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Ausgabe:

1958 Nr. 4

Spalte:

268

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Jenni, Ernst

Titel/Untertitel:

Die theologische Begründung des Sabbatgebotes im Alten Testament 1958

Rezensent:

Koch, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 4

268

für nicht gelöst. Sie müßte aus viel umfassenderen Perspektiven

angegangen werden, als sie dem Verf. im Augenblick möglich
sind.

Erlangen Leonhard Rost

H e m p e 1, Johannes, Prof. Dr.: Das Bild in Bibel und Gottesdienst.
Tübingen: Mohr 1957. 3 5 S. gr. 8° = Sammlung gemeinverständl.
Vorträge u. Schriften aus dem Gebiet der Theologie und Religionsgeschichte
, 212. DM 1.90.

Diese kleine, aber weitgespannte Untersuchung, die aus
Akademievorträgen des Verf.s hervorgegangen ist, beschäftigt
sich zunächst mit der Bilderfeindschaft des israelitischen Kultus.
Diese wird nicht auf kulturelle Ursachen zurückgeführt, vielmehr
nennt H. drei religiöse Gründe: Den Gegensatz des Jahweglaubens
zur Magie; das Bestreben, den Menschen nicht durch ein
Bild über Gott Macht gewinnen zu lassen; schließlich die Erkenntnis
, daß ein Gottesbild die „Umkehr des grundlegenden
Schöpfungsglaubens" (S. 10) bedeuten würde. (Allerdings kann
das letzte Argument wohl kaum schon für jene frühe Zeit Gültigkeit
haben, der auch H. den Ursprung des Bilderverbotes, bzw.
die praktische Bilderlosigkeit zuschreibt). Das also so abzuleitende
Bilderverbot gehört zu den „elementarsten Gegebenheiten
des Jahveglaubens" (S. 11). In deutlicher Antithese zu außerisraelitischen
Kulten, in denen der Mensch seine Götterbilder
gestaltet, steht der biblische Schöpfungsbericht, nach dem Gott
sich den Menschen zum Bilde schafft. In diesen Zusammenhang
gehören auch die neutestamentlichen Aussagen über den .Erstgeborenen
der Schöpfung', der das .Abbild des unsichtbaren
Gottes' ist (Kol. I, 15).

Im alttestamentlichen Bereich, so folgert nun H., bleibt
also nur die Möglichkeit, sprachlich ein Gottesbild zu gestalten.
Entsprechend der Eigenart der hebräischen Sprache wird Gott dabei
vorwiegend als der Handelnde und Waltende geschildert,
selten als der Ruhende und Thronende (Jes. VI). Ganz ähnlich
sprechen auch die Gleichnisse Jesu stets von Gott als dem Handelnden
. Was den Inhalt der für Gott gebrauchten Bilder anbelangt
, so findet der Verf. keinerlei Neigung zu Dogmatisierung
und Schematisierung. Gerade auch in Jesu Verkündigung stehen
die Bilder vom Vater, König und Richter eng beieinander.

In einem dritten Abschnitt wird die Herkunft der sprachlichen
Gottesbilder vor allem aus dem menschlichen und tierischen
Leben behandelt. Auch auf die mythologische Herkunft
einzelner Bilder (Ehegleichnis, Vaterbild) wird hingewiesen. In
der Herleitung von Elementen der prophetischen Bildersprache
aus dem Unbewußten ist H. mit Recht sehr zurückhaltend.

Entscheidend für die Funktion der Bilder ist ihre religiöse
Abzweckung. Vor dem ästhetischen hat das seelsorgerliche Anliegen
stets den Vorrang. Das „Zungenreden in Farben" (S. 29)
darf nicht so weit getrieben werden, daß die eigentliche Glaubensaussage
darin untergeht. Dabei soll das rechte Bild nicht
nur als „biblia pauperum" dienen, sondern auch „das .Heilige'
als gegenwärtig erfahren" lassen (S. 32). Entsprechend dienen
die .Gottesbilder' in der Sprache der Bibel nicht nur der Illustrierung
, wie die eigengeprägten Bilder des modernen Predigers, sondern
haben in ihrer „Schöpfervollmacht des profetischen und erst
recht des .messianischen' Wortes" eine „revelatorische Funktion
" (S. 34). Zugleich aber sind sie „existentiale Aussagen",
(S. 35) die das Verhältnis zwischen Gott und Mensch in menschlichem
Bilde ausdrücken.

