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Ausgabe:

1958 Nr. 4

Spalte:

298-299

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Loorits, Oskar

Titel/Untertitel:

Der heilige Georg in der russischen Volksüberlieferung Estlands 1958

Rezensent:

Müller, Ludolf

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 4

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Außer dem Toleranzproblem und der Lehrordnung müssen
noch die liturgischen Vorlagen und ihre Behandlung
auf der Generalsynode erwähnt werden (S. 137ff., 261 ff., 306ff.).
Wir verzichten auf nähere Darlegung, da die liturgischen Ordnungen
der Mette, Vesper und Komplet, sowie für Wiederaufnahme
und Übertritt Teile einer sich über viele Jahre hinziehenden
agendarischen Neugestaltung sind, die in ihrer Gesamtheit
behandelt werden muß. Über die vorgelegte Ordnung der Trauung
(Teilstück des Bandes III der Agende) kam es noch zu keiner
Entscheidung, da das Verständnis der Trauung, besonders hinsichtlich
der Traufragen und des Trausegens noch nicht geklärt
war (S. 429 ff., 160 ff.).

Von kirchengeschichtlichem Interesse ist der informierende
Bericht des Synodalen Oberlandeskirchenrat Lic. Kleemann über
die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens (S. 83 ff.).

Weimar Wolfgang S c h a n z e

venskt kyrkoliv i Finland. 36. Jahrg. Helsingfors 1957.
217 S., 54 Abb. kl. 8°.

Der wieder ansprechend ausgestattete Band1 hat 6 Abschnitte
. Der erste, der schönen Literatur gewidmete liegt dem
Herausgeber wohl besonders am Herzen, er ist selbst daran beteiligt
. Es folgen drei grundsätzliche Betrachtungen. Sven Sorthan
fragt: „Verstehen die Leute die Kirchensprache?" Erik Evalds
setzt sich in „Frieden ohne Glaube" mit Heidegger und Sartre
auseinander. Professor Helge Nyman - Abo befürwortet eine
Erneuerung der „Tageszeitengebete" (liturgischen Andachten)
im Geiste Luthers und Laurentius' Petri.

Der dritte Abschnitt bringt ein ungewöhnlich fesselndes
Bild einer kirchlichen Erweckung der 12 schwedischen Gemeinden
im nördlichen Österbotten, von Selim Melin-Pedersöre. Daneben
steht ein Artikel über die deutsche Gemeinde in Helsingfors
zu deren 100. Geburtsjahr mit wohl gelungenen Bildern der
deutschen Kirche von außen und innen; Geert Sentzke zeigt hier
auf 4 Seiten meisterhaft Stellung und Aufgabe der Gemeinde im
Organismus der Volkskirche Finnlands.

Vierter Abschnitt: KleinkiTchenarbeit in Schweden, Junge-
Heim-Bewegung in Dänemark, Hausbesuche in der norwegischen
Kirche, Beim lutherischen Weltkonvent in Amerika.

Der 5. Abschnitt enthält die Stiftschronik von Borgä mit
6 Beispielen kirchlicher Aktivität. Unter den Verstorbenen ist
hier Pastor Alexander Siegfried zu nennen, der 81 Jahre alt
wurde. Nach seiner Vertreibung aus Rußland und Wiborg tat er
an den deutschen Gemeinden in Abo und Helsingfors Dienst;
dreimal hatte er alle seine Habe verloren, 1944 war er ein Jahr
lang interniert.

Der Bericht über die finnisch sprechenden Gemeinden erzählt
von zwei öffentlichen Diskussionen: über Theater und
Kirche; Student und Kirche. Der Theaterdirektor von Tammer-
fors sagte in einem Vortrag an der Evangelischen Akademie in
Järvenpää: „Die dramatische Kunst ist ein Seitenschiff in der
großen Kathedrale der Religion. Sowohl Kirche wie Schauspiel
stellen bedrückte Menschen vor die höchsten Lebenswerte. Der
Weg vom Seitenschiff zum Hochaltar ist kürzer als wir gewöhnlich
glauben." — Werner Kellers Buch „Die Bibel hat doch recht"
ist ins Finnische übersetzt worden.

Aus den übrigen nordischen Ländern: Dänemark hatte die
meisten Ehescheidungen, bei jeder 6. Ehe, in Kopenhagen bei
jeder 4.1 Da versammelte die Bewegung „Junges Heim" viele
Tausende von jungen Ehepaaren (Bild S. 123). Im Anschluß an
kirchliche Radiosendungen wurde ein kirchlicher Briefkasten eingerichtet
. — Die kirchlichen Gegensätze sind am schärfsten in
Norwegen. Als Bischof Schjelderup erklärte, Verdammnis könne
nicht ewige Qual bedeuten, wurde er wegen Irrlehre angeklagt.
Aber die oberste Kirchenbehörde erklärte, er könne Bischof
bleiben. Die Innere Mission in Oslo suchte zu vermitteln: Verbindet
die Leidenschaft für die Wahrheit mit verständnisvoller
Liebe! — Die sozialdemokratische Partei fordert in ihrem Kulturprogramm
Religionsunterricht in der Schule und größere Toleranz
von Seiten der Kirche. —

') Die Anzeige von Jahrgang 35, 1956 vgl. ThLZ 1956, Sp. 459.

Der schwedische Reichstag beschloß eine vorurteilsfreie Untersuchung
des Verhältnisses von Staat und Kirche. Nicht einmal
ein Fünftel der Bevölkerung will das überlieferte Staatskirchen-
tum auflösen. Die Kirchensynode verwarf mit 62 gegen 36 Stimmen
den Antrag des Kirchenministers, Frauen zum Pfarramt zuzulassen
; von 43 Pfarrern stimmte nur einer, aber über die Hälfte
der Laien für den Antrag. Einige Frauen traten daraufhin aus
der Kirche aus.

Die sonst so dankenswerten Literaturangaben im 6. Abschnitt
wären doch am besten wie früher bibliographisch zu ordnen
I

Kleine Schönheitsfehler: 100, 12 v.u. renhet. 106, 7 v. u.
1916—17. 2Q4, 2 v.u. vgl. 213, 2 v.u. Abo deutsche Gemeinde
: Pastor MaucL

Leipzig Friedrich Ostarhild

H a r t m a n, Olov: Die schwedische Kirche.
Junge Kirche 19, 1958 S. 5—10.

Laurent, A. und Delipierre, J.: Chretien sur les routes.
Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 1054—1074.

Fasson, J.: Vocations sacerdotales en Afrique.
Nouvelle Revue Theologique 90, 1958 S. 67—76.

M e n n, Wilhelm, D. theol.: ökumenischer Katechismus. Eine kurze
Unterweisung über Werden und Wesen der Ökumene. Im Auftrag
der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland verfaßt.
Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1957]. 88 S. 16°. DM 1.20.

M i k o, Norbert: Das Ringen um die kirchliche Union im ukrainisch-
weißrussischen Raum.

Zeitschrift für katholische Theologie 79, 1957 S. 467—483.
M i n e a r, Paul: The Significance of the Oberlin Conference.

The Ecumenical Review X, 1958 S. 121—126.
P i n o m a a, Lennart: Die finnischen Erweckungsbewegungen.

Die Kirche Finnlands. Informationsblatt der Evangelisch-Lutherischen

Kirche Finnlands 3. 1957 S. 1—3.
P'eijel, Hilding: Gamla Utfärdstal frän Svenska Bygder. Lund:

Gleerupska Univ. Bokh. [1956]. 23 S. 8° = Meddelanden frän Kyr-

kohistoriska Arkivet i Lund 11. Schw. Kr. 2.—.
Ren wart, L.: Ordinations anglicanes et intention du ministre. Une

fusion qui cree plus de problemes qu'elle n'en resoud.

Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 1029—1053.
Rousseau, Olivier: Episkopat und Primat.

Una Sancta 12, 1957 S. 219—228.
Rücker t, Hanns: Die Bedeutung des konfessionellen Gegensatzes

für die evangelische Theologie.

Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 8, 1957 S. 81—85.

S c h a e d e r. Hildegard: ökumenische Zerreißproben.
Die Zeichen der Zeit 12, 1958 S. 52—57.

— Zur Situation der Finnischen Orthodoxen Kirche.
Die Zeichen der Zeit 11, 1957 S. 465-466.

Torre, J. van: De dissidentie en de oecumenische beweging als theologisch
probleem.

Bijdragen. Tijdschrift voor Filosofie en Theologie 18, 1957 S. 398
bis 413.

RELIGIÖSE VOLKSHUNDE

Loorits, Oskar: Der Heilige Georg in der russischen Volksüber-
üeferung Estlands. Berlin 1955; in Komm. Harrassowitz, Wiesbaden.
XIII, 144 S.. 16 Abb. auf Taf. gr. 8° = Veröff. d. Abt. f. slavische
Sprachen u. Literaturen d. Osteuropa-Inst. (Slavisches Seminar) an
der Freien Universität Berlin, hrsg. v. M. Vasmer, Bd. 7.

Wertvoll an diesem Buche ist vor allem das in Bild und
Wort dargebotene Originalmaterial. Die Texte, die in den Jahren
1927 bis 1941 durch Studenten und Schüler aufgezeichnet
sind, werden im russischen Original und in deutscher Übersetzung
geboten, die estnischen Texte nur in deutscher Übersetzung. Das
Kernstück des Buches sind das zweite und dritte Kapitel, die ausführliche
Schilderung des am Tage des hl. Georg begangenen
Viehfeiertages und des damit verbundenen, zum hl. Georg aber
kaum noch Beziehung habenden „Weiberfestes". Dagegen ist
die historische Darstellung der russischen Verehrung des hl. Georg
im ersten Kapitel recht dürftig, das hier beigebrachte Material
uninteressant. Das fünfte Kapitel „Der heilige Georg in den