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Ausgabe:

1957

Spalte:

61-63

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Guardini, Romano

Titel/Untertitel:

Rainer Maria Rilkes Deutung des Daseins 1957

Rezensent:

Seebass, Friedrich

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F a b e r, A.: Het Dienstboek voor de Nederlandse Hervormde Kerk,
in ontwerp.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 10, 1956 S. 161—176.
Frank, Hieronymus: Geschichte des Trierer Beerdigungsritus.

Archiv für Liturgiewissenschaft IV, 1956 S. 279—315.
G r o n d i j s, L. H.: Quelques remarques sur la liturgie Celeste.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 10, 1956 S. 302—313.
Hahn, Wilhelm: Lex orandi — lex credendi als theologisches Prinzip

im Lichte der heiligen Schrift.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 413—419.
H e c k e 1, Theodor: Predigtamt und Liturgie.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 240—244.
Heiming, Odilo: Aus der Werkstatt Alkuins.

Archiv für Liturgiewissenschaft IV, 1956 S. 341—347.
Jong, Joannes Petrus de: Le rite de la commixtion dans la messe

romaine, dans ses rapports avec les liturgies syriennes.

Archiv für Liturgiewissenschaft IV, 1956 S. 245—278.
Jungmann, Josef Andreas: Die vormonastische Morgenhore im

gallisch-spanischen Raum des 6. Jahrhunderts.

Zeitschrift für katholische Theologie 78, 1956 S. 306—333.
Kretschmar, Georg: Himmelfahrt und Pfingsten.

ZKG LXVI, 1954/55 S. 209-253.
Lochet, Abbe: La Formation du sens eucharistique par l'Apostolat

de la Priere et la Croisade Eucharistique.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 402—411.
Nagel, W.: Das Opfer im evangelischen Gottesdienst.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 397—412.
Neunheuser. Burkhard: Ende des Gesprächs um die Mysteriengegenwart
?

Archiv für Liturgiewissenschaft IV, 1956 S. 316—324.
Pursch, Kurt: Die Probleme des Offertoriums und Versuche zu ihrer
Lösung.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 46, 1956 S. 1—27. 105—130.
R i s s i, Matthias: Gottesdienst und Gotteshaus.

Theologische Zeitschrift 12, 1956 S. 305—319.
Rüthy, Albert Emil: Zum römischen Dekret über die Vereinfachung

der Rubriken.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 46, 1956 S. 162—171.
S a u r a s, Emilio: Is there a priesthood of the laity?

Theology Digest IV, 1956 S. 110—114.
Schmidt-Clausin g, Fritz: Dimitri Stepanowitsch Bortnjansky.

Liturgie der Heiligen Allianz oder liturgische Lutherrenaissance.

Monatschrift für Pastoraltheologie 45, 1956 S. 245—251.
Seethale r, Paula: Das erste Responsorium des ersten Adventsonntags
im Lichte der Heiligen Schrift.

Bibel und Kirche 11. 1956 S. 116—121.
Siemen. A.: ..Die Liturgie als Bauherrin." Ein Weg zur Einheit

über den Kirchenbau.

Ut omnes unum. Organ des Winfriedbundes im Dienste der Einheit
im Glauben 19, 1956 S. 33—34.
S m u 1 d e r s, P.: Symbolisch tekengebruik. Bijdrage tot de Sacramen-
ten-Theologie.

Bijdragen. Tijdschrift voor Philosophie en Theologie 17, 1956 S. 152
bis 161.

LITERATURGESCHICHTE

Guardini, Romano: Rainer Maria Rilkes Deutung des Daseins. Eine
Interpretation der Duineser Elegien. München: Kösel-Verlag [1953].
425 S. 8°. DM 17.50.

Schon im Jahre J941 hatte der Verfasser eine Interpretation
der zweiten, achten und neunten Elegie erscheinen lassen, die
dann mehrmals aufgelegt werden mußte; immer wieder angezogen
von dieser, zusammen mit den „Sonetten an Orpheus"
wichtigeren Spätdichtung Rilkes, gibt der bekannte katholische
Theologe und Philosoph nun eine fortlaufende Analyse und
Deutung sämtlicher Elegien mit dem Ziel zu zeigen, worin sie
«ine Einheit bilden: die Ideen, welche der Dichter selbst als wichtig
betont hat, sowie, worin die eigentliche Problematik besteht,
die in Rilke lebte und ,,in der sich etwas vom inneren Zustand
der Zeit ausdrückte". Die Methode der Arbeit blieb die gleiche
wie früher, indem Vers für Vers des Textes erklärt wird, aber
<he sich ergebenden Fragen von Mal zu Mal ausführlich zusammengefaßt
werden. Als wichtigste Quelle diente dem Verfasser
außer den übrigen Rilkeschen Gedichten und dem „Malte" der
reiche Schatz der Briefe des Dichters, namentlich an die Fürstin

