Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1957 Nr. 8

Spalte:

603-604

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Aland, Kurt

Titel/Untertitel:

Hilfsbuch zum Lutherstudium 1957

Rezensent:

Kähler, Ernst

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

603

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 8

604

KIRCHEIS GESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Aland, Kurt: Hilfsbuch zum Lutherstudium. Bearb. in Verbindung
mit E. O. Reichert u. G. Jordan. Berlin: Evang. Verlagsanstalt
und Gütersloh: Bertelsmann [1957]. 366 S. gr. 8°. Lw.
DM 36.-.

Es ist nicht immer der Fall, daß die Einsicht in die Notwendigkeit
einer Arbeit sich verbindet mit dem Geschick, sie praktisch
und mit völliger Zuverlässigkeit zu bewältigen. Jeder, der — in
welcher Disziplin auch immer — sich mit Luther zu beschäftigen
hat, kennt das Bedürfnis nach einem einwandfreien Werkverzeichnis
Luthers und nach einer Möglichkeit, ein nur mit Band- und
Seitenangabe bezeichnetes Lutherzitat auf seine Herkunft zu prüfen
und festzustellen, ob es ihm selber durch die jeweils zur Verfügung
stehende Lutherausgabe erreichbar ist. Diese Aufgabe, die
sich das Posersche Synoptische Inhaltsverzeichnis der gebräuchlichsten
Lutherausgaben gestellt hatte, ist hier in einer überaus sinnvollen
Weise gelöst, zugleich wird das Kawerausche Verzeichnis
von Luthers Schriften damit ersetzt. Po6er hatte die Folge der
Bände der Weimarana zugrundegelegt, war also unbrauchbar für
den, der über diese nicht verfügte, und längst allein dadurch als
unzulänglich erwiesen, daß die beiden Walchschen Ausgaben nicht
mit einbezogen waren; erst recht war es überholt, seit die Münchener
Ausgabe sich durchzusetzen begann. Kawerau wiederum
ging von der zeitlichen Folge der Lutherschriften aus. Die rasche
Auffindung einer Schrift setzte aber einige Kenntnis vom Ablauf
des Schaffens Luthers voraus, überdies war der Umfang des Aufgenommenen
begrenzt.

Hier wird nun ein Dreifaches geboten, ein Alphabetisches
Verzeichnis der Schriften M. Luthers (S. 24—227), ein Schlüssel
zu den neueren Lutherausgaben (S. 231—342), sowie ein Chronologisches
Verzeichnis der Schriften Luthers (S. 345—366). Die
entscheidende Arbeit liegt bei dem alphabetischen Verzeichnis.
Hierzu wurden sämtliche Schriften Luthers aufgenommen und erhielten
nach dem Hauptstichwort ihres Titels ihren bezifferten
Platz, wie er sich durch die Stellung dieser Stichworte im Alphabet
ergab; so hat die große Schrift „Vom Abendmahl Christi,
Bekenntnis" (1528) Nr. 2, das Gutachten Luthers, Bugenhagens,
Crucigers, Majors und Melanchthons an den Pastor und Rat zu
Zwickau die Nr. 787. Für jede dieser Schriften ist außer dem
weitgehend vollständig wiedergegebenen Titel angegeben, wo sie
sich in der Weimarer, den Erlanger, der 2. und 3. Auflage der
Münchener, den Walchschen Ausgaben, der Braunschweiger, der
Clemenschen und des Bearbeiters eigener Ausgabe (Luther Deutsch)
finden, ferner, an welcher Stelle sie Köstlin-Kawerau behandeln.
Dazu kommt gegebenenfalls bei Widmungsschreiben, Gutachten
u. ä. der Hinweis auf die neueren Briefsammlungen, bei Disputationen
der auf Drews.

Bei der Umfänglichkeit der meisten Titel der Lutherschriften
ergeben sich oft außer dem Hauptstichwort auch Nebenstichworte,
zuweilen mehrere; auch sie werden alphabetisch eingeordnet, unter
Beifügung der Ziffer, die sie auf Grund ihres Hauptstichwortes
erhalten haben, bei dem dann Näheres zu ermitteln ist. So wird
die oben genannte Abendmahlsschrift eben auch unter „Bekenntnis
" notiert, aber lediglich mit der Ziffer 2 versehen. Ebenso ist
in das alphabetische Verzeichnis alles Schrifttum Luthers eingeordnet
, das sich auf Grund einer in ihm behandelten Bibelstellc
charakterisieren läßt, so daß etwa auf S. 88 f. sämtliche Schriften,
Thesen und Predigten Luthers zu den Korintherbriefen zusammengestellt
sind. Unter den Stichworten „Postillen" und „Predigten"
findet sich jede Predigt, mit einer Sonderziffer (Po. 1—412 bzw.
Pr. 1—2082) versehen, aufgeführt, — überflüssig zu sagen, daß jede
dieser Predigten mit ihrer Nummer versehen auch unter ihrer
Bibelstelle in der alphabetischen Gesamtordnung notiert wird.
Gerade diese Leistung ist besonders eindrucksvoll, auch für den,
der den Woernerschen Predigtindex kennt und handhabte.

