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Ausgabe:

1958 Nr. 4

Spalte:

269

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Aland, Kurt

Titel/Untertitel:

Die Handschriftenbestände der polnischen Bibliotheken 1958

Rezensent:

Lehmann, Paul Louis

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269

Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 4

270

R o u s c, Ruth t. Stephen Charles N e i 11 : Geschichte der Ökumenischen
Bewegung 1517—1948. L Teil. Göttingen: Vandenhoeck
& Ruprecht 1957. XIX, 556 S. gr. 8° = Theologie der Ökumene
VI, l. Lw. DM 15.80.

Dies ist der erste der auf zwei Bände berechneten Übertragung
der 1954 bei der S. P. C. K. in London erschienenen
„History of the Ecumenical Movement 1517—1948". Band I
enthält nur acht von den im ganzen sechzehn Kapiteln. Die entsprechenden
402 Seiten des englischen Textes sind in der deutschen
Übersetzung auf 556 Seiten angestiegen, was auch am Gebrauch
einer größeren Drucktype und an dem weniger engen
Druck liegt. Für die Übertragung je eines Kapitels sind viele
Übersetzer gewonnen worden. An der Einheitlichkeit der Ausdrucksweise
hat noch D. Menn arbeiten können. Der sorgsamen
Arbeit entspricht ein gutes Resultat der Übersetzungsarbeit.

Die Arbeit selbst „ist in keinem Sinne eine offizielle Veröffentlichung
des Ökumenischen Rates". Die Aufgabe wird gesehen
in der Behandlung der 6ich über Jahrhunderte erstreckenden
Bemühungen um 1. die Zusammenarbeit von Christen verschiedener
Konfessionen und Kirchen, 2. die Zusammenarbeit
zwischen den verschiedenen Konfessionen und Kirchen, 3. die
Einigung oder Wiedervereinigung getrennter Kirchen und 4. die
volle und abschließende Wiederherstellung der Einheit der ganzen
Christenheit (VI).

Bis zum Jahre 1910, der „ökumenischen Wasserscheide"
Edinburgh, erfolgt die Darstellung im Umriß, ohne ungebührlich
kurz auszufallen, während ab 1910 notwendig in mehr Einzelheiten
gegangen wird. Das Ganze ist insofern ein echtes team-
work, als die einzelnen Entwürfe der Kapitel durch die Hände
vieler Sachkenner gegangen sind, so daß „insgesamt etwa 200
Berater aus allen Weltteilen und allen größeren Zweigen der
Kirche mitgearbeitet haben" (VIII).

In einer Einleitung von 35 Seiten führt Bischof St. Neill
mit seinen Mitarbeitern in „Spaltung und Streben nach Einheit
vor der Reformation" ein und behandelt darin die Gemeinschaft
der ersten Christen, die Kirche in der nachkonstantinischen Zeit
(das ökumenische Konzil keine Erfindung der Kirche, sondern
des StaatesI), das große Schisma und den Westen im Mittelalter.
John Thomas M c N e i 11 schrieb (S. 36-99) das 1. Kapitel:
„Der ökumenische Gedanke und die Bemühungen um seine Verwirklichung
, 1517—1618": Das Problem der Uneinigkeit in der
Reformationszeit; das ökum. Ideal in den reformatorischen Lehren
von der Kirche; frühe röm.-kath. Gegenbewegungen gegen
den Protestantismus; das Luthertum und das Problem der Einheit
; ökum. Einstellung und Einigungsbemühungen in der Reformation
Calvins; die ökum. Interessen des frühen Anglikanis-
nrus; religiöse Streitigkeiten und Bemühungen um die Einheit
in Ost-Europa; neue Vorschläge zu Ausgleich und Einigung;
zum Beschluß, wo die Hauptgründe für den Mißerfolg der Anstrengungen
aufgereiht werden.

Als einziger deutscher Mitarbeiter schrieb Martin Schmidt
das 2. Kapitel: „Die ökum. Bewegung auf dem europäischen Festlande
im 17. und 18. Jahrhundert" (S. 100-166). Das 3. Kapitel
: „Ökumenische Bewegungen in Großbritannien im 17. und
18. Jahrhundert" von Norman S y k e s (S. 167-230); das 4. Kapitel
: „Die orthodoxen Kirchen und die ökum. Bewegung bis
zum Jahre 1910" (S. 231—296) von Georg Florowski. Über
das 19. Jahrhundert folgen drei Kapitel: „Christliche Einheit im
Amerika des 19. Jahrhunderts" (S. 300-358) von Don Herbert
Yoder; „Kirchliche Einigungsbestrebungen im 19. Jahrhundert
" (S. 359—421) von Henry Renaud Turner Brandet h,
und „Freie Vereinigungen und die Wandlung des ökum. Klimas"
(S. 422—482) von Ruth Rouse. Das große Kapitel 8 stammt
aus der Feder von K. S. Latourette: „Die ökum. Bedeutung
der Missionsbewegung und des Internationalen Missionsrates
" (S. 48 3-5 56).

Schon diese kurze Inhaltangabe läßt verstehen, daß diesem
Buche eine Anzeige angemessener ist als eine ins einzelne gehende
Besprechung, die bei der Stoffmenge und der Fülle von
Gesichtspunkten und Beurteilungsmöglichkeiten eine unvermeid-
Mündicn Paul Lehmann liehe Länge gewinnen würde. Wir können uns auf folgendes be-

I schränken: Unter den Leitbildern der „Einheit in Wahrheit" und

Mayer, Rudolf: Der Gotte6name Jahwe im Lichte der neuesten Forschung
.

Biblische Zeitschrift N. F. 2, 1958 S. 26—53.
M i h e 1 i c. Joseph L.: Praise Ye the Lord.

Theology Today XIV, 1958 S. 458-459.
Mowinckel. Sigmund: The Copper Scroll — an Apocryphon?

Journal of Biblical Literature LXXVI, 1957 S. 261—265.
Nober, P.: Esdras 7, 23 IWTT«.

Biblische Zeitschrift N. F. 2, 1958 S. 134—138.
Nötscher, F.: Hodajot (Psalmenrolle).

Biblische Zeitschrift N. F. 2, 1958 S. 128—133.
O t z e n, Benedikt: Some Text-problems in IQS.

Studia Theologica XI, 1957 S. 89—98.
P a p u c, Gheorghe: Sensul jertfelor dupä Profetii Vechiului Testament.

Mitropolia Ardealului II. 1957 S. 429—439.
Rignell, L. G.: Das Immanuelszeichen. Einige Gesichtspunkte zu

Jes. 7.

Studia Theologica XI, 1957 S. 99-119.
Scharbert, Josef: „Unsere Sünden und die Sünden unserer Väter".

Biblische Zeitschrift N. F. 2, 1958 S. 14-26.
— Das Traditionsproblcm im Alten Testament.

Trierer Theologische Zeitschrift 66. 1957 S. 321—335.
V i s c h e r, Wilhelm: Jerusalem a justifie Sodome (Le 6eizieme cha-

pitre du prophete Ezechiel).

Verbum Caro XI, 1957 S. 71—87.

KIRCHENGESCHICHTE: ALLGEMEINES

Aland, Kurt: Die Handschriftenbestände der polnischen Bibliotheken
, insbesondere an griechischen und lateinischen Handschriften. Ein
vorläufiger Bericht. Berlin: Akademie-Verlag 1956. 66 S. gr. 8° =
Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Schriften der Sektion
für Altertumswiss. 7. DM 7.50.

Der unselige zweite Weltkrieg hat viele Bibliotheken,
öffentliche wie private, schwer geschädigt. Der Forscher hat es
nicht leicht, 6ich gerade über die verlorenen und die erhaltenen
alten Bestände schnell zu unterrichten, mag es sich um Sammlungen
des Auslands oder um die der eigenen Heimat handeln.
Darum ist es höchst dankenswert, daß Kurt Aland uns — schon
vor einem Jahre — einen guten, wenn auch vorläufigen Bericht
über die Handschriftenfonds, zumal über die griechischen und
lateinischen Codices der Bibliotheken im heutigen Polen, in
Warschau, Lublin, Krakau, Breslau, Posen, Gnesen, Kornitz, Dan-
zig, Thorn gibt und dabei gewissenhaft verzeichnet, ob die genannten
Orte auch Mss. aufgenommen haben, die früher an anderen
Stätten aufgestellt waren. Der Verfasser hat innerhalb von
3 Wochen zusammen mit Dipl. Phil. Kurt Treu das neue Polen
durchreist und trotz der Zeitkürze dank dem Entgegenkommen,
das er fand, dank gründlicher Benutzung der vorhandenen Literatur
, dank dem Eifer, den er wie sein Begleiter entfaltete, ein
Hilfsmittel geschaffen, für das wir den beiden Gelehrten außerordentlich
dankbar sind. Vieles, allzu Vieles ist verlorengegangen
, andererseits eine Menge gerettet worden, das für die
Wissenschaft sehr nützlich sein kann. Begreiflicherweise konnte
nicht jeder erhalten gebliebene Band in einer Beschreibung vermerkt
werden, und wo kurz Alter und Inhalt angegeben wurde,
genügen die Angaben nur vorläufig. Man begrüßt freudig, daß
manche wichtige Handschrift gesichert wurde und nach und nach
noch das eine und andere Stück wieder auftaucht, notiert mit
Genugtuung, daß Bestände aus Görlitz, Liegnitz und anderen Orten
jetzt zumeist in Breslau zu finden sind. Zuweilen drückt sich
der Verfasser, der sehr schnell arbeiten mußte, nicht klar genug
aus. Indessen besteht ja nun die Möglichkeit, an den in
Frage kommenden Stellen um nähere Auskunft zu bitten, Mikrofilme
zu bestellen usw. Auf Einzelheiten einzugehen erübrigt
sich in dieser meinerseits verspäteten Anzeige. Wir dürfen hoffen
, daß die polnischen Bibliothekare nun den vorläufigen Bericht
ergänzen und den Gelehrten nach Möglichkeit helfen.