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1958

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literatuirzeitung 1958 Nr. 3

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folgewort verziere im Ital. (verger im Franz.) gegeben, das
neben pomiere und pomiero im Ital. „Obstgarten" bedeutet,
da man pomerium als pomarium verstand. Bei Dietrich von Nieheim
rückt aber neben dieses Wort noch nemus (Nemus
unionis), und von hier ist es nicht weit zu Silva, das durch
Buchtitel von der Antike bis zur Neuzeit vertreten war. Die auf
diese Weise nahegelegte Wendung zum bzw. Verbindung mit
dem Nützlichen gibt unserem Viridarium erst den rechten Sinn;
es rückt so zu hortus, giardin bei Dante, Purg. 6, 105, (und
hortulus) und wäre im Deutschen etwa als „Hausgarten der Römischen
Kaiser und Könige" zu übersetzen, falls man nicht geradezu
„Reichsgarten" sagen sollte. Es handelt sich um eine
Sammlung von Exempeln (nicht um eine fortlaufende historische
Erzählung), die, ausgehend von einem Kaiserspiegel, über das
Verhältnis von Imperium und Sacerdotium gegeben werden, zu
dem Zwecke, einen Ausweg aus dem großen Schisma zu zeigen,
was hier im einzelnen nicht verfolgt werden kann. 33 konkrete
Quellen von deutschen, französischen, italienischen und antiken
Autoren konnten namentlich erfaßt werden; neben wirklichen
Urkunden läuft auch Dikatorengut im weiteren Sinne mit. Daß
der Autor eine kirchenpolitische Tendenzschrift vorlegen wollte,
ergibt sich aus dem Schlußbrief an den Anreger, vermutlich
Johann Stalberg, wo die Verstrickung der Kirche mit der weltlichen
Herrschaft verurteilt wird, die Geistlichen sollten sich um
das Seelenheil, die Fürsten um die weltliche Herrschaft bekümmern
, denn letzten Endes seien die superilua temporalia
schuld an den Spaltungen (scismata).

Daß Dietrich von Nieheim als Angehöriger der päpstlichen
Kanzlei in seinen Satzgebilden den Cursus beobachtet und auch
Zitate hineinbiegt, wird nicht wundernehmen, von da aus dürfte
sich auch erklären, daß er nicht ciceronianisch schreibt. Seine
Originalniederschrift haben wir nicht. Was die vielen etc(etera)
am Schlüsse von Sätzen anlangt, möchte ich darin keine literarische
Bedeutung sehen, sondern einen einfachen Schreiberschnörkel
, aus einem ähnlichen Bestreben erwachsen wie die Zeilenfüller
; auch diese etc.-Gewohnheit hat sich mit verwunderlicher
Beharrlichkeit in die Neuzeit gerettet und ist auch in die deutschgeschriebenen
Stadtchroniken übergegangen.

Unsere Edition folgt den bewährten Grundsätzen der Mo-
numenta-Ausgaben, die dem konkreten Falle modifiziert dienstbar
gemacht wurden; das Zurückdrängen der typographisch unbequemen
, augenmörderischen Marginalien und ihren Ersatz
durch Anmerkungen muß ich begrüßen, schließlich zusammenfassend
die sorgsame Gemeinschaftsarbeit mit wärmstem Danke
quittieren. (S. 97, Z. 44 ist der Name des ung. Gelehrten: Ka-
tona zu lesen.) Daß keine Namen- und Sachregister beigegeben
wurden, findet seine Erklärung darin, daß als 2. Stück die Privi-
legia aut iura imperii samt den Fragmenten der Chronik in Aussicht
genommen sind, für die als Bearbeiter Joachim Leuschner
gewonnen wurde, so daß die Übersichten erst am Schluß des ganzen
Bandes V zu erwarten sind.

Halle/Saale Anton Blaschka

L o r t x, Joseph: Bernhard von Clairvaux, Mönch und Mystiker. Internationaler
Bernhardkongreß Mainz 1953. Hrsg. u. eingeleitet. Wiesbaden
: Steiner 1955. LVI, 245 S. gr. 8° = Veröffentl. d. Instituts
für europäische Geschichte Mainz, hrsg. v. J. Lortz U. M. Göhring,
Bd. 6. Lw. DM 20.80.

Die zahlreichen Bernhardkongresse des Jubiläumsjahres 1953
haben die namhaften europäischen Bernhard-Forscher zu Worte
kommen lassen. Die bisherige Literatur ist durch eine Fülle
wertvoller Beiträge bereichert und der Forschung sind viele Anregungen
vermittelt worden. Die Veröffentlichung des Mainzer
Kongreßberichtes hat sich allerdings stark verzögert. Der vorliegende
stattliche Band mit der instruktiven Einleitung seines
Herausgebers und seinen 12 Abhandlungen (4 deutschen und 8
ausländischen) würde andernfalls schon seine Wirkung ausgeübt
haben. In der Jubiläumsliteratur nimmt dieser Band eine besondere
Stellung ein und könnte als eines ihrer Glanzstücke bezeichnet
werden. Wir zweifeln aber nicht, daß er sich durch seinen
Inhalt in der Bernhard-Forschung noch Beachtung verschaffen wird.

