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1957 Nr. 8

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Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 8

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1. Apparat Angaben zum handschriftlichen Text, i. W. Korrekturen
. Ein 2. Apparat gibt biblische Beziehungstexte und — besonders
dankenswert — Hinweise auf rabbinische Auslegungen,
die Calvin gekannt hat. Darf ich dazu noch hinweisen auf die
Biblia des Stephanus, Paris 1532? Sie enthält Breves in eadem
annotationes ex doctissimis interpretationibus et Hebraeorum
commentariis. Ob es möglich ist, daß Calvin auch zur Hand hatte:
Pellikans Commentaria Bibliorum 1532—39; Angelomus von
Luxeuil, In 4 libros regum enarrationes Köln 1530 und Isidori
enarrationes ebd. 1530?

Erlangen Jan Weerda

D e n c k, Hans: Schriften. I. Teil: Bibliographie. Von Pfr. Georg
Baring. II. Teil: Religiöse Schriften, hrsg. v. W. F e 11 m a n n.
Gütersloh: Bertelsmann 1955/56. 68 u. 120 S. gr 8° = Quellen und
Forschungen zur Reformationsgeschichte, hrsg. v. Verein für Reformationsgeschichte
Bd. XXIV: Quellen zur Geschichte der Täufer VI,
1 u. 2. DM 5 — und DM 9.—.

Die Sammlung „Quellen zur Geschichte der Täufer", die
bisher in 5 Bänden Täuferakten aus verschiedenen deutschen
Territorien gebracht hat, beginnt nunmehr auch Schriften einzelner
Täuferführer zu bieten. Der Anfang wird mit den Schriften
Hans Dencks gemacht, einer der anziehenden Erscheinungen im
frühen süddeutschen Täufertum, der man eine nicht geringe Bedeutung
in der Entwicklung der täuferischen Bewegung zusprechen
muß. In dieser Sammlung sollen weiter die Schriften Ludwig
Hätzers und hoffentlich auch anderer wichtiger Gestalten des
täuferisch-spiritualistischen Kreises folgen.

Der vorliegende VI. Band, der Hans Denck gewidmet ist,
erscheint in drei Teilen, von denen der erste die von G. Baring
bearbeitete Bibliographie und der zweite die von W. Fellmann
herausgegebenen „Religiösen Schriften" enthält. Es soll noch ein
dritter Teil folgen, der die restlichen Schriften bringen wird, so
daß Dencks Schrifttum in diesem einen Bande vollständig vorliegen
wird. Barings Bibliographie ist mustergültig. Wie es nur
bei einem so wenig umfangreichen Gebiet möglich ist, wird hier
mit vorzüglicher Genauigkeit und Vollständigkeit alles zusammengetragen
, was zur Beschreibung der verschiedenen Druckausgaben
dient. Damit wird für die weitere Denck-Forschung eine
ausgezeichnete, gesicherte Grundlage gegeben. Der Verf. hat in
diesem Zusammenhang auch Einzelstudien durchgeführt und Detail
-Untersuchungen getrieben. Auch über die bisherige Denck-
Forschung wird berichtet, einzelne Forschungsergebnisse werden
gekennzeichnet.

Der zweite Teil, eingeleitet durch eine biographische Skizze
(S. 8—19), enthält 8 Schriften aus den Jahren 1525—27, die in
denselben Jahren bzw. po6thum 1528 erschienen sind. Die Grundsätze
für die Textgestaltung sind die heute bei historischen Ausgaben
üblichen und zielen auf weitgehende Normalisierung ab.
Wie der Herausgeber betont, sieht er Denck in theologischer Hinsicht
zuerst von der Theologia deutsch und dann von Th. Müntzer
bestimmt. Sind ähnliche Feststellungen schon früher von Bearbeitern
der Theologie Dencks getroffen worden, so ist nun die
gründliche Untersuchung über die Herkunft seiner Leitgedanken
fällig geworden. Dabei wird vor allem die Frage nach dem eras-
mischen Einfluß auf die Täufertheologie und insgesamt in der
Täuferbewegung neu zu stellen und zu untersuchen 6ein. An dieser
SteOe werden noch manche Untersuchungen notwendig sein,
ehe die endgültige Feststellung getroffen werden kann, wo wirklich
die Wiege der täuferischen Termini und Anschauungen gestanden
hat.

Zum Drucktechnischen sei bemerkt, daß die Interpunktion nicht
immer in Ordnung ist. Fraglich erscheint mir, ob Denck Vulgata-Be-
zeichnungen und deutsche Bezeichnungen der biblischen Bücher durcheinander
gebraucht hat, wie z. B. S. 91 und 101 der Fall ist. Auch müßte
nach den Grundsätzen des Herausgebers „eh und" S. 90 u.ö zusammengeschrieben
werden.

Ir" ubr'gen ist es aber eine gute und brauchbare Edition,
die hoffentlich viel und dankbar benutzt werden wird.

