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Ausgabe:

1957 Nr. 8

Spalte:

594

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Börsting, Heinrich

Titel/Untertitel:

Geschichte des Bistums Muenster 1957

Rezensent:

Stupperich, Robert

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Seite 1

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593 Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 8 594

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kraftvollste und bedeutendste Persönlichkeit der Waldenserkirche"
(S. 15 5) gewesen wäre. Der Ton des ganzen Werkes ist apologetisch
. Die Zeugen Christi werden als Helden bewundert und ihre
„Stolze Haltung" (S. 59 und öfters) wird fortwährend gepriesen.

Rom ValdoVinay

Börsting, Heinrich, Dr., Bistumsarchivar: Geschichte des Bistums
Münster. Im Auftrage des Deutschen Instituts für wiss. Pädagogik
Münster. Bielefeld: Deutscher Heimat-Verlag 1951. 303 S. m. zahlr.
Abb., 1 Taf. gr. 8°. Lw. DM 6.-.

Die vorliegende Veröffentlichung soll wohl in erster Linie
Schulzwecken dienen. Der anspruchslose annalistische Bericht, nach
der Reihenfolge der Bischöfe gegliedert, reicht von der karolingi-
schen Gründung bis zur jüngsten Vergangenheit. In der Darstellung
werden die Beziehungen des Bistums zum Reich ebenso behandelt
wie die kirchlichen Ereignisse des Landes, das Bildungswesen
, die Frömmigkeit und die kirchliche Kunst. Beigegeben ist
ein Verzeichnis der Weihbischöfe und ein geschichtlicher Überblick
über die Pfarren der Diözese.

Miinster/Westf. R. Stupperich

KIRCHENGESCHICHTE: ALTE KIRCHE

ie Brüderunität 1457—1957. Prag: Kaiich 1956. 304 S. Preis
30 Kcs.

So heißt der Sammelband von sieben Beiträgen, welcher zum
500jährigen Jubiläum der Gründung der Brüderunität herausgegeben
wurde und dessen Verfasser vorwiegend Professoren und
Dozenten der evangelischen theologischen Comenius-Fakultät in
Prag sind.

Der erste und ausführlichste Beitrag stammt aus der Feder
des Kirchenhistorikers Rudolf R ican, der sich bemüht, in zwanzig
kurzgefaßten Kapiteln eine Übersicht der Geschichte der Uni-
tät von ihren Anfängen bis zu ihrem Ausgang in der neuesten
Zeit zu geben, da die evangelischen Kirchen der Gegenwart in
Böhmen und Mähren ihr Erbe übernommen haben. Neben diesem
mehr allgemein historischen Aufsatz, der aber in Einzelheiten
auf die neueste Forschung Bezug nimmt, befaßt sich F. M.
B a r t o s, der besonders berufene Kenner der tschechischen Reformation
, in seiner aufschlußreichen Studie „Die Unität und die
Reformatoren" mit den Beziehungen der Brüder zu Erasmus, Luther
, Zwingli, Capito, Butzer und Calvin. Amedeo Molnar s
Aufsatz ist mehr eine Monographie, in der er sich mit der Geschichte
und mit der Bedeutung der brüderischen dreifachen Abstufung
der Mitgliederschaft in der Unität befaßt. Er zeigt die
altkirchlichen und patristischen Wurzeln, aus denen die Struktur
des KirchenbegTiffes bei den Brüdern emporwächst, sowie die Absicht
und den Zweck ihrer Auffassung: einerseits handelte es sich
ihnen um die Unabhängigkeit ihrer Kirche von der gleichzeitigen
Gesellschaft, andererseits griffen sie mit ihrem Aufbau
der Gemeinde die Schichtung der damaligen feudalen Gesellschaftsordnung
an. Damit ist der Beitrag des Dozenten für Praktische
Theologie Jo6ef S m o 1 i k eng verbunden. Er heißt „Die soziale
Wirksamkeit der Unität". J. B. C a p e k, Professor an der philologischen
Fakultät der Karlsuniversität, bereichert das Buch mit
gründlichen Ausführungen über „Die kulturelle Entwicklung und
Bedeutung der Unität", wo er nichts außer acht läßt, was die
tschechische Kultur durch das reformatorische Werk der Brüder
gewonnen hat. Von dem verstorbenen Professor der slovakischen
evangelischen theologischen Fakultät in Bratislava Jän P. ß u r 0 -
v i £ haben wir in diesem Sammelbuch ein Bruchstück einer seiner
größeren Arbeiten, in welchem er das Leben der Brüder während
ihrer Emigration in der Slovakei schildert. J. L. Hromadka
widmet sieben Kapitel dem Vermächtnis der Unität für die heutige
Zeit. Es gelang ihm nachzuweisen, daß die Brüder keinen Orden
darstellen, und daß ihr Bemühen, das Leben der einzelnen
Glieder zu bestimmen, nicht ein Ausdruck einer gesetzlichen Religion
, sondern heiße Sehnsucht nach Verwirklichung und Geltung
der souveränen Herrschaft Christi ist. „Die Rückkehr zur Unität
ist nicht möglich", sagt er abschließend, „aber wenn wir ebenso
energisch auf das Wort Gottes horchen, wie es die Brüder getan
haben, kann aus Gottes Gnaden geschehen, daß auch unsere Worte
wie die Stimme einer Trompete ertönen".

