
jedes Jahr statt; die Teilnehmerzahl war gering. 1619 werden
mehrere Diözesen, darunter Bremen, Magdeburg, Verden, aufgezählt
, deren Äbte die Generalkapitel lange Zeit nicht besucht
haben; daneben wird auch das Herzogtum Braun6chweig genannt.

Doch folgt nun gegen Ende der Periode eine Zeit des
Sammeins und strafferen Ordnens, für die die Arbeiten des Abtes
Leonard Colchon von Seligenstadt, dessen Name am Anfang und
am Ende dieses Bande6 steht, bezeichnend sind.

Der vorliegende Band bietet einen so bald nicht zu erschöpfenden
Reichtum an Quellenmaterial, nicht nur zur Geschichte
der Bursfelder Kongregation und de6 Benediktinischen Mönch-
tums, sondern zur Kirchengeschichte der Reformations- und
Gegenreformationszeit überhaupt.

Unendlich viel Mühe und Sorgfalt dürften nötig gewesen sein,
um diesen Band schließlich vorlegen zu können —, um die Handschriften
zu sammeln, zu ordnen, kritisch zu untersuchen, zu kommentieren
, das Druckmanuskript herzustellen usw. Daß einige
der benutzten Handschriften heute gar nicht mehr existieren,
sondern bereits im letzten Krieg der Vernichtung anheimfielen,
zeugt davon, wie lange dieses Werk vorbereitet wurde. Es ist dem
Andenken des Benediktinergelehrten Johannes Mabillon (f 1707)
gewidmet, dem Begründer jener Wissenschaft, die sich bescheiden
historische Hilfswissenschaft nennt, und die von dem, der sie
ausübt, die größte Entsagung, ein gänzliches Zurücktreten seiner
eigenen Person und doch die gespannteste Aufmerksamkeit verlangt
. Diesem Verlangen ist der Benediktinergelehrte P. Volk in
so vollem Maß gerecht geworden, daß die Antwort nur ein Dank
sein kann.

Man darf hoffen, daß der dritte und letzte Band der Rezesse
auch bald erscheint.

Göttingen Anneliese Sp rengier

Wackernagel, Hans Georg: Die Matrikel der Universität Basel.

Im Auftrag der Universität Basel hrsg. unter Mitarbeit von Marc
Sieber und Hans Sutter. 11. Band: 1532/33 — 1600/01. Basel: Verlag
d. Universitätsbibliothek 1956. XXVI, 634 S. gr. 8°.

Nur 6 Jahre nach Erscheinen des 1. Bandes (s. ThLZ 1953,
Nr. 2, Sp. 104 f.) legt H. G. Wackernagel, unterstützt durch die
zwei jüngeren Mitarbeiter Marc Sieber und Hans Sutter, den
2. Band der Matrikel der Universität Basel vor. Diese umfaßt für
die Jahre 1532/33 bis 1600/01 5534 Studierende: 5460 in der
Rektoratsmatrikel, 40 in den Matrikeln der Fakultäten und Col-
legien eingeschriebene und 34 durch anderweitige Überlieferung
nachgewiesene Studenten. Der Herausgeber war sich bei dieser
Zusammenstellung im klaren, „daß diese Zahlen keineswegs eindeutig
und klar die einstige Wirklichkeit widerspiegeln". Denn
nicht wenige vornehme Persönlichkeiten ließen sich einfach
immatrikulieren, um ihren Aufenthalt im Basel der Reformationszeit
zu verewigen, andere, um der akademischen Privilegien teilhaftig
zu werden; dazu kam eine bunte Schar von Dienern und
Reitknechten. Immerhin bleibt auch 60 die Zahl noch imposant,

