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Ausgabe:

1958 Nr. 5

Spalte:

369-373

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Biehl, Walther Richard

Titel/Untertitel:

Der Dom St. Peter zu Bautzen 1958

Rezensent:

Ladendorf, Heinz

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 5

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ausgesprochen hat und die durch die Entgegnung des Verf.s
(Münster, Jg. 10, 1957, S. 305/06) nicht beseitigt werden. Es ist
nicht erfreulich, eine so persönlich ausgetragene Differenz nochmals
aufzurollen, aber es muß doch gesagt werden, daß weder
die streuende Anordnung der Bilder, noch die teilweise geradezu
verwirrende Terminologie, noch die Textgliederung in der vom
Verf. gewählten Art der Trennung von Baugeschichte und Baubeschreibung
mit Vorwegnahme der Baugeschichte in einem Inventarband
zu loben ist. Hinsichtlich der älteren Baugeschichte
des Münsters, einem Kernstück des Bandes, dessen neue Ergebnisse
von Hecht vollständig abgelehnt wurden, muß ich gestehen
, daß mich die Begründungen des Verf.s für seine neuen Meinungen
zur Baugeschichte, soweit sie aus dem Buche erkennbar
werden, in keinem Falle ganz überzeugt haben. Es würde den
Rahmen einer Rezension weit überschreiten, wenn diese Kontroverse
hier im einzelnen aufgerollt würde. Gewiß ist, daß eine
gründliche Überprüfung der frühen Baugeschichte des Konstanzer
Münsters hiermit vordringlich geworden ist, um so mehr
übrigens, als die Ergebnisse des Verf.s bereits in den neuesten
Band des Dehio-Gall, Westliches Schwaben, aufgenommen worden
sind. Trotz allen inneren Widerspruches muß freilich festgehalten
werden, daß erst aufgrund der Arbeit von Frau Reiners-
Ernst zur Bau- und Kunstgeschichte des Konstanzer Münsters
und dank der Publikation und Weiterführung der eingehenden
Bauuntersuchungen des verstorbenen Baurats Reißer durch H.
Reiners eine solche Überprüfung in einem fruchtbaren Sinn neu
möglich gemacht worden ist.

Berlin Edgar Lehmann

Das christliche Denkmal. Sammelwerk zur kirchlichen Baukunst
in Deutschland, hrsg. von Fritz L ö f f 1 e r. Berlin: Union Verlag
1953/56. Je 32 S. mit ca. 15 Abb. kl. 8°. Kart, je DM 1.50.
Heft 1: Der Dom St. Peter zu Bautzen. Von W. B i e h 1.
Heft 2: Die Frauenkirche zu Dresden. Von W. Lange.
Heft 3: Der Dom zu Freiberg. Von W. Lange.
Heft 4: Das Kloster Chorin. Von G. Prange.
Heft 5 : Die Thomaskirche zu Leipzig. Von E.-H. L e m p e r.
Heft 6: Die Marienkirche zu Rostock. Von A. F. Lorenz.
Heft 7: Die Annenkirche zu Annaberg. Von W. Lange.
Heft 8: Die Klosterkirche Oybin. Von F. Günther.
Heft 9: Der Dom zu Schwerin. Von A. F. Lorenz.
Heft 10: Stadt- und Schloßkirche zu Wittenberg. Von W. Lange-
Heft 12: Zisterzienser-Kloster Doberan. Von A. F. Lorenz.
Heft 13: Der Dom zu Havelberg. Von H. Müther und Ute

Schwarzzenberger.
Heft 14: Die Marienkirche zu Prenzlau. Von H. Müther.
Heft 15: Die St. Georgenkirche zu Wismar. Von A. F. Lorenz.
Heft 16: Die Stiftskirche zu Gernrode. Von G. W. Vorbrodt.
Heft 17: Der Dom zu Güstrow. Von A. F. Lorenz.
Heft 18: Die Hl. Elisabeth und Luther auf der Wartburg. Von S.

Asche.

Heft 19: Die Peterskirche zu Görlitz. Von E.-H. Lcmper.

Heft 20: Der Dom zu Brandenburg. Von H. M ü t h e r u. W. V o 1 k.

Heft 21/22: Der Dom zu Erfurt. Von K. Mertens.

Heft 23/24: Der Dom zu Meißen. Von E.-H. Lemper.

Heft 26: Die Klosterkirche zu Paulinzella. Von F. Möbius.

Heft 32: Die katholische Hofkirche zu Dresden. Von E. Hcmpel.

Heft 3 5: Die Marienkirche zu Greifswald. Von J. F a i t.

Heft 37: Die Stiftskirche zu Quedlinburg. Von G. W. Vorbrodt.

Jedes Heft der wertvollen Reihe, die durch das Verschulden
des Berichterstatters verspätet angezeigt wird, bietet auf ca.
35 Seiten mit ca. 15-20 ausgewählten Abbildungen, als Doppelheft
mit ca. 67 Seiten und ca. 37 Abbildungen eine Einführung
in ein hervorragendes kirchliches Baudenkmal und seine
Geschichte zusammen mit Hinweisen für das bemerkenswerte
Inventar. Die Hefte sind eine wichtige Besucherhilfe, darüber
hinaus können sie fast alle den Anspruch machen, eine Darstellung
zu geben, die dem Forschungsstande entspricht oder sogar
darüber hinausführt. Der Herausgeber hat sich bemüht, sachkundige
Mitarbeiter zu gewinnen und besonders 6olche zu
Worte kommen zu lassen, die sich bereits näher mit den zu behandelnden
Bauten beschäftigt haben. 18 Hefte verzeichnen
die nötigste weiterführende Literatur, in 6 Fällen fehlen leider

diese nicht nur nützlichen, sondern recht notwendigen Angaben.
In der folgenden Übersicht können nur einige wenige nicht erwähnte
neuere Arbeiten zitiert werden. Auf die Bebilderung der
Hefte, an der die Bestände der Staatl. Fotothek in Dresden einen
großen Anteil haben, ist besondere Sorgfalt verwendet worden,
z. T. wurden Neuaufnahmen tüchtiger Fotographen veranlaßt.
Fast alle Bände geben den Grundriß des Baues, dem nur in vier
Fällen die Maßstabangabe fehlt.

