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Ausgabe:

1957 Nr. 2

Spalte:

133-135

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Autor/Hrsg.:

Huber, Gerhard

Titel/Untertitel:

Das Sein und das Absolute 1957

Rezensent:

Schmidt, Erik

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 2

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Aufschlüsse zu erhalten. Selbstverständlich kann Bachem auf
diese Weise ebenso wenig sein Ziel erreichen, auch nicht wenn er
meint, „abendländische Tradition uns bewußt zu machen" (S. 14)
und durch Besinnung auf „Vergangenes . . . ein festes Maß dafür
zu gewinnen, w i e gegenwärtige Kunst ist und nicht ist" (S. 97).
Opitz und Goethe lassen sich nicht von einem dichtungstheoretischen
Topos her auf einen Nenner bringen, und über Kafka kann
von der Stellenauslese Bachems her nichts gesagt werden. — Daß
Bachem bei anderssprachigen Texten mit Übersetzungen arbeitet,
kennzeichnet im übrigen sein Vorgehen.

Qreifswild _ Hildegard Emmel

Buhr, Heinrich: Der Fürst des Fests. Anmerkungen zur Auslegung
der Hölderlinsdien Hymne Friedensfeier.
Zeitschrift für Theologie und Kirche 52, 1955 S. 360—397.

Frei, Walter: Charles Baudelaires Gedicht „Le rebelle". Versuch einer
existentialen Interpretation.
Theologische Zeitschrift 1 1, 1955 S. 361—373.

Frick, Robert: Versöhnung. Ein Wort zu dem Buch von Berat von
Heiseler, zugleich ein Beitrag zum Jahresthema 19 56.
Monatschrift für Pastoraltheologie 44, 1955 S. 449—462.

Geliert, Christian Fürchtegott: Fabeln und Erzählungen. Eine Auswahl
. Berlin: Union Verlag 1953. 1 1 1 S. mit Zeichn. 8° = Die Perlenkette
Bd. IV. DM 6.-.

Gotthelf, Jeremias: Erzählungen. Berlin: Union Verlag 1953. 175 S.
mit Abb. 8° = Die Perlenkette Bd. 5. DM 7.50.

Hutzli, Walther: Jeremias Gotthelf. Das kirchliche Leben im Spiegel
seiner Werke. Bern: Haller 11953]. 71 S. 8°. DM 4.60.

J ähnig, Dieter: Das „Reich des Gesangs". Hölderlins Aufsatz „Über
die Religion".

Tijdschrift voor Philosophie 17, 1955 S. 409—476.
Jalkanen, K. V. L.: Dionysos und Apollon als Urheber der attischen
Tragödie.

Studi e Materiali di Storia delle Religioni XXVI, 1955 S. 1—i4.
Jenssen, Ernst: Der religiöse Gehalt des Don Quijote.

Zeitschrift für systematische Theologie 23, 1954 S. 252—258.
M e i n h o 1 d, Peter: Heinrich Heine als Kritiker seiner Zeit.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte VIII, 1956 S. 319

bis 345.

N e e s e r, Maurice: Le paradis et les poetes.

fitudes Theologiques et Religieuses 30, 1955 S. 18—36.
Rüsch, Ernst Gerhard: Christliche Motive in der Dichtung Eduard

Mörikes.

Theologische Zeitschrift 1 1, 1955 S. 206—223.
Schonauer, Franz: G. B. Shaws Puritanismus.

Eckart 25, 1956 S. 312—320.
Schröder, Rudolf Alexander: Hymnen zur Vesper.

Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1955 S. 79—86.
S c o 11 Jr , Nathan A.: Prolegomenon to a Christian Poetic.

The Journal of Religion XXXV, 1955 S. 191-206.
Steinbach, Emst: Gottes armer Mensch. Die religiöse Frage im

dichterischen Werk von Thomas Mann.

Zeitschrift für Theologie und Kirche 50, 1953 S. 207-242.
Thieme, Karl: Graham Greenes christliche Botschaft.
Una Sancta 10, 1955 S. 55-56.

PHILOSOPHIE UND RELIGIONSPHILOSOPHIE

Hub er, Gerhard: Das Sein und das Absolute. Studien zur Geschichte
der ontologischen Problematik in der spätantiken Philosophie. Basel:
Verlag für Recht und Gesellschaft 1955. XV, 206 S. gr. 8° = Studia
Philosophica. Jahrbuch der Schweizerischen Philosophischen Gesellschaft
. Suppl. 6. Geb. sfr. 24.—.

Die Arbeit von G. Huber, die als Habilitationsschrift der
Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel 195 3
vorgelegt worden ist, stellt eine umfassende und eingehende Untersuchung
der Begriffe des Seins und des Absoluten bei Plotin,
Marius Victorinus und Augustin dar. Wir geben eine kurze Einführung
in den wesentlichen Inhalt dieses Buches, um dann einiges
besonders Wichtige für Theologie und Philosophie hervorzuheben
. Das Buch beginnt mit einer größeren Einleitung, in welcher
die Aktualität der Begriffe Sein und Absolutes dargelegt wird.

Stellt doch die heutige philosophische Bemühung in Gegensatz zu
der des 19. Jahrhunderts wieder mit Ernst die ontologische Frage nach
dem Sein (l), und zwar gerade in der Existentialphilosophie, die zwar

von dem Sein, besser der Existenz des Menschen ausgeht (2), aber sofort
weiter zur Frage nach dem Absoluten geführt wird, wobei sie das
Absolute so weit ins Transzendente rückt, daß es der Erkenntnis sich
zu entziehen scheint (5). Dies ontologisch-metaphysische Problem, so
stellt der Verf. fest, ist so alt wie die abendländische Philosophie (7).
In den verschiedenen Systemen ist das Sein bald mit dem Absoluten
identifiziert worden, bald wurde das Absolute dem Sein transzendent
gefaßt (9).

