Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1958 Nr. 4

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

299

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 4

300

Märdien der Setukesen" gehört eigentlich nicht mehr zum Thema,
da die Setukesen nicht Russen, sondern orthodoxe Esten sind.
Auch spielt der hl. Georg in diesen Märchen zum Teil nur eine
sehr untergeordnete Rolle. So ist der Titel des Buches nicht ganz
zutreffend, und vielleicht wäre es überhaupt besser gewesen,
wenn der Verfasser sich ganz auf die Schilderung des Viehfeiertages
konzentriert hätte.

Die von Heinrich Laakmann angefertigten Übersetzungen der
russischen Texte sind nicht immer ganz genau. Z.B. S. 28 (Nr. 42):
„vse verfcchom jezdili": „alle ritten zur Kirche"; „vse" heißt hier doch
wohl eher „stets". Ebenda: „v inoj djarevni i na pole": „auch in anderen
Dörfern und auf dem Felde"; es muß heißen: „in manchen Dörfern
(bestellte man) auch auf dem Felde (einen Gebetsgottesdienst)".
Keinen Sinn hat der folgende Satz aus einem Gebet an den hl. Nikolaus
in der Übersetzung Laakmanns: „Die Richtschnur des Glaubens und
das Bild der Sanftmut, die Enthaltsamkeit des Lehrers hat Dich deiner
Herde gezeigt, der Du die Wahrheit der Dinge bist" (S. 25). Allerdings
ist auch der russische Text hier etwas verderbt. Die Stelle heißt griechisch
: „Kavöva ntozea); xai elxova xQ<föi?]To;, eyxgazeias SidäaxaXov
avsdet^e ae zjj not/ivfl aov fj xwv ngayfiäicov äXt/dsia" (Synekdemos,
hrsg. v. Kunturas, Athen o. J., S. 270).

Kiel Ludolf Müller

C u t s e m, A. Van: Les merveilles du Padre Pio.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 955—962.
Entz, Gustav: Kirche und Muttersprache.

Muttersprache. Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschen

Sprache 1957 S. 41—50.
Steinitz, Wolfgang: Lied und Märchen als Stimme des Volkes.

Deutsches Jahrbuch für Volkskunde II, 1956 S. 11—32.
Zimmermann, Elisabeth: Das Epitaph des Michael Libavius in der

Niederwiesaer Grenzkirche bei Greiffenberg in Schlesien.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte VIII, 1956 S. 170—176.

KUNST UND CHRISTENTUM

L e e u w, Gerard van der: Vom Heiligen in der Kunst. Aus dem Holland,
übers, v. Annelotte Piper. Gütersloh: Bertelsmann [1957]. 358 S.
gr. 8°. Lw. DM 23.—.

Die Bedeutung dieses Buches, dessen holländischer Originaltitel
„Wegen en Grenzen" lautet, ist von mir in der Theologischen
Literaturzeitung 1951, Sp. 341, nach der 1948 erschienenen
2. Auflage ausführlich gewürdigt worden. Daß der damals
geäußerte Wunsch, es in deutscher Sprache zu besitzen, jetzt erfüllt
wurde, ist 6chön. Seine Übersetzung durch Frau Dr. A. Piper
— nach der posthumen, von E. L. Smelik durchgesehenen 3. Auflage
— wird dem Inhalt des Buches und seiner Sprache gerecht
(das unverständliche Wort „imminos" auf S. 168 geht nicht zu
Lasten der Übersetzerin; die Nennung Demeters im Maskulinum
auf S. 176 wird jeder Leser von selbst korrigieren). R. A. Schröder
hat die holländischen Gedichte des Originaltextes ins Deutsche
übertragen.

Van der Leeuws Buch ist, das macht die Übersetzung dem
deutschen Leser nun vollends spürbar, das Bekenntnisbuch eines
Mannes, der als Religionsphänomenologe im weiten Bereich der
Religionen dem Heiligen in allen seinen Verwurzelungen und
Ausprägungen mit einzigartiger Einfühlungsgabe nachgegangen
ist, der in seiner vielfach bezeugten Liebe zur Kunst das Schöne
in ursprünglicher Einheit mit dem Heiligen gesehen hat und als
christlicher Theologe in unermüdlichem Ringen um die seinen
Erkenntnissen angemessene Aussage zu dem Bekenntnis gekommen
ist: „Gottes Heiligkeit würde jede Kunst zunichte machen,
wäre sie nicht zugleich seine Gnade, die sich in Schönheit offenbaren
will. Vor dem Angesicht Gottes ist die Kunst nichts und
weniger als nichts (ut palea, wie Stroh, sagte Thomas von
Aquin). Aber — das ist das große Paradox des Glaubens! — vor
Gottes Angesicht und aus Gottes Hand empfängt sie zugleich
ihr Leben und ihre Herrlichkeit" (S. 341). Solche Aussagen befreien
die Religion einerseits, die Kun6t andererseits von den
Ressentiments, mit denen ihre Jünger einander gegenüberstehen.
Sie tun das, indem van der Leeuw „für den, der etwas vom Sprechen
Gottes durch die Schönheit zu verstehen meint, für den,
der meint, daß Gottes Sprechen niemals ohne höchste Schönheit
sein könne", nicht nur — wie das der Originaltitel des Buches

zum Ausdruck bringt — „Wege", sondern auch „Grenzen zu
finden versucht" (S. 6 f.).

Tübingen Gerhard R o s en k ra n z

P a e g e 1 o w, Paul-Christian: Bildende Kunst und evangelische Erziehung
. Versuch zu einer grundsetzenden Überlegung. Berlin: Evang.
Verlagsanstalt [1957]. 127 S. 8°. Hlw. DM 4.80.

Zunächst muß vor aller kritischen Beurteilung des Büchleins
von P. Chr. Paegelow betont werden, daß es in hohem Maße
verdienstlich und wichtig ist, wenn ein Theologe sich ohne Vorbehalt
zum Verkündigungscharakter der christlichen Kunst bekennt
, von ihrer Bedeutung für die evangelische Kirche überzeugt
ist und sich darum müht, die bildende Kunst für die evangelische
Erziehung auszuwerten. Darüber hinaus muß anerkannt
werden, daß die Ausführungen des Verfassers eine erfreuliche
Anzahl sehr beachtlicher Aussagen über das Wesen, die Form und
die Wirkung des Kunstwerks, über seine Aktualität für die
kirchliche Gegenwart sowie über seine bisherige Auswertung in
Theologie und Praxis enthalten. Infolgedessen würde man gerne
diese positive Bewertung auf das Gesamtwerk ausdehnen. Dadurch
würde jedoch die Pflicht einer sachlich-kritischen Rezension
unerfüllt bleiben.

Der Verfasser hat sidi eine unmögliche Aufgabe gestellt.
Man kann auf 99 Text6eiten allenfalls eine Psychologie der Wirkung
des Kunstwerkes auf die verschiedenen, hier in Frage kommenden
Menschentypen zu schreiben und daraus pädagogische
Folgerungen herzuleiten versuchen. Es ist jedoch nicht möglich,
wie der Verfasser es tut, auf so engem Raum geschichtliche, morphologische
und vor allem symbolische Probleme der Kunst und
ihres Verhältnisses zum christlichen Glauben als Grundlage von
Erziehungsfragen zu behandeln. Der Verfasser hat den Umfang
des Stoffes entweder zu weit oder zu eng gewählt. Denn nach
seiner Methode müßte er darstellen, wie er sich das Verhältnis
von Immanenz und Transzendenz im Erkennen, im Glauben, im
künstlerischen Gestalten denkt, er müßte den Vorgang der
künstlerischen Schöpfung behandeln und seine erkenntnistheoretischen
Grundlagen klarstellen. Das alles ist in seinem Werk
kaum angedeutet. Seine historischen Übersichten über die paläo-
lithischen Anfänge der Kunst, über die Baukunst in der Frühgeschichte
, in Griechenland und Rom, über die Entstehung und
Entwicklung des christlichen Kirchengebäudes in frühchristlicher,
romanischer und gotischer Zeit — um nur das Wichtigste zu nennen
— enthalten in ihrer gedrängten Kürze zu vieles, was halb-
richtig oder unrichtig gesehen ist. Man kann solche Abbreviaturen
nur wagen, wenn man die komplexe Fülle der Probleme
und noch ungelöster Fragen und Aufgaben des betreffenden Sachgebietes
wirklich kennt. Dazu genügt es nicht, wenn man sich
z. B. über die eiszeitlichen Anfänge der Kunst aus zwei vor 10
Jahren erschienenen Zeitschriften-Aufsätzen informiert.

Paegelow hat die Darstellung der bildenden Kunst mit der
Darstellung des Symbolproblems verbunden — an sich ein vortrefflicher
Gedanke. Aber das Wesen des Symbols gehört zu den
schwierigsten Aufgaben der Philosophie. Dieser Aufgabe ist der
Verfasser nicht gewachsen. Er übersieht den wesentlichen Unterschied
zwischen Symbol und Allegorie, die er überhaupt nicht
erwähnt. Er sieht nicht den in höchstem Maße paradoxen Charakter
des Symbolphänomens, das sich phänomenologisch analysieren
, aber nicht logisch erklären läßt. Wenn die von ihm benutzte
Literatur über das Symbol in dieser Hinsicht ebenso anfechtbar
ist, so wird dadurch zwar manches erklärt, aber nichts
entschuldigt. So kann man zusammenfassend nur sagen: 6chade.
daß so viel gutem Willen und so viel ernstem Bemühen um eine
wichtige Sache kein größeres Vollbringen beschieden war.

Münster/W. P. Girkon

SYSTEMATISCHE THEOLOGIE

Schumann, Friedrich Karl: Wort und Gestalt. Gesammelte Aufsätze
. Dem Verfasser dargebracht von Freunden und Schülern. Witten-
Ruhr: Luther-Verlag [1956]. 400 S. 8°. Lw. DM 14.60.

Friedrich Karl Schumann gehört zu den Theologen, die sich
mit Vorliebe im Opusculum aussprechen und daher Gefahr lau-