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Ausgabe:

1958 Nr. 1

Spalte:

43

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Byzantion, Revue Internationale des Études Byzantines 1958

Rezensent:

Schubart, Wilhelm

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43

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 1

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zelle behandeln und meine ablehnende Ansicht näher begründen zu
können.

Das Werk ist als dankbar zu begrüßendes Specimen erudi-
tioniß anzuerkennen, auch wenn der Autor nur selten mit ganz
neuen Ergebnissen aufwarten kann. Angesichts der Fülle der bereits
vorhandenen Spezialuntersuchungen über die vielen Einzelfragen
darf dies auch nicht erwartet werden. Jedenfalls erhalten
wir bei der Begründung seines Standpunktes zugleich auch ein
kritisches Expose, das den Gang der bisherigen Forschung erkennen
läßt und dabei auch eigene Gesichtspunkte und Argumente
hinzufügt.

WUrzburg Berthold AI t ane r

Byzantion. Revue Internationale des fitudes Byzantines. XXIV,
1954.

Dieser Band behandelt Personen, Einrichtungen, Vorgänge
aus Byzanz und dem byzantinischen Reiche, z. B. die Belagerung
von Konstantinopel durch die Awaren, die Korrespondenz eines
byzantischen Gelehrten aus dem 10. Jhdt., die Heiligen der Stadt,
das Petrus-Bekenntnis in der Slawenmission, Amt und Rang des
Konsuls im byzantinischen Reiche, Konsul und Märtyrer Galli-
canus z. Z. Konstantins, dazu auch einige andere Gegenstände.
Den wertvollsten Beitrag bietet P. M o r e a u mit seiner Besprechung
des Buches Hercule et le Christianisme von Marcel Simon
, Straßburg 195 5 (Comptes Rendus), das sich mit dem Verhältnis
des frühen Christentums zu der antiken Gedankenwelt
befaßt. Gewiß, weder Simon noch Moreau tun den ersten Schritt
auf diesem Felde, aber sie scheinen einen Fortschritt zu bedeuten.
Die ältesten Christen, etwa des ersten bis zweiten Jhdt.s., lehnen
die Götter völlig ab und verwerfen sie als bösartige Dämonen.
Mit der Zeit bemerken sie hier und da einzelne Züge, die einander
ähnlich sein möchten, zwar nicht irgendwie das Evangelium
erschüttern, aber doch dies oder jenes gelten lassen. Auch von
Mischgebilden kann die Rede sein. Man spürt Verwandtschaft
namentlich in den ethischen Grundgedanken, und hier berühren
sich beide Mächte, die christliche und die antike Ethik, in einer
dritten Macht, in der griechisch-römischen Philosophie, vor allem
in der Stoa, die geradezu ein Band wird, das mehr und mehr zur
Annäherung führt.

Auf diesem Wege entstehen eigene Gestalten, nicht Mischgebilde
, sondern Götterbilder eigenen Lebens; Götter, nicht alle,
aber doch gerade einige der mächtigsten, als selbständige Wesen,
sittliche Mächte, mächtige Gestalten, die helfen und regieren.

Herkules und das Christentum, dies Wort stellt die besonders
mächtigen Namen einander gegenüber und läßt daraus in gewisser
Weise Neues entstehen. In beiden Gedankenmächten spielt
das Leiden eine entscheidende Rolle: Christi Passion und das
selbstgewählte Leiden des Herakles auf dem Öta; Herakles als
Überwinder der fleischlichen Lockungen, Herakles am Scheidewege
, Held der Tugend, Ideal der Stoa. Solche Vorstellungen
dringen von der Spätantike ins Mittelalter hinüber: es sei nur an
Dante und an die Renaissance, ja in mancher Beziehung bis zur
Gegenwart erinnert.

Halle/S. W. Schubart

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Lehmann, Arno: Die Kunst der Jungen Kirchen. Berlin: Evangelische
Verlagsanstalt [1955]. 256 S., 178 Abb. a. Taf. gr. 8°. 2., durch-
ges. u. ergänzte Aufl. [1957]. Lw. DM 24.—.

Als der Rez. im Jahre 1938 zum ersten Male eine Ausstellung
christlicher Kunst sah, die aus dem Bereich der sogenannten
jungen Kirchen zusammengetragen worden war, drängte sich ihm
sehr stark die Frage auf: Ist es nicht an der Zeit, wenigstens
einen Versuch zu unternehmen, dieses zum Teil tief eindrückliche
Zeugnis jüngsten christlichen Schaffens einem größeren Kreis
zugänglich zu machen? Die katholische Kirche konnte schon damals
auf einige hervorragende Werke hinweisen, vor allem auf
die von Sepp Schüller. Im Jahr der Weltmissionskonferenz von
Tambaram, bei der jene Ausstellung gezeigt wurde, hatte Daniel
Johnson Fleming von dem Union Theological Seminary sein

weithin beachtetes Werk „Each with his own brush" (wörtlich:
Jeder mit seinem eigenen Pinsel) erscheinen lassen, das für viele
die erste Möglichkeit bot, sich mit der zeitgenössischen christlichen
Kunst in Afrika und Asien vertraut zu machen.

