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1957 Nr. 12

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Kirchengeschichte: Mittelalter

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 12

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hinzuweisen, die auch zu differenzierter Interpretation und Übersetzung
zwingen. Trotzdem bleibt es bei dem Dank für die kundige
Bereitstellung wichtigen Quellenstoffes zur fränkisch-deutschen
Stadtgeschichte im Spätmittelalter.

Würzburg KarlBosl

Beck. Hans-Georg: Stand und Aufgaben der theologischen Byzanti-
nistik.

Ostkirchliche Studien 6, 1957 S. 14—34.

Gericke, Wolfgang: Wann entstand die Konstantinische Schenkung?
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte LXXIV. Band
(Kan. Abt.) 1957 S. 1—88.

Hegel, Eduard: Die geistige und religiöse Welt einer Eifel-Abtei im
Hochmittelalter. Eine Quelle zur Frömmigkeitsgeschichte der Steinfelder
Prämonstratenser.

Trierer Theologische Zeitschrift 66, 1957 S. 298-312.
Juhdsz, Koloman: Lukas von Orev (f 1406). Ein ungarischer Bischof
als Universitätsgründer.

Zeitschrift für Katholische Theologie 79, 1957 S. 33 1-335.
Menager, L. R.: Notes et documents sur quelques monasteres de

Calabre ä l'epoque normande.

Byzantinische Zeitschrift 50, 1957 S. 7-30.
O e h 1 e r, K.: Zacharias von Chalkedon Über die Zeit.

Byzantinische Zeitschrift 50, 1957 S. 31—38.
Ott, Heinrich: Anselms Versöhnungslehre.

Theologische Zeitschrift 13, 1957 S. 183-199.
Pf äff, Volkert: Pro posse nostro. Die Ausübung der Kirchengewalt

durch Papst Coelestin III.

Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte LXXIV. Band
(Kan. Abt.) 1957 S. 89—131.
S j ö b e r g, L.-O.: Eine verschwundene Handschrift des Stephanites-
Textes.

Byzantinische Zeitschrift 50, 1957 S. 4—6.
Szentirmai, Alexander: Das Recht der Erzdechanten (Archidiakone)
in Ungarn während des Mittelalters.

Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte LXXIV. Band

(Kan. Abt.) 1957 S. 133—201.
Szöverffy, Josef: Von Monte Cassino zu Westminster. Nachklänge

des Investitur-Streites in den mittelalterlichen Petrus-Hymnen.

Classica et Mediaevalia XVIII, 1957 S. 179—206.
Tromm er, Aage: Komposition und Tendenz in der Hamburgischen

Kirchengeschichte Adam von Bremens.

Classica et Mediaevalia XVIII, 19 57 S. 207—2 57.
W i 1 k s, M. J.: Papa est Nomen Jurisdictionis: Augustinus Triumphus

and the Papal Vicariate of Christ.

The Journal of Theological Studies VIII, 1957 S. 256—271.
W i r t h, P.: Die Chronologie der Schlacht um Klaudiopolis im Lichte
bisher unbeachteter Quellen.
Byzantinische Zeitschrift 50, 1957 S. 68—73.

KIRCHEN GESCHICHTE: NEUZEIT

Lösch, Stefan: Döllingcr und Frankreich. Eine geistige Allianz.
1823—1871. Im Lichte von 56 bisher meist unbekannten Briefen,
mit zwei Döllingerbildnissen nebst Döllinger-Bibliographie. München
: Beck 1955. XI, 568 S. gr. 8° = Schriftenreihe zur bayerischen
Landesgeschichte, hrsg. v. d. Kommission f. bayer. Landesgeschichte
b. d. Bayer. Akademie der Wissensch, Bd. 51. DM 30.—.

Seit langem haben wir kein Werk von diesem Gewicht und
Reichtum zur Geistesgeschichte des 19. Jhdt.s erhalten. Stefan
Lösch, der Tübinger katholische Theologe, hat einen großen Teil
seiner Lebensarbeit der Geschichte der katholischen Theologie im
19. Jhdt. gewidmet. Wir besitzen von ihm eine Ausgabe der Papiere
von Johann Adam Möhler (1928) und eine Studie über die
Anfänge der Tübinger Theologischen Quartalschrift (1938); von
Möhler aus gelangte er zur näheren Beschäftigung mit Döllinger
und den weitreichenden Problemen und Bewegungen, in deren
Mitte der große Münchner Gelehrte gestanden ist. Die Resultate
dieser langjährigen und intensiven Forschungen liegen nun vor
uns.

