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Ausgabe:

1957

Spalte:

50-52

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Klostermann, Robert A.

Titel/Untertitel:

Probleme der Ostkirche 1957

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Die Clemensche Lutherausgabe und auch speziell die in Rede
stehenden Bände zu rühmen, ist längst nicht mehr nötig. Ihr
wissenschaftlicher Rang und ihre Brauchbarkeit sind allgemein
anerkannt. Die Grundsätze der Textbehandlung haben sich bewährt
. Während die Lutherauswahl bei ihrem Erscheinen ein ausgesprochen
schwieriges Druckbild hatte und nicht leicht zu lesen
war, ist die Typenauswahl und das Satzbild jetzt ausgesprochen
glücklich. Es gab früher Fakultäten, in denen weitaus die meisten
Studenten die Clemensche Lutherauswahl besaßen. Die sehr zu
wünschende Wiederkehr dieses Zustandes könnte den akademischen
Unterricht erheblich erleichtern.

Markkleeberg Leipzig Franz Lau

Bizer, Ernst: Zum geschichtlichen Verständnis von Luthers Schmal-

kaldischen Artikeln.

ZKG LXVII, 1955/56 S. 61-92.
F a r n e r. Oskar: Die Zwingli-Ausgabe.

Zwingliana X, 1956 S. 265—267.
Grimm, Heinrich: Ulrich von Hutten und die Pfefferkorn-Drucke.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte VIII, 1956 S. 241

bis 250.

G r o o t e n s, P.: De oefening van gelijkvormigheid met Gods H. Wil
in de geschritten van de H. Ignatius van Loyola.
Bijdragen. Tijdschrift voor Philosophie en Theologie 17, 1956 S. 233
bis 269.

H a 1 a s k i, Karl: Der Eid nach dem Heidelberger Katechismus.

Evangelische Theologie 16, 19 56 S. 477—479.
Lau, Franz: Luthers Eintritt ins Erfurter Augustinerkloster.

Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1956 S. 49—70.
L e f e v r e. Andre : Direction et discernement des esprits selon Saint

Ignace.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 673—686.
S c h a a c k, J.: Saint Ignace, pretre. L'apötre de l'eucharistie.

Nouvelle Revue Theologique 88, 1956 S. 388—401.
Straaten, M. van: De Spaans-scholastieke wijsbegeerte op de Noord-

Nederlandse Universiteiten in de eerste helft van de 17e ceuw.

Bijdragen. Tijdschrift voor Philosophie en Theologie 17, 1956 S. 303

bis 307.

Strohl, Henri: L'activite scientifique de Bucer.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 36, 1956 S. 122—135.
V o 1 z, Hans: Beiträge zu Melanchthons und Calvins Auslegungen des

Propheten Daniel.

ZKG LXVII, 1955/56 S. 93-118.
Weijenborg, Reinoldus: Miraculum a Martino Luthero confictum

explicatne eius reformationem?

Antonianum XXXI. 1956 S. 247—300.
W i n t e 1 e r. Jakob: Landschreiber Jakob Vogel von Glarus. Ein Zeitbild
aus der Gegenreformation.

Zwingliana X, 1956 S. 267—297.

OSTKIRCHENKUNDE

L e s k i e n, A.: Handbuch der altbulgarischen (altkirchenslavischen)
Sprache. Grammatik, Texte, Glossar. 7., verb. u. mit neuem Literaturverzeichnis
versehene Auflage. Heidelberg: Winter 1955. XVI,
3 54 S. gr. 8° = Indogermanische Bibliothek, 1. Reihe: Lehr- u. Handbücher
. DM 16.80; geb. DM 19.80.

August Leskien (1840—1916) ist neben seinem Lehrer
August Schleicher einer der Begründer der slavischen Philologie
in Deutschland, zugleich einer von den führenden Männern der
sog. junggrammatischen Schule in der Sprachwissenschaft, die in
den 70er und 80er Jahren die gesetzmäßige Entwicklung aller
sprachlichen Erscheinungen aufdeckte. Das Altbulgarische oder
Altkirchenslavische ist die auf einem mazedonisch-bulgarischen
Dialekt beruhende älteste Kirchensprache der orthodoxen Slaven,
deren Einfluß sich in Bulgarien, Serbien und Rußland bis auf den
heutigen Tag nachweisen läßt. Diese Sprache verfügt über eine
umfangreiche Übersetzungsliteratur in allen drei oben genannten
Ländern. Ihre älteste Form ist in Sprachdenkmälern des 10. und
11. Jahrhunderts vertreten, deren Originale zum Teil aufs 9. Jahrhundert
zurückgehen. Das Handbuch Leskiens befaßt sich mit
dieser ältesten Form des Kirchenslavischen und kann auch denen
gute Dienste leisten, die die späteren Veränderungen dieser Kirchensprache
in verschiedenen slavischen Ländern verfolgen wol-