Dem Sammelwerk, das auf eine konfessionelle Beschränkung
verzichtet, ist ein weiterer Fortgang zum allgemeinen Nutzen
zu wünschen. Die bisher erschienenen 24 Hefte, von denen
drei in 2. Auflage herausgebracht werden konnten, ergäben in
einem Bande vereinigt, bereits ein kunstgeschichtliches Handbuch
von 889 S. m. 473 Abb.

G. W. Vorbrodt bearbeitete die Stiftskirche zu
Gernrode (16, I.A. 1954, 2. A. 1955). Von den in der
Reihe behandelten Bauten ist die Cyriakuskirche der älteste und
zugleich eines der wichtigsten Zeugnisse ottonischer Baukunst
überhaupt. Der Verf., der in anderen Studien das Hl. Grab zu
Gernrode ausführlich untersucht hat (auf ca. 1100 datiert), vermag
die Baugeschichte übersichtlich darzustellen1. Die Emporenkirche
unter byzantinischem Einfluß aus der Zeit der Theophanu,
Gemahlin Ottos II., hat im 12. Jhdt. noch einen Westchor erhalten
. Der verzogene Grundriß 6ollte nicht mehr mit Bauunterbrechungen
(oder Maßfehlern) erklärt werden2.

Die recht vollständig unterrichtende Beschreibung des romanischen
Baues der Stiftskirche zu Quedlinburg
(37, 1956) wird ebenfalls G. W. Vorbrodt verdankt.

H. Müther und W. Volk geben die Übersicht zu Geschichte
und Inventar des Domes zu Brandenburg (20,
1953) in Art einer Führung mit einer geschichtlichen Skizze als
Einleitung. Der Würdigung des Inneren folgt die der Krypta (E.
12. A. 13. Jhdt.) für die zugleich mit dem ausführlichen Versuch,
von dem romanischen Vorgängerbau eine Vorstellung zu geben,
nützliche Beobachtungen vorgetragen werden. Der Neubau fällt
in die zweite Hälfte des 14. Jhdt.s3.

Als Doppelheft ist der Führer von E. H. Lemper, der
Dom zu Meißen (23—24, 1955) herausgebracht worden,
der vorzüglich zusammenfassend ein anschauliches Bild gibt und
selbst die Einzelangaben zum romanischen Vorläuferbau fesselnd
darzustellen weiß. Die gotische Hallenkirche ist seit etwa 1240
zunächst als Basilika in Bau*. Als kunsthistorische Darstellung,
die das Bauwerk in einen allgemeinen Zusammenhang zu stellen
weiß, ohne seine Besonderheit zu schmälern, ist dieses Heft wohl
die beste Leistung innerhalb der Reihe.

Kl. Mertens hat dem Dom zu Erfurt ebenfalls
ein Doppelheft (21—22, 1955) gewidmet, das die Baugeschichte
übersichtlich darstellt und das reiche Inventar erläutert.

H. Müller und U. Schwarzzenberger bemühen
sich um die eigenartige Baugeschichte des Domes zu Havel-

*) Hugh T. Broadley, A reconstruetion of the tenth Century church
of St. Cyriacus in Gernrode, Marsyas Studies in the history of art 6,
1950—1953, New York Univ. 1954, 25—34 ist hier wie sonst unbeachtet
geblieben. Verwertenswerte Angaben bieten noch Chr. Völker,
Aus der Chronik des Klosters Gernrode, Unser Eichsfeld 3 8, 1943,
1—34 und H. Feldtkeller, Der Westbau der Stiftskirche in Oberkaufungen
, Westfalen 23, 1938, 348—362.

2) Vgl. hierzu u. a. Schäffer, Beitrag zum Problem der Achsenverschiebung
im Grundriß der Stiftskirche Gerarode, Münster 6, 1953,
282—283.

3) Zum We6tportal vgl. Dora Lämke, Mittelalterliche Tierfabeln.
Diss. Greifswald 1937.

4) Zur Baugeschichte des Meißner Domes vgl. neuerdings noch
H. J. Mrusek in der Festschrift Johannes Jahn 1957, Leipzig 1958, 131
bis 137. Zu den Bildwerken des 13. Jhdt.s u.a. noch H. Küas, Kompositionen
der Naumburger Werkstatt, Forschungen und Fortschritte 15,
1939, 314—317, desgl. Der Dom zu Meißen, Leipzig 1939; H. Giesau,
Die Meißner Bildwerke, Burg b. M. 1936; P. Metz, Zur Deutung der
Meißener und Naumburger Skulpturenzyklen des 13. Jhdt.s, Zeitschr. f.
Kunstgesch. 9, 1940, 145—174; R. Hamann-Mac Lean, Die Rekonstruktion
der Meißener Marienpforte, Beiträge zum Problem des Naumburger
Meisters, Marburger Jahrb. f. Kunstwiss. 14, 1949, 57—92 und
neuerlich H. Küas in Forschungen u. Fortschritte 1957.