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Ausgabe:

1957

Spalte:

42-43

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Ludwig, Josef

Titel/Untertitel:

Der heilige Märtyrerbischof Cyprian von Karthago 1957

Rezensent:

Karpp, Heinrich

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nen Homilien an. Es handelt sich um eine der fünf Abschriften
der Dicta Pirminii mit Homilien Augustins, Leos d. Gr., Maximus
v. Turin, Caesarius v. Arles u. a. m. — Für den Kirchen-
und Staatsrechtler schildert P. G o r i s s e n (Belgien) den Fall
der Abtei Echternach von 15 39—49: freie Abtwahl oder Ernennung
durch Organe Karls V.? - H. De Vocht (Belgien)
veröffentlicht eine kleine Vita des Löwener Professors John
Briant of Ath aus der Feder von Gerhard Morinell, der ein Schüler
Briants war. Die Vita gibt einen Einblick in die Theol. Fakultät
zu Löwen in der Zeit vor Luther, der Zeit Hadrians und
des Erasmus. Diesen Einblick erweitert die ausführliche Einleitung
De Vochts. Ebenso bringt De Vocht einen Aufsatz über die
Schicksale des John Ramridge, Professors in Oxford, der unter
Elisabeth I. nach Löwen emigrierte, als Exul profide catholica,
mit einer ganzen Gruppe englischer Professoren und Doktoren.
Es ist bemerkenswert, wie „liberal", besser wie „christlich" und
„akademisch-honorig" die Alma Mater Lovaniensis an den englischen
Kollegen handelte. — N. Backmund (Deutschland)
gibt über den Verkauf und Abbruch der Klöster Heiligerlee und
Nyeklooster-op den Dam 1597 zwei Rechnungsablagen. Groningen
, wo diese Klöster lagen, war erst 1594 protestantisch geworden
. Der Verkauf und Abbruch der Klöster illustriert die
bekannte These, so könne man die Vergangenheit abtun. Derselbe
Backmund, Kenner der Prämonstratensergeschichte, veröffentlicht
zwei Originalbriefe, die einen guten Einblick in die
Spezialvorgänge vor und bei der Reformation gewähren.

Nimmt man diesen VII. Band im ganzen, so hat man ein
Zeugnis von der Lebendigkeit der Historiker innerhalb der
sacra scientia catholica. Aber wirklich aufregend ist doch nur
E. Dekkers mit seiner These von der Sonntagmorgen-Auferstehungs
-Eucharistie der Urchristenheit.

Augsburg Leonhard Fendt t

Holt;, Gottfried: Ländliche Kirchenbibliotheken auf Rügen.

Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock. Gesellschaftsund
sprachwissenschaftliche Reihe 5, 1955/56 S. 69—107.

Maurer, Wilhelm: Kirchenordnungen einst und jetzt.

Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1956 S. 81—90.

Mols, Roger: Les Registres paroissiaux sous l'Ancien Regime. Leur
histoire.

Nouvelle Revue Thcologique 88, 1956 S. 487—514.

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

A rm a s, R. P. Gregorio, CR.S.A.: La Moral de San Agustin. Madrid:
Difusora del Libro [1954]. 1181 S. 8°. 250 pesetas.

Dieses Werk des Augustiner-Rekollekten Gregorio Armas,
erschienen 1955 zur 16. Centenarfeier des Geburtstages Augustins
(354—1954), ist eine 1078 Seiten umfassende Sammlung von
Exzerpten aus den Schriften Augustins, nicht bloß aus denen zur
Moraltheologie, sondern aus allen noch vorhandenen, aber mit
dem Skopus: „Moraltheologie des heiligen Augustinus." Voraus
gehen der Exzerptensammlung 34 Seiten Einleitung und eine sehr
kurze Literaturangabe — es folgen am Schlüsse des Buches: ein
„alphabetisch-analytischer Index" (d. i. ein Stichwörter-Index),
ein Autorenverzeichnis und ein Inhaltsverzeichnis üblicher Art.
Ein mächtiger Band — und in der Tat ein mächtiges Stück „Augustinus
"! Ein Augustinus-Lesebuch, wie es sonst wohl nirgends
existiert! (Und zwar rechts der lateinische Urtext, mit sorgfältiger
Textkritik — links die spanische Übersetzung der Texte). Aber
die Anordnung der Exzerptenmasse geht nach den Themen der
heutigen katholischen Moraltheologie, wie sie seit der Secunda
des Thomas ausgebaut wurde. Demnach werden die Exzerpte als
testimonia Augustiniana für die heutige katholische Moraltheologie
vorgebracht. Es heißt aber der Titel des Werkes: „Die Moral
des heiligen Augustinus" (Moral bedeutet hier „Moraltheologie
") — einem deutschen katholischen Moraltheologen läge es
da näher, zuerst die Themen aufzufinden, welche Augustinus
selbst behandelte, und die Themen der heutigen katholischen
Moraltheologie in Anmerkungen zu notieren! Auch dürfte dieser
deutsche Moraltheologe die Bücher Augustins nicht einfach als