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len. Nach der Absicht Leskiens sollte das Buch nicht eine vergleichende
Grammatik des Altbulgarischen, weder im Sinne einer
Vergleichung mit den anderen slavischen Sprachen noch im Sinne
einer Vergleichung mit den anderen indogermanischen Sprachen
sein, sondern es war als „ein Lehrbuch für eine Einzelsprache in
Form einer beschreibenden Grammatik" gedacht. Diesen Zweck
hat das Buch durch Jahrzehnte in ausgezeichneter Weise erfüllt.
Der Verfasser hat die 5. Auflage noch 1910 selbst besorgen können
. Die 6. Auflage erschien 1922. Nun, nach mehr als 30 Jahren
, ist uns die Neuauflage sehr willkommen. Durch seine klare
und übersichtliche Darstellung ist dieses Lehrbuch bei uns besonders
geschätzt. Was an Fortschritten auf diesem Gebiet inzwischen
erreicht worden ist, kann den ausführlicheren Grammatiken
von Vondrak, van Wijk, Diels und Vaillant entnommen
werden. Die neue Auflage bietet am Schluß dankenswerte bibliographische
Hinweise, die hauptsächlich von W. Wissemann stammen
. Hier finde ich neben wichtiger Literatur einige Angaben
über kurze Lehrbücher von Lehr-Splawinski, Selisöev und
Trubetzkoj, auch über urslavische Handbücher von Porzeziriski
und Iljinskij, die an dieser Stelle entbehrlich sind. Dagegen vermisse
ich an diesem Ort knappe Angaben über die Geschichte
der ältesten kirchenslavischen Alphabete. Unter Vondrdk wäre
der Vermerk angebracht, daß es bis heute die beste Darstellung
der altbulgarischen Syntax ist. Bei Sadnik-Aitzetmüller hätte
vermerkt werden können, daß der zweite rückläufige Teil dieses
Handwörterbuches einen teilweisen Ersatz für die in letzter Zeit
vernachlässigte altkirchenslavische Wortbildungslehre bietet.

Diese Bemerkungen sollen unsere Freude an der neuen Auflage
von Leskiens altbewährtem Handbuch nicht schmälern, das
nicht nur dem Philologen, sondern auch dem Theologen wertvolle
Dienste le isten wird und ihm den Zugang zu einer reichen
Übersetzungsliteratur (biblische Bücher, liturgische Werke, Kirchenrechtsbücher
, Schriften von Kirchenvätern u. a.) erschließen
kann, von der namentlich auf russischen Bibliotheken noch viele
ungehobene Schätze der Veröffentlichung und Bearbeitung
harren.

Berlin Max V asm er

K'ostermann, R. A.: Probleme der Ostkirche. Untersuchungen
zum Wesen und zur Geschichte der griechisch-orthodoxen Kirche.
Göteborg: Wettergren & Kerber 1955. 434 S. gr. 8° = Göteborgs
Kungl. Vetenskaps- odi Vitterhets-Samhälles Handlingar. Sjätte Följ-
den. Ser. A. Bd. 5. SKr. 45.-.

Der Verf. schreibt als Slavist und Kenner der mannigfachen
Probleme der Ostkirche. Seine Beherrchung vor allem der russisch
geschriebenen Fachliteratur ist nahezu umfassend und sehr beeindruckend1
. Auf diese Weise erhalten wir eine Einführung auf
gediegener, wissenschaftlicher Grundlage, wobei die, wie gesagt,
fest erschöpfende Angabe der Fachliteratur immer wieder zum
Weiterforschen einlädt.

K. hat in 8 Kapiteln folgende Problemkreise behandelt:
1. „Das Wesen der Ostkirche." Hier werden
Dogmen, Liturgie und Volksfrömmigkeit des Ostens denen des
Westens, vornehmlich des Protestantimus gegenübergestellt. In
dem bekannten Streit um die Formel von der Versteinerung der
Ostkirche möchte Verf. Harnack Gerechtigkeit widerfahren lassen:
-Läßt sich nicht, um im Bilde zu bleiben, auch an positive Seiten,
etwa an ein edles, geschliffenes Gestein denken?" (etwa Nähe
der Ostkirche zur Urkirche) (S. 28). K. geht von dem aus, was
er das „Lebensrecht" der Ostkirche nennt (S. 30 f.), nicht etwa im
geistesgeschichtlichen Sinne, sondern in dem einer Anerkennung
der Kirche und Gemeinde Jesu Christi in ihr. Anderseits erwartet
K. aber auch von der Ostkirche ein tieferes und gerechteres Eingehen
auf die protestantische und katholische Kirche als bisher
(S. 37—38) Unter Hinweis auf Max Scheler, den er des öfteren
zitiert, hofft der Verf., daß „eine ideenmäßige Verständigung

') Das wenige, das mir auffiel, nenne ich an Ort und Stelle. Nur
würde ich meinen, daß A. M. Ammann: Abriß der ostslavischen Kirchengeschichte
, Wien 1950 trotz seiner Problematik (vgl. Rez. v.
L. Müller in: ThLZ 77 (1952), Sp. 427) nicht nur in Anm. (etwa
S. 169, 2; 174,3; 176,3) zu führen wäre, sondern im Einleitungskapitel
hätte genannt, vielleicht sogar besprochen werden müssen.

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 1