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1957 Nr. 8

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 8

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davon zeugen, daß die Unität für ihre Glieder Schule sein wollte.
Aus ihnen und in ihnen wurzelnd wuchs das große didaktische
Werk von Comenius heran, seine Opera didactica omnia von
1657.

Den wertvollsten und weit ausführlicheren Teil des ganzen
Buches bilden die chronologisch angeordneten Dokumente, von
denen manche hier überhaupt zum erstenmal oder zum erstenmal
kritisch, ediert erscheinen. Da findet man den Text der kostbaren
„Festsetzungen über die Einrichtungen und Ordnungen" vom
Jahre 1464, die von den Brüdern gemeinsam zur Befestigung
ihrer Gemeinschaft und zur Förderung des christlichen Lebens in
ihr beschlossen worden waren (vgl. J. Th. Müller, Geschichte der
Böhmischen Brüder I, 1922, S. 101 ff.), worauf dann verschiedene
Anweisungen an die Lehrer, Hirten und ihre Helfer, sowie auch
an die Söhne, Töchter, Jünglinge und Mädchen folgen. Aus der
Zeit, wo die Brüder ihr Mißtrauen gegenüber der höheren Bildung
zu überwinden im Begriffe waren, finden wir hier ihre Diskussion
mit Luther über das Studium der klassischen Sprachen,
und die hier in Molnärs Herausgabe zum erstenmal erschienene
Sdirift Laurentius Krasonicky's „Von den Gebildeten" (1530).
Weiter sind hier vertreten Bruder Benes Bavorynsky mit ausgewählten
Stücken aus seiner Schrift „Von der echten Religion"
(1543), Jan Augusta mit seinen Bemerkungen über die Familienerziehung
(1535) und andere mehr. Von der Kritik eigener Arbeit
in der Unität bringt die „Ermahnung zur Besserung" aus der
Zeit um 15 30, (Näprava) ein Zeugnis, aus dem Molndr wesentliche
Stücke veröffentlicht, die den Ehestand, die Kinder und die
Hausordnung betreffen. Aus dieser Sdirift hätten wohl noch
mehrere Abschnitte herausgegriffen werden können, z. B. die, in
welchem dargelegt wird, wie sich ein Bruder als Adeliger, Beamter
, Ratsherr und dergleichen verhalten sollte. Aber das sowieso
umfangreiche Buch erlaubte solche Erweiterungen nicht,
besonders wenn der Herausgeber den hauptsächlichen Beitrag zur
Förderung der Bildung in der Unität nicht übergehen durfte, den
ihr vorzüglich humanistisch gebildeter Verwalter Jan Blahoslav
durdi seine Schriften und durch sein ganzes Lebenswerk geleistet
hat. Da gibt Molnär die erste kritische Ausgabe von Blahoslav's
Schrift „Gegen die Misomusen" (1567) neben seiner „Musica",
„Grammatica" und neben einigen Stellen aus seinen „Vitia con-
tionatorum" heraus, ja wir begegnen hier sogar Blahoslav's Beteiligung
an dem „Perikopenstreit". Von allem Übrigen aus dem

hier gesammelten Reichtum sei wenigstens noch die Tätigkeit
Esrom Rüdingers, des früheren Wittenberger Professors, genannt,
der dem Rufe der Brüder folgend, in Eibenschitz (Ivancice)
lehrte. Interessant sind nicht nur die Angaben über sein Gehalt,
sondern vor allem ausgewählte Stücke aus den Vorreden zu seiner
fünfbändigen „Psalmorum paraphrasis". Den Abschluß des
Buches bildet die Sdiulordnung des Gymnasiums in Lissa, in der
wir eine der letzten Äußerungen der brüderischen Fürsorge um die
Schule erblicken dürfen.

Da es unter den deutschen Forschern viele gibt, die sich mit
der Geschichte der Brüderunität befassen, werden sie gerne auch
nach Molnär's Edition greifen, obwohl sie in tschechischer Sprache
erschienen ist.

Podcbrady-Prag J. B. Jcschke

Bohne, Gerhard: Verlorene oder gewandelte Bildung?

Monatschrift für Pastoraltheologie 46, 1957 S. 210—220.
Hampe, Johann Christoph: Das „Jahrhundert der alten Menschen".

Die Zeichen der Zeit 11, 1957 S. 130—135.
Herzog-Dürck, Johanna: Die Begegnung mit der Angst.

Eckart 26, 1957 S. 114—122,

Jokl, Anna Maria: Tiefenpsychologie in den Chassidischen Geschichten
.

