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Ausgabe:

1958 Nr. 11

Spalte:

743-750

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Bildatlas zur Bibel 1958

Rezensent:

Elliger, Karl

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 11

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verdienen diejenigen Artikel, die durch besondere Situationsund
Zeitnähe ausgezeichnet sind, z. B. Junge Kirchen, Kirchenkampf
, Hermeneutik, Kirche im gegenwärtigen ökumenischen
Gespräch, Kirche und Judentum, Kerygma, Kirchentag, Kriegsdienstverweigerung
, Nationalismus, Naturwissenschaft und Theologie
, Öffentlichkeit (= Kirche im öffentlichen Leben), Ideologie.
Gut war die Idee, in einem drei Spalten großen Artikel „Kommentare
" eine Übersicht über die wissenschaftlichen und gemeinverständlichen
Kommentarreihen des In- und Auslandes zu geben.

Daß Wünsche verbleiben, ist selbstverständlich. Dafür einige Hinweise
/ „Himmel" geht nur auf die Vorstellungen der Antike, des AT
und des NT ein. Bei „Hölle" ist ein dogmengeschichtlicher Teil hinzugekommen
, aber der dogmatische Teil fehlt wie zuvor. „Leben und Tod'
schließt mit Ausführungen zur Theologie des Johannesevangeliums ab;
wenn man weiß, daß in der Lebens- und Existenzphilosophie des
20. Jahrhunderts um die Erfassung von Tod und Leben mit einem Ernst
gerungen wird, der des Beispiels in der bisherigen Geschichte der Philosophie
entbehren dürfte, so bedauert man den frühen Abbruch. — Je
weiter das Werk fortschreitet, um so mehr sehnt man sich als Abschluß
nach einem systematischen Schema des Ganzen, damit dem Benutzer
Artikel mit ungebräuchlichem oder unbekanntem Titel nicht entgehen,
— wir melden den Wunsch hier an! Der Benutzer muß z.B. irgendwo
darüber belehrt werden, daß zu „Mischehe" „Kindererziehung" hinzugehört
, zu „Judentum" und „Antisemitismus" „Kirche und Judentum'',
daß „Literaturgeschichte" unter „Moderne Literatur und Evangelium"
eine Ergänzung findet, daß man es bei „Hallenser Beschlüsse" mit dem
Komplex „Kirchenkampf" zu tun hat, — wie wenige werden das Stichwort
noch kennen und unter ihm nachsuchen! — Als störender Druckfehler
begegnete uns nur Sp. 1075 „Leo VIII."; es muß dort selbstverständlich
Leo XIII. heißen.

Rostock Gottfried Holtz

Grollenberg, L. H.: Bildatlas zur Bibel. Deutsche Ausgabe hrsg.
v. H. Eising. Vorwort von J. Hempel. Gütersloh: Bertelsmann [1957].
161 S., 408 Abb., 36 färb. Ktn. 4°. Lw. DM 38.—.

Diesem Buch ist von berufener und mehr noch von unberufener
Seite so viel uneingeschränktes Lob gespendet worden, daß
man es kaum noch wagen kann, in das Lob, soweit es verdient
ist, einzustimmen, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß darüber
die Kritik, die ebenso notwendig ist, überhört wird. Es handelt
sich um die deutsche Ausgabe eines Werkes, das zunächst
holländisch erschien, dann ins Französische und Englische übersetzt
und nun auch einem breiten deutschen Publikum zugänglich
gemacht wurde. Dabei mußte das Werk des katholischen Verfassers
— er gehörte lernend und lehrend der rühmlichst bekannten
Ecole Biblique et Archeologique Franchise der Dominikaner
in Jerusalem an, und kein Geringerer als sein Meister R. de Vaux
schrieb das Vorwort zur Originalausgabe, das in der deutschen
Ausgabe durch ein Vorwort von J. Hempel ersetzt worden ist —
vor allem in die Sprache des an die Lutherbibel gewöhnten evangelischen
Leserkreises umgesetzt werden. Und bei diesen und damit
zusammenhängenden formalen Dingen mag die Kritik einsetzen
.

