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Ausgabe:

1958 Nr. 6

Spalte:

465-466

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Huonder, Quirin

Titel/Untertitel:

Gott und Seele im Lichte der griechischen Philosophie 1958

Rezensent:

Herter, Hans

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465

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 6

466

Stimmung in das Denken" und „Denken und Dichten". Die übliche
Distinktion rational-irrational, gemäß der Brecht (wie
Heidegger und Jaspers) auf die Seite des Irrationalismus zu stehen
käme, ist zwar plausibel und eingängig, aber durchaus flach,
weil schlechtweg sachfremd. Es ist ein Hauptverdienst Brechts
in diesen Aufsätzen, mit derlei läufigen Simplifikationen aufzuräumen
; zu ihnen gehört auch die überlieferte Scheidung von
Natur- und Geisteswissenschaften. Auch sie ist — angesichts bestimmter
Phänomene — rettungslos obsolet geworden; aber wie
lange wird die Klassifikation der Wissenschaften noch an den
phänomenblinden Vormeinungen des neunzehnten Jahrhunderts
kleben? (Ich möchte anmerken, daß sich neuerdings noch eine
Stimme gegen jene Verhärtung und Verholzung in kritiklos übernommenen
Distinktionen erhoben hat: Hannah Ahrendt befaßt
sich in ihrem soeben erschienenen Buch „Fragwürdige Traditionsbestände
im politischen Denken der Gegenwart" in dem Kapitel
„Natur und Geschichte" ausführlich mit der Antiquiertheit,
genauer: mit der Vordergründigkeit jener Einteilung. Das nebenbei
.)

Selbst wer Brecht widersprechen muß, müßte doch anerkennen
, daß hier keinesfalls jene „Bewortung", sublime Verbalartistik
oder „Glossomorphie" zu finden ist, die z. B. Julius Kraft
den Phänomenologen der Existenz in Bausch und Bogen vorwerfen
zu müssen glaubt; Krafts Buch von 1932 („Von Husserl zu
Heidegger") erschien vor kurzem nämlich noch einmal: mit einem
Nachwort von 1956. Es scheint uns wichtig, angesichts 60 sachlicher
Forschungen wie denen Brechts schon jetzt auf Krafts
massive Negation der Heidegger-Schule warnend hinzuweisen.

Berlin Helmuih Burgert

H u o n d e r, Quirin: Gott und Seele im Lichte der griechischen Philosophie
. München: Max Hueber 19 54. 243 S. 8°. Lw. DM 9.80.

In der Hoffnung auf eine neue Ontik greift der Verfasser
die „erregendste Menschheitsfrage" auf und behandelt die griechischen
Denker als „Erzieher zu Gott hin". Er verfolgt zunächst
die Entwicklung vom Mythos zum Logos, wobei dieser letztere
den Wertakzent erhält, und läßt dann die Vorplatoniker, Piaton,
Aristoteles, die hellenistischen Schulen, Philon und die Neu-
platoniker an den Augen des Lesers vorüberziehen. Es liegt
im Charakter des Buches, daß die Philosophie als vernunftbegründete
Religion erscheint, die zu einem persönlichen
Gott durchstößt. Schon die Vorsokratiker bis und mit Empedo-
kles treten als „Naturtheologen" auf, Parmenides wenigstens
verborgenerweise, und Anaxagoras setzt mit ßeinem Nus an
Stelle des Pantheismus einen ausgesprochenen Theismus, der bei
Aristoteles seinen reifsten Ausdruck findet und erst recht in der
Schrift „Von der Welt", die der Verf. gar zu gerne als echt ansehen
möchte (S. 166 ff.). Eine freilich noch nicht eindeutige
Transzendenz der Gottheit will er bereite bei Heraklit fr. 114
entdecken, und ganz besonders liegt ihm an persönlicher Auffassung
des höchsten Wesens, die er schon bei den Pythagoreern
vermutet und dann vor allem bei Sokrates; dem Gotte Piatons
gibt er sogar Liebe, obwohl er ihn der Idee des Guten gleichsetzt
, und läßt die Astralgötter im Hintergrund: auch Aristoteles
und begreiflicherweise Kleanthes enttäuschen nicht. Heikler
wird es, wenn der Verf. das Schöpfungsmotiv schon bei Anaxi-
mander und Heraklit aufspürt und dann nicht so sehr in Piatons
Demiurgvorstellung wie in Aristoteles' Akt-Potenz-Lehre enthalten
glaubt; bei Philon haben wir die Creatio ex nihilo natürlich
direkt, aber auch die neuplatonische Emanation kommt ihr
nach des Verf.s Meinung so ziemlich gleich. Das Seelenproblem
ist durchschnittlich kürzer behandelt. Hier kommt es dem Verf.
auf den LInsterblichkeitsgedanken an, den er schon bei Heraklit
aufzuzeigen sucht; besonderes Interesse erregt die Frage der
Unvergänglichkeit des individuellen Denkgeistes bei Aristoteles.
Sonst fällt der Gegensatz auf, in den Piaton zu der „Leib-Seele-
Harmonie" des Sokrates gerät, dem doch gerade die Sorge um
das Innere das allerwichtigste Anliegen war.

Der Verf. läßt weitgehend die Autoren selber sprechen,
stützt sich im übrigen aber nur auf allgemeinere moderne Werke;
60 ist nicht immer alles scharf genug gefaßt (S. 101 über die metaphysische
Existenz der platonischen Ideen merkwürdig und mit

der sonstigen Auffassung des Verf.s nicht vereinbar), aber im
großen und ganzen ist der Kontakt mit der Forschung gewahrt.
Die Blickrichtung des Buches mußte die Gefahr der Einseitigkeit
mit sich bringen, aber dafür werden die in der griechischen
Philosophie lebendigen Tendenzen zum Ewigen und Absoluten
auch mit besonderer Eindringlichkeit fühlbar: alles in allem hat
der Verf. einer guten Sache einen guten Dienst getan.

Bonn Hans H er t e r

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