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Ausgabe:

1957 Nr. 8

Spalte:

610-611

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Wort- und Sachkonkordanz : Verzeichnis d. Strophenanfänge ; d. gottesdienstlichen Verwendungen d. Lieder ; Übersicht über d. Strophenbau d. Lieder 1957

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 8

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reliefs nicht, ordnet aber beides in den weiten Bereich einer neuen
abendländischen Kunst ein. Wo Jantzen in der Kunst der Otto-
nen den Unterschied zur karolingischen Kunst hervorhebt, betont
Metz den einheitlichen Fluß der künstlerischen Tradition
der ihm erlaubt, auch die byzantinischen Züge dieser Kunst aus
einer „metaphysischen Wurzel der Situation" zu erklären, zumal
diese byzantinischen Elemente Ausdrucksträger des eigenen Wesens
geworden sind. Die übliche Annahme, daß Mönche die
Künstler waren, lehnt Metz ab. Wenn der Laienkünstler in dieser
Zeit noch nicht ausdrücklich genannt wurde, lag es daran, daß er
,,gleichsam nichts anderes als ein Organ des Klerus war, der als
gesellschaftliche Spitze der Zeit zugleich auch das Volk repräsentierte
". In Trier stand im elften Jahrhundert zu Egberts Zeiten
die Buchmalerei in hoher Blüte. Daher setzt sich Metz dafür ein,
daß die Kunst des Schreibens von den Mönchen selber gepflegt
wurde, der Bildschmuck des Buches aber wesentlich von Laien
erfolgte oder doch von Handwerkern, die nur dem niederen
Stand des Mönchtums angehörten. Die Malerschule von St. Maximin
in Trier stand in enger Verbindung mit der Malerschule
in Echternach, so daß aU sicher gelten darf, nur in Echternach selber
wurde das Evangeliar geschrieben und gemalt.

Unser Blick für die Verschiedenheit der in den Buchmalereien
tätigen Hände hat sich geschärft. Boeckler nahm sieben
Hände an, Metz unterscheidet zehn verschiedene stilistische Charaktere
, ohne diese allerdings im einzelnen zu präzisieren. Die
Farbgebung ist mit einem Prinzip gegenständlicher, figuraler und
ornamentaler Gestaltung in Verbindung gebracht, das sie zwar
praktisch in ihrer Entfaltung bestimmt, zu dem sie jedoch durch
ihre Eigengesetzlichkeit als ein vom Gegenstand fast Losgelöstes,
Abstraktes in Spannung, ja in Gegensatz steht. In der Karolingerzeit
ist die Tendenz zur Abstraktion in der Farbgebung ausgeprägt
in der Adagruppe. Die westfränkischen Malerschulen dagegen
sind leibhaft orientiert. Dies Spannungsmoment hat auch
schon die einzigartige Blüte der westdeutschen Buchmalerei im
Zeitalter der Ottonen und frühen Salier hervorgetrieben: die
Polarität des deutschen und französischen Geistes. Die Adagruppe
zeigt besonders in der Farbgebung die eine Richtung, aus der die
Kunst des Echternacher Kodex erwuchs. Die andere Richtung war
die von Tours. Die monumentale, zu plastischem Ausdruck hindrängende
Form im Goldenen Evangelienbuch Heinrichs III. im
Escorial und im Perikopenbuch in Bremen entspringt dem gleichen
tektonisierenden und abstrahierenden Prinzip wie bei dem
Echternacher Evangeliar, wenn auch gewiß nicht die gleichen
Künstler dabei am Werke waren. Das späteste Hauptwerk der
Gruppe, das von Heinrich III. nach Goslar gestiftete Evangeliar
in Upsala ist zwischen 1050 und 56 entstanden. Das Echternacher
Evangeliar hebt sich von allen anderen Handschriften durch Farbgebung
ab, deren scharfe Kontrastbetontheit sich dem Sinne unmittelbar
aufdrängt. Die Handschrift muß daher in die Spätzeit
der ottonisch-salischen Epoche angesetzt werden. Peter Metz
schließt mit einer überzeugenden Hypothese, was zur Herstellung
des Echternacher Evangeliars geführt haben könnte. Danach wäre
der Hauptteil des Kodex frühestens 105 3, als Heinrich IV. zum
König gewählt und 1054 geweiht wurde, und spätestens im Todesjahr
Heinrichs III. 1056 entstanden.

