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Ausgabe:

1957 Nr. 12

Spalte:

917

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Riess, Hermann

Titel/Untertitel:

Der Philemon-, Titus- und 2. Timotheusbrief 1957

Rezensent:

Rendtorff, Heinrich

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917

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 12

918

Wie für die „dogmatische" Frage der natürlichen Gotteserkenntnis
(S. 74 „Es ist erstaunlich, daß hier theologische Differenzen entstehen
können"), so zeigt L. auch kein Verständnis für seine Gegner, von denen
etwa „die Anhänger Bultmanns" in der Frage der Eschatologie
„in Unkenntnis antiker Astronomie den Himmel als Reich Gottes mit
veralteten Weltbildern verwechseln". Auf S. 70 ff. wird dann in Nachahmung
neutestamentlidier Sätze gesagt, der Forscher werde „Schaden
an seinen Geisteskräften" nehmen, der „Bestandteile des Kerygma"
verneint, „wie etwa den beglaubigten Tatsachencharakter der Auferstehung
Jesu". Denn: „der Glaube führt zum Fürwahrhalten der Berichte,
die Leugnung des Tatsachencharakters ist Konsequenz und somit Bestandteil
des Unglaubens".

Dörschnitz G. Schille

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Erklärung der neutestamentl. Botschaft, hrsg. v. G. Siegel, 14.

Es ist eine erfreuliche Tatsache, daß sich ein Typus
praktischer Schriftauslegung für den Laien herausgebildet hat,
der einerseits dem Laien damit dient, daß eine gründliche
wissenschaftliche Vorarbeit zu Grunde liegt, der andrerseits
von der wissenschaftlichen Exegese her die Linien bis in
das Existentielle des Glaubens auszieht. Zu diesem Typus
gehört die vorliegende Arbeit. Der Philomonbrief wird als
ein Privatbrief verstanden, der aber inhaltlich weit darüber
hinausgeht. Er gibt im Rahmen der ntl. Botschaft einen eigenen
Beitrag zu den Fragen der urchristlichen Hausgemeinde und der
Sklaverei und damit der sozialen Frage überhaupt. Von einer
Sozialreform ist nicht die Rede, wohl aber wird dem Christen
die Aufgabe gestellt, sich in seinem weltlichen Stande zu bewähren
, zugleich zeigt sich der Ansatz dazu, daß durch die Christuswirklichkeit
eine Auflockerung des sozialen Gefüges beginnt.

Im Titusbrief wird der Grund des apostolischen Amtes
sichtbar, wird der Aufbau der Gemeinde durch den Dienst verantwortlicher
Männer anschaulich, eine Ordnung, die nicht bloße
Organisation ist, sondern aus der geistlichen Mitte lebt. Entschiedene
Abwehr falscher Lehre und seelsorgerliche Anleitung zur
Überwindung der Sünde unter der Kraftwirkung der Gnade, die
im Sakrament der Taufe zur Lebenserneuerung führt, sind die
dem Titus besonders anbefohlenen Aufgaben. Verf. sieht hier
deutliche Beziehungen auf die drängenden Probleme der heutigen
Lage des Christen in der Welt.

Bei der Auslegung des 2. Timotheusbriefes bleibt die Frage
der paulinischen Abfassung der Pastoralbriefe offen, doch rechnet
Verf. mit der Möglichkeit, daß Paulus noch einmal aus der römischen
Gefangenschaft freigekommen ist und durch einen seinem
Schreiber in Stichworten diktierten späten Brief dem Timotheus
eine Art Testament hinterlassen hat. Dank, gehorsame Bewährung
, Zucht, bis zum letzten durchgestandener Kampf, Leiden
prägen den Dienst des Boten. Die Kraft zu solchem Dienst erwächst
aus dem Halten am Wort und aus dem zuversichtlichen
Warten auf den kommenden Herrn. Das sind die Grundlinien,
die Verf. in seiner Erklärung herausgearbeitet hat, mit denen er
dem Leser einen Zugang zu dem evangelischen Gehalt des Briefes
erschließt.

Kiel Heinrich Ren dtor ff

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