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Ausgabe:

1958 Nr. 1

Spalte:

21-22

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Kapelrud, Arvid S.

Titel/Untertitel:

Dødehavsrullene 1958

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 1

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leisten. Er wird darüber hinaus auch dem Indologen willkommen
6ein, weil vieles im Rigveda von den Fachleuten sehr verschieden
aufgefaßt wird, und dieser Indexband es ihm ermöglicht,
sich in einem weiten Ausmaße rasch und sicher über die Geld-
nersche Interpretation zu unterrichten, ohne daß es des Umweges
über Grassmanns Wörterbuch bedürfe, so unentbehrlich ihm
dies bleibt.

Indices anzufertigen ist nie eine reine Freude. Solch mühselige
und zeitraubende Arbeit aber, sie aus unfertigen Nachlässen
druckfertig zu machen und durch den Druck zu führen, bedeutet
für den Herausgeber und seine Mitarbeiter ein sehr großes Opfer
an eigenem Leben. Die Art, wie hier eine eingegangene Verpflichtung
erfüllt wurde, die Geldnersche Übersetzung ans Licht
zu bringen, ist musterhaft. Man kann zum Abschlüsse des Werkes
Johannes Nobel und seinen Mitarbeitern, seiner Frau und
Wilhelm Rau, nur den allerherzlichsten Dank für ihre Selbstlosigkeit
aussprechen.

Leipzig F. Weller

ALTES TESTAMENT

Kapclrud, Arvid S.: Dßdehavsrullene. Funnene som kaster nytt
lys over Bibelen og Jesu samtid. Oslo: Universitets Forlaget 1956.
95 S., 4 Taf., 4 Ktn. 8°.

Dieses knappe, aber inhaltreiche Buch über die Handschriftenfunde
am Toten Meer ist in norwegischer Sprache verfaßt
und für weitere an diesen Funden und ihrer wissenschaftlichen
Bedeutung und Auswertung interessierte Kreise bestimmt. Je
zwei Karten vom Toten Meer und von der Nordwestecke sind
reizvoll als Vorsatzpapier dem Buch am Anfang und Ende eingedruckt
. In einem Nachwort dankt der Verfasser der American
School for Oriental Research, speziell den Herren Kraeling und
Miliar Burrows. Ein besonderer Dank ergeht auch an Professor
Rowley in Manchester. Das Buch ist mit vier Lichtdrucktafeln
ausgestattet. Die erste Tafel zeigt einen Bergungskrug aus Höhle
lQ und einen Krug von chirbet Qumrän. Die zweite Abbildung
bietet einen Eindruck von der Lage der Höhle 4, unter einem
guten, auf Abbildungen selten zu findenden Gesichtswinkel aufgenommen
. Die beiden anderen Tafeln zeigen Lankester Harding
beim Ordnen von Handschriftenfragmenten und die Kolumne III
von lQS. Das Buch entspricht dem Stand der Forschung und Veröffentlichung
vom dritten Quartal 1956, als der Verfasser noch
keine Kenntnis von dem Bericht des Pere R. de Vaux (RB LXW.
1956, 533-577) haben konnte. Der Bericht über die Kupferrollen
, die Veröffentlichungen Allegros und andere hat er benutzt
.

In den Ausführungen treten die archäologischen Erörterungen
verhältnismäßig zurück, offenbar bedingt durch den damals
noch ausstehenden Bericht über die letzten Grabungen auf der
chirbet Qumrän. Der umfangreiche Stoff ist in drei große Abschnitte
gegliedert. Der erste Abschnitt ist den Ereignissen der
Auffindung gewidmet, wobei Einzelheiten von Namen und Daten
mitgeteilt werden. Die Entdeckungen im wädi murabba'ät
und auf chirbet Mird werden berücksichtigt. Soweit damals bereits
gesicherte archäologische Ergebnisse vorlagen, sind sie von
dem Verfasser gewissenhaft verwertet worden. Der zweite und
umfänglichste Abschnitt bespricht nacheinander die einzelnen
Handschriften, die beiden Jesajarollen, die Habakukrolle, ferner
1QS und lQSa, die Kriegsrolle, die Loblieder, ferner die kleineren
Texte: die Lamechsrolle, die Texte von Allegro und andere.
Dieser Abschnitt ist der wichtigste des ganzen Werkes. Bei den
Jesajarollen werden die textkritischen Probleme abgehandelt,
bei der Habakukrolle geht der Verfasser ausführlich auf die Da-
tierungs- und Identifizierungsprobleme ein, auf die Thesen von
Dupont-Sommer, Rowley und anderen. Am bedeutsamsten erscheint
mir der Abschnitt über lQS und lQSa (S. 39-62), dem
man abspürt, daß er mit besonderer Hingabe gearbeitet worden
ist. Einzelne Stellen werden in extenso übersetzt. Dazu wird Ver-
gleichsmaterial z. B. aus den Makkabäerbüchern beigebracht. Bei
der Behandlung der Loblieder darf man dem Verfasser dankbar
sein, daß er nicht das sattsam bekannte Stück aus Kol. IV übersetzt
hat, sondern sich weniger bekannten, dafür schwieriger zu

interpretierenden Stücken zugewendet hat, z.B. Kol. III 6—Ii.
Der dritte und letzte Abschnitt geht den Problemen der in Qumrän
siedelnden Gemeinschaft nach, also der Essenerfrage, dem
Verhältnis der Qumrängemeinschaft zu Johannes dem Täufer,
der christlichen Gemeinde sowie dem möglichen Einfluß von
Qumrän auf die Schriften des Neuen Testaments. Man legt das
Buch mit großer Dankbarkeit aus der Hand, befriedigt von der
knappen, aber gesättigten Schau der Problematik.