gleichartige Quelle benützen, sondern er hätte Augustins Werdegang
einzukalkulieren. Vielleicht möchte er (ein „protestantischer"
Mitforscher täte es!) diejenigen Partien aus Augustin besonders
hervorheben, welche nicht mit der heutigen katholischen Moraltheologie
zusammengehen, vielmehr zu dem „Augustinus" des
Jansenius oder zu Luthers Vorliebe für Augustin führten oder
einem Venanz Müller die Idee eingaben, Luther sei die Wege der
Augustiner-Theologie zu Ende gegangen! Aber freilich: ob sich
mit solch methodisch-korrekter Arbeit ein echteres Bild der Augustinus
-Moral ergäbe, das ist eine andere Frage. Denn das, was
unsere Dogmengeschichtler den „Vulgärkatholizismus" tauften,
gehört zum Wesen des existenten Katholizismus aller Zeiten, gehört
auch zum Wesen des Katholizismus Augustins (Vgl. hiezu
R. Seeberg, Lehrbuch d. DG II <19233> S. 567). Über all dem
aber geht aus der (spanischen) Einleitung des Paters Armas deutlich
hervor, daß er gar kein „wissenschaftliches" Buch schaffen
wollte, sondern ein asketisch-erbauliches Werk für seine Hörer
(er ist Lector seines Ordens), alsö~~für junge Augustiner- Rekol-
lecten (der „Ordo Recollectorum S. Augustini" ist ein strengerer
Zweig der Augustiner-Eremiten, deren sächsischem Zweig Luther
angehörte) — erst seine Mitmönche beredeten ihn dazu, diese
Sammlung von Kleinodien der weiteren Öffentlichkeit und durch
die spanische Übersetzung der Texte der weitesten Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Darum sind die einleitenden Abschnitte
mehr erbaulich als wissenschaftlich („wissenschaftliches" Material
bieten eher die Anmerkungen zu den Texten). Heißt also des
Paters Armas Werk „Die Moral des heiligen Augustin", so müssen
die Benützcr hinzudenken „als Parallele zur heutigen katholischen
Moraltheologie". Der Zweck des Paters Armas dabei ist
der, Zuneigung bei seinen Ordensgenossen für den Mann zu
erwecken, dessen Namen der Orden trägt; diese Zuneigung kann
bei den Augustinern nur entstehen, wenn sie sich von Augustinus
„katholisch" angesprochen fühlen. Der dogmengeschichtlich
durchforschte Augustinus ist zweifellos interessanter, aber keineswegs
liebenswerter — für katholische Mönche. Trotzdem kann
man nicht sagen, Armas habe durch die ausgewählten Texte nur
ein Wunschbild des Augustinus, einen Augustinus pro domo,
gezeichnet; Augustinus hat doch auch diese Färbung. So ist es
uns recht heilsam, einmal den Augustinus moraligans als Normalkatholik
en, ja als Normal-Augustiner vorgeführt zu bekommen.
Durch die Texte! Die Augustinus-Probleme werden freilich damit
nicht aus der Welt geschafft, eher gemehrt — auch in Spanien,
auch bei den spanischen Augustinern.

Augsburg Leonhard F e n d t f

Ludwig, Joseph, Dr. theol: Der heilige Märtyrerbischof Cyprian von
Karthago. Ein kulturgeschichtliches und theologisches Zeitbild aus der
afrikanischen Kirche des 3. Jahrhunderts. Mit einer Einführung von
Prof. Dr. B. Altaner. München: Zink 1951. V, 68 S. gr. 8°. DM6.—.

Das Schriftchen entstand im Anschluß an die Dissertation
°es Verfassers über „Die Primatworte Mt. 16, 18. 19 in der alt-
Kirchlichen Exegese" (vgl. darüber ThLZ 1954, Nr. 3, Sp. 157 f.).
Es verfolgt keine fachwissenschaftlichen Ziele, sondern will die
Gestalt und das Denken Cyprians einem breiteren Kreise nahebringen
. Ludwig stellt zunächst die afrikanische Kirche vor Cyprian
dar, geht dann kurz auf dessen Übertritt zum Christentum
ein und behandelt hierauf eingehend Cyprians Wirken als Bischof
und Theologe. Dabei sieht er ihn zu sehr als Politiker: Cyprian
erscheint als Repräsentant des politisch und religiös fortschrittlichen
Kolonial-Römertums gegen das enge, am alten Glauben
hängende Kleinrömertum; er wird aus politischer Einsicht
Christ und erstrebt mit der kirchlichen Einheit zugleich die des
Reiches. Von solchen Überspitzungen abgesehen kann das Schriftehen
durch gründliche Sachkenntnis und eine sehr lebendige, zuweilen
freilich etwas geräuschvolle Darstellung seinen Zweck vortrefflich
erfüllen. Darüber hinaus spricht der Verfasser — deutlicher
als in seiner Dissertation — einige selbständige Beobachtungen
und Urteile aus, die der Nachprüfung wert sind.

Als Beispiel diene das Kapitel ,.De ecclesiae unitate". Die gleichnamige
Schrift Cyprians bietet bekanntlich in Kapitel 4 ein Problem,
das zugleich textkritisch und kirchcngeschichtlich ist. Der Abschnitt, der
mit dem Jesuswort Mt. 16, 18 f. beginnt, ist nämlich in zwei Fassungen
überliefert. Die eine (bei Ludwig A) bringt das Zitat „Weide meine