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Ausgabe:

1958 Nr. 10

Spalte:

710-711

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Adam, August

Titel/Untertitel:

Der Primat der Liebe 1958

Rezensent:

Hupfeld, Renatus

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709

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 10

710

ja nicht nur um ein Stück Kontroverstheologie, die zur Kritik
auffordert, sondern auch um eine gemeinsame theologische Arbeit
, wo wir von beiden Seiten engagiert sind und wo wir um die
rechte Lösung bestrebt sein müssen. Wir sind den drei bedeutenden
katholischen Theologen für die Information und die Klärung
, die sie uns hier gegeben haben, zum Dank verpflichtet.

Kopenhagen Kristen Ejncr Skydsgaard

Ba

A! a c k h a u s, Gunther, Dr.: Kerygma und Mythos bei David Friedrich
Strauß und Rudolf Bultmann. Hamburg: Reich 1956. 82 S. gr. 8° =
. Theol. Forschung. Wiss. Beiträge zur Kirchlich-Evang. Lehre, hrsg. v.
^*H.-W. Bartsdi. 12. DM 6.—.

Nach dem Verhältnis von Kerygma und Mythos bei Rudolf
Bultmann fragen, heißt, sich den zentralen Absichten seiner
theologischen Arbeit zuzuwenden. Kerygma und Mythos bei
David Friedrich Strauß — das ist nicht adäquat gefragt. Die Überschrift
der Untersuchung von Gunther Backhaus könnte dem
Mißverständnis rufen, als würde direkt vergleichend nebeneinandergestellt
, was nach den entscheidenden Beweggründen im
Ganzen und dem methodisch-wissenschaftlichen Vorgehen im
Einzelnen deutlich auseinandergehalten werden muß. Das geschieht
nun durchaus nicht. Bultmann und Strauß werden in bezug
auf den Begriff des Mythos miteinander verglichen, um sachlich
fundiert etwas zur Beantwortung der Frage beizutragen, ob
Bultmann mit seiner existentialen Interpretation philosophische
Schriftbetrachtung treibe, die mit offenbarungstheologischer Betrachtung
und Deutung nichts zu tun habe.

B. nennt die wissenschaftliche Methode den „Berührungspunkt
" zwischen Strauß und Bultmann, m. E. eine durchaus zutreffende
Ausdrucksweise, denn um mehr als einen Berührungspunkt
handelt es sich nicht, was die sorgfältige Diskussion der
Methode beider (S. 11—18) deutlich dartut. — Der Arbeitsgang
der inhaltlichen theologischen Vergleichung ist dreifach gegliedert
: S. 21—29 Die Entstehung der neutestamentlichen Berichte
— (Strauß arbeitet hier nicht theologisch, sondern geschichts-
philosophisch, während die eigentlichen Motive Bultmanns hier
noch nicht zu erfassen seien) — S. 33—56 Die Interpretation der
Aussagen des Neuen Testaments — (in sorgfältiger Einzeluntersuchung
wird der Gegensatz zwischen Strauß und Bultmann nachgewiesen
; zu beachten ist die Differenzierung innerhalb des
Mythosbegriffes bei Bultmann) — S. 59—76 Die historische Kritik
— (B. referiert hier über die philosophiegeschichtliche Terminologie
Bultmanns und die Diskussion, die sich daran geknüpft
hat; der Fehler Bultmanns liegt nach B. darin, daß er sich
mit seiner philosophischen Terminologie eine zu enge Basis
schafft, um die neutestamentlichen Schriften offenbarungstheologisch
zu interpretieren; zugespitzt formuliert: S. 75 f.: „Bultmann
macht hier Fehler, nicht weil er existential interpretiert,
sondern obwohl er existential interpretiert").

Die Schlußbetrachtung (S. 79—82) formuliert präzis: „An
den Stellen . . . wo Bultmann . . . redet, schweigt Strauß. Eine
Interpretation gibt es für ihn nicht. Er kennt im Grunde kein
Kerygma, sondern nur Stoffe, die seiner Beurteilung unterliegen."
Von hier aus ist das Schlußurteil zu verstehen: „Strauß redet
vom Mythos; Bultmann interpretiert das Kerygma."

Eine Frage punkto methodischem Vorgehen — nicht im Sinne
einer Herabminderung der Untersuchung von B. —: man könnte
sich fragen, ob es nicht instruktiver wäre, mit der Untersuchung
im Zentrum, d. h. im Bereich der entscheidenden Glaubensvoraussetzungen
zu beginnen und von da aus das theologische
Arbeitsgebiet bis zu den methodischen Grundsätzen zu durchmessen
. Das deshalb, weil das Ergebnis ja letztlich nicht analytisch
aus den Einzelbeobachtungen erschlossen werden kann.
Die Einzelbeobachtungen helfen nicht so sehr, den Gegensatz det
fundamentalen Voraussetzungen bei Strauß und Bultmann zu erkennen
, vielmehr werfen diese ein klärendes Licht auf jene! Das
bedeutet aber auch, daß einer kurzschlüssigen Zusammenordnung
von Bultmann mit Strauß — letztlich auf Grund der falschen Deutung
eines Berührungspunktes, um mit B. zu reden — wirksam
begegnet werden kann.

