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Ausgabe:

1958

Spalte:

197-199

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Studer, Basil

Titel/Untertitel:

Die theologische Arbeitsweise des Johannes von Damaskus 1958

Rezensent:

Kotter, Bonifatius

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mahlselemente die entscheidenden Träger sakramentaler Vereinigung
geworden sind. Dem entspricht die eucharistisch-tech-
nische Verengung des Mysterionbegriffes, sieht man von seiner
kosmischen Ausweitung bei Ps. Dionysius Areopagita mit Hilfe
der neuplatonischen Ontologie ab. Noch bei Tertullian kann 6a-
cramentum eine Vielheit von Bedeutungsgehalten umfassen.
Zwischen den ersten beiden Jahrhunderten der Alten Kirche und
dem 4.i5. Jahrhundert liegt das entscheidende Ereignis des Einbruches
spätantiker Mysterienfrömmigkeit. Sie strömt mit dem
christianisierten Heidentum in die konstantinische Reichskirche
ein, und damit mußte sich zwangsläufig eine Wandlung der sakramentalen
Vorstellungen verbinden. Darauf hat neuerdings A. D.
Nock in einem Aufsatz: „Hellenistic mysteries and Christian sa-
craments", Mnemosyne IV, 5 (1952/53) 177—213, den Eiert
wohl nicht mehr einsehen konnte, hingewiesen. Im übrigen gilt
die gleiche Problematik auch für Luthers Sakramentsbegriff, den
Eiert am liebsten auf die paulinische Abendmahlstheologie zurückführen
möchte (S. 37 f.). Das paulinische „est" (1. Kor. 10,
16 f.) ist wegen der Anschauung von dem Christossoma eben anderer
Struktur als das lutherische „est", weil die lutherische con-
6ubstantiatio aus der antithetischen Haltung zur römisch-katholischen
transsubstantiatio entstanden ist und damit von dem mittelalterlichen
Sakramentsbegriff geprägt wurde. — Im übrigen bietet
das reichhaltige Werk Elerts so viele Anregungen, daß die weitere
Auseinandersetzung mit ihm der taufenden Diskussion überlassen
bleiben muß. Nur so wird man diesem literarischen Testament
Elerts würdig entsprechen können.

Marburg/Lahn CarlAndrcsen

S t u d e r, Basilius: Die theologische Arbeitsweise des Johannes von
Damaskus. Ettal: Buch-Kunst-Verlag 1956. XVII, 141 S. gr. 8° = Stadl
« patristica et byzantina, hrsg. v. J. M. Hoeck O. S. B. H. 2. Kart.
DM 13.80.

In der Einleitung weist der Verfasser darauf hin, daß die
theologische Arbeit der Väter von gewissen, vielleicht weniger
bewußten Absichten und Grundsätzen bestimmt ist, und folgert
daraus für das rechte Verständnis eines jeden Vaters die Notwendigkeit
, sich über die Ziele seiner theologischen Arbeit und
die Mittel zu ihrer Erreichung, d. h. über seine theologische Arbeitsweise
klar zu werden. Diese Aufgabe will der Verfasser an
Johannes Damascenus (= JD) erfüllen.

Im 1. Kap. umreißt der Verfasser Leben und Geistesart des
JD und gibt einen Überblick über sein Schrifttum, gegliedert nach
literarischen Gesichtspunkten. Hierbei, wie auch bei den folgenden
Kapiteln, streift er zahlreiche Probleme (Echtheit, Quellenkritik
, Überlieferung) und Forschungsergebnisse, mit denen er
sich im Byz. Institut in Scheyern vertraut machen konnte, so daß
das Buch über den Stand der Damascenusforschung (etwa vom
Jahr 1954) ganz allgemein gut informiert.

Im 2. Kap. sucht der Verfasser den Zweck der theologischen
Arbeit bei JD zu eruieren; hierzu faßt er die Adressaten der
Schriften des JD ins Auge und deren religiöse und geistige Bedürfnisse
(Unterricht im orthodoxen Glauben und Anleitung zur
Reinheit des Wandels, beides als Voraussetzung für die Vollkommenheit
und Schau der Trinität), die daraus sich ergebenden
Verpflichtungen für einen kirchlichen Lehrer (Eifer für die Orthodoxie
und Streben nach Wissen und Tugend) und die tatsächliche
Erfüllung dieser Aufgaben durch JD.

Das 3. Kap. geht der Frage nach, was JD von Überlieferung,
Glaube, Lehre, Brauch und Lehrtätigkeit der Kirche (Väter, Konzilien
, Primat, Unfehlbarkeit) hält und wie er sie verwertet; besonders
stark tritt dabei die große Rolle hervor, die die Berufung
auf den von der Kirche stets festgehaltenen Glauben und die
Ablehnung jeder neuen Lehre spielen.

Das 4. Kap. ist der Schrift und den Vätern gewidmet, im
einzelnen ihrer Hochschätzung durch JD, der Art der Zitation
und der Erklärung sowie der Verwendung in Beweisen.

Im 5. Kap. (die Philosophie in der theol. Arbeit des JD)
bemüht sich der Verfasser, durch Untersuchung der philosophischen
Gedankenkreise und der tatsächlichen Verwendung der
dialektischen Methode zu zeigen, daß JD nicht auf den Schultern
des Aristoteles, sondern denen der Väter steht.

In einem letzten Abschnitt werden die Teilergebnisse zusammengefaßt
und mit einem Blick auf die Nachwirkung festgehalten
, daß die theologische Arbeitsweise des JD die griechische
Theologie nicht wesentlich beeinflußte, daß dies auch für
die Entwicklung der scholastischen Methode nicht angenommen
zu werden braucht, wenngleich JD mit seiner Pege dem Abendland
viel philosophischen und theologischen Stoff zuführte.

