Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1958

Spalte:

215-216

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Lang, A. P.

Titel/Untertitel:

Leo der Große und die Texte des Altgelasianums 1958

Rezensent:

Dürig, Walter

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

215

Theologische Literatuirzeitung 1958 Nr. 3

216

Marcu, Grigorie: Biserica brincoveneascä din Fägäras.
Mitropolia Ardealului II, 1957 S. 126—129.

Maron, Gottfried: „Symbolik" und „Konfessionskunde" im Katholizismus
.

Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 8, 1957 S. 41—48.
M i e g g e, Giovanni: Vestigia Ecclesiae, signes de l'figlise dans les
figlises.

Verbum Caro XI (N° 43) 1957 S. 200—212.
M 1 a d i n, Nicolae: Samuil Micu Clain-Teologul.

Mitropolia Ardealului II, 1957 S. 53—66.
N e a g a, Nicolae: Ioan Popescu-Mäläesti.

Mitropolia Ardealului II, 1957 S. 539—541.
O n a s c h, Konrad: Paraskeva-Studien.

Ostkirchliche Studien 6, 1957 S. 121—141.
Petit, Pierre: Actualites catholiques-romaines. Deuxieme semestre

1956; premier semestre 1957.

fitudes Theologiques et Religieuses 32, 1957 S. 33—49. 174—193.
Pietz, Reinhold: Die Sekte — Asyl für kirchlich Obdachlose.

Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 8, 1957 S. 93—95.
Rabenau, Eitel-Friedrich von: Konfessionsstatistik der Länder des

Nahen Ostens.

Im Lande der Bibel 1957 S. 20—22.
Rapport sur les relations entre les ßglises anglicane et presbyte-
rienne.

Verbum Caro XI, 1957 S. 313—334.
Schmidt, Kurt Dietrich: Katholische Reformation oder Gegenreformation
.

Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts 8, 19 57 S. 21—24.
Schreiber, Georg: Privilegia sanctorum. Volkstümliche Kanonistik
und Hagiographie.

Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte LXXIV. Band
(Kan. Abt.) 1957 S. 327—342.
Sierksma, F.: Messianisme en profetisme bij Noord-Amerikaanse
Indianen: enkele aspecten van de verhouding tussen acculturatie en
religie.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 11, 19 57 S. 417—444.

S p u 1 e r, Bertold: Die orthodoxen Kirchen XXXVI.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 47, 1957 S. 133—167.

Stauffer, Richard: Episcopalisme et presbyterianisme en Grande-
Bretagne.

Verbum Caro XI (N° 43) 1957 S. 251—257.
Steck, Karl Gerhard: Der römische Katholizismus in der Gegenwart
.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 324—334.
— Neuere Lehrbücher der katholischen Moraltheologie.

Theologische Rundschau NF 24, 1956/57 S. 136—169.
Villa in, Maurice: Das unsichtbare Kloster der christlichen Einheit.

Una Sancta 12, 1957 S. 168—174.

LITVRGIEW1SSEN SCHAFT

Lang, A. P.: Leo der Große und die Texte des Altgelasianums mit

Berücksichtigung des Sacramentarium Leonianum und des Sacramen-
tarium Gregorianum. Kaldenkirchen: Steyler Verlagsbuchh. 1957.
XXIV, 562 S. Geb. DM 38.-.

Die Frage nach den Autoren des Sacramentarium Leonianum
(Veronense), des Sacramentarium Gelasianum Vetus und
des Sacramentarium Gregorianum ist in den letzten Jahrzehnten
von Liturgiewissenschaftlern und Philologen vielfach erörtert
worden. Vor allem beschäftigte die Forschung der Anteil Leo
d. Gr. an den Texten des sogenannten Leonianum. Die Untersuchungsergebnisse
waren sehr verschieden. Während die einen
glaubten, zahlreiche Formeln des Leonianum auf Papst Leo zurückführen
zu können, mahnten andere zu größter Vorsicht und
wollten eher für wahr haben, daß sich Leo bei der Abfassung
seiner Sermones von früheren liturgischen Formeln habe inspirieren
lassen, als daß er selbst in größerem Umfang liturgische
Formeln verfaßt habe.

