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Ausgabe:

1958 Nr. 6

Spalte:

449-450

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Schmidt, Martin

Titel/Untertitel:

Wort Gottes und Fremdlingschaft 1958

Rezensent:

Pfeiffer, Johannes

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449

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 6

450

Stupperich, Robert: „Melanchthons "Theologia germanica". Ein
Beitrag zur Geschichte seiner lange verschollenen eigenhändigen deutschen
Bearbeitung der Loci theologici von 1 553.
Kerygma und Dogma 4, 1958 S. 47-58.

Vooght, Paul de: L'argument patristique dans l'interpretation de
Matth. XVI. 18 de Jean Huss.

Recherches de Science religieuse XLV, 1957 S. 558—566.

KIRCHENGESCHICHTE: NEUZEIT

Gerhardt, Martin: Friedrich von Bodelschwingh. Ein Lebensbild
aus der deutschen Kirchengeschichte. 1.: Werden und Reifen. XL 571 S..
9 Bildtaf., 1 Ahnentaf. IL 1. Hälfte: Das Werk. 271 S., 10 Abb auf
Taf. Bethel bei Bielefeld: Verlagshandl. der Anstalt Bethel 1950/52.
8°. Lw. DM 13.50 und 8.50.

Als der Verfasser im Mai 1952 heimgerufen wurde, bedeutete
sein Tod für die Geschichtsschreibung auf dem Felde der
Inneren Mission, in deren Dienst er seine ganze Arbeitskraft gestellt
hatte, einen unersetzlichen Verlust. Zwar mußte die Dankbarkeit
für seine früheren großen geschichtlichen Darstellungen
an erster Stelle bleiben, doch 6tand daneben die schmerzliche
Tatsache, daß die Bodelschwingh-Biographie nur zu etwa V* beendet
war: die beiden vorliegenden Bände schließen mit dem
Jahre 1896 ab. Da der erste, vollendete Band Bodelschwinghs
Leben nur bis zur Berufung nach Bethel behandelt, mag man ermessen
, welcher gewichtige Abschnitt noch der Vollendung harrt.
(Mit dieser Aufgabe ist der Betheler Dozent für Kirchengeschichte
, Alfred Adam, von der Anstalt betraut worden.)
Immerhin schildert der vorliegende Halbband die unendlich erfüllten
Jahre der „Entstehung einer Krankengemeinde" (1872
bis 1884) und stellt in seinem letzten Kapitel Vater Bodelschwingh
mitten in den ,,Zeitstrom", d. h. in die große Auseinandersetzung
um den christlichen Sozialismus und damit in
die Front zwischen Bismarck und Stöcker, in der er seinen Standort
mit ebensoviel Herzblut und Leidenschaft wie Geduld, Weisheit
und Sorge eingenommen hat.

Wer an dem Weg der Kirche durch die schicksalsschwere
zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Anteil nimmt, der kann Gerhardts
Darstellung nur mit größter Spannung lesen, obwohl es
dem Verfasser gewiß gar nicht darauf ankam, diese Spannung zu
erzeugen. Seine Meisterschaft beruht auf einer einzigartigen
Quellenkenntnis, auf einer großen Genauigkeit in den Einzelzügen
und auf der Bescheidenheit des berufenen Historikers, der
ganz hinter dem Gegenstand zurücktritt. Insofern muß das Werk
als ein abschließendes betrachtet werden: man kann sich kaum
vorstellen, daß danach noch irgend etwas Belangvolles in der
gleichen Sache entstehen könnte. Wohl aber wird Gerhardts Werk
ein schier unerschöpfliches „Warenlager" bleiben, sowohl für
volkstümliche Darstellungen wie für grundsätzliche Würdigungen,
wie sie nach Gelegenheit der Jubiläen und Gedenktage zu entstehen
pflegen. Bodelschwinghs Theologie z. B. könnte vielleicht
noch einmal dargestellt werden, 60 sehr sie sich auch der lehrhaften
Systematik entzieht. Gerhardt belauscht immer wieder
ihre Herztöne bis zum „heimlichen Glauben an das nahe Ende
aller Dinge" (II, 256).

Die Darstellung des Sohnes Gustav wird immer ihren Wert
behalten. In ihr berichtet der Augenzeuge. Gerhardts Werk ist
umfangreicher, distanzierter und mag jemandem, der Volkstümliches
zu lesen gewohnt ist, langatmig erscheinen. Der Unterschied
zu dem leichten Skizzenstift Pergandes liegt auf der Hand.
Aber man freut sich an jedem Weg, der die Christenheit näher
an Vater Bodelschwingh bringt.

Heidelberg Herbert K r i ni m

Schmidt, Martin, Prof. Dr.: Wort Gottes und Fremdlingschaft. Die

N Kirche vor dem Auswanderungsproblem des 19. Jahrhunderts. Erlangen
u. Rothenburg o. Tauber: Martin Luther-Verlag 1953. 179 S.
m. Abb. u. Taf. 8°.