besonders, wenn noch die Qualität, bzw. die Herkunft oder spätere
weltweite Streuung der Basler Studenten berücksichtigt
wird. Basel war im 16. Jahrhundert wirklich nicht bloß eine
schweizerische, sondern eine europäische Bildungsstätte von hervorragendem
Ruf; die ganze gebildete Welt verschiedenster Richtung
traf sich da: Lutheraner, Calvinisten, Anglikaner, Anti-
trinitarier, Häretiker, Katholiken. Neben dem Hauptharst der
Schweizer, der 6ich übrigens nicht nur aus den reformierten Kantonen
(incl. Graubünden, Genf, Waadt, Neuenburg, Tessin) zusammensetzte
, sondern auch etliche Katholiken aus Luzern, Freiburg
und dem Wallis umfaßte, neben näheren und weiteren Nachbarn
(etwa aus Straßburg, Dijon, Frankfurt, Nürnberg) studierten
verhältnismäßig viele Polen, Dänen, Ungarn, Friesen, Franzosen
, Engländer und Deutsche in Basel, vereinzelt 60gar Ruthe-
nen und ein Amerikaner (Didacus Lainus Americus-Indus, 15851).
Und um noch ein paar illustre Namen zu nennen: Simon Sulzer,
Simon Gryneus, Joannes Oporinus, d. Andreas a Bodenstein Ca-
rolostadius, Thomas Blaterus, Rodolphus Gualterus Tigurinus,
Henricus Pantaleon, Joannes Udalricus Zabius, Huldrichus Zuing-
lius junior, Josias Simlerus, Franciscus Dryander Hispanus, Ber-
nardinus Ockinus Senensi6, Coelius Secundus Curio, Laelius So-
cinus Senensis, Petrus Paulus Vergerius, Symon Lemnius, Felix
Platerus, Joannes Bauhinus usw. Bei allen diesen berühmten Leuten
und den vielen unbekannteren Männern versuchte der Herausgeber
im Kleindruck genaue Auskunft zu erteilen über die Identität
, über Herkunft und Weiterbildung, späteren Beruf und Wirksamkeit
, wie besonders auch über die wissenschaftlichen Leistungen
. Zu diesem Zwecke wurden nicht bloß die eigentlichen
Universitätsakten als Quellen herangezogen, sondern auch Stammbücher
, Taufregister, Ratsbücher und nicht selten Gerichtsakten,
ja sogar Sgraffiti (Das Quellenverzeichnis umfaßt nicht weniger
als 16 S.I)

Unnötig zu sagen ist wohl, daß neben der eigentlichen Matrikel
ein Verzeichnis der Rektoren, der Dekane und der üblichen
Register beigefügt sind.

Wenn Matrikeln an 6ich auch keine unterhaltende Lektüre
bilden, so ist das vorliegende Werk doch mehr als ein notwendiges
Hilfsmittel. Wackernagel hat mit ihm die alte Basler Universität
direkt zu neuem Leben erweckt; denn 6eine genauen
historischen und volkskundlichen Kenntnisse, auch der sprichwörtliche
Baslerwitz befähigten ihn, viel kulturhistorisches Material
beizusteuern. Wir wünschen nur, daß er zusammen mit seinen
Mitarbeitern das Werk mit der gleichen Sorgfalt und im
gleichen Tempo zur Ehre der Alma Mater Ba6iliensis zu Ende führen
darf und danken ihm voller Bewunderung.

Bulach/Zürich Fritz Büßer

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Fabian, Ekkehart: Die Entstehung des Schmalkaldischen Bundes und
seiner Verfassung 1529—1531/33. Brück, Landgraf Philipp von Hessen
und Jakob Sturm. Mit archivalischen Beilagen und einer Brück-
Bibliographie. Tübingen: (Selbstverlag des Verfassers) 19 56 (zu beziehen
durch Osiandersche Buchh. Tübingen). 182 S. 8° = Schriften
zur Kirchen- u. Rechtsgeschichte L DM 9.60.

Der Schmalkaldische Bund ist, wie der Verfasser dieser Arbeit
mit Recht behauptet (126), in der Zeit zwischen dem Jahr
des Augsburger Reichstages (1530) und dem Schmalkaldischen
Krieg von 1546/7 „die bedeutendste innerdeutsche Macht" gewesen
. Die gesamte deutsche Reformationsgeschichte ist in der
Zeit auf die Geschichte des Schmalkaldischen Bundes bezogen.
Man möchte annehmen, daß letztere zum Gegenstand zahlreicher
und gründlicher monographischer Untersuchungen gemacht worden
ist. In der Tat liegen nur drei beachtenswerte Untersuchungen
vor, von denen keine eine Geschichte des Bundes bietet. Jede
beschränkt sich auf ein Teilgebiet, die von Windkelmann (1892)
auf die Anfänge des Bundes bis zum Nürnberger Religionsfrieden,
die von Hasenclever (1901) auf die Politik der Schmalkaldener
vor Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges und die von Schaafhausen
(1921) auf die Geldwirtschaft des Schmalkaldischen
Bundes.