Zunächst muß anerkannt werden, daß die Übersetzung ein
gut lesbares Deutsch zustandegebracht hat, dem man die Übersetzung
nicht anmerkt. Das hängt z. T. damit zusammen, daß der
Text streckenweise eine ganz neue Formung erfahren hat, worin
wohl die Hand des deutschen Herausgebers zu erkennen ist. Auch
die Adaptation an den Luthertext — sie erstreckt sich auf Zitate
und das Namenmaterial — ist so sehr gelungen, daß man sich
fragt, ob nun auch der katholische Bibelleser auf seine Kosten
kommt. Dem hilft das ausführliche Register der Orts- und
Personennamen am Schluß auf 19 Seiten zu je drei Kolumnen
auf. Immerhin bleiben einige auffällige Inkonsequenzen. So heißt
es im Text regelmäßig Sion, im Abkürzungsverzeichnis S. 8 Ma-
lachia und Sephanja, auf Karten und, soweit ich sehe, auch regelmäßig
im Text Kapharnaum, See Gennesareth, Penuel. Kann man
dies und Ähnliches z. T. als ein Kompromiß zwischen den Bedürfnissen
der verschiedenen Leserkreise begreifen, so versagt
solche Erklärung angesichts des Nebeneinander etwa von Tabor
(K. 2; Abb. 368 f.) und Thabor (S. 16; Abb. 22), Anatot (K. 2)
und Anathoth (Abb. 250), Ajalon (K. 2) und Ajjalon (Abb. 180),
Mikmas (K. 2), Mukmäs und Mikmäs (letztere beide Abb. 189 f.),
Gilboa (K. 2; S. 67) und Gelboe (K. 15), Isebel (S. 80) und Izebel
(Abb. 226-8), Ussia (K. 17) und Usia (S. 92), Hosea und Hosea

(beide K. 17), Ahas (K. 17, aber Joahaz ebd.) und Ahaz (S. 93),
Gethsemani (K. 33; Abb. 382) und Gethsemane (S. 132), auch
Suleiman (Abb. 74) und Soleiman (Abb. 327), ferner Bethag-Gan
(S. 58), Bet-ha-Gan (K. 17) und Bet-Haggan (Reg.) oder gar Teil
Fär'a (K. 2), Teil el-Fär'a (S. 24), Teil el-Far'ah (Abb. 62-9) und
Teil el-Far'a (Reg.). Die Liste ließe sich leicht vermehren. Hier
sind z. T. Karten, Abbildungen und Text nicht aufeinander abgestimmt
. Z. T. liegt der Grund der Verwirrung auch in der
Schwierigkeit der Wiedergabe der biblischen und modernen Namen
. Aber Konsequenz sollte man erwarten dürfen; sonst ist
keinem Leser geholfen. Da das Werk sich nicht in erster Linie an
die Fachwelt, sondern an ein breiteres Publikum wendet, kann
man auf die lautgerechte Wiedergabe der hebräischen Namen
ohne Not verzichten, zumal wenn sie das hebräische Lautbild
doch nur einigermaßen erfassen will (die Rechtfertigung des
eklektischen Verfahrens auf S. 8 befriedigt nicht). Hier wäre der
entschiedene Anschluß an eine bestimmte deutsche Übersetzung
besser, sei es die Luthers oder auch eine moderne katholische
oder evangelische. Freilich müßte dann auch die Aufnahme der
Namensformen der anderen Übersetzung(en) in das Register mit
größerer Konsequenz erfolgen, als es jetzt geschehen ist. So sucht,
um nur bei den oben erwähnten Beispielen zu bleiben, der an
die Lutherbibel Gewöhnte im Register vergeblich die Stichworte
Anathoth, Genezareth, Gethsemane, Michmas, Pnuel, während
doch Kapernaum eine Zeile unmittelbar vor Kapharnaum eingeräumt
ist. Zwar findet sich unter Ch und Th ein Hinweis, daß
man auch unter K bzw. Q und T nachsehen möge; aber wie soll
der Laie auf den Gedanken kommen, daß das auch innerhalb der
Wörter gilt? Und bei Vokalwechsel und -auslassung oder bei
Doppel- und Einfachkonsonanz steht er vollends ratlos da, wenn
er das Werk wirklich wie einen Atlas gebrauchen und nicht jedesmal
das ganze Buch durchlesen will. Die spärlichen Bemerkungen
über die Schreibweise der biblischen Namen S. 8 helfen ihm nur
wenig weiter. Wie soll etwa der Vulgataleser oder der Lutherleser
darauf kommen, daß er Sarthan bzw. Zarthan unter Saretan
zu suchen hat? Oder warum ist zwar Ajalon unter dieser Form,
aber das lutherische Ajath unter Ajjat, wo nur noch die Vulgata-
form Aiath notiert ist, zu finden?

