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Ausgabe:

1957 Nr. 7

Spalte:

512

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Bauer, Heinrich

Titel/Untertitel:

Die Mark Brandenburg 1957

Rezensent:

Delius, Walter

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511

Theologische Literaturzeitung 1957 Nr. 7

512

B e n o i t, Pierre: L'Enfance de Jean-Baptiste Selon Luc 1.
New Testament Studies 3, 1957 S. 169—194.

B i r ds all, J. N.: The Text of the Gospels in Photius: II,
The Journal of Theological Studies VII, 19 56 S. 190—198.

Bonnard, Pierre: L'Esprit Saint et l'Eglise Selon le Nouveau Testament
.

Revue d'Histoire et de Philosophie Religieuses 37, 1957 S. 81—90.
Bornkamm, Günther: Die eucharistisdie Rede im Johannes-Evangelium
.

Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 47, 1956 S. 161
bis 169.

Brownlee, William H.: Messianic Motifs of Qumran and the New
Testament.

New Testament Studie« 3, 1957 S. 195—210.
Buse. Ivor: The Markan Account of the Baptism of Jesus and Isaiah
LXIII.

The Journal of Theological Studies VII, 19 56 S. 74-75.
Ciavier, H.: L'ironie dans l'engeignement de Jesus.
Novum Testamentum I, 1956 S. 1—20,

KIRCHEN GESCHICHTE: ALLGEMEINES
UND TERRITORIALKIRCHEN GESCHICHTE

Latourette, Kenneth Scott: Geschichte der Ausbreitung des Christentums
. Gekürzte deutsche Ausgabe v, R. M. Honig mit einem
Vorwort von H. Dörries. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1956.
482 S. gr. 8° = Theologie der Ökumene, Bd. 4. Lw. DM 19.20.

Hier trifft es in vollem Umfange zu, daß die Erscheinung
dieses Buches eine wirkliche und empfindliche Lücke im deutschen
Schrifttum ausfüllt. Denn was an missionsgeschichtlichen Darstellungen
der Weltmission in deutscher Sprache vorhanden ist,
ist ungenügend, veraltet und schwer greifbar, und die kirchen-
geschichlichen Lehrbücher enthalten den hier gebotenen Stoff
nicht.

Das Unternehmen, die bekannten 7 Bände der „History of
the Expansion of Christianity" (New York & London 1937
—1945) in einer relativ kurzen Zusammenfassung darzubieten,
muß als gelungen bezeichnet werden. Da vorausgesetzt werden
konnte, daß sich ein deutscher Leser über die ersten fünf Jahrhunderte
leicht und zuverlässig orientieren kann, wurde die Darstellung
dieser Periode am meisten gekürzt und auf die S. 11—24
zusammengedrängt. Mit S. 25 fängt der Teil an, der dem deutschen
Theologen und allen, die sich mit der Ökumene und ihrem
Werden beschäftigen, neue Tatsachen und neue Erkenntnisse
bringen wird. Denn alle Jahrhunderte und alle Länder werden
durchschritten, und über das englische große Werk hinaus wird
hier sogar eine Erweiterung geboten, indem die Zeit der letzten
10 Jahre, wenn auch nur auf 15 Seiten, eine Beschreibung findet.
Ein ausführliches Namen- und Sachregister erleichtert die Benutzung
des Buches. Zu den Besonderheiten dieses Buches gehören
die Nüchternheit, die Einbeziehung auch der röm.-kath.
Ausbreitungsarbeit, die mit einer Fülle von Namen und Daten
belegte Nachzeichnung der ev. Weltmission und auch ihrer Rückschläge
und der eingetretenen Verluste, die jedem Kapitel vorangestellte
Einführung in den betr. Zeitabschnitt und der am
Schlüsse des Kapitels kommende Hinweis auf die Gesetze, die
sich in der geschilderten Entwicklung ausgewirkt haben, und der
Aufweis der gegenseitigen Beeinflussung von Umwelt und Kirche.
Es fehlen naturgemäß die Literaturangaben aus der großen engl.
Vorlage, auf die der theologisch und historisch interessierte Leser
um so nachdrücklicher hingewiesen werden soll.

Den Vorzügen gegenüber fallen Mängel wenig ins Gewicht.
Immerhin seien einige genannt: Es wird nicht gesagt, was die
Herrnhuter 1760 in Tranquebar wollten (S. 92), wie denn die
Nikobaren-Mission im ganzen Buche nicht vorkommt und also
auch nicht bekannt wird, daß Missionar Poitzenhagen von der
Dänisch-Halleschen Mission schon am 31.8. 1756 nach den Niko-
baren gegangen war. Das als Abzugsjahr der Herrnhuter genannte
Jahr 1803 stimmt nicht, da die letzten Boten Weber und Ramsch
schon 1802 in Europa landeten.

Verwunderlich und höchst bedauerlich ist ein Übersetzungsfehler
auf S. 123, wo die bekannte Losung der Studentenfreiwilligen
-Bewegung so lauten soll: „Bekehrung (!) der Welt zum

christlichen Glauben (() in dieser Generation." Weil diese Entstellung
gerade in deutschen Kreisen schriftlich und mündlich tradiert
zu werden pflegt, sei mit Nachdruck auf die richtige Fassung
„Evangelisation der Welt in dieser Generation" und auf die
authentische Interpretation hingewiesen, die ihr noch der alte
John Mott gegeben hat: „Evangelisation im weiteren Sinn",
Kreuzverlag Stuttgart 1947, S. 111—141.

Als Fehlurteil empfinde ich es, wenn S. 343 gesagt wird, in
der protestantischen Mission sei, dem Wesen des Protestantismus
entsprechend, stärker und vorbehaltloser als in der kath.
Missionsarbeit die Übertragung der kirchlichen Autorität auf
einheimische Führer angestrebt worden. Das Gegenteil läßt sich
nachweisen, trotz des guten Anfangs durch Ziegenbalg und trotz
manchen guten Beispiels vor allem nicht-deutscher ev. Missionen.
Auf Ambon z.B. hat es 360 Jahre nach der ersten Taufe und
270 Jahre nach dem Evangelischwerden der Insel gedauert, bis
1882 der erste ambonesische Pfarrer eingestellt wurde. Gern
hätte man über die Existenz und die erstaunlichen Hilfeleistungen
des Lutherischen Weltbundes mehr gehört als es auf S. 351 zu
flüchtig geschieht. S. 398 muß es im Deutschen „Jainas" heißen.
S. 3 80: Madagaskar war während des 2. Weltkrieges nicht von
den Deutschen besetzt.

Halle/S. Arno Lehmann

Bauer, Heinrich, Dr.: Die Mark Brandenburg. Geschichte einer deutschen
Landschaft. Berlin: Haller 1954. 168 S., 16 Taf 4° Lw
DM 12.-.

Die Absicht des Buches, die Heimatliebe zu wecken, ist angesichts
der Umschichtung der Bevölkerung seit 1945 begrüßenswert
. Der Verfasser hat seine Darstellung aufgegliedert in die
Vorgeschichte, welche er auf Grund der Ausgrabungen, der Volkskunde
, der Gebräuche und der Sagen der Mark schildert, und in
eine Geschichte dieses Gebiet, welche bereits mit dem Jahre 1806
schließt. Es folgt dann eine Schilderung der einzelnen Landschaften
und Städte. Ein letzter Abschnitt behandelt die Kultur des
18. und 19. Jahrhunderts. Das Buch ist kein wissenschaftliches
Buch. Als solches müßte es einer scharfen Kritik unterzogen werden
. Es ist z.B. unmöglich zu sagen, daß außer der Gründung der
Universität Frankfurt (Oder) i. J. 1506 die „Herrschaftszeit" der
Kurfürsten dieses Jahrhunderts „von weniger großer Bedeutung
war". Man kann auch Geschichte nicht mehr im Stil Otto Hintzes:
„Die Hohenzollern und ihr Werk" schreiben, ein Buch, daß der
Verfasser seiner Darstellung zugrunde gelegt hat. Im übrigen trägt
die Darstellung in keiner Weise der gegenwärtigen Situation
Rechnung, in welcher sich die Mark Brandenburg befindet. Gute
Bildbeigaben versuchen, das Buch anschaulich zu machen.

Berlin Walter Delius

Vasella, Oskar: Österreich und die Bündnispolitik der katholischen
Orte 1527—1529. Rektoratsrede zur feierlichen Eröffnung des Studienjahres
am 15. Nov. 1948. Freiburg/Schweiz: Universitätsbuch-
handig. 1951. 122 S gr. 8° = Freiburger Universitätsreden. N. F.
Nr. 11.

Oskar Vasella, Ordinarius für Schweizergeschichte an der
Universität Freiburg i. Ue., ist der reformationsgeschichtlichen
Forschung gut bekannt durch seine zahlreichen Aufsätze vor allem
zur Geschichte Graubündens. In der vorliegenden, offenbar
erweiterten Rektoratsrede, wendet er sich dem größeren Thema
der konfessionell bedingten Bündnispolitik auf der katholischen
Seite zu. Seine Untersuchungen knüpfen naturgemäß an die
grundlegende Arbeit von Hermann Escher, „Die Glaubensparteien
in der Eidgenossenschaft und ihre Beziehungen zum Ausland",
Frauenfeld 18 82, an, gelangen aber, dank intensiven Nachforschungen
in österreichischen Archiven, in vielen Punkten zu neuen
Ergebnissen und interpretieren die Dinge anders.

Im 1. Abschnitt „Über das Verhältnis Österreichs zur Eidgenossenschaft
1521—1526" zeigt V., daß es sehr schwierig war,
zwischen den mit Frankreich verbundenen eidgenössischen Orten
und Österreich eine neue Beziehung herzustellen. Die Verabredungen
betreffend die Auslieferung von aufrührerischen Leuten
im Zusammenhang mit dem Waldshuterhandel von 1524 hält V.
mit Recht nicht für ein konfessionelles Bündnis oder gar schon
für eine Vorstufe der „Christlichen Vereinigung" von 1529. Im