Das Kernproblem bei der Zuweisung anonymer liturgischer
Texte an einen bestimmten Verfasser, hier also an Leo d. Gr.,
liegt darin, ob Kriterien zu Gebote stehen, die eine solche Zuweisung
mit Sicherheit beweisen. Man kann sich dabei äußerer
näherer und äußerer entfernterer sowie innerer näherer und innerer
entfernterer Kriterien bedienen. Ein äußeres näheres Kriterium
wäre es, wenn zeitgenössische Zeugnisse Leo d. Gr. bestimmte
Formulare oder Formeln zuschrieben. Solche Zeugnisse
sind nicht vorhanden. Äußere entferntere Kriterien kann man in
Hinweisen liturgischer Texte auf zeit- oder kirchengeschichtliche
Ereignisse erblicken. Da man den fast immer allgemein gehaltenen
liturgischen Texten meist mehrere zeit- oder kirchengeschichtliche
Begebenheiten unterlegen kann, ist die Beweiskraft
derartiger äußerer entfernterer Kriterien in der Regel
nicht durchschlagend. Die inneren entfernteren Kriterien, also
etwa Stil und Rhythmus, ergeben ebenfalls keine volle Sicherheit
, da die Eigentümlichkeiten des Stiles und des Rhythmus
Leo d. Gr. nicht nur bei einigen seiner Zeitgenossen, sondern
auch in den Schreiben der päpstlichen Kanzlei nach Leo festzustellen
sind. Die Befürworter einer Autorschaft des Papstes an
bestimmten Formularen und Formeln der Liturgiebücher müssen
sich also überdies auf die aus der Sprache und dem Inhalt der
Texte genommenen inneren näheren Kriterien stützen. Es ist
nicht zu bezweifeln, daß eine Anzahl von liturgischen Formeln
mit Leotexten sprachlich oder doch wenigstens gedanklich übereinstimmen
. Das berechtigt zwar, auf eine gegenseitige Beziehung:
zu schließen. Welcher Art diese Beziehung jedoch ist, ob Leo
d. Gr. als Verfasser der betreffenden Formeln angesehen werden
kann oder ob er in seinen Predigten von bereits vorhandenen
Formeln ausgegangen ist, das ist mit absoluter Sicherheit nicht
zu beweisen.

Diese allgemeinen Vorbemerkungen waren notwendig, um
zu verstehen, welchen Schwierigkeiten sich der Verfasser der vorliegenden
, unter der Leitung von P. H. Schmidt S. J. und P. A.
Orbe S. J. entstandenen Dissertation gegenübersah, als er an die
Aufgabe heranging, die Beziehungen zwischen den Werken
Leo d. Gr. und den Texten des Altgelasianums zu untersuchen.
In einem einleitenden Teil (S. 10—23) werden auf Grund vorhandener
Arbeiten Leben, Werke, Stil und Klauselrhythmus Leo
d. Gr. behandelt. Im ersten Abschnitt des Hauptteils (S. 29—432)
werden die Weihnachtsformeln des Altgelasianums analysiert
und jeweils nach der wahrscheinlichen Zeit der Entstehung von
entsprechenden Leotexten her erklärt: Weihnachtsformeln aus
den ersten Pontifikatsjahren Leos (a. 440—442), Weihnachtsformeln
aus der Zeit der Manichäer (a. 443—445), der Priszillianisten
(a. 446—447), der Monophysiten (a. 449 SS.) und schließlich aus
den Friedensjahren (a. 455/6). Im zweiten Abschnitt des Hauptteils
(S. 435—485) werden in gleicher Methode altgelasianische
Formeln für Epiphanie, Quadragesima, die Karwoche, für Ostern,
Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Pfingst-, Herbst-, Winterquatem-
ber sowie für Peter und Paul und Laurentius besprochen. Im
Schlußteil (S. 489—5 34) werden zunächst die Ergebnisse des
Hauptteils in Übersichtstafeln eingeordnet, dann wird versucht,
die Einwände zu beantworten, die gegen eine umfassendere liturgische
Tätigkeit Papst Leo d. Gr. gemacht werden können und
endlich wird über die Art und Weise gehandelt, wie der Papst
nach Meinung des Verfassers die Meßformulare für die einzelnen
liturgischen Feiern verfertigte. Verzeichnisse der Initien, der
Worte, Namen und Sachen (S. 537—562) runden die Erstlingsarbeit
ab.

In Anbetracht des schwierigen und komplexen Themas
müssen wir in der Beurteilung der Studie sehr wohl unterscheiden
zwischen dem gesicherten wissenschaftlichen Ertrag und zwischen
der wissenschaftlichen Arbeitsleistung des Verfassers. Zu
einer vollen Sicherheit oder zu einer hohen Wahrscheinlichkeit,
daß Leo d. Gr. der Verfasser bestimmter Texte des Gelasianums
ist, vermag auch die vorliegende Untersuchung nicht zu führen.
Es bleibt im wesentlichen bei dem Urteil, das ich seinerzeit in
meiner Studie über das Bilddenken der römischen Liturgie geäußert
habe: „Zweifellos haben auch Leo d. Gr. (und Ambrosius)
als Liturgen ihrer Stadt unmittelbar zu den Schätzen der Liturgie
beigetragen, wenn auch bislang noch nicht nachgewiesen ist (und
ich möchte ergänzen: und wohl auch nicht stringent nachgewiesen
werden kann), was wir ihnen im einzelnen verdanken".
Nichtsdestoweniger verdienen der außerordentliche Fleiß, die
gute Quellen- und Literaturkenntnis sowie die im Rahmen des
Möglichen ausgezeichnete wissenschaftliche Methode des Verfassers
hohes Lob. Mit der sorgfältigen Analyse zahlreicher alt-
gelasianischer Texte hat P. Lang der liturgischen Theologie einen
schätzenswerten Dienst erwiesen und wir hoffen, daß er durch
weitere Arbeiten über dankbarere Themata das weite Feld der
liturgiewissenschaftlichen Forschung bebauen hilft.

Freiburg i. B. Walter Dürlg