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Ausgabe:

1957 Nr. 11

Spalte:

841-844

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Festschrift für Carl Weickert 1957

Rezensent:

Wessel, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 11

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Eine Würdigung der in der vorliegenden Festgabe vereinten
14 „Hebraica" und 9 „Islamica" ist hier ganz unmöglich. Vielmehr
muß es bei der bloßen Nennung der Titel sein Bewenden
haben, denen für die „Hebraica" nur noch die Stelle ihrer Erstveröffentlichung
hinzugefügt werden 6oll. Zunächst die Hebraica:

I) Untersuchungen zur Geschichte des Pentateuchtextes (S. 3—37
= ThStKr 88, 1915, S. 399-439); 2) Die überlieferte Aussprache
des Hebräischen und die Punktation der Masoreten (S. 38
bis 47 = ZAW 39, 1921, S. 230-239); 3) Die Punktation der
Masoreten (S. 48-53 = ZAW, Beiheft 41 [Marti - Festschrift],
1925, S. 167-172); 4) Das Problem der Grammatik des Hebräischen
(Indogermanische Forschungen 45 [Thurneysen-Festsdirift],
1928, S. 395--110); 5) Der alttestamentliche Bibeltext (S. 68-78
= Th R, Neue Folge 5, 1933, S. 227—238); 6) Das zur Zeit Jesu
in Palästina gesprochene Aramäisch = Th R, Neue Folge 17,
1949, S. 201—216); 7) The Community of the New Covenant
and the Hebrew scrolls (S. 96-112 = ThLZ 77, 1952, Sp. 401
bis 412 [in deutscher Fassung]); 8) A leather scroll of the Greek
Minor Prophets and the problem of the Septuagint (S. 113—127
= ThLZ 79, 1954, Sp. 81—94 [in deutscher Fassung]); 9) Zwei
durch Humanisten besorgte, dem Papst gewidmete Ausgaben der
hebräischen Bibel (S. 128—150 = [revidiert] Essays presented to
Leo Baeck on the occasion of his eightieth birthday, London
1954, S. 50—74); 10) Zur Einführung der zweiten Auflage von
Abraham Geiger, Urschrift und Übersetzungen der Bibel in ihrei
Abhängigkeit von der inneren Entwicklung des Judentums, 1928
(S. 151—156 = S. I—VIII des im Titel genannten Buches);

II) Moses Maimonides' Aphorismen (Fusül), Einleitung (S. 157
bis 166 = Appendix II zu: Galeni in Piatonis Timaeum Com-
mentarii Fragmenta, collegit, disposuit, explicavit Henricus Otto
Schröder, 1934, S. 89—96); 12) Die Lesezeichen bei den Samari-
tanern (S. 167-179 = Paul Haupt - Festschrift, 1926, S. 425
bis 436;) 13) Zur Aussprache des Hebräischen bei den Samarita-
nern (S. 180—185 = Bertholet - Festschrift, 1950, S. 281—286);
14) Die zwölf Marka-Hymnen aus dem „Defter" der samaritani-
schen Liturgie (S. 186—212 = Oriens Christianus, 3. Serie, VII
[Baumstark-Festschrift], 1932, S. 77-103).

Die neun von der vorliegenden Festgabe gebrachten „Islamica
" aber sind diese: l) Die Futuwwa-Bündnisse des Kalifen
an-Näsir (S. 215—246); 2) A lost map of Columbus (S. 247-265.

1 Taf.); 3) Nautische Dokumente der Araber im indischen Ozean
(S. 266—277); 4) Die Katastrophe des mittelalterlichen Alexandria
(S. 278—296. 1 Taf.); 5) The Arabic shadow-play in Egypt
(S. 297—306); 6) A Gypsy woman in Egypt in the thir-
teenth Century A. D. (S. 307—311); 7) China as described
by Turkish geographers from Iranian sources (S. 312—325.

2 Taf.); 8) Chinese porcelain in the lands of Islam (S. 326—350.
1 Taf.); 9) Chinese porcelain in the lands of Islam. Supplement
(S. 351-361. 1 Taf.).

Wie man sieht, handelt es sich in beiden Abteilungen, den
„Hebraica" und den „Islamica", um Schriften, die so jung sind
wie am ersten Tag und damit auch weiterhin große Bedeutung
haben. Die Vertreter der von Kahles Opera Minora umspannten
Wissenschaftsgebiete sind daher allen, die ihnen diese für sie
unentbehrlichen Schriften wieder zugänglich gemacht haben, aufrichtig
dankbar, den Unterzeichnern des Vorwortes und den Verfassern
des Registers ebenso wie dem Verlag, der diese Festgabe
in ein wirklich würdiges Festgewand gekleidet, und Kaul Kahle
selbst, der auch in diese Neuausgabe seiner Schriften viel Mühe,
Sorgfalt und Liebe hineingesteckt hat.

Halle/Saale Otto Eiflf eldt

v'

eickert, C.:] Festschrift für Carl Weickert zum 70. Geburtstag.

Hrsg. von Gerda Bruns. Berlin: Gebr. Mann 1955. VII, 159 S. m.
30 Abb. im Text und 5 5 eingeklebten Kunstdruckabb gr 8°. Hlw.
DM 2 5.-.

