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Ausgabe:

1958

Spalte:

321-330

Autor/Hrsg.:

Pannenberg, Wolfhart

Titel/Untertitel:

Zur theologischen Auseinandersetzung mit Karl Jaspers 1958

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLE«BERLIN

NUMMER 5

Spalte

Zur theologischen Auseinandersetzung

mit Karl Jaspers. Von W. Pannenberg 321

Zu den Festopfervorschriften
von Numeri 28 und 29. Von L.Rost . 329

Der mittlere Piatonismus und das

Christentum. Von H.Kraft....... 333

Andresen, C: Logos und Nomos (H.Kraft) 333

Avigad, N., u. Y. Yadin: A Genesis Apo-
cryphon (H. Bardtke)............ 343

Baar, A. van den: Die kirchliche Lehre der
Translatio imperii Romani bis zur Mitte des
13. Jahrh. (H. Orundmann)......... 362

Bizer, E.: Predigten des Johannes Brenz
(E. Mülhaupt)............... 365

Brockelmann, C: Hebräische Syntax
(Rud. Meyer)................ 346

Burghardt, W.J.: The Image of Ood in Man

(H.Chadwick)............... 358

Buytaert, E. M., s. Damascene, J...... 359

Chevalier, J.: Histoire de la Pensee. I.
(K. Qaiser)................. 384

Damascene, J.: De fide orthodoxa. ed. by
E. M. Buytaert (B. Kotier).......... 359

83. JAHRGANG

Spalte

Daube, D.: The New Testament and Rabbinic
Judaism (J. Jeremias)............ 348

Denkmal, Das christliche. H. 1-10, 12-24 26
32, 35, 37. (H. Ladendorf)........; 369

Duns Scotus, J.: OperaOmnia. IV.:Ordinatio.
Liber Primus. — Extractum: Adnotationcs
ad nonnullasQuaestiones circa Ordinationen [.
(W. Pannenberg).............[

Oils, F.: Jesus Prophete d'apres les evangiles
synoptiques (H.Conzelmann).....*

Orützmacher, R. H.: Textbuch zur deutschen
systematischen Theologie und ihrer Oeschichte
vom 16.-20. Jahrhundert. I.: 1530-1934. 4. Aufl.
bearb. v. G. O. Muras (W. Trillhaas) . . . ! 391

Hessen, J.: Thomas von Aquin und wir
(W. Pannenberg).............. 385

Hubatsch, W.: Der Deutsche Orden und die
Reichslehnschaft über Cypern (L. Petry) . . 364

Jemolo, A. C: Lezioni di diritto ecclesiastico
2 nd. Ed. (O. Weinberger).......... 3o4

Klein, J.: Oeschichte der deutschen Lyrik von
Luther bis zum Ausgang des 2. Weltkrieges
(F. Melzer)................. 350

Korn, D.: Das Thema des Jüngsten Tages in
der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts
(H. Emmel)................. 382

MAI 1958

Spalte

Lohff, W.: Glaube und Freiheit

(W. Pannenberg).............. 321

Muras, O. O., s. Orützmacher, R. H..... 391

Osborn, E. F.: The Philosophy of Clement of

Alexandria (W. Theiler)........... 357

Parrot, A.: Le Musee du Louvre et la Bible

(O. Eißfeldt)................ 342

Pavne, J. B.: Hebrew Vocabularies

(Rud. Meyer)................ 347

Per k, P. J.: Die Apostelgeschichte(E. Haenchcn) 355

Pope, M. H.: El in the Ugaritic Texts
(Rud. Meyer)................ 339

Prunet, O.: La morale chretienne d'apres les
ecrits Johanniques (H. Ciavier)....... 353

Reiners, H.: Das Münster unserer lieben Frau
zu Konstanz (E. Lehmann)......... 368

Reiners-Ernst, E.: Regesten zur Bau- und
Kunstgeschichte des Münsters zu Konstanz
(E. Lehmann)................ 368

Riedmann, A.: Die Wahrheit des Christentums
. I-IV (H.-O. Fritzsche)........ 387

Schmidt-Laub er, H.-Ch.: Die Eucharistie als
Entfaltung der Verba Testamenti (W. Nagel) 374

