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Ausgabe:

1957 Nr. 1

Spalte:

39-41

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Titel/Untertitel:

Sacris Erudiri; 7 1957

Rezensent:

Fendt, Leonhard

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 1

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geschickte kennzeichnet: bedeutsam in den excellenten Vertretern
der wissenschaftlichen Theologie, die an der Ausweitung wie
der Konzentration des allgemeinen Wissenschaftsbetriebes in der
speziellen Anwendung auf die theologische Disziplin hervorragend
beteiligt sind und im wissenschaftlichen Austausch den Konnex
mit den übrigen Disziplinen zur gegenseitigen Befruchtung und
Förderung als notwendig dartun; instruktiv, wenngleich in einer
gewissen Begrenzung, für das Widerspiel der theologischen Richtungen
und nicht zuletzt auch charakteristisch für die verschiedenen
Möglichkeiten wechselseitiger Beziehung zu den kirchenpolitischen
Verhältnissen und damit zu Kirchenleitung und Kirche
, natürlich speziell Preußens.

Als Corrigenda notiere ich in bezug auf die Theologische Fakultät
a) zum Gesamtverzeichnis: Behm für Neues Testament; Beth geb. in
Foederstedt; Biehle Lehrauftr. f. Kirchenbau, Orgelbau, Glockenwesen.
Kirchenmusik; Dibelius, Martin Pd. f. Religions- und Literaturgesdiidite
des Urchristentums; Dorner geb. in Neuhausen ob Eck; George 18 56
nach Greifswald: Gruehn (!) geb. in Balgalen; Küchler 1910 ausgeschieden
Preßburg; Loesche geb. 22.8.55; Lütgen 1929 für Systematische
Theologie; Marheineke 1811 nach Berlin; Nitzsch, Fr. Aug. geb. 19. 2.
1832; Richter, Julius geb. in Groß-Ballerstedt; Prof. für Missionswissenschaft
; Schneider, Johannes, Pd. 28. 6. 1930; v. Soden a. o. Prof. 1893;
Theremin 1839 a. o. Prof., 1840 Honorarprof.; Thümmel ausgesdi. 1901
Jena; Titius in Berlin wiedereingetreten 1921. b) zum Register nach
Disziplinen: die Dogmengeschichte hätte zur Kirchengeschichte, nicht
aber zur Dogmatik gezogen werden müssen, die christliche Archäologie
durfte nicht in der Archäologie untergebracht werden, sondern mußte
selbständig bleiben. Dadurch geraten einige Namen in die falschen Register
; außerdem gehört Behm in das Register Neues Testament, nicht
Kirchengeschichte; Fischer unter Geschichte, nicht Kirchengeschichte.
Die Register Christologie, Ethik, Pastoraltheologie u.a.m. sind in der
vorliegenden Registrierung abwegig, wie überhaupt diesem Teile ein
fachkundiger Rat hätte dienlich sein können.

Das Ganze ist eine verdienstvolle Leistung, die die aufgewandte
Mühe kaum ahnen läßt, zumal die Personalakten der Universität
zum Teil durch Kriegseinwirkung verloren gegangen
sind. Es sei als Teil des Dankes an den Bearbeiter sein Wunsch
auch hier weitergegeben, die noch vorhandenen Lücken durch
Mitteilungen an ihn (Bibliothek der Humboldt-Universität)
schließen zu helfen.

Berlin Walter El liger

Sacris Erudiri. Jaarboek voor Godsdienstwetenschappen VII
(1955). Uitgave van de Sint Pietersabdij, Steenbrugge, Brügge:
Beyaert; s' Gravenhage: Nijhoff 1955. 408 S. gr. 8°. bfr. 320.

Die Themen-Weitschichtigkeit dieses VII. Bandes ist überraschend
groß und international wie die sacra scientia; dennoch
bleibt der Band durch etliche flandrische Themen bodenständig.

Prof. S t e n z e 1 (Freising) eröffnet die Reihe mit einer
Fortsetzung (vgl. Sacris Erudiri V <1953> S. 27-85 und VII
<1955> S. 9, Anmerkung 1) seiner lexikalischen Arbeit zur nicht-
hieronymianischen lateinischen Bibelübersetzung, speziell zum
Dodekapropheton. Er vergleicht den Würzburger Cod. membr.
no. 64, den Constantiensis und Sangallensis mit Augustinus,
Pseudo-Augustinus, Hilarius, Ambrosius, Pseudo-Ambrosius und
erhält das Resultat: Afrika (Augustinus und Pseudo-Augustinus)
hatte eine Bibel, die dem Wirceburgensis recht ähnlich war; die
Bibel des Hilarius und Ambrosius (plus Pseudo-Ambrosius) war
der nachaugustinischen Bibel Afrikas ähnlich. Stenzel fragt, ob
der Wirceburgensis etwa übeT Irland nach Würzburg kam. —
Rene Braun (Straßburg) untersucht die Stelle Tertullian De
cultu feminarum II 64, nimmt sie aus den Händen der „Monar-
chianer" und übergibt sie den Kosmetikern. Die schwarzhaarigen
Damen von Karthago färbten damals ihre Haare blond mit Cro-
cus — aber die weißhaarigen alten Damen nahmen „Acacia-Saft"
zum Schwarzfärben. Und Tertullian predigt: Wozu diese Vor-
täuschung von Jugend? Wir haben doch 6tatt der Acacia-Färbung
„die Unvergänglichkeit anzuziehen", die der Herr uns schenkt!
Braun liest dementsprechend: Haec (nicht: nec) est aeternitas
nostra, de capilli iuventute; hanc incorruptibilitatem habemus
superinduere ad donum Domini, quam acacia pollicetur (Der
Agobardinus las: qua monarchia; die anderen: quam acacia). —
In einer auch methodisch instruktiven prosopographischen Studie
macht S. C a v a 11 i n (Schweden) wahrscheinlich, daß Flavius
Rusticius Helpidius Domnulus, der 449 auf dem Konzil von

