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1958 Nr. 9

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Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 9

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die von der Erbauung der Priesterinnenwohnung in Karzida durch
Amarsu'en berichtet. In der berühmten Enannedu - Inschrift
(Iraq XIII, 27 ff.) wird ebenfalls vom Bau dieser Priesterinnenwohnung
, jetzt von der Priesterin Enannedu, der Schwester des
Rimsin, erbaut, berichtet. Diese Inschrift stammt aus Ur. Die
Priesterinnenwohnung ist die von Karzida. Dies geht aus der
großen Tempelhymne hervor, s. S. N. Kramer, Sum. Litt. Texts
from Nippur, 88, 49 ff. Karzida selbst liegt in der Nähe von Ur,
so daß selbst so eine, an Ort und Stelle gebundene Inschrift
anderswo verwendet werden konnte. Um so mehr eine Inschrift,
die Kanalbauten erwähnt. Oberhuber lehnt die von F. Köcher
mitgeteilte Lesung für sukur-dinanna „nidba" ab. Dennoch wäre
es grammatisch korrekt, i7-nidba-ka-ni „sein Kanal der Tempelabgaben
" einzusetzen, wie der Autor selbst zugibt. Sonst müßte
man h -sukur-(linanna-k-ak-ak-ani erwarten, was nicht dasteht.

Die vier Wirtschaftstexte 6ind demnächst behandelt. Der
erste Text ist ein Verpflichtungsschein über Pachtleistung (S. 9),
der zweite ein Getreidelieferungsschein (S. 12); die zwei letzten
sind Viehlisten. Diesen doch wohl kümmerlichen Fragmenten ist
eine reiche Literatur beigesteuert, 60 daß jeder, der sich über
neubabylonische Tafeln orientieren will, hier vieles beieinander
findet. Dennoch vermißt man gerade bei den Viehlisten die wichtigen
Aufsätze von M. San Nicolo, Materialien zur Viehwirtschaft
in den neubabylonischen Tempeln I—IV, Or NS XVII, XVIII,
XX, XXIII.

Die Erschließung der neubabylonischen Tempelwirtschaft ist
in den letzten Dezennien wenig vorwärts gekommen. Gerade diese
Renaissance der Tempelwirtschaft ist religionsgeschichtlich sehr
wichtig und beruht wohl auf dem Gedanken der Wiederbelebung
der Vergangenheit. Diese Gesinnung, die oft ausschließlich dem
König Nabonid zugeschrieben wird, ist schon viel früher in der
neubabylonischen und auch in der neuassyrischen Zeit unter den
Sargoniden zu erkennen und ist der Antrieb gewesen zur letzten
großartigen Entfaltung der „babylonischen" Religion in der Seleu-
zidenzeit, vor allem in Uruk-Warka. Daran erinnert uns wieder
der Autor mit seinem Beitrag.

Baghdad J.vanDijk

ALTES TESTAMENT

9udtestamentische Studien namens het Oudtestamentisdi Werkgezel-
schap in Nederland uitgegeven door P. A. H. de Boer. Deel XII:
Studies cm the Book of Genesis. By B. Gems er, J. H o f t i j z er,
A. R. H u 1 s t, T. J a n s m a, N. H. R i d d e r b o s, A. van Selms,
L. A. Sn i j d e rs, F. van Tri gt. Leiden: Brill 1958. V, 315 S.
gr. 8°. Lw. hfl. 37.50.

Der XII. Band der Oudtestamentischen Studien enthält 8,
nach den Anfängen ihrer Verfasser-Namen alphabetisch geordnete
Beiträge zur Erklärung der Genesis und erleichtert deren Auswertung
durch ein den Band beschließendes Verzeichnis der in
ihnen behandelten Bibelstellen. B. G e m s e r, God in Genesis
(S. 1—21) arbeitet in Weiterführung hierher gehöriger Beobachtungen
Gressmanns, Kittels, Alts und anderer den
großen Unterschied zwischen der Gotte6vorstellung der Genesis
und der des Mose und seiner Religion heraus, betrachtet diesen
Unterschied als Spiegelung historischer Wirklichkeiten, die noch
klarer herausgestellt werden müssen, als es bisher geschehen ist. -
J. H o f t i j z e r, Some remarks to the tale of Noah's drunkenness
(S. 22-27) zerlegt Gen 9, 20-27 in die Erzählung von v. 20-24
und die Sprüche von v. 25-27, widerspricht der üblichen Ausscheidung
von ,,Ham, der Vater des (Kanaan)" aus v. 22 als redaktioneller
Zusatz und versteht die beiden Sprüche von v. 25—27
dahin, daß der erste (v. 25) die Bestrafung Harns in seinem Sohne
Kanaan, der zweite (v. 26-27) den Anteil, den Harns ältere Brüder
, Sem und Japhet, an der Vollstreckung dieser Strafe haben,
schildert. — A. R. H u 1 s t, Kol basar in der priesterlichen Fluterzählung
(S. 28-68) kommt nach gründlicher, keineswegs auf
die Sintflut-Erzählung des Priesterkodex beschränkten Untersuchung
von *il33"b3 zu dem Ergebnis, daß mit dieser Formel
Gen 6, 12-13 die ganze Menschheit, 6, 17 Menschen und Tiere,
6,19, 7,15-16.21, 8,17 Tiere, 9,11 Menschen und Tiere,
9, 15 Tiere, 9, 16-17 Menschen und Tiere gemeint seien. —

T. J a n s m a, Investigations into the early Syrian Fathers on
Genesis. An approach to the exegesis of the Nestorian durch
and to the comparison of Nestorian and Jewish exegesis (S. 69
bis 181) untersucht den von A. Levene 1951 unter dem Titel
,.The Early Syrian Fathers" veröffentlichten Anfang eines anonymen
Nestorianischen Pentateudi-Kommentars aus der Mingana-
Collection auf die Art und die Quellen der Nestorianischen Exegese
hin, wobei auf ihre Beziehungen zur jüdischen Exegese besonders
geachtet wird, und führt 30 Beispiele dieser Genesis-
Erklärung aus Gen 1—25 vor. Einige dieser Beispiele verdienen
hervorgehoben zu werden, so das Verständnis von nil Gen 1, 2
als „Wind" (S. 104), die Brandmarkung Kanaans als erster Beobachter
der Nacktheit Noahs in Gen 9, 20-27 (S. 163 f.), die Zu-
rückführung der Gen 14, 13 6tehenden Bezeichnung Abrahams als
"Ha? darauf, „daß er den Euphrat-Fluß überschritten hat und die

anderen Flüsse, die er überschritt, oder weil er jenseits des
Flusses geboren war" (S. 169). - A. v a n S e 1 m s, The Canaani-
tes in the Book of Genesis (S. 182-213) meint, die freundliche
Haltung den Kanaanäern gegenüber, wie sie die Genesis im allgemeinen
erkennen lasse, könne zu der Annahme führen, daß die
Genesis etwa am Ende der Regierung Davids als selbständiges
Buch, also nicht als Teil des Pentateuchs entstanden sei. Da aber
die Genesis nur als Teil des ganzen Pentateuchs sinnvoll ist, läge
doch die Annahme näher, daß die Autoren oder die Redaktoren
der Genesis die den mündlich überlieferten Erzählungen eigene
prokanaanäische Tendenz beibehalten und sie nur gelegentlich,
wie Gen 9 und Gen 15, durch antikanaanäische Gesinnung ersetzt
haben. Die pentateuchische Quellentheorie trägt zur Lösung des
mit der Behandlung der Kanaanäer in der Genesis gegebenen
Problems jedenfalls nichts bei, wie diese Hypothese auch sonst
keine der sachlichen Fragen, zu denen die Genesis Anlaß gibt,
zu erhellen vermag. — Nie. H. Ridderbos, Genesis I 1 und 2
(S. 214—260) erörtert umsichtig und besonnen die durch Gen 1,
1—2 aufgeworfenen Probleme: l) creatio ex nihilo?, 2) rvptO,
3) ina, 4) yiNfTI fija^EI. 5) «inhlinh, 6) Konstruktion
von Gen 1, l—2, 7) Bedeutung von D'irin und Tpari in v. 2.
8) tPrfbt* rrn in v. 2, 9) Verhältnis von Gen 1, 1 — 2, 4a zu den
Kosmogonien in Israels Umwelt, 10) Sinn von v. 2, 11) creatio
ex nihilo I — L. A. S n i j d e <r s, Genesis XV. The covenant with
Abram (S. 261—279) gibt Gen 15 für eine literarische Einheit aus,
in der freilich mehrere Komponenten verarbeitet sind, erklärt
unter Hinweis auf das pisn von Jes 33,4 das pfflp-,]a von
Gen 15, 2 als „einer, der in seinem Hause eine Vorrangstellung
einnimmt", also als eine Parallele zu irä ffi*vi"> "»rvat'")» in v. 3,
und erörtert den Ritus und den Inhalt der in Gen 15 beschriebenen
Bundesschließung. — F. van T r i g t, La signification de la
lutte de Jacob pres du Yabboq Gen. XXXII 23-3 3 (S. 280-309)
unterscheidet in Gen 32, 23—33 ein vorisraelitisches und ein
israelitisches Stratum, wobei in dem letzteren sich wiederum die
Schicht schriftlicher Überlieferung von der mündlicher Tradition
abheben läßt. Israel hat ganz in Übereinstimmung mit seinem
religiösen Genie die alte Sage von dem Flußgott im religiösen
Sinne neu gestaltet. „Quellenscheidung" vermag zum Verständnis
von Gen 32, 23—33 kaum etwas beizutragen.

HaHo/Saalo OttoEiflfeldt

Y/V x> R. de, O. P.: Les Institutions de l'Ancien Testament. I.: Le

Notaiadisme et ses survivances, institutions familiales, institutions
civiles. Paris: Les fiditions du Cerf 1958. 347 S. 8°. ffr. 990.—.

Mit diesem Bande bietet uns Pere de Vaux den ersten Teil
eines Werkes, das im Grunde einer Kulturgeschichte Alt-Israels
entspricht. Mit der ihm eigenen Sorgfalt erörtert der Verfasser
zunächst die Organisation der einzelnen Stämme, wobei die Behandlung
des religionsgeschichtlichen und historischen Problems
des Stammes Levi gewiß im 2. Bande folgen dürfte. Das 2. Kapitel
ist der Beschreibung der israelitischen Familie und dem entsprechenden
Brauchtum gewidmet, der Abfolge der verschiedenen
Stadien des Lebens: Geburt, Namengebung, Beschneidung, Erziehung
, Heirat und Scheidung, Tod und Ritual beim Ableben des