Yadin, Y., s. Avigad, N............ 343

Mitteilungen................ 397

Neue Bücher................ 397

Zur theologischen Auseinandersetzung mit Karl Jaspers

Von W. Pannenberg, Heidelberg
Im Jahre 1919, als Barths „Römerbrief" zuerst erschien, | deren in Kierkegaard und Nietzsche erstmals gestaltetes geisti-
veröffentlichte Jaspers seine „Psychologie der Weltanschau- ges Schicksal das Bewußtsein der grenzenlosen Relativität alles
ungen". Die Parallelität zwischen dialektischer Theologie und j Wirklichen und die dem entsprechende Unendlichkeit der Re-
Jaspersscher Philosophie ist nicht auf diese Äußerlichkeit be- flexion ist, stellt Jaspers die alte philosophische Frage nach dem
schränkt. Beide haben in Kant und Kierkegaard gemeinsame i Einen, Unbedingten. Er glaubt jedoch, dieses Unbedingte ange-
Ahnen. Wenn auch ihre Konzeptionen tief verschieden sind, so sichts der universalen Relativität nicht mehr als ein gegenständ-
liegen doch hier und dort ähnliche Problemstellungen vor, be- , lieh Gegebenes erfassen zu können, da ein solches immer parti-
sondere hinsichtlich der Ungegenständlichkeit Gottes. In diesem kular und durch andere Gehalte begrenzt, mithin immer nur reHorizont
will die Jaspersdarstellung von W. Lohff verstanden j lativ ist. Der Versuch, des Unbedingten im Überschritt über alles
sein . Sie strebt, durch die Analyse der Jaspersschen Philosophie j Gegenständliche ungegenständlich gewiß zu werden, macht „die
„zur Erhellung des theologischen Problems der Existenzdialektik | spezifische Schwierigkeit dieses Philosophierens" aus (21). Die
beizutragen" (11). j Beantwortung der Frage nach dem Unbedingten durch den Hin-

Diese wichtige Erlanger Dissertation nimmt die Ausein- j wejs aur die Freiheit der Existenz versteht L. als den Kern der
andersetzung der evangelischen Theologie mit Jaspers zum ersten- i Philosophischen Position von Jaspers. Bereits in der „Psychologie
mal in umfassender Form auf. Die Anlage des Buches ist me- ! der Weltanschauungen" (1919) findet Jaspers das Unbedingte
thodisch vorbildlich: Zunächst werden Grundzüge der Jaspers- j Jenseits der Vielfalt weltanschaulicher Gehäuse in der Freiheit
sehen Philosophie (Kap. 1), dann insbsondere seine Beurteilung 1 des Geistes (24 f.), die unter dem Antrieb der „Idee" weltanschauliche
Gestaltungen hervorbringt, sie aber immer wieder
auch durchbricht. Jaspers' „Philosophie" (1932) erscheint L. als
„vom Seinsbewußtsein der Existenz (her) unternommene Sinndeutung
des Seins" (21). Hier zeigt sich bereits die merkwürdige
Einseitigkeit seiner Jaspersdeutung. Jaspers versteht Existenz
im Horizont der umgreifenden Seinsfrage. Wenn auch die
Existenzgewißheit faktisch bereits im Vollzug der Seinsfrage
wirksam ist, so ist es doch bedeutsam, daß Jaspers methodisch
umgekehrt von der Seinsfrage ausgeht und erst, indem er sie expliziert
, zum Existenzbegriff gelangt. Nur weil L. diesen Sachverhalt
nicht genügend beachtet, kann er in dem Werk „Von der
Wahrheit" (l.Bd. der philo«. Logik), 1947, mit seinem Grundgedanken
der Einigung aller Weisen des Wahren im Medium der
Vernunft eine „Korrektur der Existenzphilosophie" erblicken
(42). Zwar führt das Vernunftverständnis der „Logik" manches
weiter, was in der „Philosophie" nur erst ansatzweise sichtbar
wurde, aber die Einheit des Seins (und somit auch der Wahrheit)

von Religion und Christentum (Kap. 2) knapp, aber sehr reich
haltig und unter gründlicher Berücksichtigung der vorhandenen
Literatur dargestellt. Daran schließt sich eine eigene kritische
Stellungnahme (Kap. 3) und — unter dem formalen Thema einer
Prüfung der bisherigen Entwicklung des Verhältnisses der evangelischen
Theologie zur Philosophie von Jaspers — eine Beleuchtung
der theologischen Problematik von Existenz und Dialektik,
besonders im Blick auf Barth, Buirmann und Gogarten, mit der
Absicht, „von Jaspers her rückwärts die theologischen Begriffsmittel
in Frage zu stellen" (156).

Der Gesichtspunkt der Jaspersauffassung des Buches wird
durch das Wort „Existenzdialektik" angedeutet. In einer Zeit,

*) Lohff, Wenzel: Glaube und Freiheit. Das theologische Problem
der Religionskritik von Karl Jaspers. Gütersloh: Bertelsmann
11957]. 236 S. 8° = Beiträge zur Förderung christlicher Theologie.
Samml. wiss. Monographien, 58. Bd. Lw. DM 19.80.

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