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Ausgabe:

1958 Nr. 5

Spalte:

343-346

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

A Genesis apocryphon 1958

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 5

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Räumen des Departement des antiquite6 orientales wird den Lesern
des Buches sehr willkommen sein, denen es vergönnt ist,
diese Räume besuchen zu können, während die auf diese Übersicht
folgende Bibliographie (S. 155—157) allen, die sich genauer
mit den Dingen beschäftigen wollen, den Weg zu diesem Ziel
zeigt. Das gut ausgestattete Buch liest sich leicht und angenehm
und erfüllt so seinen Zweck, einem weiteren Leserkreis zu dienen
, vollauf. Es hat aber auch dem Sachverständigen viel zu bieten
, etwa in dem IV. Kapitel „Baale und Astarten", das mancherlei
wenig oder noch gar nicht bekannte Götterbilder vorführt
. Zu Bedenken oder Fragen gibt das Buch nur 6elten Anlaß,
aber zwei derartige Fälle sollen hier doch genannt sein. 1) In
dem die Darstellung eröffnenden Satze (S. 7): „Die elf ersten
Kapitel der Genesis erzählen, mit der Schöpfung beginnend, eine
Folge von Ereignissen, in denen die mesopotamische Atmosphäre
unverkennbar ist: Paradies-Geschichte, Rivalität Kains und Abels,
Patriarchen vor der Flut, Flut, Turm von Babel" trifft es bei
der Kain- und Abel-Geschichte keinesfalls zu, daß sie mesopo-
tamisches Gepräge trägt, und von den Patriarchen vor der Flut,
die teilweise deutlich palästinisch-syrischer Herkunft sind, läßt
sich das nur mit Einschränkung sagen. 2) S. 3 8 f., wo davon die
Rede ist, daß Mose in der Wüste Sinai die Israeliten den Gott
Jahwe hat kennen und verehren lehren, und festgestellt wird:
„Nach der priesterlichen Version (P) ist der Name Jahwe erst
Mose offenbart worden (Ex. 6,2—3). Nach der jahwistischen
Quelle (J) dagegen war dieser Name von Anfang an bekannt und
ist als solcher von Abraham verehrt worden (Gen. 12, 8). Von
diesen beiden sich widersprechenden Auffassungen paßt unserer
Meinung nach die Ansicht des P besser zur Wirklichkeit", fällt
auf, daß E (Ex. 3), der ähnlich wie P erzählt und insofern P's
Darstellung stützt, ganz übergangen wird. Doch das sind Kleinigkeiten
. Aufs Ganze gesehen, gilt es, daß Parrot sich mit dem
vorliegenden Buche um die Erhellung der Bibel von der Archäologie
, diesmal insbesondere von den Schätzen des Louvre-Mu-
6eums her, aufs neue höchst verdient gemacht hat.

Halle/Saale Otto EiB fei dt

A v i g a d, Nahman, u. Yigael Y a d i n : A Genesis Apocryphon.

A Scroll from the Wilderness of Judaea. Description and Contents
of the Scroll Facsimile6, Transcription and Translation of Columns II,
XIX—XXII. Jerusalem: The Magnes Press of the Hebrew Universitv
and Heikhal Ha-Sefer (zu beziehen durch The Jewish Agency, Puhl.
Department, Jerusalem) 1956. 48 u. 38 hebr. S., 4 Abb. auf Taf.,
5 Facsimiles. 2°. $ 4.50.

In diesem Werk liegt eine mit Spannung erwartete Teilpublikation
der bisher uneröffnet gebliebenen Rolle aus der
Höhle lQ vom Jahre 1947 vor. Zwar sind nur fünf Kolumnen
publiziert, aber eine größere Gesamtpublikation ist noch zu erwarten
. Die Nachrichten, die früher ergangen waren, bevor die
Rolle eröffnet war, und die dann nach Eröffnung der Rolle gemacht
wurden, ließen die Spannung noch anwachsen.

Das Buch ist gewidmet dem Andenken an D. Samuel Gottes-
man, der durch eine sehr erhebliche Summe den Ankauf dieser
Rolle und dreier weiterer Rollen aus dem Besitz jenes Erz-
bischofs Mar Athanasius Samuel ermöglicht hatte.

Den Mittelpunkt der gesamten Publikation bilden die fünf
großen Faksimile-Tafeln mit sehr klaren photographischen Wiedergaben
jener fünf Kolumnen. Dabei sind Kolumnen XX und
XXII die besterhaltenen. Kolumne XXI hat am unteren Rand
einigen Textverlust erlitten, während Kolumne XIX sehr stark
lädiert ist und die wenigen erkennbaren Zeilen offenbar durch
Feuchtigkeit so stark gelitten haben, daß die Buchstaben jetzt
anmuten, als ob sie auf Löschpapier geschrieben worden seien.
Die Nachprüfung der von den Herausgebern gebotenen Transkriptionen
für diese Kolumne kann auf Grund der Faksimiles
nicht immer durchgeführt werden. Hier wird man für eigene
Arbeit die Publikation der anderen Kolumnen bzw. ihrer
Reste abwarten müssen, um ein größeres Vergleichsmaterial zur
Hand zu haben. Man versteht angesichts des Zustandes dieser
Kolumne die Bemerkung der Herausgeber, daß die Rolle offenbar
nicht in einem Krug geschützt die Jahrtausende überstanden
hat, sondern daß sie den Witterungseinflüssen ausgesetzt gewesen
sein muß, indem sie auf dem Boden der Höhle gelegen
hat. Daß sie trotzdem 6ich erhalten hat, wird auf eine Schutzumhüllung
zurückgeführt, die mutmaßlich die Handschrift umgeben
hat. Schwierig ist die Beschaffenheit der Kolumne II, die
ebenfalls verstümmelt ist, nur der rechte Teil der Kolumne hat
sich erhalten. Auch hier bereitet das Erkennen der einzelnen
Buchstaben große Schwierigkeiten, da die Tinte an zahlreichen
Stellen verschwommen ist. Glücklicherweise haben die Herausgeber
noch ein zweites deutlicheres Photo der zweiten Kolumne
beigefügt, auf der die ersten fünf Zeilen besser erkennbar sind.