Im ersten Teil seines Buches beschäftigt sich der Verf. mit
dem Neuplatoniker Plotin, wobei er die Begriffe Sein und Absolutes
in sorgfältigster Analyse bis in die subtilsten Schattierungen
der Wort- und Begriffsbedeutungen verfolgt. Ständige Rückblicke
auf die griechische Philosophie vor Plotin, besonders auf
Plato und Aristoteles, erläutern die Eigenart Plotins, den Geist
seines Philosophierens und den Fortschritt seiner Ontologie gegenüber
seinen Vorgängern. Vergleichen wir in Gedanken dies«
Ausführungen des Verf.s mit den traditionellen Darstellungen
der Philosophie Plotins, so ergeben sich tiefere und neue Einblicke
in das Wesen des Neupiatonismus. Dabei wird - für
manche Theologen vielleicht überraschend — auf Schritt und
Tritt die enge Verkettung der theologischen und der philosophischen
Problematik nicht nur bei Plotin, sondern in der Sache
selbst handgreiflich deutlich.

Die Transzendenz findet bei Plotin einen klassischen, unüberbietbaren
Ausdruck (17). Mit ihm ist eine bestimmte existentielle Haltung
des Menschen notwendig verbunden. Plotin ist der klassische Vertreter
der sog. negativen Theologie, bzw. Ontologie (18). Das Transzendent-
Absolute ist transzendent nicht nur gegenüber dem Geist und der Erkenntnis
, sondern sogar gegenüber dem Sein selbst (19). Sein und Denken
gehören für Plotin der griechischen Tradition gemäß eng zusammen.
Sie sind identisch und verschieden zugleich, denn das Denken ist eine
am Sein selbst geschehende Aktualisierung seiner (25), gehört zum
Sein, aber das Sein ist das Übergreifende (26). Mit dem Denken hängt
der Geist zusammen, und das Geistige ist reine Aktualität (32). Die
platonischen Ideen sind für Plotin geistige Kräfte (35). Das Sein wiederum
ist eine differente Vielheit und zugleich eine Einheit.. . Der
Geist ist eine Vielheit der sich selbst denkenden Ideen (46). Daraus
folgert Plotin, daß das Absolute weder Sein noch Geist sein kann (50).
Es ist einzig und absolut einfach (54). Von ihm kann nichts ausgesagt
werden, denn es ist formlos (5 5). Diese Feststellung, daß das Absolute
bei Plotin auch kein sog. reines Sein ist, ist eine Korrektur mancher
Auslegungen, die sich an Hegel anschließen. Sie ist ein wesentliches
Ergebnis der Analyse der Plotinschen Gedanken. Der Verf. weist eingehend
nach, daß für Plotin das Sein immer ein bestimmtes Sein ist
(57), darum das Absolute kein Sein sein kann. Und weil das Absolute
auch nicht Geist ist, so denkt es auch nicht (60), hat es kein Selbstbewußtsein
(66). Das Absolute weiß nicht von sich selbst (67). Trotzdem
ist das Absolute der Ursprung von Allem (70), auch der Geist
entsteht aus dem Einen Absoluten (63). Das Absolute erzeugt alles
Übrige (75). Wie ist das möglich? Wie kann aus dem Einen das Viele,
aus der absoluten Einheit das Unterschiedene entstehen? Darauf vermag
auch Plotin keine befriedigende Antwort zu geben. Die Gleichnisse, die
er dafür braucht, erklären nichts. Der Verf. glaubt hier Plotin entschuldigen
zu können. Der philosophische Gedanke, so meint er, müsse hier
notwendig scheitern. Ist das Absolute unerkennbar, dann kann auch
kein Gedanke das Sein und den Geist aus dem Absoluten ableiten. Wir
können diesem Urteil des Verf.s nicht zustimmen, sondern glauben, daß
hier ein Fehler des Denkens bei Plotin vorliegt (78). Uns scheint, daß
h'er die Schranke aller negativen Theologie deutlich wird, und die Theologen
, die heute wieder mit der negativen Theologie spielen, sollten
ernsthaft bedenken, zu welchen Konsequenzen Plotin mit seiner Theologie
gelangt, Konsequenzen, die mit dem biblischen Gottes?lauben
unvereinbar sind (80 f.). Plotin gelangt auf diese Weise zur Aufhebung
der Gotteserkenntnis und zur mystisch-ekstatischen Schau (86).

Im zweiten Teil verfolgt der Verf. die Wandlungen der Begriffe
Sein und Absolutes bei Victorinus und Augustin, die beide
unter dem Einfluß des kirchlichen Dogmas und des Neuplato-
nismus stehen (91).

Victorinus versucht, seine Homousielehre mit Hilfe der neuplatonischen
Ontologie zu unterbauen (93). Auch er vertritt im Prinzip eine
negative Theologie (9 5). Aber die Trinitätslehre führt ihn nun zwangsläufig
dahin, daß er die Seinstranszendenz des Absoluten aufhebt. Auch
der Vater besitzt ja das Seinl (98) Der Sohn ist die Form des Vater«,
(99) sein Abbild, die Offenbarung Gottes (102). Der an sich verborgene
Gott wird im Sohne offenbar (104). Das Sein und das Absolute
werden daher von Victorinus im Begriff des absoluten Seins verbunden.
Vater und Sohn haben beide das Sein zu eigen. Der Vater ist die Potenz
, der Sohn der Akt (106). Der Sohn ist Aktualität als das Prinzip
der Schöpfung (108). Für Victorinus ist es bereits „nefas", von Gott