Auch sonst wünscht man dem Register gerade, wenn es dem
einfachen Bibelleser von Nutzen sein soll, eine gründliche Überarbeitung
. Beim Buchstaben T ist das Alphabet durcheinandergekommen
: „Tabor, Thabor" findet man zwischen Teman und
Tempel, Tafjat bis Taphis zwischen Thessalonich und Theudas.
Um beim Buchstaben T zu bleiben, so ist bei Ta'anat-Silo als
lutherische Form Thaenat-Silo 6tatt Thaanath-Silo, bei Tabbat
Tabath statt Tabbath, bei Tappuah Thapuah statt Thappuah angegeben
. Der arabische Name des für das judäische Thappuah vorgeschlagenen
Ortes ist in englischer Weise Beit Nettif geschrieben
, was ohne Not den deutschen Leser zur diphthongischen Aussprache
des ersten Wortes verleitet, während das entsprechende
hebräische Wort in der nächsten Zeile besser mit Bet wiedergegeben
ist. Bei Tappuaj) und Tarah taucht das Zeichen h für ch
und bei Tarsis das Zeichen s für sch auf; ob dem deutschen Leser
nicht mit den geläufigen Zeichen besser gedient wäre, zumal die
Aussprachebezeichnung ohne Längen- und Betonungsangabe doch
nur ein Torso (und der Grundsatz, jeden Laut durch ein einziges
Zeichen wiederzugeben, z. B. beim Schlußlaut des arabischen
Wortes Schech [Stichwort Tappuah; anders beim Stichwort
'Atarot: Seih, obendrein mit ei und S ohne "] verlassen) ist. Ein
Kuriosum ist hier wie öfter im Text die Schreibung des deutschen
Wortes Phönizier usw. mit c. Tabbath erscheint mit Verweis auf
Tabbat; Tab(b)ath fehlt. Der moderne Name für Tebes ist Tubas
geschrieben, während Abb. 178 Tubäs steht; Längenbezeichnung
ist also gelegentlich angewandt, aber durchaus nicht regelmäßig.
Bei Tema', wo man 6ich fragt, ob das ' am Ende etwa auch hier
die Aussprache „des einfachen Kehllauts Aleph" (S. 141) bezeichnen
soll, wiederholt sich wie auch sonst oft die englische Umschreibung
des langen e durch ei in Teima. Bei Tabor taucht das
nirgends erklärte Zeichen G für Dsch in Gebel et-Tor auf, während
derselbe Laut z. B. im arabischen Namen des für Moreset-
Gat vorgeschlagenen Teil ed-Judeide (derselbe Name in der Form
Teil Gudeideh Abb. 70) und der für Mikmetat vorgeschlagenen
Chirbet Juleijel nach englisch-französischer Weise durch j be-