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Ausgabe:

1958 Nr. 3

Spalte:

192

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Fuchs, Ernst

Titel/Untertitel:

Das Sakrament im Lichte der neueren Exegese 1958

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Theologische Literaturzeitung 1958 Nr. 3

192

nisse in ihrer methodischen Haltung, die inmitten der lebhaften
gegenwärtigen Diskussion der Themafrage neu und eigenständig
ist. Dies methodische Anliegen besteht vor allem darin, die Auferstehung
Jesu durch Analyse der Einheit des urchristlichen
Kerygma zu verstehen, die eben in ihm besteht. Das Verfahren
der religionsgeschichtlich orientierten Theologie, die Auferstehung
Jesu wesentlich aus wirklichen oder angeblichen religionsgeschichtlichen
Parallelen zu verstehen, muß für diese Sicht in
die Irre führen, weil es hier keinen sicheren Maßstab dafür gibt,
was echte und was nur scheinbare Parallelen sind. Einen solchen
Maßstab für die (immer nur sekundär wichtigen) religionsgeschichtlichen
Parallelen kann nur der Versuch liefern, zunächst
einmal das Verbindungsnetz zwischen den einzelnen Daten des
urchristlichen Kerygma zu erheben, also von „Form, Art und
Sinn" desselben auszugehen. Diesen Weg verfolgt Verf. in drei
Hauptabschnitten: I. Die Botschaft von der Auferstehung Jesu
innerhalb des urchristlichen Kerygma6, II. Der kerygmatische
Charakter der Auferstehung Jesu, III. Der kerygmatische Sinn
der Auferstehung Jesu. Beigefügt sind fünf Exkurse: 1. Zum
Sprachgebrauch von d)(p&rj im Osterkerygma, 2. Traditionelle
Elemente in l.Kor. 15, 3. Zum Begriff de6 Zeugen im Osterkerygma
(in der 2. Aufl. hinzugekommen), 4. Österliche Züge
im Jesusbild der Synoptiker, 5. Osterkerygma und Kirchenbewußtsein
.

Dieser methodische Gang erweist sich als fruchtbar sowohl
in einer Fülle neuer z. T. überraschender Einzelergebnisse, wie in
der Entscheidung vielerörterter grundsätzlicher Verfahrensfragen.
Überzeugend wird z. B. dargetan, daß die oft zitierten Parallelen
zur Auferstehung Jesu in den Mythen von sterbenden und auferstehenden
Göttern nur scheinbare Parallelen sind, weil das
Entscheidende an der Auferstehung Jesu die kontingente Tat
Gottes des Schöpfers an dem am Kreuz Getöteten ist, zu der
es im Mythos keine Entsprechung gibt noch geben kann. Von
hier aus wird auch einleuchtend die Abweisung aller Versuche,
einen immanenten Zusammenhang zwischen Kreuz und Auferstehung
zu konstruieren, weil durch jeden solchen Versuch die
Souveränität des unableitbaren Handelns Gottes an Jesus notwendig
verdunkelt wird. Von Gewicht ist auf jeden Fall auch
der Protest des Verfassers gegen die seit Schleiermacher immer
wiederholte und heute besonders beliebte Einebnung des Unterschiedes
von Auferweckung und Aufnahme in die Herrlichkeit,
von Ostern und Himmelfahrt vermittelst des Begriffs der „Erhöhung
". Verf. sieht darin einen für die ganze Theologie und
für das gesamte Leben der Kirche verhängnisvollen Fehler. Aufregend
und weiterer Ausführung wert ist in diesem Zusammenhang
besonders der S. 88 in einer kurzen Anmerkung gegebene
Hinweis darauf, daß aus diesem theologischen Fehler eine ganze
Reihe hervorstechender Merkmale gegenwärtigen Kirdientums
herzuleiten sind. (Mangel an Freudigkeit der Verkündigung,
Neigung zu hierarchischen Formen, Überbewertung statistischer
Erhebungen, Bedürfnis nach gesamtkirchlichen Demonstrationen,
Verlangen nach organisatorischer Vereinheitlichung der Kirche
u. a. m.). Bedeutsam Weiterführendes wird ferner gesagt zur
Frage der Identität des Auferstandenen mit dem auf Erden wandelnden
Jesus S. 57 ff., der Leiblichkeit des Auferstandenen
S. 61 ff.,des Verhältnisses von Auferstehung und Wunderbegriff.
Immer wieder tun sich neue und erhellende Durchblicke auf.

Die Untersuchung hält sich bewußt innerhalb des Rahmens
der ihr zugrundeliegenden Vorlesungen (natürlich abgesehen von
Einzelergänzungen, die in der 2. Aufl. besonders zahlreich sind).
Das hat einen großen Vorteil: Der Leser vermag noch Einblick
zu gewinnen in die ursprüngliche Frische der Konzeption. Und
in der Tat: Es wird in der Theologie der letzten Jahrzehnte wenig
Untersuchungen geben, die von der Fülle und der Tiefe, dem
Leben und der Gewalt, von der Herrlichkeit und der weltüberwindenden
Macht der Osterbotschaft einen so unmittelbaren
Eindruck zu geben vermögen wie diese Schrift. Andererseits
zwingt der festgehaltene Rahmen, wie Verf. selbst an verschiedenen
Stellen hervorhebt, bei der Beziehungsfülle der Themafrage
, auch an wichtigen Stellen zum Verzicht darauf, eine auftauchende
, weitergreifende Frage zu verfolgen und dazu, es bei
einem Hinweis bewenden zu lassen. Das ist innerhalb des festgehaltenen
Rahmens unvermeidlich, beeinträchtigt aber ein völlig