Ephesus als Kommissar Theodosius II. mitunterschrieb, der
Freund des Sidonius Apollinaris und selbst ein Dichter (Carmen
de Christi Jesu benefieiis; Historiae testamenti veteris et novi),
auch Exquaestor war, vielleicht später Bischof von Lyon (gegen
W. Brandes u. a. bis Corsaro). - Paul G r o s j e a n (Brüssel) tut
eine ähnliche, aber noch schwierigere Arbeit an den Männern
aus dem Irland des 7. Jhdts., welche in der Widmung der drei
Bücher De mirabilibus Sacrae Scripturae und dem Kommentar
in den katholischen Briefen zitiert werden. Man erhält eine Einführung
in die Geographie und Biographie Irlands im 7. Jhdt.
(damals Verkehr zwischen Südirland und Bordeaux — griechische
Inschrift mit dem spanischen Gloria et honor Patri etc., das in
der keltischen Liturgie nicht Sitte war). — E. Dekkers bringt
in einem liturgiegeschichtlichen Aufsatz „Die Abendmesse am
Ende des Altertums und im Mittelalter" seine in den „Miscella-
nea liturgica in honorem L. C. Mohlberg I", Rom 1948 (p. 231
—257) vertretene These vor, die jedem Liturgiker Aufregung
verursacht: Den Umschwung von der abendlichen Eucharistiefeier
des 1. Jhdt.s zur morgendlichen des 2. Jhdt.s hat es nie gegeben
, weil immer und von Anfang an die reguläre christliche
Eucharistie am Morgen des Sonntags gefeiert wurde! Apg. 20,
7—12 bietet die Regel: Abends, nach dem Abendessen Versammlung
zu Gebet, Lesung, Predigt usw. — morgens Abschluß
der Nachtfeier durch die Eucharistie. Des Paulus Tadel I. Kor. 11
richtet sich auf das Abweichen der Korinther von dieser Regel.
Die Eucharistiefeier des Sonntagmorgens war die Anamnese der
Auferstehung Christi aus dem Tode (Cyprian ep. 63, 16, vgl.
Justin Apol. I 65). Demnach wäre das „Solches tut zu meinem
Gedächtnis" von Anfang an österlich und sonntäglich verstanden
worden? Aber dafür müssen nun erst Beweise beigebracht werden
! Immerhin liegt Dekkers mit seiner These in der Richtung
der Cullmannschen Ostermahl-Theorie. — I. Noterdaeme
(Belgien) bietet Allgemein-Interessierendes über die älteste Kirchengeschichte
von Brügge (Brügge d. i. brockland, Rodungsland;
die Kirche von Snellegem merowingisch, dann die Michaelskirche
von Brügge, endlich die Salvatorkirche des 9. Jhdts.). — Noterdaeme
und Dekkers zeigen dann die Schwierigkeiten
auf, aus der Vita S. Eligii die Orte der Mission des Hl. Eligius
im pagus Flandrensis zu eruieren. Da in der Vita neben den
Flandrenses und Andoverpenses auch Fresiones und Suevi genannt
werden, suchen die Verfasser sie zu deuten. — Huyghe-
b a e r t (Brügge) erwähnt in seinem Beitrag zur Geschichte von
Corbie alte Michaelskirchen in Flandern: Roksem (745), Boe-
zinge (804), Roulers (823), die unter die Hypothese von vormals
germanischen Heidenkultorten fallen könnten. — Der Abbe Joseph
V o s aus der Diözese Lieges hinterließ einen Aufsatz über
die Choral-Sache, den nun De M e e ü s veröffentlicht und
kommentiert, in den Musikbeispielen auch verbessert. Es handelt
sich nicht etwa um den Gegensatz „Gregorianischer Choral
— Mittelalterlicher Choral", sondern um den Vortrag des
Gregorianischen Chorals. Wer heutzutage einen katholischen
Gottesdienst besucht, der erkennt, daß die Choralmelodien ganz
anders vorgetragen werden als um 1900. Und man behauptet
heute, dieser neue Vortrag sei der genuin-alte. Vos (und Meeüs)
beweisen nun: Dieser genuin-alte Vortrag wurde zum erstenmale
durch die aufkommende Diaphonie des 11. Jhdt.s ruiniert, davon
zerbrach die ganze Choralmelodie, darum ergänzte das 16. Jhdt.
auf eigene Faust, aber so verfiel nun alles. Erst von Pius X. ab
wurde die Zwischenzeit zwischen dem 11. und 16. Jhdt. zugunsten
der genuin-alten Singweisen und Sangesweisen abgetan. —
L e c 1 e r q (Luxemburg) ediert eine Predigt auf das Fest Divisio
Apostolorum, als deren Autor er den Gottschalk von Limburg
(f 1098) wahrscheinlich macht. — Alban Dold (Beuron) macht
auf eine zweite Fassung der Epistel „Ecce Sacerdos magnus" aufmerksam
, die er für das Fest des hl. Donatianus von Reims am
14. OktobeT auf einem alten Missaleblatt aus Oudenburg
(Zandvoerde) fand. In zwei weiteren Beiträgen spendet Dold
den Brevierforschern, speziell den Erforschern der Lesungen der
1. und 2. Nokturn, etliche Kostbarkeiten aus der Württembergischen
Landesbibliothek und der Beuroner Klosterbibliothek. —
M. P. Cunningham (USA) beschreibt den 1954 von der
Newberry Library Chicago erworbenen Homiliar-Codex aus der
Bibliothek Phillips in Cheltenham und gibt die Initia der einzel-