Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1958

Spalte:

416-417

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Bertsch, August

Titel/Untertitel:

Kurzgefaßte hebräische Sprachlehre 1958

Rezensent:

Meyer, Rudolf

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

415

Theologische Literatuirzeitung 1958 Nr. 6

416

Doch läßt B. uns zu viel in seine Werkstatt blicken. Die Auslegung
ist nicht selten durch überflüssige Angaben störend unterbrochen.
Statt sehr vieler Worterklärungen hätte die Übersetzung (falls nötig
mit einem Verweis auf die Wörterbücher) genügt; z.B. bei igby (I 1),

DJ» (I 1). '»ÄB (I 2), in&rr ma (I 2),ÜDrt(I 3) usf. Die diesen Wörtern
und vielen anderen beigegebenen lexikalischen Angaben müßten
sich, — wenn die anderen Bearbeiter ebenso verfahren —, in jedem
Einzelband wiederholen. Die Übersetzung vonjlbri, „bh hängen, aufhängen
", S. 13 5, ist ungenau). Auch manche geographischen und historischen
Erläuterungen erübrigen sich (Höhe von Ebal und Garizim, Beschreibung
von Sichern S. 114, Saronebene S. 132) oder sind so gehalten,
als ob dem Leser eines solchen Kommentars audi die primitivsten Voraussetzungen
fehlen (Pharisäismus S. 72).

Werden rabbinische „Glättungen" biblischer Divergenzen dargelegt
(z. B. S. 96 f.), hätte die Verstiegenheit solcher Versuche (und die
richtige Erklärung) angemerkt werden können.

Auf eine gleichbleibende Umschreibung des p (q oder k) sollte geachtet
werden.

Das große Verdienst der beiden Mischna-Kommentatoren,
die nach der langen Unterbrechung als erste wieder an das Werk
der „Gießener Mischna" gegangen sind, soll durch diese kritischen
Bemerkungen nicht geschmälert werden. Beide Kommentare haben
ihre besonderen Vorzüge und stehen hinter den früheren
Bänden nicht zurück. Durch Bietenhard ist der Traktat Sota für
die biblische Exegese in vorbildlicher Weise fruchtbar gemacht
worden, Lisowsky ist der schwer durchschaubaren rabbinischen
Methodik in vielem überraschend auf die Spur gekommen. Möge
dieser verheißungsvolle Wiederbeginn die Bahn für die Fortsetzung
und Vollendung des Kommentarwerks gebrochen haben.

Berlin F. Maass

A s e n s i o, Felix, S. J.: Yahweh y su Pueblo. Contenido teolögico en
la historia biblica de la eleccion. Rom: Pont. Universitas Gregoriana
1953. 254 S. gr. 8° = Analecta Gregoriana Vol. LVIII. Series Facul-
tatis Theologicae, Sectio A (n. 8) $ 3.60.

Diese interessante biblisch - theologische Untersuchung beschäftigt
sich in gründlicher und eingehender Weise mit den Problemen
, die durch das Thema Jahwe und sein Volk gestellt sind.
Sie ist weithin eine auf dem Urtext fußende Untersuchung von
theologisch mehr oder weniger gefüllten Begriffen. Der Untertitel
zeigt die Grenzen, innerhalb deren sich die Untersuchung
bewegt: Es geht um den theologischen Gehalt, um die biblische
Geschichte, um die Erwählung. Textprobleme werden meist in
Anlehnung an G und V gelöst, literargesdhichtliche Fragen bestehen
nicht. Stattdessen wird die biblische Geschichte von der
Urgeschichte an bis zur Offenbarung im Neuen Testament jeweils
befragt, wie weit sie dieses oder jenes Verheißungswort,
diesen oder jenen Begriff weiter überliefert, ausdeutet und präzisiert
. In 6 Kapiteln werden die Beziehungen Jahwes zu seinem
Volk dargestellt. Das erste Kapitel redet vom „Universalismus
der Erwählung" und sieht ihn in der Erschaffung des Menschen
nach dem Bilde Gottes und in der dem Menschen anvertrauten
Herrschaft über die Tierwelt und die ganze Erde. Im nächsten
Kapitel „Väter eines großen Volkes", werden nacheinander die
Abrahamszusage, die Familientradition der stirps abrahamitica,
die Nachkommenschaft der Patriarchen und die unauslöschlichen
Spuren der Verheißung an die Väter behandelt. Das dritte Kapitel
redet vom „Volk der Verheißung auf dem Weg", und zwar
vor allem vom Gott der Väter, wobei Alts Thesen weithin zugunsten
einer harmonisierenden Identifikation mit El und Jahwe
abgelehnt werden. Von der „Gegenwart Jahwes" redet das
vierte Kapitel, indem es von dem möglichen Verlassen der Stadt
und des Tempels ausgeht, dann über den Begriff „Gott mitten
in Israel", weiter von „dem in der Wolke und der Lade seinem
Volk Vorausgehenden", und dem „im Tempel, auf dem Zion
und im Himmel Wohnenden" redet und mit einem Ausblick auf
die Aussagen der Offenbarung Johannes schließt. Ein fünftes
Kapitel trägt die Überschrift „Jahwe, das Land und das Volk"
und handelt zuerst von drei Gottessprüchen: „Mein ist das
Land", „Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben" und
„Ich bin dein Erbteil", um schließlich noch auf das Verhältnis
Jahwes zur Völkerwelt einzugehen. Das sechste Kapitel redet
von der „Bahn einer Formel", nämlich der Gotteszusage: „Ich

will euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein", die ja seit
F. Baumgärtels „Verheißung" einer lebhaften Diskussion unterliegt
.