Oberhallau David L e r c h

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ETHIK

' August: Der Primat der Liebe. Studie über die Einordnung der
Texualmoral in das Sittengesetz. 6. Aufl. Kevelaer: Butzon & Bercker
19 54]. 228 S. 8°. Lw. DM 7.60.

>ieses Buch habe ich in ThLZ 1953, 6 schon einmal — seiner
Grundtendenz in weitem Umfang zustimmend — besprochen. Es
ist erfreulich, daß es inzwischen eine solche Verbreitung — übrigens
auch durch Übersetzungen in andere Sprachen — gefunden
hat. Es wendet sich — ich fasse noch einmal kurz zusammen —
gegen eine Überbetonung des gesamten Sexualkomplexes innerhalb
der katholischen kirchlichen Praxis, wenn sie die Worte
„sittlich" und „unsittlich" fast ganz auf das Gebiet des Sexuellen
beschränkt und vergißt, daß doch die Liebe als Gottes- und Nächstenliebe
die höchste Tugend und Lieblosigkeit die größte Sünde
ist.

Inwieweit sich diese 6. Auflage von der von mir besprochenen
unterscheidet, kann ich leider, da ich das damalige Exemplar nicht
mehr besitze, nicht kontrollieren. Ich hatte damals einiges beanstandet
, z. B. einige Vereinfachungen im Rahmen der geschichtlichen
Rekonstruktion der Abweichungen von einer gesunden
christlichen Sexualauffassung. Für unseren Verf. sind die großen
Sündenböcke der Manichäismus und der Puritanismus. Diese Sicht
hat er im wesentlichen beibehalten; er scheint mir aber immerhin
etwas mehr die antik-philosophischen Einflüsse auf die alte
Christenheit zu berücksichtigen und hat sich wohl auch bez. z. B.
des Pietismus um eine gerechtere Würdigung bemüht. Immerhin
kommen immer noch merkwürdige Verzeichnungen vor, sobald
es sich um den Protestantismus handelt, ja auch in der gesamten
Sicht der Probleme. Leider bezieht Verf. seine Kenntnisse über
die „Reformatoren" immer noch anscheinend wesentlich aus
Janssens Deutscher Geschichte und aus Denifles Luthersicht! Inzwischen
ist doch auch im Bereich des Katholizismus manches
neu gesehen. Aber davon weiß der Verf. wenig. Einzelne Artikel
der RGG werden freilich ausgewertet, aber auch nur unvollständig
. Wenn man zitiert, sollte man es sorgfältig tun. Der von ihm
auf S. 56 zitierte Satz aus Luthers Schrift über „Ehesachen" lautet
vollständig zitiert ganz anders und hat auch einen anderen Sinn:
„Es kann kein Mensch leugnen, daß die Ehe ein äußerlich weltlich
Ding ist, wie Kleider und Speise, Haus und Hof, weltlicher
Obrigkeit Untertan, wie das beweisen soviel kaiserliche
Rechte, darüber gestellt." Das besagt
also, daß, ebenso, wie „kaiserliche Gesetze" Kleider-Verordnungen
, Bestimmungen über Häuserkauf und -verkauf, über Preisgestaltung
von Wirtschaftsgütern erlassen, so hat auch die Ehe
eine Seite an sich, die sich obrigkeitlichen Bestimmungen fügen
muß. Auch damit tritt sie nicht aus dem Rahmen von Gott gestifteter
Ordnung heraus; denn die „weltliche" Obrigkeit ist ja
nach Lutherscher Anschauung Gottes heilige Ordnung und demgemäß
auch die Ehe ein „heiliger Stand", mehr als etwa das
Mönchtum, weil von Gott selbst eingesetzt. Und deshalb ist das
Erbitten des Segens Gottes für die Ehegatten i n der Kirche, nachdem
vor der Kirchtür das Eheversprechen abgelegt ist, von
hoher Bedeutung. Dabei wird das, was die Bibel über die Ehe
sagt, verlesen und über die in die Ehe Tretenden gebetet und
ihre Ehe gesegnet. Luther ist hier kein Neuerer; er ändert nichts
an dem damals Gebräuchlichen, er betont nur — gegenüber dem
von Menschen selbsterwählten Mönchsstand — die göttliche Stiftung
des heiligen Ehestandes. — Wenn aber Luther der Vorwurf