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Ausgabe:

1958 Nr. 1

Spalte:

36-37

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Insel Rügen 1958

Rezensent:

Holtz, Gottfried

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 1

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1530 mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Schon in den
20er Jahren des 16. Jahrhunderts griff die kirchliche Umwälzung
spürbar in das Leben der Kongregation und einzelner ihrer Klöster
ein. Auf dem Generalkapitel von 1524 wurden der Kongregation
nicht nur Luthers Schriften verboten; sondern auch die
Zerstörung des St. Pauls-Klosters vor Bremen wurde beklagt
(die Vernichtung des Klosters durch die Bremer im Jahr 1523
diente zwar in erster Linie strategischen Zwecken, ist aber von
der sich seit 1522 in der Stadt ausbreitenden Reformation auch
nicht ganz zu trennen; um dieselbe Zeit wurde mit einschneidenden
Maßnahmen gegen das Dominikanerkloster St. Katharinen
innerhalb der Stadt vorgegangen). Das Verbot von Luthers
Schriften wurde 1526 noch einmal wiederholt. 1525 und 1527
mußten die Generalkapitel ausfallen, wegen kriegerischer Unruhen
, aber auch wegen der um sich greifenden lutherischen
Lehre; 1529 und 1530 wurden wankelmütige und abtrünnige,
ihr Gelübde verachtende Äbte und Brüder beklagt und mit Bann
und Exkommunikation bedroht. — Auf der anderen Seite spiegeln
sich in den Rezessen auch die Gegensätzlichkeiten der Reformationszeit
wider: z.B. trat 1521 das Norder Nonnenkloster
der Gebetsverbrüderung der Kongregation bei, während sich zu
dieser Zeit schon allenthalben in der Grafschaft Ostfriesland die
Reformation ausbreitete; in der Abtsliste von 1530 wurde auch
der Abt des Benediktinerklosters in Stade (freilich nicht namentlich
) aufgeführt, während die Stadt Stade bereits einige Jahre
früher die lutherische Lehre angenommen und der Konvent des
dortigen Prämonstratenserklosters sich schon aufzulösen begonnen
hatte (das Benediktinerkloster St. Marien in Stade wählte
erst 1568 einen lutherischen Abt). In der Abtsliste von 1530
erschienen noch zahlreiche Klöster, die bereits dem Untergang
geweiht waren. Ein dramatisches Geschehen kündete sich an und
begann schon seinen Lauf zu nehmen.

Es ist zu wünschen, daß bald die beiden folgenden Bände
des so wertvollen Werkes, die von den verschiedensten Seiten
mit Spannung erwartet werden dürften, erscheinen möchten. Die
in Aussicht gestellten Register zu dem Gesamtwerk, die den
Schluß des 3. Bandes bilden sollen, werden dem Benutzer eine
weitere große Hilfe bedeuten.

Göttingen Anneliese Sprengler

Simon, Matthias: Ansbachisches Pfarrerbuch. Die Evangelisch-Lutherische
Geistlichkeit des Fürstentum Brandenburg-Ansbach 1528—1806.
Nürnberg: Selbstverlag d. Vereins für Bayer. Kirchengeschichte 1955/
56/57. 759 S. gr. 8° = Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns
, hrsg v. Verein f. Bayerische Kirchengeschichte, XXVIII. Bd.
DM 40.—.

Der bekannte Verfasser der „Evangelischen Kirchengeschichte
Bayerns" (2. Auflage 1952), Archivdirektor am Landeskirchlichen
Archiv in Nürnberg, läßt mit obengenanntem Werk sein zweites
Pfarrerbuch erscheinen. Das erste, das Bayreuthische Pfarrerbuch,
umfassend die lutherische Geistlichkeit des Fürstentums Kulmbach
-Bayreuth (1528/29— 1810),kam 1930 als XII. Band der „Einzelarbeiten
aus der Kirchengeschichte Bayerns" bei Kaiser-München
heraus. Die bewährten Grundsätze dieses Werks werden
auch mit geringen Ergänzungen in der Neuerscheinung befolgt.
Während früher die meisten Pfarrerbücher die Series pastorum
nach den einzelnen Kirchspielen behandelten — so Karl Gottlob
Dietmann in seiner fünfbändigen Kursächsischen Priesterschaft
(1752—63), August Hermann Kreyssig im „Album der evangelisch
-lutherischen Geistlichen im Königreich Sachsen" (1898) und
zuletzt noch Wilhelm Diehl in seinem ausgezeichneten achtbändigen
Werke „Hassia sacra" (1921—35), geht D. Simon einen anderen
Weg. Er bringt zunächst in alphabetischer Folge die Lebensläufe
der Geistlichen (Seite 1—580). Bei jedem von ihnen
werden die ihn besonders betreffenden Archivalien und gedruckten
Quellen angeführt. Als 2. Teil folgen (S. 583—725) die chronologischen
Pfarrerlisten der alphabetisch geordneten Pfarreien.
Diese Methode ist der früheren entschieden vorzuziehen. Einmal
wird der Lebenslauf des einzelnen Pfarrers an einer einzigen
Stelle dargestellt und nicht bruchstückweise bei den einzelnen
Gemeinden. So werden Überschneidungen und Wiederholungen
vermieden. Zugleich ist auch der Platz für die Quellenangabe damit
bestimmt. Zum andern hat D. Simon auch in unserem Pfarrerbuch
im 2. Teil bei jedem Kirchspiel die vorreformatorische
Diözesan- und die evangelische Dekanatszugehörigkeit genannt,
ggf. werden auch Landesherr, Hochgericht und Dorfherr, stets
aber der Patron, der (oft wechselnde) Umfang des Kirchspiels und
die Quellen, die für die Gemeinde sowie mehrere oder alle Pfarrer
derselben in Betracht kommen, angegeben. Damit ist ein sehr
wertvoller Zugang zu weiteren ortskirchengeschichtlichen For
schungen erschlossen. Ein umfangreiches ergänzendes Register
(S. 726—58) erschließt noch die Orts- und Personennamen über
das hinaus, was im 1. und 2. Teil des Buches trotz der alphabetischen
Anordnung nicht ohne weiteres zugänglich ist. So kann
man aus diesem Register die Namen der Orte ablesen, in denen
Geistliche des Fürstentums eine Schulstelle innehatten, die Geburtsorte
, die Namen der Frauen usw. werden hier verzeichnet
Die Amtsorte außerhalb des behandelten Fürstentums sind hier
genannt. Damit hat Simon auch dieses Pfarrerbuch in einem sonst
unbekannten Maße für die Benutzung erschlossen.

