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Ausgabe:

1957

Spalte:

105-106

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Kramer, Samuel Noah

Titel/Untertitel:

From the tablets of Sumer 1957

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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beiten zu sagen hat, nur die „Begleitmusik" dazu bietet. Daher
der Titel „Begegnungen in meinem Leben". Der Verf. trägt gewissermaßen
eine Dankesschuld an die Männer ab, die in seinem
Leben eine entscheidende oder doch bedeutsame Rolle gespielt
haben. So erstehen in kurzen, aber eindrucksvollen Schilderungen
die Gestalten von Aloys Schaefer, Friedrich Althoff, Augustinus
Bludau, Josef Mausbach, Adolf Rücker, Kardinal Schulte, Augustinus
Pädia, Adolf Donders u. a. vor den Augen des Lesers.
Wir erfahren aber auch viele Einzelheiten über den Lebensweg
des Verf.s, der ihn von Breslau über Braunsberg, Straßburg (Promotion
) und Bonn (Habilitation) nach Münster geführt hat, wo
er als Nachfolger Bludaus den Lehrstuhl für Neues Testament
übernahm und eine überaus reiche Tätigkeit als akademischer
Lehrer und Forscher sowie als Mitarbeiter an kirchlichen Unternehmungen
, wie dem Deutschen Verein vom Heiligen Lande und
der Görresgesellschaft entfaltete. Wertvolle Arbeit hat der Verf.
weiter als Gutachter und Vorsitzender des katholisch-theologischen
Fachausschusses für Bibelwissenschaft innerhalb der „Deutschen
Forschungsgemeinschaft" und als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft
der katholisch-theologischen Fakultäten und Lehranstalten
geleistet. Der Verf. hat, wie er am Schluß seiner Schrift
hervorhebt, es stets als ein Stück seines Wesens empfunden,
„über die Grenzen jeder Art hinauszuschauen." Ihm ist ein fruchtbares
und erfolgreiches Gelehrtenleben beschieden gewesen. Sein
Name hat auch in der protestantischen theologischen Wissenschaft
einen sehr guten Klang.

Der Wert der Erinnerungsschrift von M. besteht darin, daß
sie uns einen Einblick in die Arbeit der katholisch-theologischen
Fakultäten und in die Wesensart bedeutender katholischer Theologen
gibt. Es ist nur schade, daß der Verf. sich nicht eingehender
über seine eigene wissenschaftliche Arbeit und die Ergebnisse seiner
in zahlreichen Veröffentlichungen niedergelegten Forschungen
geäußert hat. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur Geschichte
der katholischen Theologie in der Gegenwart gewesen. Aber
auch in der vorliegenden Form ist die Schrift von M. von theologiegeschichtlicher
Bedeutung.

Berlin _ Johannes Sehneider

F 1 a c k, E. E.: Luthers Einfluß auf die englische Bibelübersetzung.
Zeitschrift für systematische Theologie 24, 1955 S. 103—121.

Gerde s, Hayo: Überraschende Freiheiten in Luthers Bibelübersetzung
.

Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1956 S. 71—80.
L o b e z, Pierre: Literary genres in the Bible.

Theology Digest IV, 1956 S. 67—71.
Rost, Leonhard: Erwägungen zur Revision der Lutherbibel.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 262—266.

ALTER ORIENT

K r a m e r, Samuel Noah, Prof.: From the Tablets of Sumer. Twenty-
Five Firsts in Man's recorded History. Indian Hills/Colorado: Fal-
con's Wing Press [1956]. XXV, 293 S., 81 Abb. i. Text u. auf Taf.
8°. Lw. $ 5.-

Nachdem das Vorwort (S. VII—IX) von der Entstehung und
der Zielsetzung des Buches gehandelt und - durch den Nachweis
der Quellen für die Abbildungen (S. X), das Inhaltsverzeichnis
(S. XI—XII) und das Verzeichnis der Abbildungen (S. XIII-XVI)
von ihm getrennt - die Einleitung (S. XVII-XXVI) die Geschichte
der Sumerologie beschrieben und ihre bedeutendsten
Vertreter genannt hat, folgt in Kap. 1-25 (S. 1-262) die - meistens
durch Handkopien und Übersetzungen der jeweilig in Betracht
kommenden sumerischen Texte unterbaute — Darstellung
der Anfänge von fünfundzwanzig menschlichen Einrichtungen
und Betätigungen, nämlich „Erziehung: Die ersten Schulen" (l)>
..Schultage: Der erste Fall von 'apple-polishing' " (2), „Internationale
Angelegenheiten: Der erste 'Nervenkrieg' " (3), ..Regierung
: Der erste Zweikammer-Kongreß" (4), „Bürgerkrieg in
Sumer: Der erste Historiker" (5), „Sozialreform: Der erste Fall
von Steuererleichterung" (6), „Gesetzbücher: Der erste 'Mose'"
(7), „Rechtspflege: Der erste juristische Fräcedenzfall" (8).
..Medizin: Das erste Heilmittelverzeichnis" (9), „Ackerbau: Der