Die Leistung des Verfassers geht weit über eine einfache
Publikation des Echternacher Evangelienbuchs hinaus. Peter Metz
beschreibt nicht nur, er erklärt und deutet und weiß den Geist
des Mittelalters lebendig zu machen, so daß er Bewunderung und
Ehrfurcht vor dieser sakralen Kunst zu wecken vermag.

Würzburg Kurt Gerstenberg

Bartning, Otto: Vom Kirchbau, Gedanken vor langer Zeit zur

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Poscharsky, Peter: In Marburg: Institut für Kirchenbau und kirchliche
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Riemerschmid, Reinhard: Gedanken zum evangelisdien Kirchenbau
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KIRCHEN MV SIK

h m" d k " ° 2Um Evan8e'is£nen Kirchengesangbuch. Hrsg. von ChrW
Mahrenholz und O. Söhngen unter Mitarbeit von O.
S c h l i ß k e. Bd. I, Teil 1: Wort- und Sachkonkordanz. Verzeichnis
der Strophenanfänge, Die gottesdienstliche Verwendung der Lieder,
übersidit über den Strophenbau der Lieder. Von F. J. Arnold,
Chr. Mahrenholz, O. Schlißke u. R. Ute r m ö h I e n.
2-, durchges. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1956. XII,
264 S. gr. 8°. Lw. DM 13.50. (Lizenzausgabe für das Gebiet der Deutschen
Demokratischen Republik erschien bei der Evangelischen Ver-
•agsanstalt, Berlin.)

Es ist das entscheidende Verdienst der gegenwärtigen Hym-
nologie, uns wieder zu Bewußtsein gebracht zu haben, daß unsere
gottesdienstlichen Lieder vollwertige Werkzeuge der viva
vox evangelii sein sollen und überhaupt erst in der Übernahme
bestimmter liturgischer Aufgaben an Stelle festgeprägter liturgischer
Stücke ihren legitimen Platz im evangelischen Gottesdienst
gewonnen haben. Das war vergessen, wo man die gottesdienstlichen
Lieder nur noch als stimmungsmäßige Rahmenstücke
°der in einer pädagogischen Beziehung zum jeweiligen Predigtthema
wertete. Als vollwertige Träger gottesdienstlichen Geschehens
müssen nun auch die Lieder, die hier Verwendung finden
sollen, den Maßstäben einer theologischen Bewertung unterworfen
werden, die mit gleicher Strenge wie gegenüber jedem
anderen Bestandteil unserer Agenden zur Anwendung kommen
müssen. Von diesem zentralen Gesichtspunkt her ist die Liedauswahl
des Evangelischen Kirchengesangbuchs bestimmt; sie hat
deshalb manch altgewohntes, religiös noch eben erträgliches Liedgut
ausscheiden müssen und ist darum zunächst auf eine breite
Front des Unverständnisses bei der älteren kirchlichen Generation
gestoßen. Da in dieser Weise das EKG einen völligen Neuansatz
in unserer Gesangbuchgeschichte bedeutet, stellt es uns alle mehr
oder weniger vor die Aufgabe, eine wirkliche Vertrautheit mit
dem hier dargebotenen Liedgut erst zu gewinnen. Der theologische
Sachgehalt dieser Lieder wird sich dabei um so eher erschließen
, je mehr wir versuchen werden, entscheidende Aussagen
der Verkündigung wie des Lobpreises in ihrer Widerspiegelung
im Lied durch die Breite des ganzen Liedgutes hindurch zu verfolgen
. Ein derartiges Bemühen wird um so nötiger sein, als sich
die Biblizität dieser Lieder insofern weithin nicht äußerlich darstellt
, als ganz bewußt auf die sogenannte „Bäffchenlyrik" mit
ihrer äußerlichen Anknüpfung an irgendeinen Bibelspruch oder
Psalm in der Art gereimter Predigten verzichtet ist.

Bei dieser Aufgabe, das EKG sowohl seinem Gehalt wie
seinen dichterischen und musikalischen Formen nach sich zu eigen
zu machen, will nun das ,.Handbuch zum Evangelischen Kirchen-

Kunst und Kirche XX, 1957 S. 5—8. I gesangbuch" uns seinen Dienst tun. Auch dieses Werk dankt wie