Der Bearbeiter betont, daß sein Buch „ergänzungsbedürftig
und -fähig" sei. Im Blick auf die von ihm herangezogenen Aktenmassen
und die genutzte Literatur — ihre Verzeichnung umfaßt
14 Seiten — wird man aber urteilen dürfen, daß hier das
Mögliche tatsächlich erreicht ist. Wohl nur aus Spezialforschun-
gen, Zufallsfunden oder aus bisher nicht erschlossenen Quellen
(dazu gehören vor allem Universitäts- und'Gymnasialmatrikeln)
werden sich vielleicht noch manche kleine Ergänzungen ergeben.

Die Quellenlage ist für dieses Pfarrerbuch außerordentlich günstig.
Das bedeutet einerseits eine gute Fundierung des Werkes, auf der anderen
Seite aber zugleich eine ungeheure in „Nebenstunden" durch
2 5 Jahre geleistete Arbeit. Neben den oft stillschweigend aus besseren
Quellen berichtigten allgemeinen wissenschaftlichen Nachschlagwerken,
von der ADB bis zu Würfels „Diptycha", von den Acta historico-
ecclesiastica Vinariensia bis zum Neuen Deutschen Nekrolog, sind alle
einschlägigen Zeitschriften und Bücher kirchenhistorischen, historischen,
familiengeschichtlichen und heimatkundlichen Inhalts bis hin zu den
kirchlichen Gemeindeblättern und örtlichen profangeschichtlichen
Schriften herangezogen worden. Die presbyteriologische Literatur von
Schlesien bis in die Pfalz wurde ebenso genutzt wie die große
Zahl der deutschen Geschlechterbücher. Daß die Grundlage des Werkes
die Archivalien in den Nürnberger, darüber hinaus in bayrischen und
württembergischen Archiven bilden, braucht nicht besonders betont
zu werden. Hunderte von Anfragen nach Daten aus Kirchenbüchern
ließ der Bearbeiter hinausgehen, die Kirchenbücher der größeren Gemeinden
durchforschte er selbst.

Das Ergebnis dieser zähen und zielbewußten Arbeit ist hocherfreulich
. Nur wenige Lücken weisen die Pfarrerlisten bei den Einzelgemeinden
auf und dies meist nur in der ersten Hälfte des 16. lahrhunderts.
Auch die ganz knapp gehaltenen Vitae der Pastoren zeigen ein ähnliches
Bild. Hier werden — soweit möglich — Geburtsdatum, Eltern,
Universität, Ordination, Amtszeiten und -orte, Tod, Eheschließung,
Ehefrau, vielfach auch die Zahl der Kinder angegeben. Nur wer selbst
einmal in dieser Arbeit stand, kann den Umfang der Arbeit ermessen,
die allein schon mit der Beschaffung dieser Daten verbunden ist.

Der zeitliche Umfang des Pfarrerbuches (1528—1806) ist historisch
fundiert: mit dem Jahr 1 52 8 ist das Ansbachische Gebiet als evangelisch
anzusehen. 1806 ging es an Bayern über. Lediglich die an Württemberg
gefallenen Pfarreien werden noch bis 1810 behandelt. Der
räumliche Bezirk, der im Pfarrerbuch zur Darstellung kommt, deckt
sich mit der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, wie sie im Historischen
Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe 2, Heft 1 (München
1954) in der Karte „Mittel- und Oberfranken am Ende des Alten Reiches
(1792)" gegeben ist.

Wir beglückwünschen die Lutherische Kirche Bayerns zu
diesem Pfarrerbuch und den Bearbeiter, der dies umfangreiche
Werk der theologischen Fakultät der Friedrich - Alexander - Universität
Erlangen als Dank für die Verleihung der Ehrendoktorwürde
gewidmet hat.

Weimar Reinhold J a u e r n i g

Heyden, Hellmuth, D.: Die evangelischen Geistlichen des ehemaligen
Regierungsbezirkes Stralsund - Insel Rügen. Im Auftr. d. Evang.
Konsistoriums Greifswald bearb. Greifswald: Evang. Konsistorium
1956. VIII, 287 S. 8°.

Heyden, der verdiente Erforscher der pommerschen Kirchengeschichte
, legt das jüngste deutsche Pfarrerbuch vor. Dem vorausgehenden
Werk von Hans Moderow und Ernst Müller, Die
evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis