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Ausgabe:

1957

Spalte:

721-730

Autor/Hrsg.:

Vogel, Heinrich

Titel/Untertitel:

Die Stellung der Theologie im Raume der Universität 1957

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Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D.KURT ALAND, HALLE «BERLIN

NUMMER 10 82. JAHRGANG OKTOBER 1957

Spalte

Die Stellung der Theologie im Räume

der Universität. Von h. Vogel ... 721
Non a summo, sed ab imo. Von Th. Süß 731
Die Medizin auf der Suche nach dem

Menschen. Von R. Siebeck.....741

Diakonie heute. Von R. Frick.....751

Ancient Chris ti an Wri ter s, ed. J. Quasten

and J. C. Plumpe. Vol. 19-22 (B. Altaner) 764
Asmussen, H., und O. Karrer: Trennung

und Einung im Glauben (O. Holtz).... 777

Blanke, F., s. Hamann, J. 0.......781

Borcherdt, H. H., s. Luther, M.....773

Bornkamm, H.: Der authentische lateinische

Text der Confessio Augustana

(F. W. Kantzenbach).........772

Brenn ecke, O.: Diakonie der Kirche in einer

veränderten Welt (R. Frick)......752

Buri, F.: Dogmatik als Selbstverständnis des

christlichen Qlaubens. I. (Erik Schmidt) . . 790
Chestov, L.: Sola fide Luther et Peglise, trad.

par S. Seve (Th. Süß)........761

Dombois, H.: Recht u. Institution (E.Schott) 794
Eggenberger, O.: Evangelischer Olaube und

Pfingstbewegung (O. Siedenschnur) . . . 780
Fischer, M.: Einer trage des Anderen Last

(R. Frick).............753

Franz, E.: Mensch und Dämon (H. Emmel) 784
Frickel, M.: Deus totus ubique simul

(R. Lorenz)............769

Fülling, E.: Oeschichte als Offenbarung

(E. H.Pältz)............759

Spalte

Oebsattel, V. E. v.: Prolegomena einer medizinischen
Anthropologie (R. Siebeck) ... 747

Goldammer, K., s. Paracelsus.....776

[Hamann, J. O.:] Johann Oeorg Hamanns
Hauptschriften, hrsg. v. F. Blanke und L.
Schreiner. Bd. 1 u. 7 (W. Koepp) .... 781

Heim 1 er, H., und F. Spiegel-Schmidt:
Deutsches Luthertum in Ungarn (H. Kruska) 780

Karrer, O., s. Asmussen, H.......777

Kelly, J. N. D.: Rufinus, A Commentary on
the Apostles' Creed, transl. and annotated
(B. Altaner)............765

Löhrer, M.: Der Olaubensbegriff des heiligen
Augustinus in seinen ersten Schriften bis zu
den Confessiones (R. Lorenz)......767

Luther, Martin. Ausgewählte Werke, hrsg.
v. H. H. Borcherdt u. O. Merz. 3. Aufl.
(E. O. Reichert)...........773

Markovics, R.: Grundsätzliche Vorfragen
einer methodischen Thomasdeutung

(L. Oeing-Hanhoff).........771

Merz, O., s. Luther, M.........773

Müller, F.: Oeschichtswirksamkeit des Evangeliums
in seinem lutherischen Verständnis
(W. Trillhaas)............76i

Noske, O.: Heutige Diakonie d. evangelischen
Kirche (R. Frick)..........75i

O'M ea r a, ]. ].: Origen, Prayer- Exhortation to
Martyrdom (B. Altaner)........7jj

[Paracelsus:] Theophrast von Hohenheim
genannt Paracelsus. Sämtliche Werke. 2 Abt'
Bd. IV, 1, hrsg. v. K. Ooldammer
(W.-E. Peuckert)..........776

Spalte

Pax, E.: EIU<PANEIA. Ein religionsgeschichtlicher
Beitrag z. bibl. Theologie (W. Michaelis) 755
Plumpe, J. C, s. Ancient Christian Writers 764
Pol, W. H. van de: Das reformatorische
Christentum in phänomenologischer Betrachtung
(E. Schott)...........779

Pontifex, M.: St. Augustine, The Problem
of Free Choice, transl. and annotated

(B. Altaner)............766

Quasten, J., s. Ancient Christian Writers . 764
Schilling, W.: Feuerbach und die Religion

(R. Lorenz)............785

Schreiner, L., s. Hamann, J. 0.....781

Seve, S., s. Chestov, L.........761

Sherwood, P.: St. Maximus the Confessor,
The Ascetic Life, The Four Centuries on Cha-
rity, transl. and annotated (B. Altaner) . . 766
Siebeck, R.: Medizin in Bewegung. 2. Aufl.

(R. Siebeck)............750

Söhngen, O.: Philosophische Einübung in die

Theologie (R. Paulus) ........788

Spiegel-Schmidt, F., s. Heimler, H. . . . 780
Trüb, H.: Heilung aus der Begegnung

(R. Siebeck)............746

UexküU, Th. v.: Der Mensch und die Natur

(R. Siebeck)............741

Voeltzel, R.: Vraie et Fausse Eglise (R. Mehl) 793
Weizsäcker, V. v.: Pathosophie (R. Siebeck) 744

Von Personen:

Bibliographie Rudolf Hermann zum 70. Oe-
burtstag (R. Bork)..........795

Neue Bücher................ 799

Die Stellung der Theologie im Räume der Universität

Von Heinrich Vogel, Berlin

Rudolf Hermann zum 70. Geburtstag
Wenn es für den Theologen das Gebotene erscheint, zu- I der Möglichkeit und Bedeutsamkeit der Theologie innerhalb der
allererst die Schrift, der er in Forschung und Lehre verhaftet ist, Universität gilt. Wir werden uns nur kurz daran zu erinnern

zu befragen, so möchte die einzige Szene, in der dort ein Theologe
im Kreise der Akademiker die ihm anvertraute Wahrheit lautwerden
läßt, einigermaßen ernüchternd, um nicht zu sagen abschreckend
sein. Der über den Götzenkult der Athener ergrimmte
Apostel behaftet sie in einer unbegreiflichen Kühnheit, der universalen
Souveränität seines Herrn gewiß, zwar bei der Weisheit
ihrer eigenen Denker und Dichter; aber als er die Wahrheit mit
Namen nennt und den Auferstandenen als den Unbekannten Gott
kundtut, der keine Götter neben sich duldet, muß er den Areo-
pag unteT dem Gelächter der Skeptiker verlassen. Es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß die ganze Schrift, gerade Neuen Testaments
, im Zeichen des schärfsten Zusammenstoßes zwischen
menschlicher Weisheit und Wissenschaft und der Wahrheit Gottes
6teht, die dieser Weisheit im Inkognito göttlicher Torheit begegnet
. Von da aus gesehen stellt sich die Frage nach der Theologie
im Räume menschlicher Wissenschaft und Weisheit unter einem
höchst fragwürdigen Vorzeichen dar, ohne daß wir sie freilich
zum vornherein mit diesem Hinweis niederschlagen dürften, indem
wir die Theologie grundsätzlich aus dem Räume verwiesen,
in dem es vielleicht doch zu einer wirklichen und echten Begegnung
kommen dürfte.

Die Geschichte dieser Begegnung, insbesondere zwischen
der Theologie und Philosophie, auch nur in ihren wichtigsten
Epochen durchgehen zu wollen, würde die Aufgabe sprengen,
die, wenn ich sie recht verstehe, der gegenwärtigen Frage nach

haben, daß, längst bevor die Geschichte der abendländischen
Universitäten um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert innerhalb
des mittelalterlichen corpus christianum begann, jene Begegnungen
eine reiche, in Gegensatz und Synthese dramatisch
bewegte Geschichte hinter sich hatten. Dabei muß schon im Blidc
auf die Anfänge christlicher Theologie — ich erinnere besonders
an das Alexandrien des Clemens und des Origenesf — festgestellt
werden, welch eine Versuchung die so erstaunlich bereichernde
Synthese der christlichen Theologie mit der Religionsphilosophie
bedeutet hat. Selbst bei einem so genuinen und radikalen Theologen
der Christusgnade wie Augustin ist seine für die Tradition
eines Jahrtausends wirksame Universalität nicht ohne eine gewisse
Synthese zwischen Neuplatonismus und Offenbarungstheologie
, zwischen Eros und Agape denkbar. Was vollends die
für unsere Frage so bedeutungsvolle Entstehung und Struktur
der mittelalterlichen Universität betrifft, so vereinte das Studium
generale, wie man es damals nannte, die universitas magistrorum
et scholarium, die Gemeinschaft der Lehrer und Schüler auf dem
Boden der Synthese zwischen dem neuentdeckten Aristoteles und
der tradierten Kirchenlehre. Die Einheit dieser universitas hatte
zum Fundament die Harmonie zwischen natürlicher und übernatürlicher
Gotteserkenntnis, wie sie in einem hierarchisch gegliederten
Stufenbau das Verständnis des Seins bei Thomas bestimmte
. Entscheidend war bis zu jener Grenze der Selbstauflösung
des scholastischen Denkens hin die Einheit des Wahr-

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