überzeugendes Heraustreten der entscheidenden methodischen
Ansätze. Erst in dem Maße aber, in dem das methodische Verfahren
sich dem Leser von seinen Ansatzpunkten her erschließt, kann
die ganze Tragweite der Untersuchung voll ins Licht treten und
sich auswirken. So sei der Bitte Ausdruck gegeben, der Verf.
möge sich entschließen, bei einer 3. Auflage die wichtigsten der
bisher nur angedeuteten Grenzfragen etwas ausführlicher ein-
zubeziehen, soweit das möglich ist, ohne die Einheit der Untersuchung
zu sprengen. Ich denke dabei besonders auch an das Verhältnis
des „Geschichtlichen" zum „Historischen" und beider zu
„Mythos" einerseits und „Kerygma" anderseits. Die Wirkung
des Buches könnte dadurch nur gesteigert werden.

Schließlich aber: Die Untersuchung ist ein wesentlicher Beitrag
zu einer selbständig konzipierten neutestamentlichen Theologie
von eindrucksvoller Eigenart. Hinter den Einzelheiten der
Analyse heben sich deren Baulinien deutlich und Vollendung
heischend heraus. Und so sei zum Schluß der Hoffnung Ausdruck
gegeben, der Verfasser möge sich den Ausbau dieser zentralen
Monographie zum Ganzen einer neutestamentlichen Theologie
angelegen sein lassen.

Münster/W. Friedrich Karl S ch u ma n n

Fuchs, Ernst: Das Sakrament im Lichte der neueren Exegese.

Vortrag für „Die Aula" (Südwestfunk). Bad Cannstatt: Müller-
schön. 10 S. 8° = Schriftenreihe der Kirchlich-Theologischen Sozietät
in Württemberg H. 1.

In diesem Rundfunkvortrag (gehalten am 6. April 195 3)
fragt F. hinter die religionsphänomenologische (und traditionskritische
) Betrachtung der urchristlichen Sakramente (bzw. der
sie betreffenden Berichte), wie sie für ihn charakteristisch bei
Bultmann vorliegt (4. 7), zurück nach ihrer Bedeutung für den
urchristlichen Glauben und setzt sie zu dessen Wesen in Beziehung
. Da die gedrängten Aussagen, in denen der Zusammenhang
beider aufgezeigt wird, nicht in einem Referat noch weiter komprimiert
werden können, seien einige m. E. für das eigentliche
Thema entscheidende Sätze zitiert.

Die Urchristenheit erfährt in der Taufe den „Anbruch der
neuen Schöpfung" (5). „Die Kommunion mit dem Herrn wird
auf Grund der Tat des Herrn gefeiert, und diese Tat erschließt
der Herr durch seine Worte . . . Gott und der Herr wirken hier
zusammen" (7). In der Tat des „historisch wirksamen Gehorsams
Jesu" ist „die Entscheidung gefallen", von der „Apostel
und Gemeinde" leben. „Der Glaube wagt im Sakrament, was
Jesus mit seinem Gehorsam gewagt hatte: Er vergegenwärtigt
das Leben in der Gottesherrschaft" (10). Damit entspricht nach
F. die urchristliche Herrenmahlliturgie „dem Willen und Tun des
historischen Jesus" (8).

Bei aller ständigen Abschirmung dieser Sätze gegen ein
faktizistisches Mißverständnis ist m. E. hier ein entscheidender
Schritt über die durch Fuchs im Eingang als Ergebnis der neueren
Exegese gekennzeichnete Beurteilung des urchristlichen Sakraments
hinaus getan.

Halle/Saalo Gerhard Delling

Hennig, Kurt: Der Jakobusbrief bearb. Stuttgart: Kreuz - Verlag
[1956]. 100 S. kl. 8° = Christus heute. Eine Erklärung der neutesta-
mentl. Botschaft, hrsg. v. G.Siegel, 15.

Die in der Reihe „Christus Heute" erschienene Erklärung ist
bestimmt für den bibellesenden Laien. Der Verf. hat ihre Brauchbarkeit
als Jugendpfarrer und Reichswart der Schülerbibelkreise
erprobt. Aber sie ist völlig frei von kurzschlüssiger Erbaulichkeit.
Sie beruht vielmehr auf einer gründlichen und gewissenhaften
Verarbeitung der wissenschaftlichen Kommentare und mutet
dem Leser eine vorurteilslose Einführung in die bei dem Jakobusbrief
besonders zahlreichen und verwickelten kritischen Probleme
zu. Audi die Einzelauslegung erfolgt in strenger Exaktheit. Der
als Autor angenommene Herrenbruder Jakobus wird gekennzeichnet
als ein Christ, der die Bergpredigt ernstnehmen will,
der aber ganz mit dem Wurzelboden der Frömmigkeit Israels
verwachsen ist.

Gelegentlich finden sich Überinterpretierungen, so zu 1, 18 „Erstlingsfrucht
", vgl. ThWB I, 484, und „hineinschauen" zu 1,25, wo Verf.