Den Faksimile-Tafeln ist jeweils die entsprechende Transkriptionsseite
gegenübergestellt. Diese Transkriptionen sind im
Schriftbild genau dem Original entsprechend gehalten. Die
Spaden und Freiräume auf den Zeilen zur Textgliederung sind
sorgfältig beibehalten. Das ist um so wichtiger, als die Handschrift
tatsächlich eine äußerst sorgfältige Durchgliederung erfahren
hat. Alle Sinnabschnitte, Redewechsel etc. sind durch
solche Spatien bzw. Freiräume am Zeilenende bzw. -anfang gekennzeichnet
. Das Freilassen einer ganzen Zeile zur Abschnittsmarkierung
ist auf den publizierten Kolumnen nicht nachweisbar
, soll sich aber auf einer noch nicht veröffentlichten Kolumne
finden. Besonders fällt an der Anlage der Rolle die Seitenbegrenzung
der Kolumnen auf, die einen regelmäßigen Abstand
von Kolumne zu Kolumne einhält. 17 mm Zwischenraum 6ind
zwischen den Kolumnen gelassen, an den Nahtstellen erweitert
sich der Abstand zu 26 bis 36 mm. 17 mm entsprächen fast
einer Fingerbreite, aber zwei Fingerbreiten schreibt der Traktat
der Schreiber (Sopherim II, 4) als Abstand zwischen den Kolumnen
vor, freilich für Thoramanuskripte! Im gleichen Traktat
Soph. II, 9 findet sich die Bestimmung über das Maß einer Kolumne
: die halbe Länge soll nicht größer als ihre Breite sein
und ihre Breite nicht größer als ihre halbe Länge. Zufällig
trifft das für diese Rolle zu. Die Herausgeber geben die Breite
einer Kolumne mit 8—13 cm an, im Durchschnitt 12 cm. Die
Höhe der Kolumnen liegt zwischen 25,5 und 27 cm. Das würde
etwa dieser Sopherim-Vorschrift entsprechen. Die Kolumnen
machen infolge dieses Größenverhältnisses einen proportionierten
Eindruck und wirken übersichtlich. Die Zeilenzahl schwankt
zwischen 3 3 Zeilen (Kol. XIX) und 37 Zeilen (Kol. I). Aber
diese Übersichtlichkeit erstreben alle Qumränhandschriften,
selbst die Lobliederhandschrift, die auf ein ähnliches Größenverhältnis
, 14 cm zu 31 cm, herauskommt.

Randzeichen lassen sich nicht beobachten. Aber der so beliebte
Ober- bzw. Unterpunkt soll nach Angabe der Herausgeber
verwendet worden sein; jedoch finde ich in den Transkriptionstafeln
nur in Kolumne XX, 29 einen Oberpunkt über dem
schließenden Thaw von w'tg'rt wiedergegeben. Die über die
Zeile geschriebenen Buchstaben sind in der Transkription ebenfalls
sorgfältig über der Zeile wiedergegeben. Eigenheiten der
Handschrift sind von den Herausgebern gut beobachtet worden,
eine Aufzählung der Einzelheiten würde hier zu weit führen.

Die Transkriptionen sind mit großer Akribie und Vorsicht
gearbeitet. Buchstaben, über deren Lesung gegebenenfalls verschiedene
Meinungen entstehen könnten, werden von den Herausgebern
mit einem bzw. zwei wagerechten Linien oberhalb des
Buchstabens versehen, um die Problematik der Lesung anzudeuten
. Zuweilen gibt die vermutete Lesart auch keinen Sinn. In
solchen Fällen wird in der Übersetzung lieber eine Lücke gelassen
als eine gewagte Übersetzung bzw. eine Korrektur geboten
. Z. B. Kolumne II, Zeile 23 l'rkmt lprwjn wird in der neuhebräischen
Übersetzung wiedergegeben mit l'rkmt (?) lprwjn
(?), die englische Übersetzung läßt überhaupt eine Lücke. Von
konjekturalen Lesarten hält sich die Transkription frei, obwohl
bei kleineren Rissen quer durch die Buchstaben hindurch, wo aber
Reste von Ober- und Unterteilen der Buchstaben geblieben sind,
stets Lesemöglichkeiten angeboten werden. Aber z. B. XIII, 34
bricht der Text hinter br ab. Vor br steht noch der wohlbekannte
Name Eliezer. Hier ist aus leicht begreiflichen Gründen auf eine
Ausfüllung der Lakune verzichtet worden. An einigen Stellen
hätte man sich gewünscht, daß die Herausgeber in ihren Vor-