Indizes der griechischen Begriffe, der Personen und Sachen
beschließen das Buch.

Der Verfasser nimmt öfters Bezug auf die Überlief erungs-
geschichte der Pege und bringt dabei zuweilen Ergebnisse zu Papier
, die im Lauf der hiesigen Arbeit mehr als Hypothesen angenommen
wurden, sich aber nicht bestätigten. Das wirkliche
Resultat ist kurz dieses: Die Ifrjyfj yveboecogdes JD ist gewöhnlich
ohne die Haereses (ihr Schluß besteht aus cc. 99 und 101)
überliefert, und zwar in 2 Gestalten. Für die Dialektik sind die
beiden Formen aus dem Druck von Lequien-Migne hinlänglich
bekannt. Der kürzeren Fassung der Dial. von 50 Kapp, ist die
Form der Expositio fidei zugeordnet, die bei Migne wiedergegeben
ist. Der längeren Fassung der Dial. von 68 Kapiteln entspricht
in der Expos, eine Form, die durch verschiedene Zusätze
, besonders aber durch die Einreihung der cc. 82—100 zwischen
cc. 18 und 19 gekennzeichnet ist. In der Überlieferung sind
nun deutliche Spuren aufgetreten, daß auch die Haereses deren
ursprünglicher Platz in der Pege durch das Zeugnis der Widmungsepistel
eindeutig ausgedrückt ist (der Vermutung dea Verfassers
, daß unter dieser Ankündigung die in der Expcs. gelegentlich
erwähnten Häresien verstanden werden könnten, vermag
ich nicht zu folgen), in 2 Formen existieren, in einer kürzeren
(nach einer schlechten Überlieferung gedruckt bei Migne)
und in einer erweiterten, und zwar jede mit den entsprechenden
Formen der Dial. und Expos, verbunden. Welcher Fassung der
Pege nun die Priorität zuzusprechen ist und wer der Redaktor
ist, ist in der griechischen Überlieferung nicht zu entscheiden;
jedenfalls enthält schon der älteste erhaltene Expos.-Kodex aus
dem 9. Jhdt., erst jüngst zugänglich geworden durch die gütige
Hilfe von K. Aland, Zeichen dieser Zweigestaltigkeit. Der vom
Verfasser S. 1 857 erwähnte Brief aber, der in der Überlieferung
noch weiter zurückführt, kennt die Pege in der kürzeren Fassung
(aber ohne Haereses). So legt die Erforschung der Überlieferung
nahe zu überlegen, ob das Zeugnis einer Vita, JD habe in seinem
Alter 6eine Schriften überarbeitet (MG 94, 484 B), nicht doch
ernst zu nehmen ist, zumal auch andere Schriften des JD in zwei
bzw. drei Fassungen überliefert sind (nicht aber in diesem Sinn
Imag I, wie aus der Bemerkung S. 1648 geschlossen werden könnte
). — Für eine Annahme, daß die Widmungsepistel zur Pege
nur zu einer der beiden Fassungen gehört, bietet die Überlieferungsgeschichte
keine Handhabe; sie tritt regelmäßig mit beiden
Formen auf, deutlich geschieden durch charakteristische Lesarten.

Manche vom Verfasser gemachte Angaben sind zu ergänzen bzw.
zu berichtigen: zu S. 1 860:<uc lq>rjv bezieht sich zweifellos auf die vorausgehende
Stelle (Sp. 524C) und läßt keine Schlüsse auf Komposition
und Chronologie zu. — Zu 19,J: der Titel nry^ yrc&oew; stammt von
JD selber, ist aber wahrscheinlich nur für die Dial. gedacht; ein Gcsamt-
titel für die Pege ist nicht überliefert. — Ebda: von Georgios Chioniades
enthält ein Stück cd. Phill. 553 5, im Januar 1957 im Besitz des Antiquars
Kraus - New York. — Die Einteilung der Expos, in Bücher kommt
vom Westen; die griechische Überlieferung kennt nur die durchlaufende
Zählung von 100 Kapp. — Zu 2383: die Priorität der DP gegenüber der
Pege scheint mir noch nicht gesichert zu sein. — Zu 27100: die Annahme
einer Ausgabe der Weihnachtshomilie durch Hoeschel beruht wahrscheinlich
auf einem Irrtum. Das ins Feld geführte argumentum e silen-
tio hat wenig Gewicht für die Entscheidung der Echtheit. Die geographisch
anstößige Stelle in Palm steht in der angeführten Hs. schon
f. 38v und lautet in der (besseren) Parallelüberlieferung nicht so unmöglich
. Für sichere Schlüsse ist erst das Zeugnis weiterer Hss. abzuwarten
. — Zu 6339: die Florilegüberschrift „Zeugnisse der bewährten und
heiligen Väter" ist nach Ausweis der Hss. zu streichen. Zu 131: das
Schweigen Photios' wird für die Pege aufgewogen durch das Zeugnis
der Übersetzungen und der Überlieferung: Ende 8. Jhdt.s syrische Zitate
, Ende 9. Jhdt.s oder Anfang 10. Jhdt.s altslavische Übersetzung,
bald darauf die arabische. Auch die griechische Überlieferung mit ihren
starken Veränderungen und der Entwicklung verschiedener Textformen
schon in frühester Zeit beweist, daß die Pege schon im ersten nachdamaszenischen
Jahrhundert Gegenstand regen Interesses war. — Die