Leipzig HansBardtke

W i 1 d b e r g e r, Hans: Die Handschriftenfunde beim Toten Meer und
ihre Bedeutung für die Erforschung der Heiligen Schrift. Stuttgart:
Calwer Verlag [1956]. 43 S. 8° = Calwer Hefte zur Förderung biblischen
Glaubens und christlichen Lebens 5. DM 1.80.

Nach einer kurzen Einleitung über archäologische Funde im
Orient werden „Die entdeckten Handschriften und ihr Inhalt"
besprochen. Dabei finden auch die Texte vom wädi murabba'ät
und von chirbet Mird Berücksichtigung. Ein zweiter Abschnitt betrifft
„Das Alter der Handschriften und die Frage ihrer Herkunft
aus dem Kreis der Essener". Paläographische und archäologische
Fragen werden in diesem Zusammenhang besprochen. Der Verfasser
will in den Qumrän-Leuten Essener sehen. Der dritte Abschnitt
behandelt in kurzen Zügen „Die Glaubenswelt der Leute
von Qumrän" (S. 24—27). Der letzte Abschnitt S. 28—37 erwägt
„Die Bedeutung der Handschriften für die Erforschung des
Alten und Neuen Testaments". Die Gesichtspunkte der Textkritik
und Sprachgeschichte werden erörtert. Dann werden dankenswerterweise
die Fragen nach dem Verhältnis zwischen Qumrän
und Christentum besprochen, Gegensätze und Gemeinsamkeiten
herausgehoben und mit Behutsamkeit die große Bedeutung
der Qumränschriften für die künftige neutestamentliche
Forschung aufgezeigt. 57 Anmerkungen unterbauen durch Literaturverweise
die sehr klaren, in eingänglicher Sprache abgefaßten
Ausführungen des Autors.

Leipzig Hans B a r d t k e

Z i e g 1 e r, Joseph: Jeremias, Baruch, Threni, Epistula Jeremiae ed.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1957. 504 S. gr. 8° = Septua-
ginta. Vetus Testamentum Graecum XV. DM 63.— ; geb. DM 67.—.

Den auf S. 149—504 mitgeteilten LXX-Texten von Jeremias,
Baruch, Threni, Epistula Jeremiae geht eine — in der Anlage den
Einleitungen zu Zieglers Ausgaben von Jesaja (1939^,
Dodekapropheton (1943), Ezechiel (1952), Susanna Daniel Bei et
Draco (1954) ähnliche — ausführliche Einleitung voraus, die
„A Die Textzeugen: I. Die griechischen Zeugen, II. Die alten
Übersetzungen", „B Gruppierung der Textzeugen: I. Der B-
Text, IL Der A-Text, III. Der Q-Text, IV. Die hexaplarische
Rezension, V. Die Rezension des Lukian, VI. Die Catenen-
Gruppe", „C Die jüngeren griechischen Übersetzungen", ,,D
Orthographika", ,,E Text und Apparat", „F Zeichen und Abkürzungen
" behandelt und am Schluß eine tabellarische Übersicht
über die „Griechische und hebräische Reihenfolge der Kapitel
des Ier.-Buches" sowie ein „Verzeichnis der in der Einleitung
ausführlicher besprochenen Bibel-Stellen" bringt. Von den
Abschnitten der Einleitung, die zum Teil kleine Aufsätze darstellen
, verdienen hervorgehoben zu werden: B. I: „Der A-
Text" (S. 52—59), der zusammen mit der S. 37 f. gegebenen
Würdigung der arabischen Übersetzung deren hohen Wert unterstreicht
und von ihr sagt, daß sie gelegentlich einen besseren
Text aufweist als der im übrigen für sie maßgebende Kodex
Alexandrinus; B. IV. „Die hexaplarische Rezension" (S. 67—79),
der, ergänzt durch C „Die jüngeren griechischen Übersetzungen"
(S. 98—108), Bezeugung und Art dieser Rezension beschreibt,
besonders gründlich die kritischen Zeichen des Origenes, die
Asterisken und die Obelen, behandelt und damit dem Leser das
Verständnis des dem Texte des Jeremias- und des Threni-Buches
neben dem Hauptapparat beigegebenen Hexapla-Apparates wesentlich
erleichtert; die zu Anfang von E „Text und Apparat"
(S. 125—138) gegebene Übersicht über die Geschichte des Jere-
mia-LXX-Textes, deren Feststellungen: „B-S bieten den ältesten
und gewöhnlich den besten Text. .. Manchmal tritt A hinzu,
der aber gewöhnlich mit Q-V geht oder mit anderen Textgruppen
marschiert. .. Die beiden Unzialen Q-V überliefern einen