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Ausgabe:

1957 Nr. 9

Spalte:

673-674

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

The descending knowledge 1957

Rezensent:

Macuch, Rudolf

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673

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 9

674

die für Religionsgeschichte und alttestamentliche Wissenschaft
die volle Nutzbarmachung des reichen ägyptischen Stoffes verspricht
, ergibt sich aus dem Gesetz historiographi6chen Arbeitens,
dem stets eine Korrelation der Materialaussagen mit unserem
eigenen geistigen Standpunkt immanent ist. Gegenüber anderen
orientalistisdien Disziplinen, vor allem der Indologie, ist die Erfassung
des Materials unter religionswissenschaftlichen Fragestellungen
für die Ägyptologie noch weitgehend eine Aufgabe
zukünftiger Forschung. Das mag in wissenschaftsgeschichtlichen
Bedingungen begründet sein: am Beginn der Erforschung standen
hier nicht Theologen und Missionare, sondern Philologen und
Archäologen. Im inneren Zusammenhang damit steht, daß die
ägyptische Religion, mag sie auch vielerorts in mannigfachen Tradierungen
fortleben, dodi, im Gegensatz zu denen Südasiens, als
komplexes geistiges Gebilde tot ist. Aber die Schwierigkeiten,
die damit für den Religionsforscher gegeben sind, werden zu
einem Teil ausgeglichen durch die Tatsache, daß die indische Religion
uns in ihrer Gesamtheit doch wohl fremder ist als die
ägyptische, weil wir zu ihr die Brücke des zeitlich und räumlich
verwandten Alten Testaments besitzen.

Es entspricht dem hohen Wert des Kees'schen Werkes, das
für eine Epoche der Ägyptologie steht und darum bleibende Bedeutung
besitzt, daß sich gerade an seine Anzeige Gedanken
anknüpfen, die die Gemeinsamkeit derer betreffen, denen die Erforschung
Altägyptens und seiner Religion inneres Anliegen ist.

Wabern, Bez. Kassel Gunter Lan cz k o w s k i

A

Sundberg, Waldemar: Kushta. A Monograph on a Principal Word
in Mandaean Tcxts. I. The Descending Knowledge. Lund: Glcerup
[1953]. 144 S. gr. 8°, Schw. Kr. 20.—.

Die Worte Pl"»b tnnb VCItt &03^ai (Rechter Ginza

9 19-20) „Doch ist keine Grenze zwischen dem einen und dem anderen
", welche der Verfasser als ein Motto zu den Folgerungen
(S. Iii) seiner Analyse der Grundbegriffe mandäischer Religion
gewählt hat, geben wirklich die zutreffende Erklärung de6 man-
däischen religiösen Gedankenkomplexes. Die mandäischen Priester
zitieren oft diesen Satz als eine Enträtselung aller, scheinbar
unenträtselbaren Probleme ihrer Religion. Der Verfasser hat also
durch seine Nebeneinandersetzung der Zitate aus mandäischen
Schriften und seine Herausarbeitung ihrer Probleme den wichtigsten
Schlüssel für ihre Lösung entdeckt. Es gibt keine scharfe
Grenze zwischen materiellen und geistlichen Dingen, zwischen
einer Person und der anderen, zwischen einer Sache und der anderen
, zwischen der Welt des Lichtes und jener der Finsternis
(: die beiden sind nur wie die rechte und die linke Seite eines
Körpers). Es gibt aber auch keine scharfe Grenze zwischen der
Person und der Sache: Abathur wird zur Waage; Kusta („Wahrheit
") bekommt eine Persönlichkeit: sie kann sprechen und angesprochen
werden, sie kann ja auch der Kusta gepredigt werden.

Der Verfasser hat versucht, die mannigfaltige Funktion
mehrerer mandäischer Grundbegriffe und ihrer Ausdrücke durch
eine innere Analyse zu erleuchten und dadurch die mandäischen
Schriften von ihrem schlechten Ruf zu befreien. Sein Versuch zeigt
wirklich, daß die mandäischen Schriften durch sich selbst besser
erklärt werden können, als es bis jetzt geschah. Darin beruht wesentlich
der Wert seines Beitrags.

Seine Untersuchung wurde durch die rätselhafte Gestalt der
mandäischen Kusta veranlaßt. Um das Kusta-Problem möglichst
deutlich zu veranschaulichen, gibt er auf S. 15—39 eine Liste der
Fundstellen, in welchen das Wort vorkommt, und auf S. 40—41
eine Statistik von verschiedenen Übersetzungen, welche Lidz-
barski, Pognon, Gordon und Lady Drower in verschiedenen mandäischen
Schriften für das Wort gewählt haben. Die sehr nützliche
Liste von Fundstellen wäre noch besser verwendbar, wenn
der Verfasser die Sätze, in welchen das Wort vorkommt, nicht
nur nacheinander aufgezeichnet, sondern sie auch inhaltlich klassifiziert
hätte. Die Ausdrücke RtSOia niBfml und Nrjoio n srnan&O
finden sich zum Beispiel auf S. 17*, u, n, m, 18i, 22», 36«>, »,
38 n, obwohl sie mehr ökonomisch und mit größerem Nutzen in
einer Zeile hätten aufgezeichnet werden können. Ihnen konnten
dann KBtfD 1 VCVfXtC undtttraiD n «ava 6pntnn folgen, welche

sich auf S. 16s, 2933, 30a«, 31 s, io, 32si, =u, 3325,27, 341, 5 befinden.
Ein alphabetischer Index solcher Ausdrücke, welcher dem Leser
eine unmittelbare Orientierung über die Zusammenhänge und
Parallelstellen, in welchen sich NlDH31d befindet, in die Hand gäbe,
würde den Wert dieser Liste ziemlich erhöht, das Problem anschaulicher
beleuchtet und vielleicht auch zu einer einheitlicheren
Übersetzung des Wortes beigetragen haben.

