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Ausgabe:

1958 Nr. 7

Spalte:

502-505

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

The archeological evidence from Palestine 1958

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 7

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stenrum" (44 Spalten), mit sehr lesenswerten Unterabteilungen
über die Entstehung des Christentums (H. Braun), über die geschichtliche
Entwicklung (Ernst Wolf), über die Ausbreitungsgeschichte
(A. Lehmann), über die Gegenwartslage (Logstrup und
Schrey) und über das Wesen des Christentums (C. H. Ratschow).
Viertens „Christologie" (44 Spalten), ein Artikel der zwar umfangreich
, aber merkwürdigerweise doch nicht länger ist als derselbe
Artikel in der älteren Auflage — die herrschende Stellung,
die die Christologie in der modernen Dogmatik hat, ist in diesem
Artikel nicht allzu spürbar. — Linter den kleineren wertvollen
Artikeln nenne ich hier „Bund", wo Hempel und Goppelt die
exegetischen Grundlagen darstellen, Jacobs die Föderaltheologie
beschreibt und Wiesner systematisch das Ganze klar und gut abrundet
.

Während des Lesens stellt man sich — hier wie in den vorigen
Lieferungen — bisweilen Fragen. Erwähne ich hier eine
schwedische exegetische Schule, die in den bibelwissenschaftlichcn
Artikeln sehr unbeachtet ist, so mache ich zugleich darauf aufmerksam
, daß die Distanz zwischen Lund und Uppsala, geistig
und geographisdi, viel weiter ist als zwischen Lund und dem
Kontinent. Also: ich rede wirklich nicht in eigener Sache, im Gegenteil
. Aber die exegetische Arbeit in Uppsala scheint uns wichtig
zu sein, auch wenn sie von unrichtigen Ideen getragen und
getrieben wird. Im Artikel „Bibelkritik, A.T." wird die alttesta-
mentliche Exegese außerhalb Deutschlands kaum angeführt. Der
Artikel „Bibelwissenschaft des AT" zeigt dieselbe Konzentration
auf Deutschland auf. Die schwedischen Gelehrten (in Uppsala)
mit ihrem Interesse für den Kultus und für das Ritualschema
werden en passant als geistige Söhne von Hooke erwähnt
(Sp. 123 5), aber der dänische Name Pedersen und der norwegische
Name Mowinckel sind an dieser Stelle weggefallen. Der
Artikel „Bibelwissenschaft des NT", von W. G. Kümmel geschrieben
, ist der internationalen exegetischen Arbeit gegenüber
mehr aufgeschlossen, obwohl die „Uppsalaschule" auch hier als
eine Gruppe von isolierten Menschen betrachtet ist (Sp. 1249).
Harald Riesenfeld kommt selbst zu Worte in dem Artikel „Biblische
Theologie und biblische Religionsgeschichte, II. N.T."
aber sagt zu diesem wichtigen Thema sehr wenig, so wenig, daß
er durch derartige Ausführungen nicht gerade isoliert werden
kann. Im allgemeinen hat ja die neue Auflage der RGG ein sehr
internationales Gepräge. Aber man fragt sich, ob nicht auf dem
exegetischen Gebiet eine auf dem Kontinent starke aber sonst in
der Welt nicht alleinherrschende Beurteilung von Methoden und
Arbeitsweisen etliche Artikel bestimmen. Das ist natürlich unvermeidlich
: jedes Werk dieser Art wird in einem konkreten
Land herausgegeben und muß die Lokalfarbe dieses Landes tragen
. Aber es ist eine Tatsache, daß Artikel auf anderen Gebieten
weniger lokal bestimmt sind.

Überhaupt muß, stelle ich mir vor, die Abwägung des Deutschen
und des Internationalen gegeneinander ein Hauptproblem
der Herausgeber und der Fachberater sein. Eine Kleinigkeit ist
der Artikel „Buchhandel", der in zwei Unterabteilungen den
evangelischen und den katholischen Buchhandel in Deutschland
sehr interessant und lehrreich darstellt, der aber für andere Länder
keine Entsprechung bietet. Das Verlagswesen ist ziemlich
verschieden in verschiedenen Ländern und Weltteilen. Aber es
ist möglich, daß eine Ausdehnung auf den internationalen christlichen
Buchhandel zu viel Raum in Anspruch nehmen würde.
Etwas größer und wichtiger ist das Problem, wie die heutigen
Universitätsstädte und Fakultäten in der RGG technisch zu behandeln
sind. Es gibt z. B. Spezialartikel über Basel, Bern, Berlin,
Amsterdam, die die Darstellung bis zur heutigen Lage führen —
bisweilen umständlich. Der Artikel „Cambridge" beschäftigt sich
jedoch nicht mit der Theologie in Cambridge im 20. Jahrhundert,
und diese ist doch nicht ohne Interesse. Der Artikel „Aarhus"
hat nur zu erzählen, daß es in dieser Stadt eine Universität und
eine theologische Fakultät gibt (zusammen 2 Zeilen); die Beschreibung
der Theologie in Aarhus kommt stattdessen im Artikel
„Dänemark" (Sp. 14-17 im Band II), ohne daß dabei Kopenhagen
und Aarhus voneinander getrennt werden. Der Artikel
„Durham" nennt überhaupt nichts von einer Universität oder
einer theologischen Fakultät in dieser Stadt. Einen Artikel
„Chicago" gibt es nicht.

Und jetzt eine andere schwierige Abwägung, diejenige zwischen
Religionsgeschichte und Theologie I Hier nehme ich den
Artikel „Böse, das" (Sp. 1343 f.)- Der Begriff „das Böse" ist
zweifelsohne ein zentraler christlicher Begriff, hier wird er aber
rein religionsgeschichtlich behandelt (von G. Mensching). Dazu
wäre an und für sich nicht viel zu sagen, wenn es nur konsequent
geschähe. Macht man aber einen Hinweis auf K. Barth, Kirchliche
Dogmatik § 50, wo Barth seine glänzende aber sehr diskutable
Lehre vom „Nichtigen" vorführt — und dieser Hinweis
steht im Artikel — dann ist Religionsgeschichte mit systematischer
Theologie gemischt. Übrigens befindet sich Barths § 50
nicht in III, 2, 1948, sondern in III, 3, 1950.

Und zuletzt ein kleiner Wunsch! Wir haben alle von Johannes
Heckel und von seinen Forschungen über Luther zu lernen
. Hier schreibt er über „Corpus Christianum" (Sp. 1871—
1873), und man erfährt daraus, daß später ein Artikel „Zwei-
Reiche-Lehre" in der RGG erscheinen wird. Wir im Norden,
die wir uns nach Heckeis Meinung „im Irrgarten" befinden,
hoffen, daß in diesem künftigen Artikel über die zwei Reiche
neben Heckel auch eine andere Stimme sprechen darf. Also:
auch er, selbstverständlich auch er, aber nicht er allein! Aber
dieser Wunsch ist wirklich nur ein kleiner Wunsch, kein großer.
Man kr.nn weiterleben, wenn er nicht in Erfüllung geht.

Der erste Band des großen Werkes verdient als Totalität
höchstes Lob. Kann dieses Niveau bis zum Ende beibehalten werden
, können die Herausgeber zufrieden sein.

Lund Gustaf W i n g r en

ALTES TESTAMENT

Q/o odenough, Erwin R.: Jewish Symbols in the Greco-Roman
/Weriod. I: The Archeological Evidence from Palestine. XVII, 300 S. —

/ l: The Archeological Evidence from the Diaspora. XI, 323 S. -
HI: Illustrations. XXXV, 10 S., 1209 Abb. auf Taf. -
IV: The Problem of Method. Symbols from Jewish Cult. XIII, 235 S.,
117 Abb. auf Taf. - V. u. VI: Fish, Bread, and Wine. XXII, 205 S.,
186 Abb. auf Taf. u. XII, 261 S., 269 Abb. auf Taf. New York: Pantheon
Books Inc. [1953—56]. 4° = Bollingen Series XXXVII.

Der Umstand, daß die folgende Anzeige die ersten sechs
Bände dieses (noch nicht abgeschlossenen) monumentalen Werkes
zusammenfassend besprechen kann, bedeutet einen Vorzug. Deutlicher
nämlich, als es denjenigen Rezensenten möglich war, die
zunächst nur die ersten drei, 1953 erschienenen und überwiegend
der Materialdarbietung und -beschreibung gewidmeten Bände vor
sich liegen hatten, kann der Rezensent, der auch schon Bd. IV
—VI kennt, die der Methodologie, Interpretation und Herleitung
gewidmet sind, Licht und Schatten sehen, die außerordentliche
Bedeutung des Werkes und seine Grenzen. Um es sofort klar
auszusprechen: G.s großes Werk über „Jüdische Symbole in der
griechisch-römischen Periode", die erstmalige umfassende Sammlung
eines immensen Materials, ist eine schlechthin großartige
wissenschaftliche Leistung. Sein Versuch dagegen, dieses Material
mit Hilfe psychoanalytischer Methoden zu interpretieren und auf
einen einheitlichen Nenner zu bringen, ist eine äußerst problematische
Angelegenheit.

Die ersten drei Bände gehören, wie gesagt, zusammen.
G., Professor der Religionsgeschichte an der Yale-Universität,
bekannt vor allem durch seine Untersuchungen über Philo, legt
hier in zwei Textbänden (I—II) und einem Bildband (III) die archäologischen
Daten zur jüdischen Kunst der griechisch-römischen
Periode vor. Ausgenommen sind nur die alttestamentlichen Malereien
von Dura-Europos, die einem besonderen Bande vorbehalten
sind. Bd. I: The Archeological Evidence
from Palestine beschreibt 1. die jüdischen Gräber Palästinas
und ihren Inhalt (Wasserbassins, Ossuare, Sarkophage, Lampen
und andere Grabbeigaben), 2. die Synagogen Palästinas (das
Glanzstück des Bandes!) und 3. die jüdischen Münzen Palästinas.
Bd. II; The Archeological Evidence from the
Diaspora wendet sich den Symbolen des außerpalästinischen
Judentums zu und behandelt 1. Symbole, die im Zusammenhang
mit jüdischen Begräbnissen verwendet wurden, 2. die Synagogen
der Diaspora, 3. Lampen und Gläser, 4. Inschriften, 5. Zauber
und Amulette. Bd. III: Illustrations ist der wichtigste