Trotz der Weite des Themas und der Fülle des auf nicht
viel mehr als 30 Seiten zusammengedrängten Stoffes sind es nur
wenige Fragen de6 Problemkreises, die in der gründlichen und
wohldurchdachten Darstellung oder in den an Literaturhinweisen
sehr reichhaltigen Anmerkungen nicht wenigstens doch erwähnt
werden. Wenn auch manche der Thesen des Verf.s sicherlich
nicht überall volle Zustimmung finden werden, so wird doch
jedermann den anregenden und die Diskussion fördernden Wert
des Büchleins dankbar anerkennen.

Greifswald Karl-Heinz Bernhardt

Jcnni, Ernst: Die theologische Begründang des Sabbatgebote« im
Alten Testament. Zollikon-Zürich: Evang. Verlag 1956. 40 S. 8° =
Theologische Studien, hrsg. v. K. Barth. Heft 46. sfr. 3.60.

Wie der Verf. eingangs betont, geht es ihm weniger um
archäologische und religionsgeschichtliche, als vielmehr um theologische
Fragen. Die religionsgeschichtlichen Zusammenhänge
werden aber nicht übergangen. Eine Beziehung des Sabbats zum
babylonischen sapattu wird abgelehnt, ebenso seine Entstehung
aus einem Mondphasentag, vielmehr gehört er nach J. ursprünglich
unter die bei vielen Völkern üblichen Markttage. Das
Gebot zur Sabbatfeier wird auf Mose zurückgeführt,
freilich mit der summarischen und wenig überzeugenden Begründung
: „Welche Instanz hätte später die Autorität gehabt, den so
dezentralisiert lebenden Stämmen Israels die Beobachtung des
Sabbats als Jahwegebot aufzuerlegen, daß es so gleichmäßig in
den alten Gesetzessammlungen verschiedenster Herkunft aufgetaucht
wäre . ..?" (S. 7).

Die Umformung des wohl vorisraelitischen Sabbats durch
den Jahweglauben besteht darin, daß der durch mancherlei Tabu
belegte Tag zu einer Bundessatzung Jahwes wird und damit in
dessen persönlichen Willen, nicht mehr in einem magischen Charakter
begründet ist. Hier bleibt zu fragen, ob der Begriff des
„Persönlichen" den Sachverhalt nicht zu sehr im Licht modernen
Denkens sieht. Wichtiger ist der Aufweis, daß das Sabbatgebot
später in Israel zwei Begründungen gefunden hat, eine
deuteronomische (wozu J. Dt. 5,12—12; Ex. 23,12
rechnet) und eine prie6terliche (Gn. 2,2 f.; Ex. 31,
13—17, 20,8—11; Hes. 20, 12). Was J. über jene schreibt, ist
beachtenswert, er sieht in Dt. 5 einen doppelten Bezug des Sabbats
zur Heilsgeschichte; 5, 15a blickt nicht nur auf V. 14b zurück
: Wie das Volk einst aus Ägypten befreit wurde, so soll der
Sklave jetzt am Sabbat von seiner Arbeit befreit sein, — sondern
weist auch voraus auf V. 15b: Der Sabbat spiegelt das Heilsgut
der Ruhe wider, daß dem Volk durch die Landnahme geschenkt
wurde. Was zur priesterlichen Deutung des Sabbats gesagt
wird, ist nicht ganz so überzeugend; es zeigt sich auch hier,
wie schwierig es ist, in da6 Verständnis priesterschriftlicher Stoffe
einzudringen. Zwar leuchtet ein, daß durch die Verankerung in
der Schöpfung der durch den Sabbat dargestellte „ewige Bund"
in besonderer Weise legitimiert wird und daß der Sabbat eine
aller menschlichen Leistung vorangehende Gnadengabe Gottes
ist (ein „Sakrament", S. 22. 32). Bei Sätzen aber wie denen, daß
der Sabbat das „Ziel" der Schöpfung und sein Sinn „der Lobpreis
Gottes durch den ganzen Kosmos mit dem Menschen an
seiner Spitze" sei, droht die Gefahr der Überinterpretation
(S. 26).

Die Studie schließt mit einem typologischen Vergleich neu-
testamentlicher Aussagen. — Ihr besonderer Wert aber liegt in
dem Aufweis, daß es in Israel ein mannigfaches denkerisches
Bemühen um den Sinn des Sabbatgebotes gegeben hat.

Hamburg Klaus Koch

Hertzberg, Hans Wilhelm: Die Bücher Josua, Richter, Ruth übers,
u. erkl. Lizenzausgabe der Evangelischen Verlagsanstalt, Berlin (1957).
283 S. gr. 8° = Das Alte Testament Deutsch. Neues Göttinger Bibelwerk
, hrsg. v. V. Herntrich u. A.Weiser, Teilbd. 9. Lw. DM 11.40.
(Vgl. Besprechung in ThLZ 1955, Sp. 27.)

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