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1957 Nr. 9

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Neues Testament

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 9

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fiias, welche zunächst der historische Jesus in seinem Amt erduldete
und welche ihm nach seiner Erhöhung im Verfolg seines
weltweiten Wirkens in seinen dienenden Gliedern als seinen
Stellvertretern widerfahren. Hier 6ehe ich mich zum Widerspruch
genötigt. Es ist mehr als zweifelhaft, daß bereits das NT eine
derart zugespitzte dogmatische Theorie vom Amte Christi und
seinen irdischen „Stellvertretern" entfaltet haben sollte. Wenn
überhaupt von Stellvertretung Christi geredet werden darf, sollte
das auf keinen Fall wie hier unproblematisch geschehen. Weiter
kommt mir bei dieser Deutung die Beziehung der Formel von den
Leiden Christi auf das jüdische Motiv von den Wehen des Messias
zu kurz, das ja nicht nur so etwas wie eine religionsgeschichtliche
Folie der Formel darstellt. Wenn der Verf. behauptet, die Messiaswehen
gingen dem Christus doch vorauf, so wird das dem dialektischen
Tatbestand etwa in der Apokalypse oder in Rom. 8, 18 ff.
nicht gerecht, und wenn er argumentiert, sie träfen doch nicht den
Messias selbst, so wird offensichtlich nicht mit einer Weiterbildung
des jüdischen Motivs durch die Judenchristenheit bzw. dem Einfluß
dieses Motivs auf die Vorstellung vom Leiden mit Christus
gerechnet, den anzunehmen von Rom. 8, 17 ff. her doch nahe liegt.

Vor allem scheint mir Kremer aber den scopus des Textes zu
verfehlen, wenn er die Einschränkung der Aussage auf Paulus
allein energisch bestreitet. Er muß ja selber zugeben, daß der Vers
als solcher nur von Paulus spricht. Er sollte darüber hinaus sehen,
daß es in unserer Stelle um die Charakteristik des paulinischen
Apostolates geht. Ein Vergleich mit sonstigen paulinischen Aussagen
verfängt dort nicht, wo man Kol. für unecht hält. Will man
jedoch schon vergleichen, dürfte man zum mindesten nicht unterschlagen
, daß Paulus sich eines Auftrags von eschatologischer
Einzigartigkeit gerühmt hat. Das schließt nicht aus, daß alle
Christen mit Christus zu leiden haben, sollte jedoch auch nicht
darin nivelliert werden. Freilich, zum Gedanken vom stellvertretenden
Amte im Sinne des Verf. paßt das nicht. Schon die altkirchliche
Exegese hat mit diesem Nachklang hochgespannter
Apokalyptik nichts mehr anzufangen gewußt. Ihr Unverständnis
nt.licher Eschatologie leitet die Geschichte sich häufender Mißverständnisse
ein, aus der erst religionsgeschichtliche Forschung
uns wieder herausführt. Daß aus ihrer herrschenden Tradition das
theologische Problem unserer Stelle gerade nicht beantwortet
werden kann und Interpretation sich nicht nur hier aus dem Bann
eines selbstverständlichen Kontinuitätsdenkens lösen muß, ist die
vom Verf. nicht eingerechnete und zweifellos reichlich anstößige
Schlußfolgerung, die ich aus dieser so erfreulichen Monographie
ziehen und als grundsätzlich bedeutsam zur Debatte stellen
möchte.

Göttinpen Ernst Kä s em a n n

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Schnackenburg, Rudolf: Logos-Hymnus und johanneischer Prolog
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Biblische Zeitschrift NF 1, 1957 S. 69—109.

Schuster, Hermann: Die konsequente Eschatologie in der Interpretation
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Sevenster, J. N.: Die Anthropologie des Neuen Testaments.
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GEGENWARTSPROBLEME

H o e f c 1 d, Friedrich: Der Christliche Existentialismus Gabriel Marcels.

Eine Analyse der geistlichen Situation der Gegenwart. Zürich: Zwingli-
Verlag 1956. 174 S. 8° = Studien zur Dogmengeschichte u. systematischen
Theologie Bd. 9. DM 14.—.

Der französische Philosoph, dem 1955 der Hamburger
Goethepreis verliehen wurde, dessen Schriften zu einem Teil auch
in unsere Sprache übersetzt sind und mit dem sich schon deutsche
Kritiker befaßten (O. F. Bollnow 1948; G. Furch 1950; M. Reding
1949; Fr. Heinemann, Existenzphilosophie2, 1954, S. 146 ff.;
vgl. auch Ev. Kirchenlexikon I, 1956, Sp. 1236), findet hier
im deutschen Sprachraum eine größere Würdigung. Aus den kargen
biographischen Angaben erfahren wir, daß Marcel 18 89 geboren
ist, daß er seine grundlegenden Erkenntnisse in philosophischen
Tagebüchern von 1914—1923 niedergelegt hat, bevor
er mit den Ideen Heideggers, Jaspers' und Sartres bekannt wurde,
daß den entscheidenden Einfluß auf ihn Bergson hatte, daß er
außer seinen philosophischen Werken etwa 20 Dramen schrieb
und auch als Komponist hervortrat und daß er 1929, also im Alter
von 40 Jahren, in der römisch-katholischen Kirche die Taufe
empfing; sein Vater war Agnostiker, seine Mutter eine ihrem
Glauben entfremdete Jüdin. Von den andern Existenzphilosophen
stehen ihm Jaspers und Berdjajew am nächsten.