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Ausgabe:

1958

Spalte:

418-419

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Stauffer, Ethelbert

Titel/Untertitel:

Jesus und die Wüstengemeinde am Toten Meer 1958

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literatuirzeitung 1958 Nr. 6

418

der Formenlehre, ab und an auf die geschichtlichen Voraussetzungen
Bezug genommen werden könnte; das gilt besonders
von der Tempus- und Moduslehre (§§ 82 f.), jedoch darf im
allgemeinen gesagt werden, daß die kurze und prägnante Darstellung
auch in diesem Teile mustergültig ist. Als Beispiel sei
etwa die Behandlung des zusammengesetzten (Nominal-)Satzes
(§ 87) mit dem problematischen Begriff des „Casus pendens"
angeführt:

„Wenn man von der idg. Grammatik herkommt, könnte man meinen
, es handele sich bei diesen Sätzen jeweils um ein Anakolouth.
Aber nach dem hebr. Sprachgefühl i6t die Konstruktion solcher Sätze
durchaus korrekt. Gleichwohl ist e6 in der hebr. Syntax üblich, von
einem Casus pendens zu sprechen, weil das Subjekt bei oberflächlicher
Betrachtung den Eindruck erweckt, als ob es in der Luft
hänge" (S. 117).

Mit welcher Sorgfalt Verf. im ganzen gearbeitet hat, möge
wiederum nur an einem Beispiele gezeigt werden. Die Belege
und Texte sind durchweg dem kanonischen Alten Testament
entnommen; hierbei gibt es eine Fülle von Formen, in denen die
traditionellen Regeln über die Behandlung der Begadkefath
nicht stimmen (§ 8 I, 1). Während meist über diese Einzelheiten
hinweggegangen wird, gibt Verf. dem Leser (S. 216) eine entsprechende
Hilfe, indem er im Verzeichnis der Fundstellen
auf die Wirkung der Trennungsakzente im Original verweist.

Ich habe einen meiner Schüler, der ein guter Philologe ist,
die vorliegende Sprachlehre in einem zweisemestrigen Kursus
ausprobieren lassen; er war von dem Unterrichtswerk einfach
begeistert. Ebenso muß ich selbst gestehen, daß mir unter den
deutschsprachigen Unterrichtsmitteln keines bekannt ist, das
der Sprachlehre von A. Bertsch wissenschaftlich und methodisch
ebenbürtig wäre. Allerdings setzt es voraus, daß, soweit Hebräisch
an der Universität gelehrt werden muß, der Sprachunterricht
zwei Semester lang intensiv gehalten wird. Doch das
ist bekanntlich keine Schwierigkeit, da die Erkenntnis sich
glücklicherweise immer mehr durchsetzt, daß die zuweilen noch
üblichen „Schnellbleichen" womöglich in den wenigen Wochen
eines Sommer- bzw. Herbstsemesters den Anforderungen, die
heute die alttestamentliche Disziplin an die Studierenden stellen
muß, in keiner Weise mehr genügen.

Jena Rudolf Meyer

H o 11 e n b e r g, J., u. K. Budde: Hebräisches Schulbuch, hrsg. V.
W. B a u m g a r t n e r. 21., neu bearb. Aufl. Basel: Helbing & Lich-
tenhahn 1955. VI, 229 S. 8°. sfr. 7.50.

Seit der 17. Auflage betreut W. Baumgartner selbständig
das altbekannte Schulbuch, das gegen Ende der fünfziger Jahre
des vorigen Jahrhunderts durch den Gymnasialdirektor J-
Hollenberg ins Leben gerufen wurde; jedoch erst die vorliegende
Neuauflage bot ihm Gelegenheit, seine mehr als dreißigjährige
eigene Lehrerfahrung in dem Unterrichtswerk zur Geltung zu
bringen.