Münster/Westf. _^ R. Stupperich

Lilje. Hanns: Reformation als geistige Gegenwartsentscheidung.
Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1957 S. 1—13.

Richter, Julius: Kriegsdienst und Kriegsdienstverweigerung bei
Luther,

Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1957 S. 28—38,
Stupperich, Robert: Internationaler Kongreß für Lutherforschung
in Aarhus, Dänemark 13.—18. August 19 56.
Luther. Mitteilungen der Luthergesellschaft 1957 S. 40—43,

GESCHICHTE DER CHRISTLICHEN KUNST

Metz, Peter: Das Goldene Evangelienbuch von Echternach im Germanischen
National-Museum zu Nürnberg. München: Prestel Verlag
1956. 220 S., 13 färb. u. 96 einfarb. Taf. 2°. Lw. DM 58.—.

Die berühmte Prachthandschrift, ein Geschenk Kaiser Heinrichs
III. an die Reichsabtei Echternach, wurde nach Auflösung
des Klosters in der französischen Revolution von fliehenden
Mönchen nach Mainz, dann nach Erfurt mitgenommen, von wo
sie 1801 durch Kauf an Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-
Altenburg und 1955 durch Zusammenwirken der Bundesregierung
und der Länder in den Besitz des Germanischen Nationalmuseums
in Nürnberg gelangte, um dort eine neue Heimat der
Bewunderung und Verehrung zu finden. Da der Kodex schon vor
geraumer Zeit auseinandergenommen wurde, konnten die kost-
b*"'en Kleingemälde der Buchseiten in Vitrinen in einem dem
scharfen Tageslicht entzogenen Raum des Museums eine Weihestätte
finden. An diesem großen nationalen Schatz einen größeren
Kreis teilnehmen zu lassen, ist die im Vorwort von Ludwig
Grote ausgesprochene Absicht dieser schönen Publikation. Auf
96 Schwarzweiß - Tafeln werden alle Bilder, Schmucktafeln und
Prunkinitialen vorgeführt. Vor allem aber sind es die zwölf
originalgetreuen Farbreproduktionen der Buchmalereien und eine
weitere mit dem Mittelstück des Deckelschmucks, die den Wert
dieser Veröffentlichung steigern und zu einem ungewöhnlichen
Genuß erheben.

er Metz erörtert zunächst in dem Kapitel „Idee und Gewalt
', das ihm spürbar am Herzen lag, die geistesgeschichtlichen
Voraussetzungen der inhaltlichen Werte des Evangeliars nach der
Lntstehungszeit, wozu er weit ausholt. Nachdem die abendländischen
Völker die christliche Religion angenommen hatten,
wurde der Inhalt der Evangelien grundlegend und bestimmend
für ihre geistige Gestalt. Die Erkenntnis, daß in den Evangelien
alles enthalten ist, was jemals von Gott und seiner Schöpfung
geoffenbart worden ist, durchtränkte die religiöse Grundhaltung
aller Schichten der Gesellschaft, zumal eine grundsätzliche Scheidung
im Sinne eines rein kirchlichen und eines rein weltlichen
Bereiches zunächst nicht vorhanden war. Von den Evangelien her
wurde das Unergründliche in der Natur, der die mittelalterliche
Menschheit mit ihrem Leben noch tief eingebunden war, sinn-
errüllt. Die Evangelien selbst boten sich dem Erleben des Menschen
in sinnfälligster Gestalt. „Hier war der Ort, wo der Gegenstand
des Echternacher Evangelienbuchs dem Menschen seiner
•^•eit unmittelbar entgegentrat." Da das gesamte Leben der Gesellschaft
wie des Einzelnen sich in dem Raum der Liturgie abspielte
, die selber von den Evangelien geprägt und erfüllt war,
so wurde das „Jahr des Herrn" zum gewaltigen Bild der Weltgeschichte
und des Himmel, Erde und Unterwelt umfassenden
Kosmos.

Der Verfasser vergleicht den kirchlichen Jahresablauf als
Ganzes, erfüllt von dem Leben der Gesellschaft mit einem mächtigen
Werk der Architektur. Diese spezifisch mittelalterliche Architektur
, die nicht wie in der neuen Zeit von einem oder
wenigen Punkten überblickt werden könne, sei ihrem Sinne nach
nur zu verstehen, wenn man in ihren Raum eintrete und sich
ganz den Bewegungen überantworte, die sich in ihm ausdrücken.
..Nur in fortgesetzter, nie endender Bewegung kann er erfaßt
werden." Augenscheinlich entwickelt hier der Verfasser, fasziniert
von den Ausführungen Hans Sedlmayrs in seinem Buch über
die Entstehung der Kathedrale Vorstellungen, die allein einer
gotischen Architektur gegenüber berechtigt sind, also französischen
Bauwerken des 12. und 13. Jahrhunderts, während das
Evangelienbuch als Erzeugnis des 11. Jahrhunderts doch nur im
Rahmen der deutschen romanischen Architektur betrachtet werden
kann, die gerade mit ihrer ruhigen Statik den äußersten