Bereits der einleitende Bericht über den Stand der Bernhard-
Forschung geht über das übliche Maß hinaus. Bibliographisch
steht dieser Band auf beträchtlicher Höhe und muß zu den bisherigen
Bibliographien ständig herangezogen werden. Da die
Bernhard-Forschung deutschen Händen entglitten ist und zum
großen Teil von französischen und belgischen Gelehrten geführt
wird, ist diese Orientierung für uns besonders wichtig. Es ist
auch aufschlußreich zu sehen, in welchem Maße Gelehrte wie
Gilson und Leclerq sich in der Forschung durchgesetzt haben. Im
vorliegenden Bande finden wir außer zusammenfassenden Berichten
theologiegeschichtliche Untersuchungen und theologische
Einzelstudien; von den letzteren sind die Beiträge von Decharet
über Bernhards Christologie und von Yves Congar über seine
Ecclesiologie hervorzuheben. Was die Franzosen Bernhards theo-
logie spirituelle et monastique nennen, kommt dabei gut zum
Ausdruck. Aber auch einzelne Probleme wie die vielverhandelte
Frage nach dem Einfluß des Origenes auf Bernhard wird mit
aller Vorsicht und Bestimmtheit behandelt. Auch die von Augustin
vermittelten Motive, die in seinem prädestinatianischen und
sakramentalen Denken sich finden, werden umsichtig erläutert.
Das Verhältnis zwischen Hierarchie und kanonischem Recht auf
der einen, Freiheit und Selbstbestimmung auf der anderen Seite
treten deutlich hervor. Von den Spezialstudien über einzelne
Schriften Bernhards haben einige ihren besonderen Reiz. Bemerkenswert
ist die Studie Landgrafs über Bernhards Stellung in der
Theologie des 12. Jahrhunderts; der Verf. kommt darin zur Feststellung
, daß Luthers Theologie große Verwandtschaft mit der
Frühscholastik zeigt, da diese auch die aristotelische Metaphysik
nicht kenne. Seinen eigenen Beitrag über „Bernhard und Luther"
behält der Hrsg. einer gesonderten Publikation vor.

Um es noch einmal zu sagen, der wissenschaftliche Wert
dieses Kongreßberichtes geht über andere ähnliche Veröffentlichungen
hinaus. Er gereicht dem Herausgeber und Initiator des
Mainzer Kongresses zu hoher Anerkennung.

Miinster/Westf. R. Stupperich

Doutreleau, Louis: Le De Trinitate est-il l'oeuvre de Didyme
l'Aveugle?

Recherches de Science religieuse XLV, 1957 S. 514—557.

D u m e i g e, Gervais: Histoire des Idees medievales.

Recherches de Science religieuse XLV, 1957 S. 273—320.

G a 1 o t, Jean: La plus ancienne affirmation de la Coredcmption mari-
ale: le temoignage de Jean le Geometre.
Recherches de Science religieuse XLV, 1957 S. 187—208.

Gross, Julius: Sedulius Scottus, ein verspäteter Semipelagianer.
Zeitschrift für Kirchengeschichte LXVIII. 1957 S. 322—332.

Hayen, A.: La theologie aux Xlle, XHIe et XXe siecles.
Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 1009—1028.

L ä u c h 1 i, Samuel: Chor und Tisch. Eine Studie zur Mönchsregel des
heiligen Benedikt.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 547—562.
Leclerq, ].: Gebouin de Troyes et S. Bernard.

Revue des Sciences philosophiques et theologiques XLI, 1957 S. 632
bis 640.

L u p s a, Stefan: Biserica ortodoxä rominä din Ardeal si Ungaria
in veaeul lui Iancu de Hunedoara (XV).
Mitropolia Ardealului I, 1956 S. 268—277.

— Biserica Ortodoxä Rominä din Ardeal si Ungaria in veaeul XV.
Mitropolia Ardealului II, 1957 S. 219—229.

Meyendorff, J.: Humanisme nominali6tc et mystique chretienne
ä Byzance au XIVe siecle.

Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 905—914.
Mohr, Walter: Waldes und das frühe Waldensertum.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte IX, 1957 S. 337—363.
S e s a n, Milan: Circulatia cuvintului „ortodox" dupä 1054.

Mitropolia Ardealului 1, 1956 S. 240—253.

— Consideratiuni asupra schismei din 1054.
Mitropolia Ardealului II, 1957 S. 205—218.

— Ortodoxia cehä in secolul XI.
Mitropolia Ardealului II, 1957 S. 440—453.