Es ist nur zu bedauern, daß in diesem Buche nicht ein Artikel
Raum fand, der das eigentliche Gemeindeleben zeigte, wie es
wohl durch eine Studie über den Hirtendienst, wie er in der Unität
ausgeübt wurde, hätte geschehen können.

Podcbrady-Prag J.B. Jeschke

Ho ff mann, Lieselotte: Protestanten aus romanischen Ländern.

Sechs Lebensbilder. Basel: Reinhardt o. J. 166 S., 6 Abb. 8°.

„Dieses Buch . . . will ein Zeugnis dafür sein, daß, entgegen
der allgemein verbreiteten Ansicht, das Evangelium auch bei den
romanischen Völkern Eingang gefunden, ja, daß in diesen Ländern
sogar eine durchaus selbständige reformatorische Bewegung
stattgefunden hat (S. 7). Die Zeugen sind der Admiral Gaspar
de Coligny, die junge Spanierin Maria de Bohorques, die ihr Leben
im großen Auto da fe von Sevilla 1 5 59 endete, zwei Italiener
, d. h. Bernardino Ochino (besser als die sehr seltene Form
Occhino!) und Julia Gonzaga, weiter Blaise Pascal, ein „Protestant
in katholischer Hülle" (S. 143) und wieder ein Spanier aus
der Mitte des XIX. Jahrhunderts: Francisco de Paula Ruet, der
durch die Predigt des Waldenser Pastors Luigi Desanctis in Turin
evangelisch geworden ist. Die Erzählung ist manchmal romanhaft
, so z. B. wo über den ehemaligen katholischen Pfarrer und
Inquisitor Luigi Desanctis geschrieben wird, der „damals die

Tritsch, Walther: Christlidie Geisteswelt. Die Väter der Kirche,
(hrsg.). Baden-Baden: Holle Verlag [1957]. 337 S. 8° = Geist des
Abendlandes. Lw. DM 14.—.

In dem vorliegenden Band, der in der Reihe ,Geist des Abendlandes
' erschienen ist, werden die Kirchenväter der ersten 4 Jahrhunderte
vor den Wagen der heute weithin grassierenden christkatholischen
Abendland-Ideologie gespannt. Der Herausgeber und
Übersetzer W. Tritsch bemüht sich, in einer Einleitung klar zu
machen, was er will: „Die Aufmerksamkeit des Lesers soll also
durchaus auf die Gesamtentfaltung des christlichen Geistes in den
ersten fünf Jahrhunderten unserer christlichen Zeitrechnung gelenkt
werden und auf die Auseinandersetzungen dieses christlichen
Geistes mit der Antike, mit dem Alten Testament, mit den Einflüssen
der östlichen Mystik und der westlichen Skepsis, also mit
dem alten, magischen Namenszauber, mit der transzendenten Gerechtigkeitsidee
des wägenden und vergeltenden Allrichters, mit
Beschwörungsformeln von Bauern und Züchtern, mit dem gewitzten
Wissen von Kaufleuten, dem törichten oder gerissenen Geschwätz
der Schönredner, dem ahnungslosen Folgern oder weisen
Wissen der Philosophen" (S. 13). Fürwahr, ein umfangreiches Programm
, auf dessen Durchführung man aber vergeblich hofft. Sie
wäre wohl auch kaum in einem kleinen Band zu erreichen gewesen.

Weder die Vorrede noch die Einleitungen zu den einzelnen
Abschnitten vermögen dem Leser zu erklären, was eigentlich das
Abendland ist, zu dessen Gestaltung die Kirchenväter beigetragen
haben sollen. Mit einer bewundernswerten Primitivität werden
die merkwürdigsten Behauptungen aufgestellt (z.B. die, daß Athanasius
auf dem Konzil von Nicaea von entscheidendem Einfluß
gewesen sei), die Unterschiede eingeebnet und damit der Blick
auf die historische Wirklichkeit und Wahrheit verbaut. Auch wenn
die Übersetzung der Texte weithin richtig ist, so wird man der
Auswahl nicht recht froh: Warum wird z.B. von Cyprian (T.
schreibt Zyprian!) nur ein Textabschnitt aus de mortalitate
geboten, über den Beitrag Cyprians zur Entwicklung des abendländischen
Kirchenbegriffs — für die abendländische Geisteswelt
nun doch wahrlich ein entscheidender Faktor — aber kein Wort
gesagt und kein Text dazu geboten. Wahrscheinlich hat der
Herausgeber gespürt, daß damit sein falsches und völlig einseitiges
Geschichtsbild in Frage gestellt würde. Auch die fehlerhaften und
unvollständigen (unvollständig im Sinn einer sachgemäßen
Auswahl) Literaturangaben steigern nicht den Wert des Werkes.
Wer z. B. über Euseb oder Athanasius sich orientieren will, muß
nadi wie vor auf Ed. Schwartz verwiesen werden; von dessen Arbeiten
hat der Verf. keine Notiz genommen.

Im Ganzen: ein erstaunliches speeimen ignorantiae! Der Fachmann
lernt nichts aus diesem Buch und dem breiteren Publikum
wird ein falsches Bild vermittelt.

Bonn W. Sch n eem e 1 ch e r