Vom Grundprinzip des Werkverzeichnisses aus, das wir damit
in wesentlich sorgfältigerer Weise erhalten haben als Kawerau
es lieferte, ließ sich nun auf relativ geringem Raum für jede der
genannten Lutherausgaben, denen Drews zugesellt wurde, ein erschöpfender
Schlüssel für ihren Inhalt geben. Ein lediglich mit
WA 26, 301 etwa gekennzeichnetes Zitat läßt sich durch die den

Ziffern WA 26'____ 261—509 beigefügte Ziffer 2 als aus der

Schrift vom Abendmahl stammend identifizieren. Die in den modernen
Auswahlausgaben üblich gewordene Randnotierung der
Seiten der WA ermöglicht eine rasche Auffindung auch des Zusammenhangs
, in den das Zitat gehört.

Schließlich ergab sich auch für das Chronologische Verzeichnis
der Lutherschriften eine einfache Frucht dieses Systems: Es
brauchte der kurzen Titelangabe lediglich die Nummer des alphabetischen
Werkverzeichnisses beigegeben zu werden, um durch sie
alle erwünschten Auskünfte über die Fundorte zu erschließen.

Im Rahmen einer Besprechung läßt sich nicht alles aufzählen,
was etwa an Feinheiten der Verweisung und Unterscheidung angebracht
worden ist. Nur auf Eines sei noch verwiesen, daß nämlich
die Beachtung der Nebenstichworte oft auch eine erste Übersicht
über sachlich zusammengehörige Schriften ermöglicht. So findet
man etwa unter dem Stichwort Obrigkeit sechs Titel von
Schriften, die dieses Wort enthalten!

So sachgemäß und praktisch die gestellte Aufgabe hier angepackt
ist, so mustergültig ist sie bis hin zum Drucktechnischen
gelöst. Das war nur möglich durch den rastlosen Einsatz nicht nur
arbeitsfreudiger, sondern auch einsichtiger, kundiger Mitarbeiter,
von denen neben Gerhard Jordan vor allem Ernst O. Reichert
zu nennen ist, beide ja im wahrsten Sinne des Wortes
„von Hause aus" der hegenden Arbeit am Erbe Luthers verbunden
.

Man hat gelegentlich in der letzten Zeit darauf hingewiesen,
die Autoren möchten bei Lutherzitaten außer den reinen Stellenangaben
wenigstens kurz den Titel der angezogenen Schrift angeben
. Angesichts dieses uns nunmehr zur Verfügung 6tehenden
Werkverzeichnisses wäre es wünschenswert, diese Anregung in der
Form zu verwirklichen, daß man auf jeden Fall die Alandschen
Hauptstichworte bzw. seine Titelgebung dabei verwendete. Man
könnte sogar noch weiter gehen und zur rascheren Identifizierung
z.B. etwa ein „Aland Nr. 51" hinzufügen.

Das Buch wird seinen Weg machen. Daß das Vorwort — übrigens
zugleich eine „Gebrauchsanweisung" — bereits die Möglichkeit
einer zweiten Auflage ins Auge faßt, ist sicher nicht zu
optimistisch. Mir ist von einem Benutzer die Frage vorgelegt
worden, ob nicht die Mülhauptsche Sammlung zu Luthers Evangelienauslegung
mit verarbeitet werden könnte. Beachtung verdient
vielleicht auch im Blick auf den gewiß nicht kleinen Kreis englisch
sprechender Benutzer die große im Erscheinen begriffene
Übersetzungsausgabe, die vielleicht analog den deutschen Ausgaben
hineingearbeitet werden könnte, zumal sie viel umfangreicher
sein wird als selbst die Münchener Ausgabe. Diese Anregungen
möchten zugleich ein Dank sein für dies glänzende Stück, das
mit dem vorliegenden Buch unserem wissenschaftlichen Handwerkszeug
hinzugefügt worden ist.

Greifswald Ernst Kahler

Calvin, Johannes: Predigten über das 2. Buch Samuelis. In der Ursprache
nach der Genfer Handschrift hrsg. von HannäTl ü c k e r t.
Bd. I: Lfg. 6.7. Neukirchen: Buchhandlung des Erziehungsvereins
[1957]. S. 393—552. 4°. DM 9—.

Die Herausgabe der noch unveröffentlichten Predigten Calvins
— ca. 570! — wurde 1936 von Rückert begonnen. 5 Lieferungen
sind vor dem Kriege erschienen. Die Ausgabe wird nun
fortgesetzt und soll mit Unterstützung des Reformierten Weltbundes
durch eine Reihe von Gelehrten durchgeführt werden.
Die Leitung wird nach dem Erscheinen der Samuelpredigten, die
Rückert noch herausgeben will, durch Erwin Mülhaupt, Wuppertal
übernommen werden, der sich durch seine Arbeit: Die Predigt
Calvins 1931 für diese Arbeit bereits bestens qualifiziert hat.
M. hat in der Reformierten Kirchenzeitung, Jahrg. 1956, Nr. 13
u. 14 in einem Aufsatz: Wird sich das Schicksal der ungedruckten
Calvinpredigten wenden? über die Aufgabe und besonders
über ihren Gegenstand, die noch vorhandenen und im Augenblick
nicht auffindbaren Manuskriptbände mit Predigten Calvins, ausführlich
berichtet. Es sei nachdrücklich auf diese Fortführung der
Ausgabe von Calvins Werken im Corpus Reformatorum hingewiesen
. Über die Texte des CR, soweit sie überhaupt auf Manuskripte
zurückgehen, hinaus bringt die neue Ausgabe in einem