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Ausgabe:

1957 Nr. 1

Spalte:

35-36

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Adler, Nikolaus

Titel/Untertitel:

Taufe und Handauflegung 1957

Rezensent:

Haenchen, Ernst

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Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 1

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droit de nature, il la recoit de Dieu comme ou don et en relation
avec sa mission" (S. 288; vgl. 290).

Der zweite Punkt, in dem ich mit dem Verf., wenigstens im
Wesentlichen, einig bin, ist seine Interpretation der joh. Escha-
tologie. Er sieht völlig richtig, daß das Amt (le Röle) Jesu das
eschatologische ist; daß sich also in seinem Kommen das Gericht
vollzieht (S. 173). Mit Recht wendet er sich dagegen, daß die
Begriffe des Lebens und des Todes bei Joh. spiritualisiert werden
(S. 184), sie behalten ihren tradierten eschatologischen Sinn.
„II (sc. Joh.) ne fait que deplacer l'evenement eschatologique: le
moment decisive est celui de la venue de Jesus sur la terre et de
sa predication aux hommes" (S. 174). Die „conception purement
eschatologique" ,,se modifie chez lui en ce que la vie eternelle
devient un bien que l'on possede des maintenant. Mais eile ne
perd pas pour autant son caractere eschatologique" (S. 187).
„Aucune interiorisation, aucune spiritualisation de cette notion
chez Saint Jean" (S. 195; vgl. S. 228). Freilich scheint mir die
Paradoxie, die im joh. Lebensbegriff enthalten ist, nicht hinreichend
zum Ausdruck gebracht worden zu sein, da der Verf. an der
Ursprünglichkeit der Sätze festhält, die die traditonelle Eschato-
logie aussprechen, und die ich nur für redaktionelle Zusätze zum
ursprünglichen Evg. halten kann wie 5, 28 f. u.a. Der Verf. sieht
hier, wie ja auch viele protestantische Exegeten, keine Schwierigkeit
. Über das Verhältnis des dem Glaubenden schon jetzt geschenkten
Lebens zu der künftigen Auferstehung urteilt er: „Le
lien persiste entre la vie eternelle et la resurrection finale, bien
que la vie eternelle soit objet de possession actuelle. La resurrection
n'en sera plus le point de depart, mais la sanction" (S. 187).
Das ewige Leben ist zwar „une realite actuelle, apportee dans le
monde par le Christ", aber es behält seinen eschatologischen Sinn:
„Elle demeure le salut et la felicite du monde futur; acquise des
maintenant, eile Lest moins comme une chose possedee dont on
pourrait jouir, que comme un heritage assure dont on jouira
plus tard" (S. 193).

Trotz meiner kritischen Einwendungen scheide ich von dem
Buch mit dem erfreuenden Eindruck eines weitgehenden Einverständnisses
in der Interpretation entscheidender joh. Gedanken,
übrigens auch — um das nicht unerwähnt zu lassen — einer Ubereinstimmung
in manchen exegetischen Einzelheiten.

Marburg/Lahn Rudolf Bultmann

Adler, Nikolaus, Prof. Dr. theol., Lic. bibl.: Taufe und Handauflegung
. Eine exegetisch-theologische Untersuchung von Apg. 8, 14—17.
Münster: Aschendorif 1951. 131 S. gr. 8° = Neutestamentl. Abhandl.,
hrsg. v. M. Meinertz, XIX, 3. Kart. DM 7.65.

A. behandelt eine für die katholische Sakramentslehre wichtige
Stelle. Er beginnt mit einer interessanten Übersicht über die
bisherige Auslegung (A: S. 9—22). Ihr folgt eine kurze literar-
kritische Untersuchung mit dem Ergebnis: Die Verse gehen auf
Lukas zurück und erlauben keine Rückschlüsse auf Quellen (B:
S. 22—34). Im Abschnitt C (S. 35-57) bespricht der Verf. die
Reise der Apostel nach Samaria (darunter versteht er die Landschaft
; die Stadt sei Sichern). Ob Handauflegung und Geistver-
leihung von Anfang an beabsichtigt waren, läßt er dahingestellt
(56). Der längste Abschnitt (D: S. 58-108) befaßt sich mit der
einzigartigen Tätigkeit der Apostel in Samaria: Hier wird zum
erstenmal die — wie A. meint, von Jesus „bestimmt" angeordnete
— Handauflegung mit dem Geist verbunden. Der Schlußabschnitt
(E: S. 109—117) legt die Bedeutung der Stelle dar: Sie ist
„die älteste klare biblische Urkunde für . .. die Firmung . . ."
(III)- Da nur Apostel durch Handauflegung den Geist vermitteln
, erweise sich hier ferner schon für die frühe Kirche eine hieratische
Gliederung (114 ff.). Verzeichnisse der Literatur und der
Schriftstellen sowie ein Sach- und Namenregister schließen die
fleißige Arbeit ab. Ihre Methode beschreibt der Satz: „Die natürlichste
Erklärung von Apg. 8, 14—17 lautet: Man halte an dem
Text fest, so wie er lautet, und betrachte die Begebenheit von
Samaria, so wie sie uns Lukas erzählt, als geschichtlich" (106).
Ein kritisches Eingehen auf den Text ist damit ausgeschlossen.
Welche Mühe er der katholischen Forschung bereitet, wird von
Anfang an deutlich: Schon die frühen Väter ringen mit der
Schwierigkeit, daß Taufe und Geistesempfang zusammengehören,

hier aber getrennt erscheinen. Die Formel „baptismus facit, con-
firmatio" (= Firmung) „perficit Christianum" (106) verdeckt,
aber löst nicht das Problem. Denn aus ihr würde folgen, daß die
Taufe einen unvollkommenen Christen schafft. Die Erkenntnis,
daß die ursprüngliche Philippus-Simon-Geschichte (in der Simon
von Philippus die Wundermacht kaufen wollte) durch Einfügung
der Apostelreise abgebrochen und mit einem neuen, die Apostel
verherrlichenden Schluß versehen wurde, kann sich der Verf. von
seinen Voraussetzungen her nicht zu eigen machen.

Münster e. Haenchen

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Von W. Nigg sind im Laufe des letzten Jahrzehnts eine

stattliche Reihe von Büchern mit z. T. gewichtigen kirchen- und