Bei der Durchsicht der Neuauflage wird man allerdings bedauern
müssen, daß Herausgeber, wie er selbst im Vorwort sagt,
am Gesamtcharakter des Buches „nicht rütteln" wollte und nur,
abgesehen von Zusätzen und Änderungen im einzelnen, die Paragraphen
über die Vokale (11) und die Vokalismusregeln (12)
neu gefaßt, sowie bei den Leseproben und Übungsstücken einige
Änderungen durchgeführt hat. Damit aber erhebt sich die grundlegende
Frage, ob ohne tiefgreifende Umgestaltung ein solches
Unterrichtswerk — bei aller Verehrung für Tradition — überhaupt
noch fortgesetzt werden sollte. So ist vor allem die sprachgeschichtliche
Auffassung, die dem Werk zu Grunde liegt, weitgehend
veraltet, und die Berufung auf A. Ungnad, Hebräische
Grammatik2, 1926, als Basis für sprachwissenschaftliche Erläuterungen
kann diesen Eindruck nur verstärken. Auch ein Elementarbuch
sollte, wie wir dies vom Lateinischen und Griechischen
her 6chon seit Jahrzehnten gewöhnt sind, trotz allem rein deskriptiven
Charakter der modernen Forschung zumindest in den
Grundzügen soweit Rechnung tragen, daß der Studierende nicht
~ Wie im vorliegenden Falle — gezwungen ist, bei tieferem Eindringen
in die hebräische Sprache fast von vorn anfangen und
veraltete Vorstellungen korrigieren zu müssen, ganz abgesehen
davon, daß die dürftige, 4 Seiten (§§ 54-55) umfassende Satzlehre
noch nicht einmal den bescheidensten Ansprüchen genügt.

So kann man dieses Schulbuch nur mit dem Wunsche beiseite
legen, daß der Herausgeber, selber als Hebraist und Ara-
maist in Theorie und Praxis hervorragend ausgewiesen, an Stelle
des veralteten „Hollenberg" einmal einen echten „Baumgartner"
vorlegt, in dem der Ertrag eigener Forschung hervortritt.

Jena Rudolf Meyer

Brownlee, William H.: Muhammad ed- Deeb's own Story of His
Scroll Discovery.

Journal of Near Eastern Studics XVI, 1957 S. 236—239.
D a h o o d, M.: Some Aphel Causatives in Ugaritic.

Biblica 3 8, 1957 S. 62—73 .
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F i t z m y e r, J. A.: The syntax of kl, kl' in the Aramaic Texts from

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Biblica 38, 1957 S. 170—184.
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Goell, Theresa: The Excavations of the „Hierothesion" of Antio-

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Goetze, Albrecht: The Syrian Town of Emar.

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 147, 1957
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Bulletin of the American Schools of Oriental Research 147, 1957
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Biblica 38, 1957 S. 381—395.
R i g a u x, B.: The woman and her seed in Genesis 3, 14—15.

Theology Digest VI, 1958 S. 25—31.
Rost, Leonhard: Qumränprobleme. Eine Überschau.

Evangelische Theologie 18, 1958 S. 97—112.
Scharbert, J.: Formgeschichte und Exegese von Ex. 34, 6 f. und

seiner Parallelen.

Biblica 38, 1957 S. 130—150.
Schilling, Othmar: The Bible and archeology.

Theology Digest VI, 1958 S. 33—37.
Vaux, R. de: Les Fouilles de Teil el-Far'ah, pres Naplouse. Sixieme

Campagne. (Planches VI ä XIII)

Revue Biblique 64, 1957 S. 552—580.
Vogt, E.: Einige Werke über die Qumräntexte.

Biblica 38, 1957 S. 461—469.
Wright, G. Ernest: The Second Campaign at Teil Balätah (Shechem).

Bulletin of the American Schools of Oriental Research 148, 1957

S. 11-28.

NEUES TESTAMENT

S t a u f f e r, Ethelbert: Jesus und die Wüstengemeinde am Toten Meer.

Stuttgart: Calwer Verlag [1957]. 30 S. 8° = Calwer Hefte zur Förderung
bibliGdien Glaubens und christlichen Lebens, hrsg. von Th.
Schlatter, H. 9. DM 1.40.

Gleich im ersten Kapitel „Qumrän und die Wüstentexte"
betont der Verfasser, daß man von Verwandtschaft, nicht aber
von Identität zwischen den Qumränleuten und den Essenern sprechen
dürfte. Die Essener sollen nach seiner Meinung eine späte
Abzweigung der Qumränleute gewesen sein. Im zweiten Abschnitt
erfahren wir, daß der Verf. die Qumränschriften mit
Sicherheit in vorchristliche Zeit datiert, in einigen Fällen sogar
in die Zeit zwischen 160 und 140 v. Chr. Nach kurzer Erwähnung
des Täufers Johannes, der johanneischen Schriften und des
Matthäusevangeliums im Licht der Texte von Qumrän kommt
der Verf. nach Besprechung der Thesen von Dupont-Sommer
und Allegro auf die Hauptfrage, nämlich auf das Verhältnis Jesu
zu den Qumräntexten. In Kap. 3 stellt er acht Unterschiede zwischen
Jesus und der Geisteswelt von Qumrän heraus, nämlich
Klerikalismus, Ritualismus, Liebes- und Haßgebot in Qumrän