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Ausgabe:

1958 Nr. 5

Spalte:

348-352

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Daube, David

Titel/Untertitel:

The New Testament and Rabbinic Judaism 1958

Rezensent:

Jeremias, Joachim

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 5

348

in ihrer Bedeutung für eine philologisch saubere Textinterpretation
hervortreten zu lassen.

Gleichwohl kann es nicht ausbleiben, daß der hier vorgelegte
Versuch, die hebräische Syntax darzustellen, mancherlei
kritische Fragen auslöst. Im Rahmen dieser Rezension sei lediglich
ein, m. E. allerdings wesentlicher Punkt herausgegriffen, nämlich
der weitgehende Verzicht auf sprachgeschichtliche Zusammenhänge
. Nun kann man zwar einwenden, daß eine Syntax, die
vor allem praktischen Bedürfnissen dienen soll, sich mit einer Beschreibung
der Erscheinungsformen begnügen kann. Dies alles
gern zugegeben, glaube ich doch, daß eine so ausgesprochen
flächenhafte Darstellung, wie sie hier weithin vorherrscht und
wie sie auch bereits den „Grundriß" belastet, der Eigenart der
hebräischen Texte nicht voll gerecht wird; denn wir haben allein
in den kanonischen Schriften Belege aus etwa acht Jahrhunderten
vor uns, und die Qumrän-Funde zeigen mit aller Deutlichkeit,
daß trotz der Nivellierung durch die Tradition ältere und jüngere
syntaktische Gebilde nebeneinander ohne Ausgleich stehen
können, so daß eine gültige Interpretation vielfach erst dann
möglich ist, wenn man sich die sprachliche Tiefenschichtung in
der überkommenen hebräischen Literatur vor Augen führt.

Dieser Sachverhalt wird besonders deutlich etwa an der Behandlung
der „Tempora" und Modi des Verbums (§§ 40—43).
In Auseinandersetzung vor allem mit S. R. Driver, „Treatise on
the Use of the Tenses"3, 1892, und H. Bauer, „Die Tempora
im Semitischen", 1910, sagt Verf. (§40), daß die sogenannten
Tempora „als die in manchen Sprachen zu beobachtenden subjektiven
Aspekte zu erklären" seien, „unter denen der Redende
einen Vorgang einfach konstatieren (Perfekt) oder in seinem
Verlauf (kursiv) darstellen will (Imperfekt)". Abgesehen davon,
daß diese für den Durchschnittsleser allzu knappe Feststellung
erst in ihrer vollen Tragweite verständlich wird, wenn man B.s
Aufsatz, „Die .Tempora' des Semitischen", Zeitschrift für Phonetik
und allgemeine Sprachwissenschaft 5, 1951, S. 133—154,
heranzieht, so fragt es 6ich vor allem, ob Verf. mit dieser einfachen
Formel der Geschichte der verbalen Syntax, damit aber
unseren, aus verschiedenen Zeiten stammenden Texten gerecht
wird.

Gewiß ist dem Verf. voll und ganz zuzustimmen, wenn er
— im Gegensatz etwa zu der Annahme von Aktionsarten — das
hebräische Verbalsystem unter dem Gesichtspunkte subjektiver
Aspekte zu verstehen 6ucht. Jedoch darf dabei nicht übersehen
werden, daß dieses Aspektsystem aus einer einst modal aufgegliederten
Präformativkonjugation hervorgegangen ist, die
ihrerseits durch die Afformativkonjugation frühzeitig aufgesprengt
wurde, ohne daß es im Hebräischen je zu einem vollen
Ausgleich der Formen gekommen ist. Entscheidend für die verbale
Syntax des Alten Testaments ist nun, daß sich im Rahmen
des Aspektsystems zahlreiche modale Reste erhalten haben, die
die Syntax des Verbums wesentlich komplizieren.

Ein kurzer Hinweis in dem genannten Sinne könnte m. E.
dazu beitragen, daß nicht — wie es jetzt der Fall ist — die Paragraphen
, die sich mit den verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten
beim „Perfektum" (§41) und „Imperfektum" (§ 42) befassen
, etwas in der Luft hängen und daß die Modi (§ 43) — abgesehen
vom Jussiv (§ 8) — mit sechs (!) Zeilen bedacht sind.

Mit dieser kurzen kritischen Bemerkung soll der Wert der
„Hebräischen Syntax" als praktischer Handreichung in keiner
Weise verkleinert werden; jedoch dürfte hieran deutlich geworden
sein, daß das letzte Werk B.s gleichsam eine geschichtliche
Phase in der Geschichte der Hebraistik abschließt und zugleich
eine Reihe neuer Probleme aufwirft, die künftig gelöst werden
müssen.

Jena Rudolf Meyer

P a y n e, J. Barton: Hebrew Vocabularies. Bascd on Harper's Hebrew
Vocabularies. Grand Rapids/Michigan: Baker Book House 1956.
III, 18 autogr. S. 4°. $ 1.-.

Unter der Devise: „Hebräisch ist eine einfache Sprache"
legt Verf. eine Vokabelsammlung vor, die vor allem demjenigen
eine Hilfe sein soll, der seine alttesramentlichen Studien bereits
abgeschlossen hat und späterhin in der Gefahr steht, die Arbeit

am Alten Testament ohne die schnell verfliegenden hebräischen
Grundkenntnisse zu betreiben.

Das Vokabular fußt, wie schon der Untertitel sagt, im
wesentlichen auf R. Harper, Hebrew Vocabularies, New York
1890, und erschien erstmals 1955, veröffentlicht durch das
Trinity Theological Seminary, Chicago. Es bietet die Wörter —
VeTba, Nomina und Partikeln — jeweils in Gruppen, die nach
der Häufigkeit der Belegstellen geordnet sind, wobei noch besonderer
Wert auf die Partikeln gelegt wird.

Aus pädagogischen Gründen bemüht sich Verf. des schmalen
Heftes, dem Benutzer zu zeigen, wie begrenzt der Wortschatz
des Alten Testaments sei und daß man allen Grund zur Dankbarkeit
dafür haben müsse, daß „die Schrift nicht auf Arabisch
inspiriert wurde".

Jena Rudolf Meyer

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Biblica 38, 1957 S. 428—456.

NEUES TESTAMENT

Daube, David, Prof.: The New Testament and Rabbinic Judaism.

London: The Athlone Press 1956. XVIII, 460 S. 8° = School of
Oriental and African Studies. University of London. Jordan Lectures
in Comparative Religion IL 45 s.

David Daube, Professor für Zivilrecht an der Universität
Oxford, ist den Fachleuten seit langem durch eine Fülle ausgezeichneter
Untersuchungen als hervorragender Rabbinist bekannt
. Es ist auf das lebhafteste zu begrüßen, daß er mehr als
dreißig, zum Teil an schwer zugänglichen Stellen veröffentlichte
Arbeiten zusammengefaßt und mit einer größeren Anzahl bisher
unveröffentlichter Studien in einem umfangreichen Band vereint
hat. Ein großer Reichtum wird in den mehr als hundert Einzeluntersuchungen
des Sammelwerkes vor dem Leser ausgebreitet.