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Ausgabe:

1957 Nr. 12

Spalte:

930-934

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Stuiber, Alfred

Titel/Untertitel:

Refrigerium interim 1957

Rezensent:

Fischer, Joseph Anton

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 12

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Schaftswissenschaften schon auf den höheren Schulen und Universitäten
kennen lernt, wird manches in diesen Zeugnissen Gesagte
mit Respekt zur Kenntnis nehmen, aber doch andere Wege
gehen. — Das liegt nun einmal in der Begrenztheit jedes Menschenlebens
, — dennoch wird sie von der Zeugniskraft eines
tapferen, freimütigen und weitblickenden Seelsorgers, der Grüber
im Grunde seines Herzens ist, für ihr Amt vieles lernen können;
denn man kann als junger Mensch in seine eigene Zukunft nicht
hineingestalten, wenn man über die unmittelbar vorhergehende
„Vergangenheit" nur unzureichende Vorstellungen hat. So sei
denn gerade der jungen Theologengeneration dieses Buch zu
intensiver Lektüre empfohlen.

Drudeversehen, die für eine 2. Auflage zu bessern wären: S. 24
Zeile 1 fähig; S. 114, Zeile 13—15 entstellter Satz; S. 170,7 enttäuschen
; S. 172, 8 Welt; S. 187, Zeile 16 von unten: darum (statt
dabei); S. 193, Zeile 7 doppelt gesetzt. Außerdem wäre bei einer
neuen Auflage zu empfehlen, daß bei Ansprachen auf Tagungen (326;
333 ; 356; 365) gleichmäßig Ort und Datum angegeben würden, wie
das auf S. 342 und 369 geschehen ist.

Berlin Erich Fa s ch e r

Andreas, Willy: lubiläum eines berühmten Buches: Tocquevilles
„L'Ancien Regime et la Revolution".

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschidite IX, 1957 S. 232—245.
Bell, George K. A.: Die Kirche und die Widerstandsbewegung.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 289—305.
B r u n o 11 e, Heinz: Der Weg der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Ein Rückblick auf das Jahrzehnt 1947—57.

Evangelische Welt 11, 1957 S. 561—565.
Günther, Hermann: Der norwegische Kirchenkampf (1940—1945).

Die Zeichen der Zeit 11, 1957 S. 258—265.

— Der norwegische Kirchenkampf während der deutschen Besatzung
1940—1945.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 305—323.
Hammelsbeck, Oskar: Die Gegenwartsbedeutung der Barmer Erklärung
.

Junge Kirche 18, 1957 S. 437—444.
Henry, J. Clyde: A Messenger of Grace. Clarence Edward Macartney:
1879—1957.

The Princeton Seminary Bulletin L, 1957, 4 S. 17—24.
Kantzenbach, Friedrich Wilhelm: Ernst Ludwig von Gerlach und
August von Bethmann-Hollweg. Zwei Juristen und Laientheologen
in innerer Auseinandersetzung.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte IX, 1957 S. 257-266.

K 1 u i t, Elisabeth: Wenselijkheden voor de Studie van het Reveil.
Nederlands Theologisch Tijdschrift 11, 1957 S. 354-379.

Mehl, Roger: Das eine Evangelium im gespaltenen Europa.
Die Zeichen der Zeit 11, 1957 S. 326—329.

Mols, Roger: Saint Charles Barromee, pionnier de la pastorale moderne
.

Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 715—747.

— Le XVIIe siecle de l'figlise de France sous une nouvelle optique.
Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 849—853.

Oppenheim, F.-H.: Contribution ä l'histoire d'un reveil — les
„nouveaux prophetes" allemands au debut du XVIIIe siecle.
Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 37, 1957 S. 143—1 55.

Ploumen, P.: De manuscripten van de kleine Theresia en haar spi-
ritualiteit.

Bijdragen. Tijdschrift voor Filisofie en Theologie 18, 1957 S. 162
bis 167.

Raab, Heribert: Die Lnformativprozessc des letzten Kurfürst-Erz-
bischofs von Trier. Clemens Wenzeslaus von Sachsen, für Freising
(1763), Regensburg (1763), Augsburg (1765), Trier (1768) und Ellwangen
(1770).

Trierer Theologische Zeitschrift 66, 1957 S. 220—240.
Rohling, Horst: Zu hallischen Rußlandbeziehungen in der Napoleonzeit
.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Karl-Marx-Universität Leipzig. Gesellschaft
- und sprachwissenschaftliche Reihe 6, 1956/57 S. 397—403.
Schoeps, Hans-Joachim: CDU vor 7 5 Jahren. Die sozialpolitischen
Bestrebungen des Reichsfreiherrn Friedrich Carl von Fechenbach
(1836—1907).

Zeitschrift für Religions-und Geistesgeschichte IX, 1957 S. 266—277.

Semmig, Jeanne Berta: Louise Otto-Peters. Lebensbild einer deutschen
Kämpferin. Berlin: Union Verlag [1957]. 62 S. 8°.

Windschild, Karl Hans: Adolf von Harnack, ein Rufer in unsere
Zeit.

Freies Christentum Beiheft 22/23, 1957.
Zorb, Elizabeth H.: Count Zinzendorf: An 18th Century Ecumenist.
The Ecumenical Review IX, 1957 S. 419—428.

CHRISTLICHE ARCHÄOLOGIE

Stuiber, Alfred: Refrigerium Interim. Die Vorstellungen vom
Zwischenzustand und die frühchristliche Grabeskunst. Bonn: Hanstein
1957. 208 S. 4° = Theophaneia. Beiträge zur Religions- und
Kirchengeschichte des Altertums, 11. DM 18.20.