Ein Verzeichnis der zitierten Autoren und der Bibelstellen
erhöht die Brauchbarkeit der Untersuchung, die sich reichlich mit
der Literatur auseinandersetzt. Der Vorzug der Untersuchung
liegt darin, daß die einzelnen Aussagen und Begriffe jeweils im
Längsschnitt durch das Alte und das Neue Testament hindurch
verfolgt und die zitierten Stellen — meist ausführlich — theologisch
interpretiert und so in ihrer ganzen Fülle entfaltet werden
. Man wird reichen Gewinn und vielfache Anregung von dieser
gründlichen Arbeit haben, gerade auch wegen ihrer Unbekümmertheit
allen literargeschichtlichen Fragestellungen gegenüber
, für die ja mancherlei Untersuchungen vorliegen.

Erlangen Leonhard Rost

B e r t s c h, August, Dr.: Kurzgefaßte Hebräische Sprachlehre. Stuttgart
: Kohlhammer [1956]. 217 S. gr. 8°. Lw. DM 12.60.

Die „Kurzgefaßte hebräische Sprachlehre" — aus gründlichsten
linguistischen Studien sowie langjähriger Lehrtätigkeit am
Gymnasium erwachsen und sehr gut ausgestattet — soll dem älteren
Gymnasiasten wie auch dem Theologiestudenten beider Konfessionen
in gleicher Weise dienen.

Das Unterrichtswerk gliedert sich in drei Teile: Grammatik,
Paradigmen und Übungsstücke. Im folgenden sei nur auf die
Grammatik (S. 19—120) als den wichtigsten Teil Bezug genommen
. In der Einleitung behandelt Verf. zunächst in kundiger
Weise das Problem des Alt- und Neuhebräischen sowie die
Zweige des semitischen Sprachstammes. Bereits diese beiden einführenden
Paragraphen zeigen, daß Verf. es versteht, selbst
einen angeblich „spröden" Stoff ausgesprochen fesselnd und pädagogisch
geschickt darzustellen, so daß der Leser von vornherein
einen ganzheitlichen Eindruck von der hebräischen Sprache
gewinnt. Das Gleiche gilt von der Schriftlehre (§§ 3-10), wo
besonders die Behandlung des Alphabets, die im wesentlichen
an G. R. Driver, Semitic Writing from Pictograph to Alphabet,
1948, angelehnt ist, Beachtung verdient.

Die Lautlehre (§§ 11—17), in kurze und einprägsame Abschnitte
gefaßt, hat sich weithin von nutzlosem Traditionsballast
gelöst. So ist das berüchtigte „Schwa medium" endgültig zu
Grabe getragen (S. 6 f.), und im Bereiche der Akzentlehre steht
Verf. ganz auf dem Boden moderner Erkenntnis, wenn er z. B.
sagt: „Gewisse Erscheinungen des hebr. Lautwandels setzen voraus
, daß der Wortdruck nicht auf der Endsilbe lag. So hat sich
"irrt „Wort" aus däbäiii1, bup „er tötete" aus qätälä entwickelt
" (§ 12, lc).

Auf eine kurze Wortbildungslehre (§§ 18—23) folgt die
Formenlehre (§§ 24—71), in der es Verf. verstanden hat, die
wichtigsten Tatbestände einleuchtend darzustellen und zugleich
dort, wo angängig, die historischen Zusammenhänge aufzuweisen
. Ab und zu deutet er auch abweichende Meinungen an; so
etwa bei der Behandlung des Artikels (§ 27), wo er selbst die
m. E. richtige Anschauung vertritt, daß dem Artikel das ursemitische
Demonstrativum hä zu Grunde liegt, das infolge „Quan-
titätsmetathesis" als hä mit in der Regel anschließender Gemination
erscheint, zugleich aber die veraltete Ableitung aus *han
erwähnt und damit dem Leser den Zugang zu Koehler-Baum-
gartner, Lexicon in Veteris Testamenti Libros, s. v. -ri vermittelt
. Im Bereiche der Verballehre verdient besondere Beachtung,
daß Verf. sich auch noch während der Drucklegung bemüht hat,
ältere Anschauungen durch modernere Erkenntnisse zu ergänzen.
So kann § 59, der über die Modalformen handelt, nicht ohne
die Bemerkung auf S. 217 im Nachtrag gelesen werden, wie denn
überhaupt bei einer Neuauflage die Frage der Modusbildung im
Hebräischen samt ihrer geschichtlichen Voraussetzung ein wenig
zu modifizieren wäre.

Besonders dankbar werden es Lehrer und Lernende empfinden
, daß die Syntax (§§ 72—90) nicht zu kurz gekommen ist;
vielleicht dürfte man wünschen, daß auch hier, ähnlich wie in

*) Kursivdruck durch den Rezensenten.