Es ergibt sich hieraus, daß trotz der umfangreichen Literatur,
die sich in den zwei Menschenaltern seit Döllingers Tode um sein
Leben und Werk aufgehäuft hat, unsere Kenntnis doch sehr

lückenhaft geblieben ist und seine Stellung in den geistigen Strömungen
seines Jahrhunderts erst noch zu umschreiben war. Von
seiner ausgedehnten Korrespondenz ist zwar vieles aus deutschen,
französischen und englischen Nachlässen zu Tage gekommen.
Aber Stefan Lösch war in der Lage, diesen Bestand im Hinblick
auf Döllingers französische Beziehungen noch um fünfzig Briefe
zu erweitern: diese Edition mit eingehendem Kommentar nimmt
ungefähr ein Viertel des starken Bandes in Anspruch. Das Übrige
enthält eine nahezu 400 Seiten umfassende Darstellung der wissenschaftlichen
und kirchenpolitischen Stellung Döllingers vornehmlich
im Blick auf seine französischen Beziehungen sowie eine
kritische Bibliographie aller Publikationen Döllingers. Auch eine
wissenschaftlich gearbeitete Bestandsaufnahme der Döllinger-
Bildnisse in Malerei und Plastik schließt sich an. In allen Teilen
des Buches steckt eine immense gelehrte Arbeit, sie geben auf
weite Strecken eine solide Grundlage für die Geschichte des öffentlichen
Geistes in Europa zwischen 1830 und 1870.

In allgemeinen Zügen ist schon immer bewußt geblieben,
daß viele Gemeinsamkeiten bestanden haben zwischen Döllinger
und dem sogenannten „Catholicisme liberal", wie ihn Lamennais
und Montalembert verbreitet haben. Die lebhaften Beziehungen
zwischen München und dieser Gruppe des katholischen Frankreichs
bilden einen Teil jenes aus der Romantik stammenden
regen geistigen Austausches zwischen den beiden benachbarten
Nationen, an dem auch viele dem christlichen Offenbarungsglauben
fernestehenden Geister wie Victor Cousin, Victor Hugo,
Renan und Taine teilgenommen haben und der bestimmt schien,
die Mitte Europas auf neuem Grunde zu festigen. Mit dem Jahre
1870 ist dieser geistige Austausch zwischen Deutschland und
Frankreich erloschen, und so endet hier denn auch das vorliegende
Buch. Die Beziehungen sind abgerissen, nicht nur weil die geistigen
Führer des französischen Katholizismus sich von Döllinger
trennten und sich dem Beschluß des vatikanischen Konzils unterwarfen
, sondern zugleich, weil Sedan eine auch von Döllinger gelegentlich
stark betonte und gefeierte Grenzscheide zog. Der Kontakt
ist erst nach 1918 mühsam neu geknüpft worden.

Dem Buche von Stefan Lösch darf mithin eine gewisse Aktualität
zugesprochen werden. Doch kommt es dem Verfasser
hierauf mehr nicht an, als eben ein christlicher Historiker mit
Vorliebe sich in solchen Zeiten ergeht, in denen die Nationen
Europas sich ihrer gemeinsamen Anliegen und Institutionen bewußt
geworden sind und darnach gelebt haben. Das Thema des
Verfassers ist durchaus ein gelehrtes: er sucht die geistesgeschichtlichen
Zusammenhänge bis in alle Einzelheiten auf, verdeckte
werden enthüllt, vergessene nachgewiesen, bekannte werden näher
erläutert und tiefer begründet, als dies bisher geschehen ist. Dabei
verfügt der Verfasser über eine erstaunliche Kenntnis auch der
entlegensten Literatur aus der älteren wie aus der allerjüngsten
Zeit, und er arbeitet mit einer Gründlichkeit und Exaktheit, die
bewunderswert ist. Anders wäre er nicht in der Lage gewesen,
dieses gegenseitige Geben und Empfangen zwischen den deutschen
und den französischen Denkern zu erfassen, den Spuren der spezifisch
deutschen geisteswissenschaftlichen Gedankenarbeit bei den
französischen Autoren nachzugehen und anderseits in zahlreichen
anonymen Aufsätzen der Zeitschriften aus den 20er und 30er
Jahren die Autorschaft des Publizisten Döllinger zu erschließen,
seine Abhängigkeiten oft bis in den Wortlaut nachzuweisen, den
Werdegang eines Gedankens vom ersten Aufkeimen durch die
Jahrzehnte hindurch zu verfolgen/

Das Werk ist in der Weise angelegt, daß die den Briefen
vorausgeschickte umfangreiche Untersuchung in mehreren, in sich
geschlossenen Kapiteln die Beziehungen zwischen Döllinger und
den einzelnen Korrespondenten auf Grund des ganzen zur Verfügung
stehenden Quellenmateriales darstellt und daß dabei da
und dort, wo sich gerade die Gelegenheit am günstigsten bietet,
auch wohl ein ganzer Sachzusammenhang eingefügt und vollständig
abgehandelt ist. Da weder das Inhaltsverzeichnis noch das
Sachregister weit in die Details geht, ist das Werk nicht zum
Nachschlagen wohl aber zum Lesen bestimmt: mit hohem Kunstverstand
hat der Autor diese Zusammenfassungen eingestreut, sie
sind die Höhepunkte seines Werkes. Döllinger als akademischer
Lehrer (S. 29, 142/43), seine wissenschaftliche Arbeitsweise (S.