Eine Reihe namhafter Fachgelehrter fast aus dem ganzen
großen Bereich der klassischen Altertumswissenschaften hat sich
zusammengefunden, dem ersten Präsidenten des Deutschen Archäologischen
Institutes nach dem Kriege, Carl Weickert, zur
Vollendung seines 70. Lebensjahres eine Festschrift zu widmen.
Einer kurzen, aber herzlichen und die Verdienste des Mannes,
unter dessen Leitung das Institut wieder zu seiner alten Bedeutung
nach dem völligen Zusammenbruch Deutschlands emporwuchs
und wieder die geistige Heimstatt aller deutschen Archäologen
wurde, ohne Rücksicht auf die unselige Spaltung Deutschlands
, freilich nur andeutend würdigenden Widmung aus der Feder
E. Boehringers, des Amtsnachfolgers des Jubilars, folgt eine
erlesene Auswahl kleiner Beiträge. Es wäre anmaßend, hier Kritik
üben zu wollen, wo die berufensten Vertreter ihrer Fächer
das Wort ergriffen, einen der Ihren zu ehren. Wir beschränken
uns daher auf eine Anzeige — zu manchem der anregenden Beiträge
wird die Fachwelt wohl noch ein Wort zu sagen haben.

Den Reigen eröffnet G. Kaschnitz-Weinberg mit
der Erstpublikation eines überlebensgroßen weiblichen Marmorkopfes
(Das Kultbild der Juno Sospita in Lanuvium, S. 1—5), den
er als römische Arbeit und als Haupt der Kultstatue der Juno
Sospita aus dem nahegelegenen Tempel — der Kopf ist in der
Villa Frediani-Dionigi aufbewahrt — identifiziert und die Datierung
in antoninische Zeit vorschlägt. Die klare Kürze der
Vorlage ist wohltuend, die Ergebnisse überzeugen durchaus.

Es folgt E. Kunze: „Eine Waffenweihung der Athener in
Olympia" (S. 7—21). Er wählt als Ausgangspunkt seiner Untersuchungen
einen bereits bekannten, mit einer aber bislang noch
nicht richtig gedeuteten Inschrift versehenen Helm aus den Olym-
pia-Funden, den er treffend in die Entwicklung des griechischen
Helmes einordnet und dann als Weihgabe der Athener nach dem
Handstreich des jüngeren Miltiades auf Lemnos auf Grund der
Inschrift einleuchtend identifiziert. Wenn der Verf. auch im letzten
Absatz selbst äußerst vorsichtig sein Ergebnis nur eine Arbeitshypothese
nennt und ihre Bewährung vor Archäologie, Epi-
graphik und Geschichte fordert, so scheint doch seine Beweisführung
stringent.

Den dritten Beitrag gab K. B i 11 e 1 : „Eine hethitische Re-
nefvase aus Kappadokien" (S. 23—33). Nach einer Liste der bislang
bekannten Fragmente solcher Keramik legt er die Scherben
einer weiteren, bislang unpublizierten Vase dieser Art aus Privatbesitz
vor und ordnet sie dem bereits bekannten Material ein,
wobei er glaubt, verschiedene Perioden dieser Reliefkeramik feststellen
zu müssen.

E-Langlotz äußerte sich „Zur Entstehung der Penden-
tiv-Kuppel" (S. 35—40), also zu einem seit langem umstrittenen
und bisher nicht gelösten Problem. L. möchte die Tabernakel
über Götterbildern und Altären griechischer Tempel seit dem
2. Jhdt. n. Chr. als Vorstufe ansehen, wie sie von Münzen bekannt
sind. Die Übernahme aus dem heidnischen für den christ-
li&en Kultbau sei auf dem Umweg über den Thronbaldachin erfolgt
,

der zwar im Orient weiter entwickelt, aber im hellenistischen
Bereich seit Alexander d. Gr. üblich gewesen sei. Den Weg
zur Kreuzkuppelkirche mit Pendentivkuppel stellt L. sich dann
so vor, daß zunächst, wie das vielleicht beim Grabbau der
Claudia Antonia Sabina in Sardes der Fall war, der Baldachin
aus Stein erbaut und an die Stelle der Vorhänge Apsiden oder
..kleine Langhäuser" traten, also eine Form entstand, wie sie
das sogenannte Mausoleum der Galla Placidia in Ravenna bewahrt
hat. Diese These mutet bestechend an, stützt sich aber zunächst
noch auf gar zu viele Hypothesen: der Grabbau in Sardes
ist hinsichtlich seiner Wölbung nicht genügend untersucht, wie
L. selbst hervorhebt; der Weg vom Baldachin zum trikonchen
oder kreuzförmigen Bau (Sardes bzw. Ravenna) ist ohne
Zwischenstufen, die nicht nachweisbar sind, schwer vorstellbar,
und von diesen Bautypen zum Kreuzkuppel-Typus ist wiederum
ein weiter Weg. L.'s Anregung verdient aber größte Beachtung,
zumal er die neuerdings wieder sehr beliebt gewordene Ableitung
aus der sasanidischen Architektur in Frage stellt und auf
den späthellenistischen Raum verweist. Die christliche Archäologie
wie die Byzantinistik müssen L. für diese Hinweise dankbar
sein.

In seinem Beitrag „Belli Facies et Triumphus" (S. 41-57)
beschäftigt sich F. Matz mit der Frage: Was sagen die Bilder von
Herakles auf dem Kentaurenwagen aus? Einer Liste der Denkmäler
mit dieser Darstellung folgt eine kurze Diskussion der
ikonographischen Zusammenhänge, wobei ein Gnathiakrater im
British Museum mit Nike auf dem Kentaurenwagen mit herangezogen
wird. Recht überzeugend gelangt M. zu dem Schluß, die