Mit vorliegender Arbeit habilitierte sich der Verfasser 1952
an der röm.-kath. theol. Fakultät in Bonn. „Im Gegensatz zu
den älteren mißlungenen Versuchen" werden hier „die frühchristlichen
Vorstellungen über den Zustand der Verstorbenen zwischen
Tod und Auferstehung als Deutungsgrundlage" der frühchristlichen
Grabeskunst herangezogen (S. 13). Die zeitliche
Grenze der hauptsächlichen Untersuchungen bildet dem Verf. mit
gutem Recht der Anfang des 4. Jahrhunderts, denn von da an
tauchen u. a. immer mehr neue Bildthemen auf, die in keinem
inneren Zusammenhang mit den Gräbern stehen. Für die zeitgenössischen
Zwischenzustandsvorstellungen war vor allem auf
das patristische Schrifttum zurückzugreifen.

Ganz richtig legt St. auf den Nachweis des jüdischen Einflusses
auf die frühchristliche Interimstheologie entscheidenden
Wert.

Mit Umsicht stellt er die at.lichen und spätjüdischen Grundlagen
derselben dar (vgl. auch H. Jantzen, Die jüdische Auffassung vom Zwischenzustand
und ihre alttestamentlichen Voraussetzungen, Diss. Masch.-
-chr., Kiel 1953). Die Vorstellung von einem allgemeinen, aber differenzierten
Schcol-Interim für die Seelen läßt sich zuerst in der apokalyptischen
Literatur des palästinensischen Spätjudentums nachweisen
(äth. Henoch 22; 51, 1 f.; vgl. Esra-Apk; syr. Baruch-Apk). Im hellenistischen
Spätjudentum dagegen, wo der Auferstehungsgedanke keine
oder eine geringe Rolle spielt, entfällt die Idee eines allgemeinen
Zwischenaufenthaltes in der Unterwelt; die Seelen der Gerechten gelangen
nach dem Tode unmittelbar zu Gott, in den Himmel (vgl. Sap:
äth. Henoch 39. 71. 103 ; 4 Makk). Auch Philon gehört hierher.

Das NT setzt sich im allgemeinen mit den überkommenen
at.lichen und jüdischen Zwischenzustandsvorstellungen nicht ausländer
; denn das in Christus angebrochene Heil und die verheißene
eschatologische Vollendung erscheinen noch nicht durch
eine lange Zeitspanne getrennt; die Zwischenzeit fällt noch nicht
ins Gewicht.

Weder Lk. 16,19—31 noch Lk. 23,43 enthalten neue Jenseitsbelehrungen
. Zwischen Tod und Auferstehung weilte die Seele Jesu
selbst in der Unterwelt. Aber auch Paulus, der dann das durch Christi
Kreuz und Auferstehung begründete neue Heil so stark betont, äußert
sich über den Zwischenzustand weder klar noch einheitlich. Wesentlich
ist für ihn, daß Christus die Todesmacht prinzipiell gebrochen hat.
Phil. i, 23 denkt der Apostel wohl an eine himmlische Daseinsweise
nach dem Tod; aber es ist fraglich, ob er hier das Los aller Gerechten
oder nur 6ein eigenes, den himmlischen Zwischenzustand des Blutzeugen
, im Auge hat. Die patristische Lehre, daß wenigstens die Märtyrerseelen
schon nach dem Tod in den Himmel gelangen, hat ihr Fundament
"eben Apg. 7, 55 f. 59 f. und spätjüdischen Äußerungen in Apk. 6, 9 ff.,
während in Kap. 20, 12 f. für die sonstigen verstorbenen Gerechten anscheinend
das Hadesinterim vorausgesetzt ist.

Letztere Vorstellung bleibt auch in der Frühpatristik vorherrschend
. Die Ausführungen St.s treten hier weitgehend in
Parallele zu dem Abschnitt ,T>as Los nach dem Tode" in des Rezensenten
Studien zum Todesgedanken in der Alten Kirche I,
München 1954, 226—315- Hinsichtlich des Zwischenzustandes im
allgemeinen kommt St. in den meisten Fällen zu den gleichen Ergebnissen
wie Rez., schenkt jedoch den Durchbrechungen der vorherrschenden
Lehre vom allgemeinen Hadesinterim weniger Beachtung
. Auch er beginnt seine Untersuchungen mit Clemens
Romanus und endet mit Laktanz. Verschiedene weniger ergiebige
Autoren und Texte bleiben beiseite.

Der „Hirt des Hermas" darf wohl eher als Zeuge für eine postmortale
himmlische Beseligung der Gerechten denn für ein allgemeines
Hadesinterim angezogen werden, auch wenn man Vis 1, 1,4—9 beiseite
läßt; Sim 9, 16, 5—7 braucht nicht nach F. J. Dölger interpretiert zu
werden. Die Ansichten des Apologeten Justin über den Wartezustand sind
„kein Teil seiner Philosophie, sondern ein Stück des Gemeindeglaubens"
(S. 47). Im Kampf gegen die Gnostiker, der schon bei Justin in Erscheinung
tritt, trägt dann, von diesem abhängig, Irenäus die Lehre vom
allgemeinen Hadesinterim ausführlich vor (Ausgabe von Harvey, nicht
Harvay, wie öfter geschrieben ist). Doch die nachdrücklichste Interimslehre
hat Tertullian; St. stellt sie vor allem anhand des Spätwerkes