erste 'Bauernkalender' " (10), „Gartenbau: Der erste Versuch
der Anpflanzung von Laubbäumen" (11), „Philosophie: Die erste
menschliche Kosmogonie und Kosmologie" (12), „Ethik: Die
ersten ethischen Ideale" (13), „Leiden und Ergebung: Der erste
'Hiob' " (14), „Weisheit: Die ersten Sprichwörter und Redensarten
" (15), „Wortstreit: Die ersten literarischen Auseinandersetzungen
" (16), „Paradies. Die ersten biblischen Parallelen" (17),
„Eine Flut. Der erste 'Noah'" (18), „Die erste Auferstehungserzählung
" (19), „Die Tötung des Drachen. Der erste 'St. Georg
'" (20), „Gilgamesch-Erzählungen. Der erste Fall literarischer
Entlehnung" (21), „Epische Literatur: Der Menschheit erstes heroisches
Zeitalter" (22), „Dem königlichen Bräutigam: Das erste
Liebeslied" (23), „Buch-Listen. Der erste Bibliothekskatalog"
(24), „Friede und Harmonie in der Welt: Der Menschheit erstes
goldenes Zeitalter" (25). Den Schluß (S. 263—293) bilden zwei
Anhänge (A und B), von denen der zweite die S. XXI mitgeteilte
tabellenartige Übersicht über die Entwicklung der Keilschrift von
etwa 3000—600 erörtert und auch zu den übrigen Abbildungen
Erläuterungen bringt, während der erste — von K r a m e r großenteils
während seines zehnwöchigen Aufenthalts in Jena im
Frühjahr 1955 abgefaßt — die Texte zweier zur Jenaer Hilprecht-
Sammlung gehörenden Tontafeln behandelt, nämlich „Die Verfluchung
Agades: Rache für Ekurl" und den „Stadtplan von
Nippur".

Die Übersicht über den Inhalt des vorliegenden Buches, wie
sie eben gegeben worden ist, zeigt, daß es einerseits die fast 3
Jahrzehnte umfassenden sumerologischen Studien seines Verfassers
einem weiteren Leserkreis zugänglich zu machen versteht
und anderseits durch Mitteilung von Handkopien und Übersetzungen
der betreffenden Texte dem Sachverständigen die Nachprüfung
ihrer Deutung ermöglicht und damit diesem vieles zu
sagen hat. Zugleich macht sie deutlich, daß die Darlegungen des
Buches trotz ihrer ein eng begrenztes wissenschaftliches Spezialgebiet
darstellenden Grundlage doch für das Verständnis der
Menschheitsgeschichte von größter Bedeutung sind und daß der
Verfasser daher das Recht hatte, ihnen eine diese Tatsache nachdrücklich
andeutende Form zu geben. Die Leser der ThLZ werden
zudem darum Kramers Buch noch mit besonderem Gewinn zur
Hand nehmen, weil es eine Fülle von Parallelen zum Alten Testament
bringt.

Halle/Saale Otto EiBfeldt

G'ay, John. Rev., M. A., B. D., Ph. D.: The Krt Text in the Litera-

ture of Ras Shamra. A Social Myth of Ancient Canaan. Leiden:

Brill 1955. IX, 66 S. 4° = Documenta et monumenta Orientis An-
t'qui, Vol. 5. hfl. 10.-.

Trotz der großen Arbeit, die der Erklärung der ugaritischen
Literardenkmäler von vielen Forschern gewidmet wurde, bleibt
manche Stelle noch unverständlich oder unsicher. Das gilt auch
v°n dem in vielen Hinsichten zugänglichsten Texte, dem Gedichte
vom König Keret. Die drei Keilschrifttäfelchen, auf denen
dieser Text erhalten ist, sind zwar auch wie die anderen an mannen
Stellen bis zur Unleserlichkeit beschädigt, dennoch bieten
s'e größere zusammenhängende Abschnitte, deren Lücken mit
Hilfe paralleler Texte oft verläßlich ergänzt werden können. Der
Gang der Handlung läßt sich gut verfolgen, so daß gerade dieser
Text mit Recht zur Einführung in die Lektüre der ugaritischen Literatur
empfohlen wird.

Und so wurde gerade diesem Gedichte besondere Aufmerksamkeit
gewidmet. Nach den Pionierarbeiten von Ch. Virolleaud
und R. Dussaud, deren historische Interpretation nicht allgemein
angenommen wurde, haben sich J. Pedersen, H. L. Ginsberg und
C. H. Gordon mit diesem Texte eingehend beschäftigt. An ihre
Auffassungen knüpft jetzt J. Gray an, der als Lektor des Hebräischen
und der Bibelkritik an der Universität Aberdeen wirkt
und bereits einige Studien der ugaritischen Gesellschaft und Religion
gewidmet hat (vgl. S. 61). Er sucht besonders die Soziologie
und noch mehr die Ideologie des altkananäischen Königtums
hierin zu verfolgen (S. VII—VIII).

Diese Auffassung entwickelt Gray in dem einleitenden Kapitel
über den Krt-Text in 6einem kulturellen Kontext (S. 1—6).
Er betont den Abstand dieses Textes von den anderen Literar-