Nun hat der Hallenser Missionswissenschaftler Arno Lehmann
nach mühevollem Sammeln, das sich sicher nicht nur über
die letzten Jahre erstreckte, ein Werk vorgelegt, das einen Einblick
in das gesamte Kunstschaffen junger Kirchen vermittelt.
Die 178 überwiegend ganzseitigen, zum Teil farbigen und fast
durchweg auch technisch außerordentlich gut gelungenen Wiedergaben
christlichen Kunstschaffens aus Afrika, Asien, der ozeanischen
Welt und sogar der christlichen Indianer Nordamerikas geben
einen hervorragenden Eindruck von künstlerischer Gestaltung
der christlichen Botschaft. Sie zeigen sowohl erste Anfänge, besonders
bei den Wiedergaben aus Afrika, als auch Werke, vor
allem aus dem asiatischen Raum, die nicht nur gekonnt sind, sondern
künstlerisch auf hoher Stufe stehen. Es kann nicht der Sinn
dieser Besprechung sein, diese Kunst im einzelnen zu werten.
Das wäre Aufgabe von Fachleuten. Hier kann nur der Gesamteindruck
wiedergegeben werden. Es ist Arno Lehmann gelungen,
mit diesem Band unter Beweis zu stellen, daß es auch auf dem
Gebiete der Malerei und der bildenden Kunst bereits zu einem
charakteristischen Eigenschaffen in den jungen Kirchen gekommen
ist, und daß auch dort, wo ältere Vorbilder aus dem Westen eine
Rolle gespielt haben, doch so viel Eigenes sichtbar wird, daß die
Gefahr einer Nachahmung zu einem guten Teil überwunden ist.

Natürlich gibt es Unterschiede. Und ohne Zweifel ist sich der
Herausgeber — er betont das auch mehrmals — bewußt gewesen,
in einer gewissen Weise einen ersten, freilich groß angelegten und
erstaunlich ergiebigen Versuch zu machen. Das Buch ist also weder
ein Standardwerk noch ein Kompendium der zeitgenössischen
christlichen Kunst Afrikas und Asiens, sondern es schließt gleichsam
die Eingangspforte zu diesem für viele, nicht nur in Deutschland
, sondern weit darüber hinaus, unbekannten Gebiet auf. Der
Verfasser gibt daher auch keine Beschreibung der Kunstwerke
und versucht keine Analyse. Wir danken ihm aber, daß er in der
ausführlichen Einleitung eine gute Darstellung der Voraussetzungen
, der Hemmnisse und der Entfaltungen christlicher Kunst in
den einzelnen großen Gebieten gegeben hat. Diese Einführung
will keine Kunstgeschichte der jungen Kirchen sein, und doch gibt
sie die wichtigsten Fakten einer solchen Kunstgeschichte wieder,
indem sie ßich nicht nur auf die zeitgenössische Kunst beschränkt,
sondern die erreichbaren Daten aus den vergangenen Jahrhunderten
zusammenträgt. Die gründliche Bibliographie und die Anmerkungen
helfen dazu, diesen Abriß einer Kunstgeschichte in
den großen Zusammenhang der Missionsgeschichte und -Wissenschaft
hineinzustellen. Besonders erfreulich ist, daß das Buch sich
nicht auf Malerei und Plastik beschränkt, sondern einige hervorragende
Beispiele christlicher Baukunst in Afrika und besonders
in Asien herausstellt. Auch auf diesem Gebiet ist im Bereich der
evangelischen Arbeit Fleming mit seinem Buch „Heritage of
Beauty" wegweisend gewesen. Lehmann nimmt die Architektur
mit in seine Gesamtdarstellung hinein und tut recht daran. Es
würde dem Buch etwas Wesentliches fehlen, wenn dieser Teil der
Bilder ausgelassen wäre.

Die zweite Auflage bringt nur wenige Änderungen in der
Einleitung und in den Bildererläuterungen, dagegen reiche Ergänzungen
in den Anmerkungen. Für die Leser der ersten Auflage
sei hier hinzugefügt, daß das Bild 56 nicht aus Afrika, sondern
aus Neuguinea und das Bild 152 nicht von der Südsee, sondern
aus Ostafrika genommen ist. Bei dem Bild 16 muß in der
Bildunterschrift die „3" gestrichen werden.

Bei der besonderen Vertrautheit des Verfassers mit den indischen
Verhältnissen ist es verständlich, daß die indische christliche
Kunst besonders stark in Erscheinung tritt. Man kann natürlich
fragen, ob der mit allein 30 Bildern, davon der größte
Teil in ganzseitigen Farbwiedergaben, vertretene nordindische
Maler Alfred Thomas nicht doch etwas zu stark betont worden
ist. Eine technische Unzulänglichkeit, die das fortlaufende Studium
dieses Buches etwas erschwert, verstärkt diesen Eindruck.
Die 28 Farbbilder mußten aus drucktechnischen Gründen jeweils
um die einzelnen Druckbogen gelegt werden. Da aber nun 24 von
diesen 28 Tafeln dem Inder Thomas vorbehalten sind, zerreißen: