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1958

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 6

470

des Geldes an: über die politische Definition (sein Wert beruht auf
staatlicher Festsetzung), über die soziologische Theorie (Relation Geld-
Arbeit, freie oder geplante Wirtschaft) und über die psychologischen
Komponenten seiner Geltung (Kreditprobleme). Im Übergang zur christlich
-theologischen Betrachtung tritt dann die Frage nach Heil und Unheil
des Menschen gebieterisch in den Vordergrund. Die wichtigen einschlägigen
Stellen des Neuen Testamentes werden zum Reden gebracht.
Im 4. Absatz „Der bürgerliche Glaube an die Freiheit durch das Geld
und der sozialistische Glaube an die Befreiung von der Macht des Geldes
" knüpft D. an seine vorausgegangenen Marxismusstudien an und
bietet eine sich auch noch in dem folgenden 5. Abschnitt (Objektive
Grenzen der Macht des Geldes) fortsetzende wertvolle Interpretation
des historischen Materialismus.

Die beiden letzten Abschnitte, Nr. 6 über die Grenzen des Käuflichen
und Nr. 7 über den Umgang mit dem Gelde, machen schließlich
das eigentliche Anliegen der Studie sichtbar: Man darf nicht selbst
käuflich werden. Die Freiheit ist nicht käuflich, ebenso nicht die Liebe,
die Freundschaft, die Freude. Ja selbst in der Bewertung hochqualifizierter
Arbeit tritt die Käuflichkeit in Form des regulierten Lohnes in den
Hintergrund: das „Honorar" ist ein bezeichnender Grenzbegriff. Schließlich
widmet D. noch der Konvertierbarkeit des Geldes in Zeit und umgekehrt
und der Einwirkung des Geldes auf die Gestaltung der menschlichen
Beziehungen wertvolle Betrachtungen.

Ich will nicht verschweigen, daß mir der 1. Abschnitt, dessen Kürze
ein wenig im Widerspruch steht zur weitgreifenden Absicht — nämlich
den Unterschied der theologischen und der philosophischen Ethik darzutun
— am wenigsten eingeleuchtet hat. — Wenn es erlaubt ist,
möchte ich in diesem Zusammenhang vorschlagen, den auf S. 5 und 6
gebrauchten Begriff „ontologisch", für den allerdings die prot. Theologie
augenblicklich eine unglückliche Liebe zu hegen scheint, für das
Anwendungsgebiet vorzubehalten, dem er eigentlich zugehört: dem der
Seinsordnung. Für Wesensfragen und für Wertprobleme sollten nicht
nur aus Traditions-, sondern auch aus Präzisionsgründen andere Termini
verwendet werden. —

S. 42, Anm. ist statt „Freier" Freyer zu lesen.

Güttingen W. Trillhaas

Zeitschrift für evangelische Ethik. Studien, Kommentare
, Dokumente. Hrsg. von K. von Bismarck, Fr. Karrenberg,
H. van Oyen, W. Schweitzer, H. Thielicke, H. D. Wendland. Jg. 1957
(H. 1—6). Gütersloh: Bertelsmann 1957. 302 S. 8°. Je Heft DM 3.60.

Als wir das erste Heft dieser Zeitschrift anzeigten (ThLZ
1957, Sp. 382), schlössen wir mit dem Satz: Der Start ist gelungen
. Der Schriftleiter wiederholt ihn im Schlußwort zum ersten
Jahrgang, - mit gutem Recht! Wir hören dort auch von einer
steigenden Abonnentenzahl und einer Umfangserweiterung ohne
Erhöhung des Bezugspreises, höchst erfreuliche Zeichen der Arbeit
und ihrer Reaktionen. Eine Gruppe großer grundsätzlicher
Aufsätze (u. a. W. Schweitzer, Politik und Geschichtsdeutung
in theologischer Sicht; E. Wolf, Toleranz nach evangelischem
Verständnis; O. A. Piper, Die Mitteilbarkeit der christlichen
Ethik; H. D. Wendland, Die Wirkung der Eschatologie auf die
Sozialethik; G. Hillerdal, Wie ist evangelische Ethik möglich?)
steht zum unmittelbaren Zeitgeschehen in leichter und nötiger
Distanz, während eine andere Gruppe mit den Gegenwartsfragen
handgemein wird (Thielicke, Der Christ und die Verhütung des
Krieges im Atomzeitalter; G. Stratenwerth, Der moderne Krieg;
IC..Bennet, Christentum und Demokratie; G. Bally, Pflege und
Gefährdung der Menschenwürde u. a.). Nur ein Aufsatz behandelt
ein Thema der neutestamentlichen Theologie: H. Greeven,
Zu den Aussagen des NT. über die Ehe. Einer besonderen Erwähnung
bedarf der Beitrag von Schelsky, Ist die Dauerreflektion
institutionalisierbar? Der bekannte Soziologe — er ist Vorsitzender
des Fachausschusses für Soziologie der Religion beim
Deutschen Soziologentag — sieht Theologie und Kirche der Neuzeit
in der existentialistischen (dauerreflektorischen) Brandung
und fragt von daher nach der Möglichkeit einer modernen Religionssoziologie
. Der umfangreiche, gewichtige Aufsatz hat eine
äußerst lebhafte Diskussion ausgelöst (Delekat, Schrey, v. d.
Gablentz, Loew, Müller-Schwefe, Hammelsbeck), in der vielfache
und gegensätzliche Aspekte der Kirchlichkeit sichtbar
werden. Eine Replik Schekkys steht in Aussicht. So hat sich der
Aufsatzteil auf das glücklichste entfaltet. Der Abteilung „Kommentare
" fehlt u. E. noch einiges zu der entsprechenden Entwicklung
. Aus Heft 1 hoben wir s. Zt. den Kommentar über
das Rassenproblem in Amerika hervor (R. Niebuhr). Wir stellen

ihm H. Gollwitzer, Zur Frage des Krieges im Atomzeitalter;
Erika Altgelt, Die Wirklichkeit des Menschen in Ost- und Westdeutschland
; Karrenberg, Kirche und soziale Frage, als gleichwertig
zur Seite, während einige andere Beiträge (z. B. über
„Ethik" in sowjetischer Sicht oder über die lutherische Staatslehre
in der modernen schwedischen Theologie) u. E. noch nicht
das letzte Niveau erreichten. Höchst dankenswert ist die Bibliographie
, die international orientiert — natürlich in scharfer kritischer
Auswahl — und nach Sachgruppen geordnet ist; die Sachgebiete
Pädagogik, Psychologie, Seelsorge, Recht werden einbezogen
. Der Rezensent beglückwünscht das westliche evangelische
Deutchland zum Geschenk dieser Zeitschrift, wie er bedauert
, daß naturgemäß nur wenig Exemplare die Bibliotheken
und Studierstuben in der DDR erreichen werden.

Rostock G. Holtz

Becker, Walter: Zum Problem der Heimkinder berufstätiger Eltern.

Die Innere Mission 47, 1957 S. 338—341.
Bioemhof, F.: Das Problem der künstlichen Insemination beim

Menschen.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1958, S. 15—36.

E a s t o n, Jr„ W. Burnet: Ethical Relativism and Populär Morality.
Theology Today XIV, 1958 S. 470-477.

Fiorito, M. A.: Kant-Scheler y la etica del futuro.
Ciencia y Fe XIII, 1957 S. 163—172.

G r o e g e r, G. N.: Beratungsmotive und Konfliktelemente in der Eheberatung
.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1958, S. 47—49.
I m h o f f, Christoph v.: Pressefreiheit! — Narrenfreiheit?

Zeitschrift für evangelische Ethik 1958 S. 36—41.
Jacobs, Paul: Das Recht auf eigene Meinung — die Existenzfrage des

Journalismus.

Zeitsdirift für evangelische Ethik 1958 S. 42—46.
K u w a d a, Hidenobu: Das Gesetz gegen die Prostitution in Japan.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1958 S. 49—52.
Liege, P.-A.: L'engagement dans l'education de la charite.

Nouvelle Revue Theologique 90, 1958 S. 253—263.
i-0gstrup, K. E.: Eros und Ethos.

Zeitschrift für evangelische Ethik 1958 S. 1 —15.
Wolf, Ernst: Von der Freiheit des Gewissens.

Kirche in der Zeit XIII, 1958 S. 73—77.

a KIRCHENHECHT

H o 1 b ö c k, Carl, Prof. Dr.: Handbuch des Kirchenrechtes. [.: Einleitung
, i. u. 2. Buch des kirchlichen Gesetzbuches. IL: 3., 4. u. 5.
Buch des kirchlichen Gesetzbuches. Innsbruck: Tyrolia u. Wien: Herder
[1951]. XL 1155 S. gr. 8°. Lw. DM 55.-.

Das umfangreiche Werk ist als Lehrbuch des katholischen
Kirchenrechts gedacht und soll als solches in erster Linie der
Ausbildung junger Kleriker in der Seelsorge dienen. Das bestimmt
seinen Charakter. Es ist leicht faßlich, auch für den Nichtjuristen
angenehm lesbar geschrieben und gewährt damit demjenigen, der
es durchgearbeitet hat, einen klaren und umfassenden Überblick
über das geltende Recht der katholischen Kirche auf der Grundlage
des Codex juris canonici. Die Praxis der Seelsorge steht im
Vordergrund. Deswegen ist die Darstellung der geschichtlichen
Entwicklung auf das für das Verständnis der einzelnen Rechtsinstitute
notwendigste Maß beschränkt. Ebenso hat der Verf. auf
die Angabe von Literatur, welche Einzelfragen behandelt, bewußt
verzichtet. Es werden nur zu Beginn des I. Bandes die bedeutenderen
Gesamtdarstellungen des katholischen Kirchenrechts, auch
6olche, die nicht in deutscher Sprache abgefaßt sind, seit dem Inkrafttreten
des Codex juris canonici genannt. In gleicher Weise
werden vor den einzelnen Hauptabschnitten wichtigere Werke
allgemeiner Natur zitiert. Auf diese Weise liest sich der Text
sehr glatt, weil er nicht mit Anmerkungen beladen ist. Nur bei
der Angabe von Quellen (einzelne Canones, Stellen der Vulgata,
Enzykliken usw.) ist von Anmerkungen ohne jeden weiteren Zusatz
zu der zitierten Quellenstelle Gebrauch gemacht.

Der Verf. hat sich noch in einer weiteren Beziehung bemüht,
seinem Buch leichte Lesbarkeit zu verleihen. Er vermeidet nach
Möglichkeit die lateinischen termini technici des Codex und ersetzt
sie durch deutsche Begriffe. Dabei geht er sogar so weit.