Der Verfasser hat recht, daß die traditionelle Auffassung
von T t02Na als yvcbaig trjs Cwijs nicht aufzugeben ist

(S. 9—1 3). Er hat aber nicht recht, wenn er seine Ansicht über die
Derivation von N-"N"i3Na „Mandäer" von einem „nichtsemitischen
" Tempelnamen: m a n d a, welche er schon früher in einem
Artikel ausgesprochen hat, wiederholt (S. 9, 14). Theodor bar
Khunis maspniye, ein sonst für die Mandäer unbelegter
Name, dürfte jedenfalls nicht vom mandäischen Tempelnamen
fcnSNB, sondern von fcOSTUNtt abgeleitet werden. Die beiden werden
zwar im Mandäischen für „Tempel" (od. besser „Kulthütte")
gebraucht, trotzdem ist doch K""tHiKB. nicht •»"»iODttma. Der
Gedanke, daß m a n d a nichtsemitisch sein dürfte und schlechthin
Wohnung" hieße, stammt von Lady Drower (The Mandaeans
of Iraq and Iran, Oxford 1937, S. 11), wurde aber von ihr widerrufen
(vgl. meine Besprechung von Haran Gawaita,
ZDMG 1955, S. 3 58). Wenn also manda nicht „Wohnung",
sondern noch immer yv&oig heißt, kann auch KERUMS nicht
'N'^NÄlBKa, sondern muß yvcoanxol heißen. Der mandäische
Gebrauch des semitischen Wortes manda (neben b i t manda
-> b i m a n d a „Haus des Manda") für den Tempel ist wohl nur
ein Wortspiel, könnte aber auch letzten Endes als ein Beweis für
Sundbergs These: „Es gibt keine scharfe Grenze zwischen Personen
und Sachen" angeführt werden. Abathur wird zur Waage und
Manda wird zum Tempel.

Es ist wahr, daß der Name N""N13N73 die Laien bezeichnet
gegenüber den riisiikn:, einer Bezeichnung der Priesterklasse.
Doch ist dadurch noch nicht bewiesen, daß N^N^NB nicht yveo-
orixoi hieße. Es gibt keine scharfe Grenze zwischen dem einen
und dem anderen. Das Priestertum (NnrralNn) und das Naso-
räertum (NmTitto) bezeichnen nur einen höheren Grad der Gelehrsamkeit
, ein sozusagen „geheimes Wissen", durch welches sie
sich nur stufenweise vom NnvtOJKB „Mandäismus" oder einfachen
Gnostizismus unterscheiden; doch gibt es zwischen ihnen
keinen wesentlichen Unterschied und keinen wirklichen Gegensatz
.

Die Endung -J des neumandäischen m a n d I „ein Tempel"
ist keine indische (() Femininendung (S. 14 Anm. 9), sondern eine
höchst häufige neumandäische Singularendung. Ich habe diese Endung
in ZDMG 1955, S. 3 58 unt., mit dem neupersischen y ä - y e
w a h d a t verglichen, doch ist diese Vergleichung nur formell.
Die Endung möchte wohl einen rein mandäischen Ursprung haben
und auf einer Verwechselung mit dem häufigen Suffix der 3. Per-
s°n Sg., welcher ebenso ausgesprochen wird, beruhen. Der Umstand
, daß in mandäischen Handschriften (wie auch in Eutings und
Petermanns autographischen Herausgaben) der Suff, n- und die
Endung^ - des St. emph. fast nie als solche deutlich gekennzeichnet
sind (Sundberg, S. 58 Anm. 139; Nöldeke, Mand. Gr. 68 u.
Änm. 2), möchte auch auf diesen Grund zurückgehen. Man kann
nämlich voraussetzen, daß die Sprache der Abschreiber der letzten
Jahrhunderte, von welchen die überwiegende Mehrzahl unserer
mandäischen Handschriften stammt, ganz nahe dem heute gesprochenen
Idiom stand, in welchem -i zur besonderen Singularendung
geworden ist. Den Abschreibern war es in den meisten
Fällen ganz gleichgültig, ob sie Pt- oderN- zu schreiben hatten,
die Herausgeber der Texte hat es in Verwirrung gesetzt.

Oxford Rudolf Moni eh

Scherer, Anton: Gestirnnamen bei den indogermanischen Völkern.

Heidelberg: Winter 1953, 276 S„ 8 Taf. 8° = Indogerm. Bibliothek,
hrsg. v. H. Krähe, 3, Reihe: Untersuchungen. Forsch, z. Wortschatz
der indogermanischen Sprachen 1. DM 19.50; geb. DM 22.50.

Das vorliegende Buch ist gedacht als Vorarbeit für die Verwirklichung
des Planes „zusammenzustellen, was sich aus den
Namen der Gestirne und aus dem Wortschatz der astronomischen,