Eckart 26, 1957 S. 123—129.
Matthias, Walter: Das Existentielle und die freie Gnade. Zur Frage

der Methodik im Religionsunterricht im Anschluß an die „Hiirs-

bücher für den kirchlichen Unterricht".

Evangclisdie Theologie 17, 1957 S. 128—139.
O'Dohcrty, E. F.: Religion and mental health.

Theology Digest V, 1957 S. 97—103.
Schulte, Walter: Zur Frage der Schuld in der Psychotherapie.

Monatsdirift für Pastoraltheologie 46, 1957 S. 221—225.
— Zur Psychologie der Angst.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 218—231.
Snoeck, A.: La Pastorale du scrupule.

Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 371—387, 478—493.
T h i r y, A.: Jung et la religion.

Nouvelle Revue Theologique 89, 1957 S. 248—276.
W a 11 h e r, Gerda: Reinkarnation und Parapsychologie.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte IX, 1957 S. 191—199.

BERICHTE UND

Preisaufgabe

Der Vorstand der „Haagsch Genootschap tot verdediging van den
Christelijken Godsdienst" schreibt die folgende Preisfrage aus:

„Eine einsichtige Forschung nach Tendenz
und Herkunft der Schriften, zugeschrieben an
den sogenannten großen Propheten (mit Berücksichtigung
der Auffassungen von M. Dujardin, M. M. Vernes und Em.
Havet)."

Die Arbeiten müssen bis zum 1. Mai 1959 eingereicht sein.
Alle näheren Auskünfte erteilt der Schriftführer der Gesellschaft
Dr. A. H. H a e n t j e n s, Heemstede (Holland), Heemsteedse Dreef 97.

Mitteilung

Im kommenden Jahr kann die Historische Kommission bei der
Bayerischen Akademie der Wissensdiaften die Hundertjahrfeier ihres
Bestehens und zugleich ihrer ältesten Edition, . der „Deutschen
Reichstagsakten des 14. und 15. Jhdt.s" begehen. Aus diesem Anlaß
wurde, angesichts der beträchtlichen Verluste an wissenschaftlichem
Bibliotheksgut, die Gesamtreihe der bisher erschienenen 16 Bände der
Reichstagsakten in anastatischem Neudruck wiederhergestellt.

Audi die theologische Forschungsarbeit wird an dem in diesen Bänden
veröffentlichten umfangreichen Aktenstoff nicht mehr vorübergehen
können, ohne sich selbst zu beeinträchtigen. Sind doch, infolge der
engen Beziehungen zwischen Staat und Kirdie in vorreformatorischer
Zeit, nicht nur über sämtliche Bände der Reichstagsakten verstreut
zahllose Urkunden und Aktenstücke enthalten, die das Verhältnis zwi-

MITTEILUNGEN

sehen Papsttum und deutsdiem Königtum, zwischen den geistlichen und
weltlichen Würdenträgern im damaligen Reich und selbst zu den einzelnen
deutsdien Hochstiften, zu Universitäten usw. beleuchten; sondern
es sind in mehreren Bänden weitgehend auch widitigste Akten,
meist hier zum erstenmal, veröffentlicht, die zu den kirchlichen Strcit-
und Lebensfragen jener Zeit — zu den Konzilsversammlungen von
Konstanz und Basel, zur Hussitcnfrage, zum Baseler Schisma und seiner
Beurteilung in deutschen und ausländischen Regierungskreisen — vom
P^cich her Stellung nehmen.

Die Neuauflage der gesamten Aktenreihe erlaubt bequeme Beschaffung
oder Ergänzung der Bestände theologischer Bibliotheken. Deshalb
sei auf sie an dieser Stelle eigens aufmerksam gemacht. Über die
Bezugsbedingungen der auch einzeln käuflichen Bände unterrichtet ein
besonderer Prospekt.

Mitteilung über die Errichtung eines Hönigswald-Archivs

Am Philosophischen Seminar I der Universität Würzburg unter
Leitung von Prof. Dr. Hans Wagner wurde im Einvernehmen mit dem
Bayerischen Staatsministcrium für Unterricht und Kultus ein Hönigs-
wald-Ardiiv errichtet. Das Archiv hat es übernommen, alle Schriften
Richard Hönigswalds, sowie diejenigen Arbeiten, die im Einflußkreis
Hönigswalds entstanden, und solche, die sich auf das Werk des Denkers
sadilich beziehen, zu sammeln, zu ordnen und als Grundlage für einschlägige
Forschungen zugänglich zu machen. Insbesondere hat das
Archiv es sich zur Aufgabe gesetzt, das nachgelassene Werk Hönigswalds
für eine Edition vorzubereiten und nach und nach zu publizieren.