von Thum und Taxis, der die Elegien gewidmet sind, und an
Frau Lou Andreas-Salome; der eigentliche Kommentar des Dichters
im Brief an Witold von Hulewicz vom 13. November 1925,
der nicht weniger als zwanzigmal ausführlich zitiert wird, bildet
die willkommene Grundlage der Auslegung in Zustimmung und
Ablehnung. Bedauerlich bleibt, daß wie in Guardinis früheren
Werken die wissenschaftliche Literatur unbeachtet bleibt; dadurch
entgehen ihm die Ergebnisse so wertvoller Aufsätze wie
die von Erich Heller: „Rilke und Nietzsche" („Enterbter Geist"
1954 S. 175) und Werner Kohlschmidt „Rilkes Religiosität" und
„Rilke und Kierkegaard" („Die entzweite Welt" 195 3 S. 77
bzw. 88). Während der erstere an Hand zahlreicher Belege mit
unwiderleglicher Schärfe die innerste Wahlverwandtschaft des
Dichters mit Nietzsche aufweist, legt Kohlschmidt auf Grund
bisher völlig unbekannter Dokumente dar, daß Rilkes lang dauernde
geistige Krise verwurzelt ist in einer tiefen, ins Religiöse
reichenden Erschütterung durch klare und radikale Selbstabrechnung
unter dem Einfluß Kierkegaards. In der gleichen Dialektik
und in der gleichen Zurückweisung von Idealismus und Romantik
wie bei dem dänischen Denker folgt aus dieser personalen
Erschütterung und Erkenntnis des allgemeinen Menschheitsleides
eine endgültige Umkehr des Dichters und ein Ringen um das
Grundproblem der Existenz, das aber bei ihm zu schroffer Ablehnung
des christlichen Weltbildes führt.

Guardini läßt den ästhetischen und literarurwissenschaft-
lichen Standpunkt nicht als den ausschlaggebenden gelten, sondern
stellt bei aller unverhüllten hohen Schätzung der Elegien,
zu deren endgültiger Deutung er in beispielhaft gründlicher Untersuchung
Wesentliches beiträgt, den Dichter der christlichen
Wahrheit gegenüber und wendet sich mit Recht gegen die kritiklose
Verehrung in der Art religiöser Unbedingtheit, die aber
nicht nur als eine Modekrankheit zu betrachten ist, vielmehr auf
die Unglaubwürdigkeit des Christentums hinweist, wie es damals
gang und gäbe war und erst heute, in unserer ausweglosen
geistigen Katastrophe sich wieder auf sich selbst besinnt. Rilke
nat jahrelang in den Abgrund geschaut, in großer persönlicher
Tapferkeit die furchtbare innere Krise durchgestanden und in der
„Botschaft" seiner Dichtung einen verpflichtenden „Auftrag"
gefunden, vor dem er seine eigene Individualität völlig auslöschte
, weil er zu erkennen glaubte, daß wir den reinen Bezug
des Daseins unmöglich machen, „indem wir da sind" (IV. Elegie
V. 59). Da Rilke in einer offenbarungsartigen Inspiration die
F-legien und Sonette als „das rätselhafteste Diktat" empfing,
».das ich je ausgehalten und geleistet habe", beansprucht er Autorität
für ihre Verkünd igung; „wo ein Dunkel bleibt, da ist es
v°n der Art, daß es nicht Auf-Klärung fordert, sondern Unterwerfung
", wie er an seine Frau schreibt. Hier setzt Guardinis Widerspruch
ein, indem er die grundsätzliche Frage aufwirft, ob das
vom Dichter Gesagte und Gemeinte, das zwar im subjektiven
Sinne echt im Gefühl und rein im Wort sei, auch dem Objektiven
, d. h. der Wirklichkeit des Seins entspreche. Die vom Dichter
verkündete Wirklichkeit klammert Sünde, Schuld, Erlösung
und Auferstehung aus und wird von ihm „gerühmt" als eine heroisch
bestandene leidvolle Einheit von Leben und Tod in einem
innerweltlichen Kosmos. Den tiefsten Ausdruck findet Rilkes
Frömmigkeit, seine gläubige Bereitschaft gegenüber dem „Auflag
" in den Versen der IX. Elegie:

F-rde, du liebe, ich will. Oh glaub, es bedürfte

nicht deiner Frühlinge mehr, mich dir zu gewinnen —, einer,

ach, ein einziger ist schon dem Blute zu viel.

Namenlos bin ich zu dir entschlossen, von weit her.

Immer warst du im Recht, und dein heiliger Einfall

ist der vertrauliche Tod.
Wenn Rilke den Tod als notwendiges Moment in das
Ganze des Daseins einbezieht — im Gegensatz zur biblischen Auffassung
: der Tod ist der Sünde Sold —, wenn er in mythischer
Religiosität und durch eigene okkulte Erfahrungen bestimmt, der
Toten-Existenz eine besondere Bedeutung für den Zusammenhang
des Weltganzen gibt, so verschwindet damit die Person
mit ihrer individuellen Liebe zu Gott und den Menschen, mit
ihrer Verantwortung, mit ihrem Gewissen, mit ihrem Charakter.
Die „herrliche Freiheit der Kinder Gottes" geht verloren in einer
Distanz der eigenen Person gegenüber. Durch solchen Anprall