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Ausgabe:

1957 Nr. 7

Spalte:

527

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Alt-Katholisches Jahrbuch, 1957 1957

Rezensent:

Spuler, Bertold

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527

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 7

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setzt, doch hielt er sich nicht daran, sondern führte die Geschäfte
weiter! In Genf war der Priester von Notre-Dame, Gaspard
Mermillod, Gegenstand schwerer Konflikte. Er übte gewisse bi-
schöfliche Funktionen aus, wurde deshalb von der Regierung abgesetzt
. Doch Papst Pius IX. ernannte ihn zum Apostolischen Vikar
des Kantons Genf. Da nun vom Bundesrat die heimliche Errichtung
eines Bistums Genf vermutet wurde, erklärte dieser jede
dahinzielende kirchliche Verfügung als ungültig. Mermillod hielt
sich indessen an die Weisung Roms, deshalb wurde er am 17. Februar
1873 des Landes verwiesen. Die Lage verschärfte sich dadurch
, daß bei den Erneuerungswahlen des Oktobers 1872 die
radikale Partei verstärkt in National- und Ständerat einzog. —
Die aus den Verhandlungen hervorgehende Vorlage der revidierten
Bundesverfassung mit der verschärften Fassung des Artikels
51 (Jesuitenartikel) wurde von Ständen und Volk mit überwältigender
Mehrheit angenommen. Die Abstimmung fand am
19. April 1874 statt.

Guggisberg entwirft auf Grund der von ihm durchforschten
Quellen ein anschauliches Bild der verschiedenen kirchenpolitischen
Strömungen, die zwischen 1870 und 1874 aufeinanderprallten
. Daß der Jesuitismus mit dem Vatikanum innerhalb des
römischen Katholizismus herrschend geworden ist, kann nicht
bestritten werden. Indessen müßte doch nach Meinung des Rezensenten
stärker berücksichtigt werden, daß das Selbstverständnis
der römischen Kirche, wie es sich in den Enzykliken und dem
Codex Iuris Canonici ausdrückt, nicht allein in der Societas Jesu,
sondern ebenso in andern Orden, darüber hinaus in der römischen
Hierarchie überhaupt maßgebend ist. Ihm ist ebenfalls die
„katholische Aktion" als Aufgebot der Laien verpflichtet. Deshalb
stellt sich nach wie vor die Frage, ob der ,.Jesuitenartikel"
der schweizerischen Bundesverfassung noch berechtigt und wirksam
6ei. Der Rezensent möchte beides verneinen.

Züridi Rudolf Pfister

O

Alt-Katholisches Jahrbuch 1957 mit Jahresweiserund
Behördenverzeichnis. Im Auftr. d. kathol. Bistums Bonn der Altkatholiken
Deutschlands hrsg. v. Pfr. P. F. Pfister, Frankfurt/M.
Bonn, Gregor-Mendel-Str. 25: Verlag des Bistums Bonn 1957. 104 S.
m. Abb. gr. 8°. DM 2.-.

Nach einem kriegsbedingten Unterbruch ist der „Alt-Katholische
Kalender" seit einigen Jahren unter Pfr. P. F. Pfister
als Schriftleiter zu neuem Leben erwacht. Er bemüht sich seither,
wie mir scheint mit Erfolg, Bausteine zu einer Selbstdarstellung
dieser kirchlichen Gemeinschaft zu bieten. Dementsprechend hat
er seinen Namen jetzt in „Kirchliches Jahrbuch" geändert.

Der vorliegende Jahrgang stellt das Priestertum in den
Mittelpunkt der Betrachtung. Ihm, seiner Funktion und seinen
Aufgaben in der alt-katholischen Kirche, seinen Ausbildungsstätten
und seinen Gemeinschaften sind die wesentlichen Aufsätze
des Jahrbuchs gewidmet. Sie sind auf allgemeine Unterrichtung
abgestellt und gut illustriert, haben aber nicht die Absicht,
speziell dem Theologen Neues zu bieten. Daneben besitzen die
Berichte über die Entwicklung der alt-katholischen Kirche in den
einzelnen europäischen Ländern in den Jahren 1955/56 und das
Behördenverzeichnis dokumentarische Bedeutung. So darf das
„Jahrbuch" auch die Aufmerksamkeit konfessionskundlich interessierter
Kreise anderer Kirchen beanspruchen.

Hamburg Bertold S p u 1 e r

Bishop of Derby: The Filioque Clause.

Scottish Journal of Theology 10, 1957 S. 166—173.
Christians Convictions and Attitudes in Relation to the

Jewish People.

The Ecumenical Review IX, 19 57 S. 303—310.
Ehrhardt, Arnold: Petrus, Rom und die Ökumene.

Evangelische Theologie 17, 1957 S. 117—127.
Evanston I und die Evangelische Kirche der Union. Thesen des

Theologisch-Ökumenischen Arbeitskreises der EKU zur Sektion I der

Weltkirchenkonferenz.

Monatschrift für Pastoraltheologie 46, 1957 S. 146—151.
Goodare, Margaret Rhodes: Survey of Reviews of „A History of
the Ecumenical Movement".
The Ecumenical Review IX, 1957 S. 279-283.

Hildmann, Gerhard und S a r t o r y, Thomas: Katholische und

evangelische Frömmigkeit. Ein Gespräch.

Una Sancta 12, 1957 S. 9—29.
H o p f, F. W.: Im Kampf gegen den Unionismus.

Lutherische Blätter 9, 1957 S. 4—12.
House, Francis: The Ecumenical Significance of the Patriarchate of

Constantinople.

The Ecumenical Review IX, 1957 S. 310—320.
Kinder, Ernst: Zu dem Bericht des Zentralausschusses über das

„Proselytismus"-Problem.

Ökumenische Rundschau 6, 1957 S. 9—23.
Köster, Heinrich M.: Protestant reaction to Mary's A6Sumption.

Theology Digest V, 1957 S. 105—108.
Küppers, W.: Bericht über die 6. Studientagung altkatholischer Theologen
vom 24.-30. September 1956 in Bonn/Rh.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 65, 1957 S. 21—34.
Mehl, Roger: The Ecclesiological Significance of the World Council

from a Roman Catholic Standpoint.

The Ecumenical Review IX, 1957 S. 240—252.
Nelson, J. Robert: Viele Bilder für die Eine Kirche.

Ökumenische Rundschau 6, 1957 S. 1—9.
— Survey of Church Union Negotiations.

The Ecumenical Review IX, 1957 S. 284—302.
Niebuhr, Reinhold: Theology and Political Thought in the Western

World.

The Ecumenical Review IX, 1957 S. 253—262.
Putsch, Kurt: Die wahre Katholizität.

Internationale Kirchliche Zeitschrift 65, 1957 S. 6—20.
R a h n e r, Karl: The apostolate of Iaymen.

Theology Digest V, 1957 S. 73—79.
Robinson, John A. T.: Intercommunion and Concelebration.

The Ecumenical Review IX, 1957 S. 263—266.
Schaeder, Hildegard: Grundprobleme des evangelisch - orthodoxen

Gespräches.

ökumenische Rundschau 6, 1957 S. 23—43.

Strathmann, Hermann: Marientum oder Christentum?
Junge Kirche 1956 S. 219—228.

T o t z k e, Wolfgang: Tradition und neue Formen in der Kirche Griechenlands
.

Una Sancta 12, 1957 S. 37—41.
Weber, H. R.: A Greenhorn's Impressions of the People of God in
North America.

The Ecumenical Review IX, 1957 S. 267—278.

CHRISTLICHE KUNST

Rosenberg, Alfons: Die christliche Bildmeditation. München-Pla-
negg: Otto-Wilhelm-Barth-Verlag 1955. 302 S., 51 Abb. im Text,
1 färb. Taf. 8°. Lw. DM 16.80.

Das Buch handelt von Meditationsbildern und Bildmeditation
. Dem Titel nach wird der Hauptakzent auf die Meditationskunst
gelegt, ein heute verkümmertes und neu zum Leben zu
erweckendes Vermögen gläubiger Seelen. Der Verf. ist Katholik.
Der Leser erkennt bald, daß er im Strom mittelalterlicher und
barocker mystischer Tradition schwimmt, aus dem auch sein sonstiges
Schrifttum gespeist ist. In der vorgetragenen Bildtheologie
erkennt der Kritiker schnell Augustins Imagolehre wieder. Der
Mensch zum Ebenbilde Gottes geschaffen, Christus das vollkommene
Ebenbild Gottes, die menschliche Seele ein Speicher
ewiger Urbilder: auf diesen Grundpfeilern ruht das System der
Entsprechungen nach der Analogie des Seins, das in der Meditation
6eelisch zu aktivieren ist, in einem „denkenden Schauen
der Urbilder des Seins, die wie Sterne im Innern des Menschen
aufleuchten" (ll). Dem Verf. ist es ein Leichtes, orientalische
Methoden (Yoga, Mandala) in die Betrachtung positiv einzube-
ziehen, ebenso Ergebnisse der Tiefenpsychologie Jungs. Die Entfaltung
der Problematik erfolgt ohne gelehrte Rückgänge auf
dogmengeschichtliche Entwicklungen, sondern in gemeinverständlichem
freien Gespräch mit dem Menschen der Gegenwart.

Die konkrete Übung der Bildmeditation geschieht meist an
mittelalterlichen Kunstwerken, wobei natürlich eine Auswahl in
der Thematik getroffen werden mußte. Der Verf. entschied sich
für die Meditation des Kreuzes, des Herzens, des Labyrinthes
und für die Meditationstafel des Klaus von Flue. Die Meditation