Die lutherischen Kirchen Nord-Amerikas sind in den letzten
Jahren neu in unseren Gesichtskreis getreten. Nicht zuletzt hat
die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes im vergangenen
Jahr in Minneapolis vielen deutschen Lutheranern einen ebenso
anschaulichen, wie lebendigen Eindruck von ihnen gegeben.

Was viele dabei überrascht und beeindruckt hat, ist die Tatsache,
daß in diesen Kirchen am Erbe der lutherischen Reformation
vielfach treuer und bewußter festgehalten wird als im Mutterland
der Reformation selbst. Die Gründe dafür, soweit es sich
um die lutherischen Kirchen deutschen Ursprungs des mittleren
Westens handelt, werden in diesem ganz ausgezeichneten, aus
den Quellen gearbeiteten Buch von Martin Schmidt deutlich:
sie liegen in der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts, und
zwar in ihrem Übergang zum lutherischen Konfessionalismus.
Auf den Hilferuf Friedrich Wynekens von drüben erfolgte die
seelsorgerliche und praktische Antwort Wilhelm Löhes und der
ihm Gleichgesinnten. Daß die Antwort aus diesem Kreis kam,
hat sie für die Kirchen drüben zu einem Segen werden lassen bis
zu dieser Stunde. Darum kann der Verfasser auch seiner rein
sachlich geschichtlichen Darstellung, wie die lutherische Kirche
des 19. Jahrhunderts unvermittelt vor das Auswanderungsproblem
gestellt wurde, die Überschrift geben: „Wort Gottes und
Fremdlingschaft." Das Pathos kommt dabei nicht aus der Form,
sondern allein aus der Sache!

Das Verdienst des Verfassers besteht nicht nur darin, die
Bedeutung der beiden Persönlichkeiten Löhe und Petri für die
lutherische Diaspora-Arbeit scharf umrissen zu haben, wobei die
Art dieser Arbeit aus deren Kirchenbegriff verständlich gemacht
wird, sondern vor allem auch in dem Nachweis, daß diese beiden
Männer nur die, allerdings überragenden, Exponenten einer großen
Schar Gleichgesinnter gewesen sind. Was Martin Schmidt
allein aus dem christlichen Volksblatt „Der Pilger" für die sächsische
Erweckungsbewegung und deren Stellung zur Diasporapflege
erschlossen hat, ist eine wahre Fundgrube dafür.

So wird keiner, der sich mit der Geschichte der Diaspora-
Arbeit beschäftigt oder für die Ursprünge des amerikanischen
Luthertums interessiert, an diesem Buch vorübergehen können,
und wir können dem Verfasser nur wünschen, daß es ihm vergönnt
sein möge, seinen ursprünglichen Plan, die gesamte Entwicklung
der lutherischen Diaspora-Arbeit bereits seit dem
16. Jahrhundert darzustellen, zu verwirklichen.

Berlin Johannes Pfeiffer

A r e t i n, Karl Otmar Freiherr von: Die Konfessionen als politische
Kräfte am Ausgang des alten Reichs. Ein Beitrag zur Problematik der
Reichsauflösung.

Festgabe Lortz, Verlag Bruno Grimm. Baden-Baden 1957 S. 181—241.

Baumgärte 1, Friedrich: Wider die Kirchenkampf-Legenden.
Deutsches Pfarrerblatt 58, 1958 S. 97—102. 125—126.

Koch, Herbert: Kleine Beiträge zur Universitätsgeschichte. 1. Herders
geplante Berufung an die Jenaer Universität 1793.
Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 6, 1956/57 S. 745
bis 757.

Kupisch, Karl: Wenn Gottes Würze triefen. Zum 100. Todestag

von Johannes Evangelista Gossner.

Die Zeichen der Zeit 12, 1958 S. 95—99 .
Polisensky: Comenius und seine Zeit. Neue Wege zur Erkenntnis

des Lebens und Wirkens von Comenius.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin.
Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe VI, 19 56/57 S. 207
bis 213.

Schweitzer, Carl Gunther: Friedrich Brunstäds Lebenswerk.
Evangelische Welt 12, 1958 S. 81—83.

KONFESSIONSKUNDE

(ja-

Jahrbuch, Kirchliches, für die deutschen Alt-Katholiken 1958. Mit

Jahresweiser und Verzeichnis der Autonomen Katholischen Kirchen
und ihrer wichtigen Einrichtungen. Im Auftr. des kath. Bistums Bonn
der Alt-Katholiken Deutschlands hrsg. v. Pfr. F. P. P f i s t e r. Bonn,
Gregor-Mendel-Str. 25: Verlag des Bistums Bonn 1957. 96 S. m.
Abb. gr. 8°. DM 2.-.

Neben Berichten über das Leben der alt-katholischen Kirchen
in Deutschland und einigen Nachbarländern bringt das Jahrbuch
195 8 Monographien über einige Gemeinden, darunter
solche in Nord-Mähren, die durch die Aussiedlung der Deutschen
fast völlig untergegangen sind, eine Übersicht über das altkatholische
Schrifttum und Verlagswesen, endlich ein Lebensbild